20. Okay, Freitag 20:00 Uhr.

Draco Malfoy p.o.v.

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≫Okay, Freitag 20:00 Uhr.≪, hauche ich. Abwesend stehe ich auf und verlasse Grangers Büro. Vor ihrer Tür stocke ich. Habe ich gerade ein Date mit ihr ausgemacht? Wieso? Warum? Was? Ich kann mich selbst nicht mehr begreifen.

Haareraufend gehe ich vor ihrer Bürotür auf und ab. Ich muss den Verstand verloren haben. Und sie auch, wieso fragt sie mich das überhaupt? Granger hat mich nicht zu mögen! Sie ist meine Chefin, bei Merlin, ich kann nicht mit meiner Chefin ausgehen! Aufgebracht knete ich meine Hände und schiele zum Türknauf ihrer Tür.

Vielleicht sollte ich ihr das aus dem Kopf schlagen. Obwohl sie erwachsen ist, sie wird wissen was sie tut. Hoffentlich ist diese penetrante Anziehung, die uns umgibt, wenn wir uns im gleichen Raum aufhalten endlich verflogen, wenn wir ein Date hatten.

Zornig gehe ich zurück zu meinem Büro, um einen Zaubertrank gegen Schmerzen zu nehmen. Nach meinem Gespräch mit Granger und der damit zusammenhängenden Aufregung ist das dumpfe Gefühl in meinem Magen zurückgekehrt. Verträumt sitze ich auf meinem Bürostuhl und beobachte den Riesenkraken hinter meinem Fenster, der mir die Idee für das Date nächste Woche bringt. Aus irgendwelchen Gründen möchte ich, dass es ein schöner Abend wird. Es wäre ja sonst verschwendete Zeit. Motiviert mache ich mir Notizen, starre abwechselnd aus dem Fenster und lehne mich in meinem Stuhl zurück. Granger wird es den dunkelroten Spitzhut von der Frisur pusten, wenn sie sieht, was ich vorhabe.

Am nächsten Morgen muss ich wegen meines gemeinsamen Ausflugs mit Granger viel zu früh aufstehen, damit ich rechtzeitig um zehn vor ihrer Tür stehen kann. Penibel denke ich über meine Kleidung nach und entscheide mich für eine schwarze Jeans und ein ebenfalls schwarzes Hemd. Also wie immer. Dazu einen dunkelgrünen Mantel und eine verkleinerte Ausgabe des Buches über keltische Mythologie. Vielleicht bekomme ich die Chance dazu nach dem entsprechenden Zauberspruch zu suchen.

Fast pünktlich klopfe ich an Grangers Tür, die sich schwungvoll öffnet.

≫Guten Morgen, komm rein und setz dich, ich muss mich kurz anziehen.≪, sprudelt sie hervor und verschwindet. Ich folge ihr durch die geöffnete Tür und kann nur kurz einen Blick auf ihren kurzen Pyjama erhaschen. Meine Gedanken darüber zu spät zu kommen, habe ich offensichtlich umsonst verschwendet, aber was solls. Ungeduldig sitze ich auf ihrem Stuhl und wippe mit meinem Knie, als mein Blick auf ihren Schreibtisch fällt. Sie scheint am vorherigen Abend noch schwer gearbeitet zu haben. Weil mich ihre Arbeit interessiert stehe ich auf, überfliege die Blätter mit einem Blick und finde Stundenpläne, Beurteilungen und einen Schmierzettel mit kleinen Herzchen. Gott Granger, bist du kitschig. Denke ich höhnisch und lehne mich an den Schreibtisch. Das Date nächste Woche hat für mich nun offiziell den Anspruch super kitschig zu werden, um sie damit zu ärgern.

Granger stürmt zurück aus ihren privaten Räumen und sieht, wie ich an ihrem Schreibtisch stehe.

