Chapter 10-Obdachlos
Es war nichts weiter passiert an jenem Abend. Zumindest nachdem er mir sein dunkles Geheimnis gebeichtet hatte, war die Stimmung absolut tot. Nicht dass ich vorgehabt hätte, etwas anderes zu tun als zu reden. Es war einfach sehr persönlich gewesen, seine Wohnung zu betreten und seine Geschichte zu erfahren. Die folgenden Tage gab ich mir Mühe, das Wissen das ich erlangt hatte, so gut wie möglich zu verdrängen. Und mich Ian gegenüber bei der Arbeit, als auch in unserer Bar normal zu verhalten. Es klappte eigentlich ziemlich gut, aber trotzdem musste ich jeden Abend bevor ich ins bett ging, darüber nachdenken. Als ich meinen Computer am Arbeitsplatz runterfuhr und meine gläserne Wasserflasche in meine schwarze Tasche packte, hatte ich eigentlich vor, nach hause zu fahrend und dasselbe zu tun. Doch heute Abend lief es anders. Mein handy begann zu klingeln, gerade als ich auf den Knopf beim Lift drückte. Fremde Nummer. Sofort gefror mir das Blut in den Adern. Ich hatte niemandem erzählt was ich wusste, konnte es denn trotzdem sein dass sie Bescheid wussten über mich? Mit zitternden Händen nahm ich ab und war erleichtert, als sich der Empfang des Spitals meldete, indem hannah seit einigen tagen untergebracht war. Jetzt schon ziemlich langte eigentlich. Es machte mich wütend zu wissen, dass ich wegen Ian ab jetzt vor jedem unbekannten Anruf oder Spaziergänger vor meinem Haus Angst haben musste. Aber so war es jetzt nun mal. Ich meldete mich mit meinem Namen und wie ich helfen könne, während ich Ian zuwinkte, der gerade ins Treppenhaus abbog. Er rief mir ein lautloses Tschüss zu und verschwand. "Ich rufe bloss an um Ihnen mitzuteilen, dass Hannah sich heute selbst entlassen hat. Und das gegen ausdrücklichen ärztlichen Rat. Ihr Entzug war noch nicht beendet, ihr Körper müsste sich noch länger erholen." Ich schluckte und am anderen ende der Leitung war es kurz still. Als die Dame mit der freundlichen Stimme dann merkte, dass ich nichts sagen würde, redete sie weiter. "Ich weiß dass Sie nicht mit Ihr verwandt sind, aber sie waren der Einzige Besucher der mir nicht...zwielichtig vorgekommen war. Ich dachte sie würden es vielleicht wissen wollen." Ich räusperte mich, um den Kloss in meinem Hals zu vertreiben und bemühte mich dann um eine ruhige Antwort. "Vielen Dank, das ist nett von ihnen. Ich werde Hannah gleich anrufen und nach ihr sehen." Ich verabschiedete mich und legte auf. gehetzt tippte ich Hannahs Nummer ein, während ich wie wild auf den "Türe schließen" Knopf im Lift drückte. "Bitte nimm ab, bitte nimm das verdammte Telefon ab." Murmelte ich, während am anderen Ende regelmäßiges Tuten ertönte. Anrufbeantworter. Verdammt. Ich versuchte es erneut, doch wieder ging sie nicht ran. Panik machte sich in mir breit. Wer weiß was ihr in diesem Zustand alles hatte widerfahren können. Panisch und völlig ratlos ließ ich das Handy sinken und versuchte meine flache Atmung zu beruhigen. Dann schoss es mir durch den Kopf wie ein Geistesblitz. Kaum öffneten sich die Türen des Lifts mit dem altbekannten Ping, stürmte ich los wie ein Olympia Sprinter. Ich hoffte, Ian noch irgendwie einholen zu können, bevor er weg fuhr. Und siehe da, meine sportliche Einlage brachte tatsächlich was, ich konnte ihn noch auf dem Trottoir abfangen. Auf seinen fragenden Blick, nachdem ich ihn bei der Schulter gepackt hatte, reagierte ich mit einem Röcheln. Ausser Atem stemmte ich eine Hand in meine schmerzende Hüfte. Ich war noch nie die Sportlichste gewesen. "Ich...ich brauche deine Hilfe. Es geht um meine Freundin Hannah. Sie war auch an der Party und sie hat eure Drogen genommen. Ziemlich viel davon, und jetzt hat sie sich selbst