39. Ich habe es nicht so gemeint.

Hermine Granger p.o.v. 

~*~

≫Draco!≪, dieser Sturkopf. Nachdem ich ihm, so schnell es ging, nach draußen gefolgt bin, habe ich Mühe ihn einzuholen, geschweige denn Schritt zu halten. Noch immer regnet es in Strömen. ≫Warte doch! Ich habe es nicht so gemeint...≪

Unvermittelt erstarrt er, ich pralle mit vollem Tempo gegen seinen Rücken. Irritiert mache ich einen Schritt zurück.

≫Wie hast du es denn gemeint?≪, fragt er, den Kopf leicht zu seiner Schulter gedreht.

≫Ich wollte dir doch nur Mut machen. Wäre es nicht der falsche Weg, von Beginn an anzunehmen, sie würde dich ablehnen?≪

≫Du hast doch gemerkt, dass es in den Kreisen meiner Familie üblich ist, seine Kinder zu enterben, sollten sie nicht nach ihrer Pfeife tanzen. Das ist der Grund, aus dem ich sie jahrelang gemieden habe.≪

≫Aber was, wenn sie sich anders entschieden hat? Sie hat Harry das Leben gerettet.≪, ich spüre, wie der Regen meine Kleidung immer weiter durchnässt, einzelne Tropfen laufen in meinem Genick unter den Kragen meiner Jacke.

≫Sie und Severus haben einen unbrechbaren Schwur geleistet, für den Fall ich sollte es nicht schaffen Dumbledore zu ermorden. Er musste an dieser Stelle für mich übernehmen.≪, murmelt er. Vorsichtig platziere ich eine Hand auf seiner Schulter, worauf er sich komplett umdreht. ≫Hermine, versuch bitte nicht meine Familie zu therapieren.≪

≫Okay.≪, ich kaue auf meiner Lippe herum, suche nach passenden Worten. ≫Wirst du sie suchen?≪

Ein Seufzen. ≫Vorerst nicht. Es gibt einen Ort, an dem ich sie vermute, aber ich weiß nicht mehr genau, wo er sich befindet.≪

≫Und was machen wir jetzt?≪, fahre ich fort. Noch immer stehen wir in einer Londoner Fußgängerzone, da sie im Randgebiet der Stadt liegt, hält sich die Anzahl der Fußgänger stark in Grenzen. Aufgrund des Regens fröstele ich. Da fällt mir noch ein anderes Problem ein, dass ich eigentlich noch mit ihm besprechen müsste und das wir so noch nie erwähnt, sondern immer ignoriert haben...

≫Ich weiß nicht was du machst, aber ich gehe nachhause.≪, antwortet er nüchtern. Sein Gesichtsausdruck ist neutral, liegt halb in der Dunkelheit, weil die Straßenlaterne ihn nur von links beleuchtet. Händeringend verdränge ich die Gedanken, die ich gerade eben noch hatte.

≫Okay, dann... gehe ich auch.≪

Ich empfinde es als seltsam, dass wir uns vor seiner Inhaftierung so nahe waren und nun nicht wissen, wie wir uns miteinander verhalten sollen. Immerhin sind unsere Zusammenkünfte jedes Mal aus der Situation heraus entstanden und nie geplant gewesen. In diesem Augenblick wird mir auch bewusst, dass ich in wenigen Stunden zur Arbeit muss. Draco wendet sich ab und folgt weiter dem Fußweg, während ich mich kurz umsehe, dann den Zauberstab in meiner Tasche umfasse und an Ort und Stelle disappariere.

Später liege ich bereits in meinem Bett und denke über diesen seltsamen Tag nach. Wie wird es jetzt weitergehen? Ja das ist eine gute Frage. Werde ich Draco überhaupt noch begegnen, wenn wir nicht mehr gemeinsam in Hogwarts sind? Immerhin arbeite ich in der Mysteriumsabteilung und für ihn wird es nicht so einfach sein, einen Job zu finden, der nicht mit seinem Vater zusammenhängt. Aber warum will ich ihm überhaupt begegnen? Wahrscheinlich bin ich nicht mehr als eine Bettgeschichte für ihn.

An seinen Geburtstag habe ich vorhin auch nicht gedacht. Ich könnte das nachholen und ihn mit ihm feiern. Dass Blaise und sein Ehemann noch nicht auf der Matte standen, wundert mich ebenfalls. Nach der Arbeit könnte ich bei seiner Wohnung vorbeischauen und ihn überraschen. Wenn er das denn zulässt.

