11. Du schüttest gerade Orangensaft in deinen Kaffee.
Hermine Granger p.o.v.
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Eigentlich wollte ich nicht so gemein zu ihm sein. Andererseits hatte er es verdient, so wie er mich provoziert hatte. Draco muss verstehen, dass ich seine Chefin bin und er seine Malfoy-Sprüche lieber da lagern sollte, wo sie keiner findet, wenn er diesen Job behalten will. Aber ich werde ja sehen, wie er sich in der nächsten Zeit so verhält. Heute Morgen beim Frühstück ist er jedenfalls nicht anwesend. Aber auch ich muss feststellen, dass ich sehr müde bin.
≫Hermine? Du schüttest gerade Orangensaft in deinen Kaffee.≪, Septima holt mich aus meinen Gedanken, abrupt halte ich inne. Sie hat Recht.
≫Oh nein.≪, entkräftet tippe ich den Kaffeebecher mit meinem Zauberstab an und leere ihn somit.
≫Eine lange Nacht gehabt?≪, fragt sie beiläufig. Ich mag sie wirklich sehr, sie ist unfassbar nett.
≫Oh ja. Ich war gestern Nacht noch in der Bibliothek, dann ist Draco dazu gekommen und hat zwei Mädchen in der verbotenen Abteilung aufgegabelt.≪, erzähle ich achselzuckend. Meine Kaffeetasse fülle ich neu auf und greife dieses Mal nach der Milch.
≫Nein! Wirklich? Wen? Sie sollten mit Filius darüber reden.≪, auch ihr Gesicht sieht nun so überrascht drein, wie ich es gestern getan hatte.
≫Olivia Price und Moira Harris.≪
≫Solche klugen Mädchen. Furchtbar.≪, nach resigniertem Kopfschütteln gehen wir wieder zur Tagesordnung über, schließlich ist ein nächtlicher Besuch in der verbotenen Abteilung kein Weltuntergang.
≫Septima ich habe da noch eine Frage.≪, spreche ich sie noch einmal an, nachdem wir mehr oder weniger ausführlich über mögliche Prüfungsinhalte diskutiert haben.
≫Schieß los!≪, beschwingt beförderte sie noch eine Ladung Bohnen auf ihren Teller. Ich nippe an meiner nurmehr lauwarmem Tasse.
≫Wer verzaubert eigentlich das schwarze Brett? Das ist wirklich schön.≪
≫Die Vertrauensschüler sprechen sich jeden Abend einmal mit den Schülersprechern ab, die dann wiederum die Nachrichten anbringen. Xenobilus Finch ist dafür verantwortlich, falls es das ist, was du wissen wolltest. Die Schüler müssen natürlich nicht mitmachen, aber es beschert ihnen ein paar extra Punkte. Irgendeinen Anreiz muss es ja geben.≪, schließt sie lächelnd.
≫Beeindruckend.≪
Nach dem Frühstück begebe ich mich direkt mit Septima zu ihrem Unterrichtsraum. Noch immer zählt Arithmantik zu einem meiner liebsten Fachgebiete. Auch in meinem Job beim Ministerium mache ich oft von dem Wissen, dass ich hier während der Schulzeit erlangte gebrauch. Septima öffnet die Tür, womit auch die ersten Schüler an diesem Tag das Zimmer betreten. Eine fünfte Klasse, durchmischt, denn nur wenige belegen das schwerste Unterrichtsfach freiwillig.
≫Du kannst dort drüben sitzen. Wir behandeln heute die Formel nach Bridget Wenlock und damit den Einstieg in die Heptomologie.≪
≫In Ordnung, das hört sich nach einer guten Stunde an.≪, wir lächeln uns entspannt an, dann setze ich mich auf den freien Platz und folge Septima's Ausführungen. Noch immer fesselt mich das Themengebiet der Heptomologie, das sich mit der Hellseherei um die Zahl 7 dreht.
Auch Septimas Unterricht hat sich kein bisschen verändert, sodass ich auch ihr eine gute Beurteilung aushändige. Danach ist der restliche Tag größtenteils frei, weil die heutige Astronomiestunde, wie immer, erst um 22:00 beginnt. Das würde sich zwar mit meinem Rundgang überkreuzen, aber für diesen Zeitraum werde ich einfach einen Ersatz finden. Ich habe auch schon eine Idee wen ich fragen will, also mache ich mich auf den Weg zu den Gewächshäusern.
Vor Gewächshaus eins sehe ich bereits Pomona, die neben einem beachtlich großen Haufen Kompost steht und ebendiesen in einen Eimer schaufelt.
≫Hallo Pomona!≪, etwas außer Atem sieht sie sich um, ihre Miene hellt sich bei meinem Anblick auf.
≫Hermine! Was kann ich für dich tun? Aber warte kurz, zuerst muss ich diesen Eimer voll machen. Ich kann den Kompost für die Pflanzen nicht im Gewächshaus lagern, du kannst dir vorstellen was die Temperaturen für einen Geruch entstehen lassen würden, puuh!≪, sofort macht sie sich wieder ans Werk, ich versuche ihr dabei nicht im Weg zu stehen.
≫Kein Problem.≪
Nach kurzer Zeit ist der Eimer voll und Pomona widmet mir ihre ganze Aufmerksamkeit: ≫Also, wie kann ich dir helfen?≪, geschäftig klopft sie ihre schmutzigen Handschuhe an einer dunkelgrünen Schürze ab.