≫Was machst du da?≪, fragt sie skeptisch, ihre Wangen erröten. Zielstrebig kommt sie auf mich zu und stapelt die Blätter, darauf bedacht, vor allem ihren Schmierzettel zu verbergen.

≫Nichts. Mich hat nur interessiert wie die Arbeit einer Schulleitung so aussieht.≪, schulterzuckend gehe ich ein paar Schritte in die Mitte des Raumes. ≫Wollen wir los?≪

Verwirrt nickt sie, kommt zu mir und appariert mit mir direkt in den Besucherbereich der magischen Abteilung der British Library.

Ich war noch nie an diesem Ort und muss mich zusammenreißen, um nicht vor Staunen meinen Mund offen stehen zu lassen. Die Wände sind unheimlich hoch, die Decke wird von majestätischen Säulen getragen, die um den riesigen runden Eingangsbereich gesäumt sind. Da wir uns mehrere Etagen unter der Erde befinden, werden die Räume von riesigen Kronleuchtern erhellt. Der Boden besteht aus beigem Marmor und von dem runden Eingangsbereich zweigen auf einer Seite ein Eingang und von der anderen Seite ein Ausgang ab. Der Rest dieses Kreises, der uns umgibt ist verglast, nur von den Säulen unterbrochen. Reges Treiben herrscht in der größten Bibliothek der Welt. Durch die Scheiben sehe ich meterhohe Regale, vollgestopft mit allen möglichen Büchern in jeder Sprache, die Menschen und magische Wesen sprechen können.

≫Hier lang.≪, Granger reißt mich aus meiner Beobachtung und geht auf den Eingang zu, ich folge ihr. Aus ihrem Umhang nimmt sie einen Ausweis und spricht dann mit der Bibliothekarin: ≫Guten Morgen, ich bin Hermine Granger, Schulleiterin von Hogwarts. Das hier-≪, sie zeigt kurz auf mich, ≫-ist mein Kollege Draco Malfoy. Wir würden gern etwas recherchieren. Er hat keinen Ausweis, aber ich bürge für ihn.≪

≫In Ordnung, wenn sie etwas ausleihen möchten, nutzen sie bitte unsere Theke am Ausgang. Bei Fragen finden sie in jeder Abteilung einen Infostand, zögern sie nicht unsere Mitarbeiter um Hilfe zu bitten.≪, lächelnd richtet die kleine Frau ihre Brille.

≫Ich würde gern wissen in welcher Abteilung sie Schwarzmagisches zu Zauberern des Mittelalters aufbewahren.≪, schießt sie direkt hinterher.

≫Etage -8, Regale 8.560 bis 8.643.≪, man die Bibliothekarin hat Ahnung von ihrem Fach. Noch immer ganz geplättet folge ich Granger, die sich nach einem Dank an die junge Frau auf den Weg durch die Gänge macht.

≫Wir müssen zu den Fahrstühlen.≪, teilt sie mir betriebsam mit, worauf ich nur nicke. Seitdem sie sah, dass ich an ihrem Schreibtisch stand, ist sie merkwürdig distanziert. Aber sie ist meine Chefin, etwas anderes sollte ich bei bestem Willen nicht von ihr erwarten.

Nach reichlichen zehn Minuten, die Bibliothek ist wirklich mehr als überdimensional, haben wir es zum richtigen Regal geschafft und stöbern durch die Reihen.

≫Wir könnten uns aufteilen, dann geht es schneller.≪, schlage ich vor, Granger redet ja sowieso nicht mit mir.

≫Okay, ich schicke dir einen Patronus, wenn ich was finde.≪, antwortet sie abwesend. So wie sie dasteht, ein Buch in ihren Händen hält und liest, sieht sie ziemlich süß... Schluss damit! Kopfschüttelnd wende ich mich ab und gehe zum letzten Regal.

Ich versuche mithilfe des Suchzaubers ein paar Bücher mit passenden Stichpunkten zu finden, die mir bei meiner Suche nach dem Zauber helfen könnten. Natürlich suche ich auch nach dem Buch, das Granger finden möchte, aber eher nebenher.