Nach ein paar Stunden Schlaf, sitze ich im Raum der Planeten, die Schutzbrille bedeckt meine Augen. Unerlaubterweise habe ich zu Beginn meiner Schicht ein bisschen herumgefragt und einen kleinen Ausflug arrangiert, zu dem ich Mr. Schnösel entführen möchte. Dabei hoffe ich sehr, dass er das nicht falsch aufnimmt oder sauer auf mich ist. Ich weiß ja nicht, ob er es überhaupt mag, seinen Geburtstag zu feiern. Vielleicht bezeichne ich es einfach als Ausflug und erwähne seinen Geburtstag nicht. Weil es den nämlich nur aufgrund seiner Eltern gibt, könnte das Ganze schieflaufen.

Nervös mache ich mich am Nachmittag auf den Weg zu seiner Wohnung. Ich blende es aus, dass ich bei der Arbeit kaum etwas geschafft habe, aber private Unternehmungen mit den Malfoys gehören normalerweise nicht zu meinem Alltag. Hut trage ich heute keinen, ich dachte der würde vielleicht stören.

Vor seinem Wohnhaus mustere ich die Klingelschilder und betätige jenes mit der Aufschrift Malfoy, die aussieht, als wäre sie mit einer Schreibmaschine getippt worden. Kurz darauf öffnet sich die Tür des Wohnhauses und ich erklimme die Treppenstufen bis zur Etage, auf der sich seine Wohnungstür befindet, die er bereits geöffnet hat. Erstaunt blinzelt er, als er sieht, dass ich es bin, die geklingelt hat.

≫Was machst du denn hier?≪, er öffnet die Tür noch ein Stück weiter, leise Musik dringt in den Flur.

≫Ich...≪, plötzlich komme ich mir ziemlich dumm vor. Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht? ≫Ähm, ich wollte eigentlich fragen, ob du Zeit hast, aber du siehst beschäftigt aus, also werde ich einfach...≪, ich gehe ein paar Schritte rückwärts und deute mit dem Daumen hinter mich, aber Draco tritt aus der Tür heraus.

≫Jetzt wo du einmal hier bist, kannst du auch bleiben.≪, sagt er, worauf ich wie angewurzelt stehen bleibe.

≫Ist die Pizza schon da?≪, fragt eine zweite männliche Stimme, die zu Blaise gehört. Er erscheint hinter Draco im Türrahmen und lächelt breit.

≫Granger! Ich wusste gar nicht, dass ihr heute verabredet seid.≪

≫Sind wir nicht.≪, entgegen wir beide gleichzeitig. Blaise bricht in schallendes Gelächter aus.

≫Erscheint mir aber sehr abgesprochen.≪, Draco verzieht seinen Mund. Blaise lässt sich dadurch aber keineswegs beeindrucken. ≫Soll Granger reinkommen oder sollen Terence und ich gehen? Aber warte-≪, abwürgend hebt er seine Hand, als Draco seinen Mund öffnet. ≫wir sollten wenigstens auf die Pizza warten.≪

Draco nickt, es wirkt dennoch nicht so, als hätte er irgendein Mitspracherecht. Er sieht mich an und winkt mich auffordernd hinter sich her, Blaise geht bereits voraus, steuert aber nicht das Sofa im Wohnzimmer an. Die Musik im Hintergrund wird leiser, als Draco an einem der Knöpfe des Plattenspielers dreht, bis sie komplett verstummt.

≫Madeline hat gerade eine Eule vorbeigeschickt, Gracie wird langsam ungeduldig.≪, erklärt Terence, der am Fenster steht und einen Brief in der Hand hält. Blaise geht zu ihm und wirft einen Blick darauf.

≫Wir müssen sowieso gleich gehen, sieh wer da ist.≪, und damit sieht Terence zu mir und lächelt.

≫Wir haben uns ja ewig nicht gesehen.≪, sagt er, kommt zu mir und reicht mir seine Hand, die ich ergreife.

≫Ja, das stimmt. Ein halbes Jahr?≪

≫Kommt hin. Es tut mir echt leid, dass ich dir mit Draco nicht helfen konnte, aber dieser Fall in den Staaten-≪

≫Ist kein Problem, wirklich. Irina hat uns in die Hände gespielt, sodass sich alles geklärt hat.≪, ich lehnte mich mit meiner Hüfte gegen das Sofa, während Draco sich darauf setzt und seine Aufmerksamkeit auf ein Glas Wein richtet.