aus dem Krankenhaus entlassen und geht nicht ans Telefon." Ich schnappte nach Luft um weiter zu erzählen. "Und jetzt mache ich mir Sorgen, aber weiss nicht, ob sie es bis zu sich nach hause geschafft hat." Er runzelte die Stirn und zog die Lederjacke enger zusammen, der Wind hier war wirklich echt bissig. "Das tut mir ja echt leid, aber wieso kommst du damit zu mir?" Ich stutzte. Ja wieso eigentlich. Er war einfach der erste gewesen, der mir in den Sinn gekommen war. Aber das konnte ich ihm ja auch nicht einfach sagen. "Naja, du hast das ja selbst einmal durchgemacht, ich dachte vielleicht könntest du mir helfen." Stotterte ich und er seufzte. Kurz warf er einen blick auf seinen Handy Display und nickte dann. "Na gut, ich helfe dir. Aber lass uns erst zu ihrer Wohnung fahren und nachsehen, ob nicht vielleicht alles gut ist." Ich erzählte ihm nichts von meinem Bauchgefühl, dass meine Freundin in Gefahr zu spüren glaubte, da ich mich darauf nicht immer ganz verlassen konnte. Trotzdem wusste ich bereits bevor wir bei Hannah Sturm klingelten, dass sie die Türe nicht öffnen würde. "Vielleicht schläft sie auch einfach?" Meine Ian und ich klappte demonstrativ ihren überfüllten Briefkasten auf. dabei fühlte ich mich wie ein Detektiv aus all den Kriminalserien, die ich mir schon rein gezogen hatte. "Okay, gut, sie ist also weder zuhause, noch hat sie sich bei dir gemeldet." Ich nickte beunruhigt. "Und ans Telefon ist sie auch nicht gegangen. Und Hannah ist immer an ihrem Handy, egal um welche Tageszeit." fügte ich eilig hinzu, damit er auch merkte, dass wirklich etwas nicht in Ordnung war. "Okay, als ich süchtig war, schämte ich mich dafür, deshalb nahm ich die Drogen dort, wo man mich nicht kannte und auch nicht darauf ansprechen würde..." Sein Blick hellte sich auf, als wäre in seinem Kopf gerade eine Glühbirne angesprungen. "Ich weiß, wo sie sein könnte." Ich schenkte ihm meinen besten, erwartungsvollen Blick, den ich auf Lager hatte. "Ich denke sie ist unter der Brücke in der Nähe vom Spital . Sie ist zu Fuß gut erreichbar, vor allem wenn man geschwächt ist. Zudem gibt es dort immer Dealer die von meiner Familie beauftragt sind." Ich verzog die Lippen. Ich kam nicht darum herum mich zu ekeln, dass Ians Familie die Not solcher süchtigen Menschen so schamlos ausnutzte. Trotzdem begleitete ich ihn zu diesem schmutzigen, und vom Rest der Bevölkerung gemiedenen Stelle der grossen Stadt. Als wir die abgetretene Erde am Hügel hinunter liefen und langsam neben der reichlich befahrenen, grauen brücke abtauchten, stieg mir bereits Gestank in die Nase. "Vielleicht solltest du besser hier warten. Wenn die Dealer meines Vaters mich mit dir sehen, werden sie ihm bestimmt Bericht erstatten. Glaub mir, das hier ist ein halbes Spionagenetzwerk." Ich schüttelte energisch den Kopf. "Das kommt gar nicht in Frage. Hier geht es um Hannah und ich lasse sie nicht alleine. Außerdem muss das ja nichts heißen, dass ich mit dir hier bin. Es heißt nicht automatisch dass ich auch bescheid weiss." Ich sah Ian an, dass es ihm gegen den Strich ging, aber er sagte nichts mehr und richtete seine schwarze Lederjacke, bevor er mir die letzten paar Meter zum Boden hinunter half. "Danke," murmelte ich und versuchte, unauffällig nur durch den Mund zu atmen. Ich wollte den Menschen die hier lebten oder sich rum trieben keine Scham bereiten, aber trotzdem musste ich mich beinahe übergeben. Es roch nach Urin und anderen Körperflüssigkeiten und nach Schweiß. Ein Feuer flackerte unter der Brücke in einer grossen Mülltonne, die war gefüllt mit irgendwelchen Zeitungsausdrücken und nassem Holz, weswegen es wahrscheinlich auch so rauchte. Etwas kleines, braunes flitzte