Zwischen zwei hohen Stapeln sitze ich an einem der Schreibtische und blättere. Bisher habe ich weder für mich, noch für sie etwas Sinnvolles finden können. Es ist zum Mäusemelken. Frustriert stoße ich die Luft aus und schließe das Buch vor mir entnervt. Allerdings mit zu viel Schwung, sodass der Stapel neben mir umkippt. Fluchend mache ich mich daran sie wieder aufzuheben, als mir auffällt, dass sich eines der Bücher an einer interessanten Stelle geöffnet hat:

Marvin der Böse – Abwehrzauber für Banshees.

Seine berühmten Zauber sind heute größtenteils in Vergessenheit geraten, aber dennoch. Marvin der Böse war einer der innovativsten Erfinder seiner Zeit. Zu seinen weiteren Entdeckungen zählt unter anderem die Erschaffung von Inferi, die er durch Zufall auf einem Friedhof in Canterbury kreierte.

Einer seiner letzten erschaffenen Zauber diente der Bannung von Banshees, die gegen 1345 vermehrt in England auftraten. Er ist ebenfalls schwarzmagisch und verlangt das Blutopfer seines Zauberers. Die Bewegungen sind komplex und müssen durch die Erinnerung an einen tatsächlich miterlebten Tod verbunden werden.

Die Zauberformel ‚Custodiato Animama' erlaubt es dann dem Meister, die Banshee zu ihrem Verschwinden in das Jenseits zu zwingen oder auch weiterführend nach seinem Willen zu handeln.

Unter dem Abschnitt des Buchs ‚Schwarzmagisches Befehlen – Das Erschaffen einer eigenen Armee' finde ich zusätzlich ein paar Zeichnungen, die sowohl die Bewegung, als auch ein paar der ekeligsten Banshees, die ich je gesehen habe, abbilden. Ich versuche mir die Bewegungen einzuprägen und notiere mir die Zauberformel. In der nächsten Zeit sollte ich das alles üben und dann endlich die Banshee beseitigen, die mir all das hier eingebrockt hat.

Mit schmerzenden Armen trage ich die Bücher zurück und sortiere sie in die Regale. Infolgedessen erreicht mich Grangers Otter, der mir mitteilt, dass sie eine zweite Ausgabe der Autobiografie von Herpo dem Üblen gefunden hat und wo sie sich aufhält.

Granger sitzt an einem Schreibtisch vor dem Regal, tief hat sie sich über die Seite gebeugt, als würde es ihr schwerfallen, das Geschriebene zu lesen. Ich gehe zu ihr und lehne mich neben ihr über das Buch:

≫Da ist es ja.≪, sie zuckt erschrocken zusammen, richtet sich auf und sieht mich an. Weil ich mich neben ihr auf dem Tisch abstütze, ist ihre Nase nur wenige Zentimeter von meiner Wange entfernt. Ich versuche das Ganze zu ignorieren und starre auf die Seiten.

Einen Basilisken befehligen:

Insofern sie die Voraussetzungen auf den vorherigen Seiten befolgt haben, steht dem Beherrschen des Monsters, dass sie mit seinem Leben beschützen wird, nichts mehr im Wege. Nutzen sie folgende Sätze und sprechen sie auf Parsel, damit er unmissverständlich ihren Befehlen Folge leisten kann...

≫Oh mein...≪, flüstere ich und wende mich zu Granger. Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Kinder einen Basilisken züchten und damit Unheil anrichten wollen. Dann würde auch die Herstellung des Gegengiftes Sinn ergeben...

≫Gott...≪, beendet sie meinen angefangenen Satz. Ihre Augen fixieren meine und ich spüre ihren Atem auf meinem Mund. Noch nie war ich ihr so nah wie in diesem Moment. Ich weiß nicht, ob das der richtige Moment für das ist, was sich hier gerade ergibt, aber ich möchte mich nicht von ihr entfernen. Mir wird heiß. Ich nähere mich ihren Lippen. Sie weicht nicht zurück. Und ich küsse sie.