≫Draco hat schon erzählt, was passiert ist. Furchtbar, das alles. Aber er war so froh, dass du ihn abgeholt hast!≪, seine Miene hellt sich auf, während er spricht. Ein schelmischer Ausdruck liegt in seinen Augen und ein Seitenblick zu Draco zeigt, dass er sein Glas beinahe zu fest hält. ≫Er meinte, er hätte es bald nicht mehr ausgehalten. Dawlish hat ihm wirklich übel mitgespielt und dein Auftritt muss ja famos gewesen sein! Er war schwer beeindruckt darüber, dass-≪

Terence!≪, zischt Draco barsch. ≫Würde es dir etwas ausmachen den Mund zu halten?≪

≫Draco, wenn du es ihr nicht sagst, wer dann?≪, wieder lächelt er selig. Blaise versteckt sein Grinsen immerhin hinter vorgehaltener Hand, wenn auch wenig erfolgreich.

Und mir wird heiß. Das kann er unmöglich erzählt haben. Bevor wir das unangenehme Gespräch fortsetzen können läutet es an der Tür.

Terence klatscht voller Tatendrang in seine Hände: ≫Das wird die Pizza sein! Ich gehe schon.≪

Blaise schließt in der Zwischenzeit das Fenster, geht zum Couchtisch und leert sein Glas. Draco hingegen starrt auf seine Hände, die gefaltet in seinem Schoß liegen. Unwohl verschränke ich meine Arme miteinander und sehe mich erneut im Wohnzimmer um, obwohl ich das bereits gestern schon ausführlich getan habe.

Kurz darauf kehrt Terence mit zwei Pizzaschachteln zu uns zurück.

≫Tja Schatz, dann holen wir Gracie ab, oder? ≪

≫Sehr gern. Wir wissen ja jetzt, dass es Draco gut geht...≪, antwortet Blaise, sieht mich dabei mit erhobener Augenbraue an.

Wir verabschieden uns, Draco ist dabei eher wortkarg. Unschlüssig bleibe ich hinter ihm an der Lehne stehen, die unangenehme Spannung lässt nicht nach. Als ich es kaum noch aushalte, erhebt er das Wort:

≫Willst du dich nicht endlich mal setzen? Du machst mich nervös.≪

Ohne etwas zu sagen lasse ich mich neben ihm nieder, Draco gießt mir derweil ebenfalls ein Glas Wein ein und reicht es mir.

≫Also, wieso bist du hier? Wozu brauchst du meine Zeit?≪, er legt seinen linken Arm neben mir auf die Lehne und ich bin froh darüber, von Terence' Anmerkungen, zu einem anderen Thema kommen zu können.

≫Ich dachte... nach dem, was wir durchmachen mussten...≪, oh man. Es fällt mir so schwer bei der Sache zu bleiben, während ich in seine Augen sehe. Ich wende meinen Blick ab und trinke einen Schluck Wein. ≫...wäre es eine gute Idee, dass wir uns ablenken. Also habe ich einen Ausflug organisiert.≪

≫Ausflug?≪, der Zweifel, der in dieser Frage mitschwingt, ist beinahe greifbar.

≫Jaah... lass dich einfach überraschen. Ich denke es würde dir gefallen.≪, noch immer meide ich seinen Blick, also weiß ich auch nicht, wie er mich gerade ansieht.

≫Du fragst mich nicht, ob ich überhaupt Lust darauf habe?≪, da er sich jetzt eher amüsiert als zweifelnd anhört, nehme ich ihn in Augenschein und werde beinahe von seinem hinreißenden Lächeln erschlagen.

≫Nein. Wenn du Zeit hast, musst du mitkommen. Ich habe heute mehrere Stunden dafür verschwendet-≪

≫Mehrere Stunden?!≪, sein Lächeln steigert sich zu einem Grinsen. ≫Okay, also wenn du dir so viel Mühe gibst, habe ich wohl keine Wahl... Obwohl du eigentlich nicht mehr meine Chefin bist, deren Befehlen ich folge leisten muss.≪

≫Das ist kein Befehl, nur ein Vorschlag, den du nicht ablehnen darfst.≪

≫Also doch ein Befehl.≪, er steht auf, steckt seine Hände in die Hosentaschen und sieht auf mich herab. ≫Wo gehen wir hin?≪

Ich blinzele. ≫Wie, du willst jetzt los? Keine Widerrede?≪

≫Ich dachte du hast Stunden daran organisiert? Wieso sollte ich dir dann einen Strich durch die Rechnung machen?≪

Als Antwort zucke ich lediglich mit meinen Schultern, dann stehe ich ebenfalls auf und hole ein Gummiband hervor, das ich am Vormittag als Portschlüssel habe genehmigen lassen. Ich zeige mit meinem Zauberstab darauf und wispere den Aktivierungszauber Portus, es leuchtet blau auf, danach lasse ich es von Draco berühren und schon sind wir verschwunden.