≫Weißt du, ich bin wegen Neville hier, ich wollte ihn etwas fragen.≪
≫Neville? Der ist doch noch in Irland unterwegs... Also eigentlich müsste er schon zurück sein, aber manchmal ist es schwierig an Schlafbohensamen zu kommen.≪, nachdenklich zieht sie sich die Drachenlederhandschuhe von den Händen.
≫Komisch. Er meinte es würde nicht lang dauern. Obwohl er ja erst seit Montag unterwegs ist. Hast du vielleicht heute Abend Zeit? Ich muss bei Aurora hospitieren, aber jemand muss für mich beim Kontrollgang einspringen.≪
≫Ah, ich würde wirklich gern, aber heute Abend erreichen die Alraunen ihre Pubertät und ich muss aufpassen, dass sie nicht versuchen sich gegenseitig in die Töpfe zu steigen. Sonst ist doch Cuthbert an deiner statt mit Draco gegangen. Frag doch ihn!≪, stimmt, wie konnte ich das vergessen? Innerlich schlage ich mir für meine Inkompetenz gegen die Stirn.
≫Du hast Recht. Das habe ich ganz verdrängt. Er wird es bestimmt übernehmen. Viel Erfolg bei den Alraunen.≪
≫Vielen Dank!≪, ruft sie fröhlich aus, sackt ihren Eimer an und verschwindet hinter den gläsernen Wänden.
Damit gehe ich zurück ins Schloss und zu Cuthbert. Nach kurzer Absprache stimmt er mir zu und ich kann mich um meine eigenen Sachen kümmern. Der magische Stundenplan, der am schwarzen Brett die aktuellen Stunden anzeigt, teilt mir mit, dass Draco gerade eine Freistunde hat, daher entscheide ich mich dazu, mich auch mit ihm kurz abzusprechen.
Ich hebe meine Hand um zu klopfen, als die Tür heftig aufgerissen wird und eine Person mit langem blondem Haar an mir vorbei rauscht. Verblüfft lasse ich meine Hand sinken, wende meinen Blick vom Korridor, an dessen Ende die Frau mit einem wehenden Umhang die Treppe emporsteigt, in Dracos Büro. Dieser steht mit gelockerter Krawatte und verwuschelter Frisur im Raum und wirkt nicht besonders erfreut über meine Erscheinung.
Vielsagend sehe ich ihn tadelnd an, er winkt mich mit einer kraftlosen Bewegung in sein Büro. Während er seine Krawatte richtet und sich auf seinen Stuhl setzt, betrete ich den dunklen Raum und stütze mich auf die Lehne des Stuhls, der ihn gegenübersteht,
≫Alles klar, Champion?≪
≫Sicher.≪, knurrt er, ≫Was verschafft mir die Ehre?≪, er ist genervt. Ich nehme an, dass es einen Zusammenhang zwischen seiner Stimmung und der energischen Blondine gibt, aber das geht mich ja nichts an. Dennoch muss ich ihn wohl auf etwas hinweisen:
≫Ich hoffe du wirst zukünftig nicht ständig Damenbesuch haben. Wenn die Schüler das sehen, werden sie denken, das ist die Art eine Beziehung zu führen.≪
≫Das ist wohl eher mein Problem. Ich werde darauf achten, dass sie nicht wiederkommt, wenn es hell ist.≪
Ich nicke ihm zu: ≫In Ordnung, Davon abgesehen hat sie keine Befugnis dafür, das Gelände zu betreten, also falls du nicht derjenige bist, der ihr bewusst Zutritt verschafft, solltest du mal ein paar Worte mit ihr wechseln, oder du sagst mir ihren Namen.≪
Er scheint kurz nachzudenken, ehe er mir antwortet. ≫Ich kümmere mich darum.≪
Zögernd halte ich inne und beobachte seine beschleunigte Atmung. ≫Gut.≪
≫Sonst noch was?≪, sein Blick ist nichts als Langeweile. Ich frage mich, ob dieser Mensch auch etwas anderes als Gleichgültigkeit und Hass empfinden kann.
≫Ja. Heute Abend muss ich noch bei Aurora hospitieren. Für diese Zeit wird Cuthbert mit dir die Gänge kontrollieren. Ich wollte mich nur mit dir absprechen, wann wir uns die Bücher ansehen.≪, ich fixiere seinen Blick. Seine Wangen sind gerötet, seine Lippen geschwollen. Was hier passiert ist, ist mehr als eindeutig. Eine Frechheit, schließlich handelt es sich hier um eine Schule. Andererseits, so lang er es nicht im Gang treibt, kann es mir egal sein.
≫Du sagtest gestern, nach dem Rundgang. Von mir aus kann es dabei bleiben.≪
≫Vielleicht treffen wir uns einfach nach Astronomie. Cuthbert hat sicher nichts dagegen den Rundgang allein zu beenden.≪
≫Okay.≪
Still sehen wir einander an. Ich habe nun was ich wollte und sehe keinen Grund darin bei ihm zu bleiben. Um die seltsame Stimmung zu durchbrechen richte ich mich auf und zupfe meinen Umhang zurecht.
≫Ich gehe dann mal. Du hast ja auch noch Arbeit, so wie es aussieht.≪, ich deute auf einen Stapel Pergamentrollen. Er nickt knapp. Darauf gehe ich ohne ein weiteres Wort und ohne ihn noch einmal anzusehen. Wer wohl die Blondine bei ihm war?
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