piepend vor meinen Füssen vorbei und ich schlug mir die Hand vor den Mund. Meine Schuhe waren bereits nach den ersten paar Metern voller Schlamm. ich musste aufpassen wo ich hin trat, denn überall am Boden lagen Löffel und Nadeln herum. Aus meiner Kindheit wusste ich, dass man sich diesem Besteck nicht nähern sollte, wenn man sich keine schweren Krankheiten einfangen wollte. Also hob ich behutsam meine Füsse hoch und bemerkte dann die genervten blicke der Einwohner unter der Brücke. Sie waren wie ich sie mir vorgestellt hatte, stinkend und mit verfilzten Haaren. Unreine Haut, zerrissene Kleidung, die teilweise aus einzelnen Kleidungsstücken zusammengenäht worden war. Nackte und wund gelaufene Füsse wurden weit ausgestreckt, und einige der Obdachlosen knabberten an etwas, was wie Reste eines Burgers aussah. Sie taten mir leid, denn kein Mensch sollte unter sollen Umständen leben. Aber die Menschen denen es gut ging, verschlossen die Augen vor dem Leid anderer. "Sie müssen dir nicht leid tun. Viele von ihnen sind ehemalige Kriminelle, die entlassen wurden und den Anschluss an die Gesellschaft nicht mehr geschafft haben. Und ob du es glaubst oder nicht, hier sitzen auch Leute die schlicht und einfach zu faul fürs Arbeiten waren." Ian lief mit starrem Blick zügig an den Menschen vorbei, die uns beide eingehend musterten. Er schien wohl nicht all zu viel von ihnen zu halten, seine Stimme war richtig kalt geworden, als er über sie geredete hatte. Ich war allerdings überzeugt, dass auch Personen hier waren, die es nicht selbst zu verschulden hatten, dass ihr Leben so den Bach runter gegangen war. Ich ließ den Blick über die Obdachlosen schweifen, ich hätte nie gedacht, dass sich unter einer brücke so viele von Ihnen zusammen quetschen konnten. Dann zog etwas meine Aufmerksamkeit auf sich. Etwas Senfgelbes leuchtete farbig unter all den vergilbten und ausgewaschenem hervor. Hannah trug immer Gelb, selbst wenn sie wusste, dass ich die Farbe hasste. "Warte." Ich hielt Ian am Arm zurück und kniff die Augen zusammen. "Dort ist sie!" Stellte ich dann geschockt fest, und musste mit ansehen, wie gerade eine Frau mit verkrümmten Händen versuchte, meiner Freundin die Schuhe auszuziehen. Hannah lag nur da und ab und zu entfuhr ihr ein verträumtes Kichern oder ihre Finger zuckten einmal. Ansonsten lag sie ganz still. "Lass sie in Ruhe!" Schrie ich die erschrockene Frau mit den kurzen, schwarzen fransen an, die sich wie ein geschlagener Hund von ihr entfernte. Hannah war doch keine Tote, der man die Kleider stehlen konnte. Einfach ekelhaft. Finster beobachtete mich die Frau, ihre farbige Hippie Mütze hing ihr weit in den Nacken. "Was soll das?" Beklagte sie sich mit rauer und krächzender Stimme, ihren Hals zierten lauter blaue Flecken. "Sie sagte du sollst dich verpissen!" Zischte Ian wütend, so unfreundlich hatte ich ihn noch nie sprechen gehört. Er erinnerte mich fast schon an Kyran. Nur war dieser meist etwas herablassender und er sprach auch mit ruhigerer Stimme. jetzt wo ich es wusste wie es um die Arbeitsverhältnisse der beiden Brüder stand, wusste ich auch, wieso dem so war. Die Frau fluchte irgendwas und tappte dann staksend auf ihren, mit Einstichstellen übersäten Füssen davon. Ich eilte hinter meinem Begleiter zu Hannah, die sich seit unserer Ankunft noch nicht wirklich bewegt hatte. Ian stützte ihren Kopf und fühlte ihren Puls. "Er ist stark erhöht, sie hat sich wider eine beträchtliche Menge an Pillen eingeworfen, nehme ich an." Ich hatte immer gedacht, mein Leben würde romantisch normal verlaufen. Und jetzt sass ich hier. "Scheisse, sie ist ja ganz blass." Flüsterte ich mit zitternder Stimme. Und das war noch