Ich spüre das bekannte Ziehen an meinem Bauchnabel, während wir durch den Raum gewirbelt werden, ehe wir liegend auf einer stürmischen Wiese zum Halt kommen. Starker Wind reißt an unseren Haaren und Kleidern. Wir rappeln uns auf, Draco sieht sich um.

≫Sind das die Highlands?≪, ruft er gegen den Sturm.

≫Ich dachte nicht, dass es so windig ist! Komm mit!≪, ich kehre mich nach rechts um und folge einem, sich windenden, Waldweg zwischen ein paar Bäume. Mehrere Minuten passieren wir lediglich die Gewächse, der Wind flacht immer weiter ab, je weiter wir in das Dickicht steigen. Bis wir irgendwann an einem schmiedeeisernen Tor ankommen. Neben dem Tor befindet sich ein kleines Wartehäuschen, hinter dessen Fenster ein Mann mit Schnurrbart sitzt.

≫Guten Abend, ich habe heute Morgen reserviert.≪, sage ich und reiche ihm meinen Zauberstab, den er mit seinem eigenen identifiziert.

≫Guten Abend, Miss Granger. Bitte folgen sie dem Weg entlang bis zur Blockhütte, dort wird sie einer unserer Mitarbeiter in Empfang nehmen.≪

≫Vielen Dank.≪, dann nehme ich meinen Stab wieder entgegen, das Tor schwingt mit einem leisen Quietschen zur Seite. Zögerlich folgt mir meine blonde Begleitung auf das Grundstück. ≫Du bist so still, ist alles okay?≪

≫Ja.≪, gibt er nur zurück. Interessiert mustert er die Umgebung, die nun aus einer freien Wiese besteht. Im Hintergrund kann man hügeliges Land und einen See erahnen, wir gehen allerdings gerade auf ein großes Blockhaus zu, das im langsam einsetzenden Sonnenuntergang sehr einladend wirkt.

≫Guten Abend, ihr Name bitte?≪, begrüßt uns der Kellner, worauf ich ihn nenne und er uns darum bittet, ihm zu folgen. Er begleitet uns in das urige Restaurant. Im Schankraum befindet sich eine lange rustikale Bar, auf der freien Fläche sind Tische mit weißen Tischdecken verteilt, die ungefähr zur Hälfte besetzt sind. Auf einem Podest in der Mitte, befindet sich ein Klavier, samt Klavierspieler, welcher leise Klänge durch den Raum wehen lässt. Schwebende Kerzen unter der Decke verbreiten ein angenehmes Licht. Kurz danach erreichen wir einen Tisch für zwei Personen, der direkt vor einem großen Fenster, mit unbeschreiblich schöner Aussicht, steht.

Nachdem wir uns gesetzt haben, stützt Draco seine Ellenbogen auf dem Tisch auf, verschränkt seine Hände vor dem Mund und sieht mich unentwegt an.

Ich räuspere mich und streiche die Serviette glatt, die rechts neben meinem Teller liegt.

≫Was ist?≪

≫Darf ich ihnen einen Rob Roy als Aperitif anbieten?≪, ein Kellner ist an unseren Tisch getreten. Er trägt einen Bart, sowie eine schwarze Weste über einem weißen Hemd und eine grünkarierte Fliege.

≫Sehr gern. Du auch... Draco?≪, vorsichtig werfe ich einen Blick zu ihm. Er hebt lediglich eine Augenbraue an, worauf ich einmal tief einatme und mich wieder dem Kellner widme. ≫Zwei Rob Roy, bitte.≪

≫Kommt sofort.≪, damit reicht er uns die Speisekarte und das ist der erste Moment, in dem Draco seine Starre auflöst und die Karte annimmt.

Ohne uns groß zu unterhalten bestellen wir dann unsere Vorspeisen, die aus Parten Bree, einer Krabbensuppe mit Sahne bestehen. Zum Hauptgang bestelle ich mir Hotch Potch, einen Eintopf aus mehreren Gemüsesorten und Fleisch, Draco dagegen Bridie, eine Fleischpastete im Teigmantel. Nachtisch wollen wir vorsorglich noch nicht bestellen, erst wenn wir wissen, ob wir das auch noch schaffen würden.

Der Klavierspieler stimmt ein neues Lied an und Draco sagt endlich etwas.

≫Es ist schön hier.≪, er wendet den Blick nach draußen auf die grünen Wiesen, hinter deren hügeliger Landschaft die Sonne langsam tiefer sinkt.