Kurz erwidert sie ihn und lässt sich mit mir in diesem Moment fallen, der sich ungelogen gut anfühlt. Dann spüre ich ihre Hand auf meiner Schulter, die mich von ihr wegschiebt. Damit ist der Moment vorbei und wir sehen uns wieder an. Ihre Wangen sind rosa und sie sieht etwas entgeistert aus.

≫Das sollten wir nicht-≪

≫-tun. Du hast Recht.≪, unterbreche ich sie und sage, was sie ebenfalls sagen wollte. Ich räuspere mich und lehne mich nun mit meiner Hüfte an ihren Schreibtisch. ≫Da haben wir, was wir gesucht haben, oder?≪

Noch ein paar Sekunden starrt sich mich an, um dann noch einmal die Seite zu studieren. ≫Ja haben wir. Was meinst du wollen sie damit?≪

≫Keine Ahnung. Einen Basilisken auf jemanden hetzen?≪, antworte ich schulterzuckend.

≫Das kann es nicht sein, woher sollen sie den bekommen?≪, sie lehnt sich zurück und hängt einen Arm über die lehne.

≫Was weiß ich? Vielleicht sollten wir uns wirklich mal mit ihnen unterhalten.≪, schlage ich schließlich vor. Möglicherweise konnten wir etwas aus den Schülern herauskitzeln.

≫Das könnten wir tatsächlich. Ich mache noch eine Kopie, dann verschwinden wir.≪, geschäftig kopiert sie die Seite mit einem Zauber, schlägt das Buch zu. Ich helfe ihr dabei die Bücher von ihrem Schreibtisch zurück in ihre Regale zu bringen, leider sind wir währenddessen ziemlich wortkarg. Unser Kuss hat es ziemlich kompliziert gemacht. Dabei wollte ich doch nur meinen Job behalten.

Wenig später und pünktlich zum Abendessen kehren wir in Hogwarts ein. Nachdem wir uns peinlich voneinander verabschiedet haben verschwinde ich in mein Büro, ziehe mich um und laufe Granger wieder kurz vor der großen Halle über den Weg. Langsam finde ich es gruselig, dass wir uns hier ständig begegnen.

≫Wann sollen wir mit ihnen reden? Und gleich mit allen fünf oder nur die Ravenclaws?≪, fragt sie mich in einer neutralen Tonlage. Lässt sie das Vorgefallene wirklich so kalt oder macht sie gute Miene zum ‚bösen' Spiel?

≫Keine Ahnung. Wie wäre es mit morgen Abend? Und ich finde wir sollten nur mit den Ravenclaws sprechen. Die Slytherins werden ohnehin nur von ihnen erpresst.≪, schlage ich vor, öffne die Tür zur großen Halle und lasse ihr den Vortritt.

≫Okay. Ich sage es ihnen. Lass uns gemeinsam mit ihnen sprechen, morgen nach dem Abendessen.≪

Ich nicke und durchquere neben ihr die Halle. Auf halber Strecke bleibt sie stehen, um den Mädchen von dem Gespräch mitzuteilen und ich setze meinen Weg fort. Interessiert beobachte ich ihren Gang zum Lehrertisch: ihr weinroter Umhang bauscht sich leicht hinter ihr, während sie einen Fuß vor den anderen setzt. Unter dem Umhang trägt sie ein knielanges schwarzes Kleid, das bis zu ihrer Taille eng sitzt und dann etwas weiter um ihre Hüfte fällt. Ich bemerke, dass sie meinen Blick erwidert, was mich dazu bringt sie anzulächeln. Errötend lächelt sie mir ebenfalls zu, bis sie an mir vorbei den Tisch umrundet. Der Eiswürfel um das Herz der Eisprinzessin scheint zu schmelzen.


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