untertrieben. Ihre haut sah aus wie altes Pergament, als könnte sie jede Sekunde zerreissen. Ihre haare waren ganz fettig und strähnig und ihr Körper schlaff. Von ihrer früheren, aufgeweckten Art, war nichts mehr übrig. Als Ian ihr die Augenlieder hochzog, traten mir die tränen in die Augen. Ihre sonst strahlenden blauen Augen waren matt und leblos, die Pupillen geweitet. Sie reagierte nur schwach auf Ians Finger, den er vor ihren Augen nach Links und rechts bewegte. "Sie muss das zeug auskotzen, bevor ihr Körper die ganze Menge absorbiert hat. Vielleicht nützt das ja noch irgendwas." Mich schauderte es und Ian sah das. "Ich kann das machen, wenn du willst." bot er an, ich glaube ihm war klar, wie sehr mich die Umstände unter Schock stellten. Doch ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich mach da schon. Wenn es ihr hilft." Ich hätte mich beinahe selbst übergeben und entschuldigte mich im Geiste tausend mal bei meiner Freundin, als ich ihr den Finger in den Hals stecken musste, obwohl sie sich plötzlich mit Händen und Füssen dagegen zu wehren begann. Eine heiße Träne lief mir die Wange hinunter, als sich Hannahs Körper dann plötzlich aufbäumte und sie sich von uns weg drehte. Ich spürte Ians Hand auf der Schulter und senkte den Kopf. Es war mir peinlich wenn er sah wie nahe ich den Tränen war. "Komm, wir bringen sie zurück ins Spital. Und dann müssen wir uns etwas überlegen."
Damit hatte er vollkommen recht. Und das taten wir auch. In der Notfallstation, in die wir hinein trampelten, Ian die halb bewusstlose Hannah auf dem Arm haltend, reagierte sehr schnell. Sie pumpten Hannah den Magen leer, gaben ihr Kochsalzlösung und noch allerlei Medikamente intravenös. Das war dann aber auch das einzige, was ich von ihrer professionellen Sprache verstand. Ian und ich mussten Stellvertretend für meine beste Freundin mit den Ärzten reden. Im Beisein eines Psychologen. Na super, wenn jemand emotional instabil war, dann war das ja wohl ich und der würde das sicherlich sofort merken. So gut war er dann aber doch nicht gewesen. in einem engen Besprechungszimmer musste ich erraten wieso Hannah mit den Drogen angefangen hatte, musste beteuern dass ich nicht wusste woher sie die hatte und beweisen dass Ian sie nicht einmal richtig kannte. man konnte sich denken wie sehr ich herum stotterte. Eigentlich war reden mit anderen Personen für mich nie schwer gewesen, ich hatte einen recht offenen Charakter, aber zu lügen im Wissen dass die Drogen, über die ich sehr wohl bescheid wusste, das Leben meiner Freundin zerstörten, das war hart. Mein Gewissen brachte mich beinahe um, als ich dann gemeinsam mit Ian eine Einlieferung in eine Entzugsklinik gegen Hannahs Willen unterschrieb. Die beste in der Stadt, wie die Ärzte sie beschrieben. Trotzdem war es mir alles andere als recht, über meine beste Freundin zu bestimmen. Aber wie Ian mir erzählt hatte, vielleicht gab es wirklich keinen anderen Weg für sie, clean zu werden als dieser. Von alleine hatte sie es ja offensichtlich nicht hin bekommen. Sie tat mir so leid. "Sie wird mich deswegen hassen." Murmelte ich, als Ian und ich schließlich nachts um zwölf die Station verließen und er mich bis zur Bahn begleitete. "Das ist gut möglich, aber du hast ihr womöglich das Leben gerettet." Er fasste mich sanft an der Schulter an und ich schauderte. "Aber ich fühle mich so schuldig. Ich war so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich nicht gemerkt habe, was mit ihr passiert ist." Tränen traten mir in die Augen. verflixt, wieso immer in solchen Momenten. ich wollte nicht schwach und weinerlich rüber kommen. "Deswegen musst du dir keine vorwürfe machen, glaub mir." Ian sah mir ernst in