≫Ja, das ist es. Ich bin irgendwann mit Harry und Ron hier gewesen. Aber das ist noch nicht alles heute.≪, erkläre ich kryptisch, dann erscheint auch schon der Kellner mit unseren Rob Roy. Dabei handelt es sich um einen Cocktail aus schottischem Whisky, Wermut, Würzbitter, Eiswürfeln und einem Stück Zitronenschale.

Ohne auf das, was ich sage, einzugehen sagt er: ≫Meine Mutter hat mir heute einen Brief geschickt.≪

≫Und was sagt sie?≪, ich weiß nicht, ob ich, in seinen Augen, überhaupt die Berechtigung dazu besitze, ihn danach zu fragen, aber da er es mir erzählt, denke ich, wird er damit rechnen.

≫Dass sie dort ist, wo ich sie vermutet habe und sie dort bleiben wird.≪, er schluckt. Dann leert er den Aperitif zur Hälfte.

≫Was passiert mit eurem Anwesen?≪, ich kann es nicht fassen, dass sie ihn hier zurücklässt. ≫Ist sie außerhalb von England?≪

≫Sie will es verkaufen und ja. In Südfrankreich. Wir haben dort ein kleineres Haus und jetzt, nachdem mein Vater in diese Sachen verwickelt war, möchte sie dort in Frieden ihre restlichen Jahre verbringen.≪, restliche Jahre hört sich ziemlich endgültig an, denke ich.

≫Und was ist mit dir?≪

≫Was soll mit mir sein? Ich habe schon vorher kaum Kontakt zu meinen Eltern gehabt, daran wird sich jetzt nicht viel ändern.≪, aber er sieht nicht so aus, als würde es spurlos an ihm vorbeigehen.

≫Tut mir leid.≪, murmele ich, worauf er trübsinnig nickt.

Nachdem wir uns ein bisschen über oberflächliche Themen unterhalten und fertig gegessen haben, versinken wir erneut in einer unangenehmen Stille.

≫Warum sind wir hier?≪, fragt er dann, dreht das Glas seines Weißweines. Wieder schimmert der Siegelring an seiner Hand, wie damals in meinem Büro, als ich ihn dabei beobachtet habe, wie er in dem Buch blättert.

≫Habe ich dir doch erklärt. Weil wir jetzt das erste Mal seit Wochen zur Ruhe kommen können und ich dachte, dann könnten wir uns auch gemeinsam etwas erholen.≪

≫Und warum sind wir wirklich hier?≪, seine Iriden richten sich auf meine.

≫Ich, ähm, naja-≪

In Dracos Rücken nähert sich der Kellner. Hinter sich herschwebend transportiert er das Tablett mit unseren bestellten Digestifs, sowie einem Stück Kuchen, samt Kerze. Was soll ich sagen, heute Morgen habe ich das noch für eine gute Idee gehalten.

≫Bitte sei mir nicht böse.≪, flehe ich stattdessen und bedecke meine Augen mit meinen Händen. Im letzten Moment sehe ich noch, wie er seine Stirn runzelt, aber dann höre ich wie der Kellner unseren Tisch erreicht, die Getränke abstellt und dann folgendes sagt:

≫Wir wünschen Ihnen alles Gute nachträglich zu Ihrem Geburtstag, mit einem freundlichen Gruß aus der Küche.≪

≫Oh, danke.≪, antwortet er und hört sich nicht wütend, aber ein bisschen verwirrt an. Ich lasse meine Hände fallen, Draco lächelt mich an. ≫Also ist das dein Weg mit mir meinen Geburtstag zu feiern, aber ohne es so zu nennen?≪

≫Vielleicht? Ist das blöd? Ich wusste das mit deiner Mutter nicht, ich dachte das wäre nett... irgendwie.≪

≫Ich hab doch gesagt, dass mit mir alles okay ist. Natürlich ist es blöd, dass sie weg ist, aber ich hätte damit rechnen können.≪, er betrachtet den Schokoladenkuchen, der von einer glänzenden Glasur überzogen ist. Die hellblaue Kerze flackert empört, als Draco nach der Kuchengabel greift, die der Kellner ebenfalls auf dem Tisch abgelegt hat. ≫Danke.≪

Mir fällt ein riesengroßer Brocken vom Herzen. ≫Du musst dir was wünschen.≪

≫Hm. Okay.≪, wir sehen einander in die Augen. Dann unterbricht er den Blickkontakt, nickt und pustet die Kerze aus. 

~*~

A.N.: Lesenacht Teil 2! Was er sich wohl gewünscht hat? Ich nehme Wetten entgegen! :D

Bis 23 Uhr! <3 Dann sind wir schon beim Schluss angekommen :o

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