die Augen, während eine bahn mit heilloser Geschwindigkeit an uns vorbei ratterte. Die Station war dunkel und unheimlich, wäre nicht Ian bei mir gewesen. "Süchtige sind Meister darin, ihre Sucht vor anderen zu verstecken. Das tun sie weil sie genau wissen, dass man sie sonst zwingt, damit aufzuhören. Es ist kein Wunder dass Hannah sich also ohne dein Wissen so verändert hat. Daran bist du nicht schuld." Tröstete er mich. Aber du, fuhr es mir durch den Kopf. Ian und seine Familie waren der Grund dafür, wieso tausende Menschen in Los Angeles an Drogen zugrunde gingen, die ganz harmlos auf einer Party verteilt wurden. Und von denen man dann nicht mehr loskam. Ich sprach aber nichts aus. Auch wenn ich wusste dass Ian mir niemals etwas antun würde, wusste ich dass es andere gab, die das übernehmen würden. Mich verschwinden lassen um das Bestehen des Imperiums zu erhalten. Sehr dramatisch formuliert zwar, aber so fühlte es sich für mich als Geheimnisträgerin zumindest an. Keine Ahnung wie groß die Sache in Wirklichkeit war. das konnte ich nur erraten. Und zu diesem Thema würde ich Ian auch nichts mehr fragen. Ich wollte nicht noch mehr über die illegale Drogenfirma hören, die die Kyran und Ians Vater betrieben. Ich umarmte Ian, gerade als es drohte ein komischer Moment zu werden, in dem beide nicht wussten was sie tun sollten. "Danke, dass du mir heute geholfen hast. Ich weiß nicht was mit Hannah passiert wäre, wenn du sie nicht gefunden hättest." Ich konnte es spüren, dass er in meine Schulter hineinlächelte und ich atmete tief ein. Er roch ganz anders als Kyran. Dieser roch herb und männlich oder nach dem neusten Parfum, Ian roch einfach gut. Nach einer frischen dusche oder gewaschenen Laken. ich mochte den Geruch sehr. "Kein Problem, ich bin froh wenn ich dir helfen konnte. Komm gut nach hause, Diana." Ich lächelte und löste mich von ihm, gerade als meine Bahn mit quietschenden bremsen an die Station heran fuhr. "Gute Nacht, Ian. Schlaf gut."
Und wieder verging eine beinahe schlaflose Nacht. Das gute daran war, dass ich morgen frei hatte, also würde mich niemand vermissen, wenn ich den ganzen tag faul und übermüdet auf der Couch rum hing. Einkaufen gehen musste ich aber noch. Poseidons Futter ging allmählich zu neige und auch wenn ich den Kühlschrank öffnete, sah ich darin nur gähnende leere. Ich seufzte und drehte mich unruhig im Bett herum. das Kissen war zu heiß, aber wenn ich mich abdeckte war mir auch wieder kalt. Frustriert schlug ich auf mein Bett ein, was Poseidon aufweckte, der sofort wütend und vorwurfsvoll zu miauen begann. "Ach sei doch ruhig." Murrte ich missmutig und stand auf. Mit nackten Füssen tappte ich zum Fenster, meine Gardinen waren weiß und nicht sonderlich Blickdicht. In beide Seiten nicht. deshalb konnte ich auch eine Gestalt ausmachen, die im Schatten auf der gegenüber liegenden Straßenseite herum lungerte. Ich schluckte und mein Herz begann schneller zu pochen. Wurde ich beobachtet? Mit klammen Fingern riss ich die Gardinen auf um die Person erkennen zu können, aber da war gar nichts. nur eine dunkle, leere Strasse mit einem schwachen Laternenschein. Das wars auch schon. "Verdammte scheiße." Fluchte ich einatmend. Jetzt begann ich mir schon Dinge vorzustellen, die gar nicht da waren. das konnte ja nun wirklich nicht mehr gesund sein. Leicht zitternd legte ich mich wieder zurück ins Bett. Und obwohl ich zuvor noch zweimal kontrollierte ob auch alle Fenster zu und die Türe verschlossen war, hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Was für eine Paranoia. Für mich war eins klar, als ich mit Augenringen und zerzausten Haaren am morgen aufstand. Ich konnte so ein krasses Geheimnis nicht für mich behalten. es ging so vielen anderen Menschen so schlecht wie Hannah. Und Ians Familie profitierte vom leid anderer. So sehr ich ihn auch mochte, so sehr ich auch Kyran irgendwodurch mochte, ich konnte nicht zusehen, wie tag für tag die Drogen ihrer Familie verkauft wurden und das ungestraft blieb. Es war meine Pflicht das zu melden. Die Sache mit Hannah war vielleicht ein Zeichen gewesen, nicht länger zu schweigen. Ich fasste den Beschluss, heute morgen noch zur Polizei zu gehen, unter der Dusche. Und danach würde ich einkaufen gehen. Hoffentlich musste ich nicht zu lange auf der wache bleiben. man konnte doch bestimmt als anonymer zeuge aussagen oder so. Damit niemand wusste das ich es war. Oder aber ich bekam Polizeischutz. gab es sowas überhaupt oder war das eine legende aus den Hollywood Filmen die ich mir immer ansah? Ja, viel Ahnung über die Polizei hatte ich nicht. Aber das war ja auch gut so, nicht einmal einen Bußzettel hatte ich von ihnen bekommen. Ich war eine vorbildliche Bürgerin gewesen. Bis zu dem Tag an dem mir Ian sein Geheimnis erzählt hatte und ich beschlossen hatte, es für mich zu behalten. Aber immerhin würde ich jetzt das Richtige tun. das war doch das Richtige, oder? Diese frage stellte sich mir in meinem Kopf wie ein Mantra, während ich mit der bahn zur nächsten Polizei Wache fuhr. Ich musste sie googeln, denn woher sonst sollte ich wissen, wo in Los Angeles welche Stationen verteilt waren. Während ich in der ruckelnden Bahn sass und die Musik mein Trommelfell zum vibrieren brachte, sah ich aus dem Fenster. Ich hörte immer zu laut Musik, aber nur dann war es mir möglich, mich richtig in sie hinein zu fühlen. keine Ahnung, vielleicht war ich auch einfach seltsam. Ich war eingenickt und wäre beinahe eingeschlafen. Doch kurz bevor ich meine Haltestelle verpassen konnte, war ich noch aufgesprungen und hatte wie eine Wilde mehrmals auf den Knopf gedrückt. Auf die verächtlichen Blicke der anderen Bahn-Mitfahrer achtete ich nicht. Dafür war ich zu aufgeregt. meine Hände waren eiskalt und ich hatte Schweißausbrüche vor Nervosität, während ich langsam auf das große, weiß verputzte Gebäude zu lief. Die Polizei Station war bereits etwas Älter, das sah man dem niedrig gebauten Gebäude an, das von Wolkenkratzern und Modernen Flats umringt war. trotzdem konnte ich die abgestellten Autos davor klar erkennen, an den Schrammen überall auf ihren Felgen wusste ich, dass sie wohl auch schon den ein oder anderen Einsatz hinter sich hatten. Oder aber ihre Fahrer waren einfach unfähig. Die Türe war durchsichtig und gross und breit. Oben war ein Gitter dass man nach belieben herunter fahren konnte. Auf der gläsernen Türe standen die Öffnungszeiten des Police Appartments. Das hätte man sich eigentlich auch sparen können, denn mit Abendeinsatz hatte die Station eigentlich rund um die Uhr geöffnet. Guter Einsatz, wenn man so wollte. Ich atmete tief ein und führte den Knopf langsam an die Klingel die man läuten musste, bevor man eintrat. Doch bevor ich meine nächtlich geplante tat in die Wirklichkeit umsetzen konnte, lehnte sich jemand neben mir an die Wand. "Na Teufelchen, was machst du denn hier?" Ich zuckte zusammen und zog blitzschnell meinen Finger zurück. Kyran blickte auf mich hinab und ich konnte etwas gefährliches in seien Augen blitzen sehen. Ich hatte ihn seit diesem Abend nicht mehr gesehen, es war komisch ihn jetzt anzusehen. Seine Lippen, die mich so leidenschaftlich geküsst hatten. Seine funkelnden Augen, die jetzt eiskalt waren. Sein gesamtes Gesicht schien wie eingefroren. Er strahlte eine Kälte aus, die mir Angst machte. "K...Kyran. Nichts, nichts wieso?" Stotterte ich und machte instinktiv einen Schritt von der Türe weg. Seine schwarzen Augen verengten sich gefährlich und er senkte den Kopf langsam zu mir hinab. das hatte er schon mal so gemacht. Nur hatte er mich dann geküsst und nicht bedroht. "Also wolltest du nicht die Polizei über meinen Vater und mich informieren?" Sein herber, anziehender Geruch stieg mir in die Nase. Doch obwohl das sehr wohl anziehend war, schlotterte ich unter meiner Kleidung vor Angst. Woher hatte er gewusst dass ich hierher kommen würde. Und woher wusste er überhaupt dass mir Ian alles erzählt hatte. Dieser hatte mir doch versichert, seinem Bruder nichts zu erzählen. Ich reckte das Kinn in die Höhe und versuchte es mit einer altbekannten Methode. Angriff um seinen Angriff abzuwehren. "Geh weg Kyran, ich muss nur diesen Knopf drücken." meine verängstigte Miene und die Tatsache dass ich ihn wie einen wütenden Gott anstarrte, waren wohl eher weniger Eindrucksvoll. Doch sein Blick glitzerte gefährlich amüsiert. Er lehnte sich an mich an und ich konnte seinen Atem an meiner Wange kitzeln spüren, als er mir ins Ohr flüsterte: "Denkst du das schreckt mich ab? Ich stehe hier direkt vor der Polizei Wache und es wird nichts passieren. Dir kommt niemand helfen, Teufelchen. Weil ich das nicht so haben will." Ich schauderte und biss mir auf die Lippe. Kyran war ein gefährlicher Typ. Ich hatte ihn einfach bloß die ganze Zeit unterschätzt. Aber jetzt wo er wusste dass ich im Klaren über sein Geschäft war, würde er sich wohl nicht mehr als mein Retter und Held aufspielen. "Was...hast du vor, Kyran." flüsterte ich, während er sich fasziniert eine meiner Haarsträhnen um die Finger wickelte und dann wieder los ließ. Er lehnte sich wieder zurück und deutete mit dem Kopf auf einen schwarzen Audi, dessen Scheiben getönt waren. Ein schönes Auto eigentlich. "Ich möchte dich einladen, eine Runde mit mir zu fahren. Du magst doch schnelle Autos, nicht?" ich schluckte und dachte daran, wie wild auf den Knopf zu drücken. Aber ich getraute mich nicht, das mutige Mädchen war mit Kyrans Auftauchen gleich wieder verschwunden. "Also willst du mich entführen." Meinte ich rau und jegliches Blut wich aus meinem Gesicht. ich sah jetzt schon aus wie eine Leiche. Und wer weiß was im verlaufe des Tages mit mir passieren würde. Okay, ich musste aufhören so dramatisch zu sein. Kyrans blick wirkte spöttisch. "Hmm...Entführen. das klingt so erotisch. Gefällt mir." Er lächelte mich mit weißen zähnen an und wirkte so charmant wie je zuvor. das konnte einem echt Angst machen, seine Stimmungswechsel. Oder waren das auch bloß Masken, wie Ian es erzählt hatte? Beim Wort erotisch, jagte es mir heiße Schauer über den Körper. Dieses Arschloch spielte doch nicht etwa auf diese eine Nacht an? Das war unter der Gürtellinie. "Ich steige da nicht ein. Wer weiß was du mit mir anstellst..." Ich versuchte kühn und hart zu wirken, als ich die Arme demonstrativ verschränkte. Er grinste frech, während er mich mit seinem Körper langsam und zielstrebig von der wache weg lotste, seinem Auto entgegen. Irgendwie hatte ich Angst davor, immerhin konnte man das was er hier tat wirklich als Entführung bezeichnen. Aber andererseits hatte ich tief in mir nicht das Gefühl, als würde er mir was tun. Keine Ahnung wie er das mit mir anstellte. In seiner nähe konnte ich einfach keinem meiner Gefühle trauen. "Was denkst du denn, was ich mit dir tun werde, Teufelchen?" hauchte er. Dann öffnete er mir die Beifahrertür.
Ja, was wird er mit ihr tun? Traut ihr Kyran zu, Diana etwas anzutun? Oder unterschätzen wir ihn vielleicht alle? Bin gespannt auf eure Meinungen! Alles Liebe und bis bald
Angora77
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