Hoffnungslos.

Es war dunkel. Mitte September, der das Ende des Sommers angekündigt hatte. Dunkel und spät, als die beiden den Weg über den weitläufigen, von Bäumen umsäumten Platz überquerten.
Sie fühlte sich etwas unsicher und dachte über ihre Gefühle für ihn nach.

Er war nicht der richtige für sie- ganz abgesehen davon, dass er sie gar nicht wollte.

Doch beide hatten getrunken, der Alkohol war vor und während des Aufenthalts im Club nur so reichlich geflossen und sorgte dafür, dass Sie den Gedanken, wie dumm es war mit gerade ihm nach Hause zu gehen, in die hinterste Ecke ihres Kopfes verbannt hatte.

Sie kannte Ihn nun schon seit einer Weile und nachdem sie es erst nicht geschafft hatte sich von ihm fern zu halten, hatte sie angefangen ihn zu Daten, was jedoch darin endete, dass er sie versetzte, belog, ignorierte und sich nicht nur mit ihr, sondern auch mit anderen Mädchen traf.

Rundum war also klar, dass Er nicht gut für sie war-

Doch trotz allem,Sie machte sich immer wieder Gedanken um ihn- und all diese Aktionen hatten sie nicht nur verletzt- sondern gar unglücklich gemacht.

Ohne es wirklich selbst zu merken, hatte sie sich langsam in ihn verliebt- und das schon vor einer Weile, auch wenn sie es sich erst vor einer kurzen Zeit eingestanden hatte.

Der Junge, der er erst vorgegeben hatte zu sein, hatte ihr mehr als nur gut gefallen. Gut drauf, humorvoll, aufmerksam, interessiert.

Wahrscheinlich klammerte sie sich immer noch an die Vorstellung, dass er sich wieder in diesen verwandeln würde. In den, mit dem sie sich stundenlang über Gott und die Welt unterhalten hatte und der sie glücklich gemacht hatte.

Doch das würde wohl nie passieren und auch wenn sie es wusste, schaffte sie es nicht, die Hoffnung darauf zu verdrängen.

Nachdem sie beide vorerst beschlossen hatten "nur Freunde" zu sein, hatte sie versucht sich von ihm zu distanzieren- jedoch relativ erfolglos.

Sie wartete immer noch auf Nachrichten von ihm, freute sich über jede Berührung und seinen Vorschlag, etwas zu zweit zu unternehmen, auch wenn eben das wohl nie passieren würde- noch eine Nebenwirkung davon, dass er sie belog und versetzte.

Nun liefen sie hier den Weg entlang, nachdem er sich bereiterklärt hatte, sie nach der durchzechten Nacht nach Hause zu bringen- und Sie versuchte durch Witze die Stimmung etwas zu lockern, es trat wieder die angenehme Atmosphäre zwischen ihnen ein, die sie so vermisst hatte.

Als sich ihre Hände durch den gemeinsamen Weg beiläufig berührten, nahm er ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. Es war nicht das erste mal- und auch wenn Sie wusste, dass das in die falsche Richtung lief, ließ sie es zu.


Das alles ließ sie wieder hoffen und fühlte sich gut an- zu gut.


Als sie den Weg zum Stadtpark einschlugen, wurde es noch düsterer. Gott, ohne ihn würde sie hier sicher vor Angst sterben.
Sie schlugen den Weg ein, der an dem städtischen See vorbei führte.

"Wir sollten uns hier noch kurz hinsetzen",
schlug er vor und zog Sie gleich zu einer Bank, von der man das mondlichtspiegelnde Wasser beobachten konnte. Er ließ ihre Hand los und so kaum das sie sich hingesetzt hatten, legte er den Arm um ihre Schultern und sie begannen sich eher leise zu unterhalten.

Als etwas Stille eintrat, drehte er seinen Kopf leicht und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Unsicher und verwirrt räusperte sie sich und schlug vor, den Weg weiter zu gehen.

"Ich bin so müde, ich glaube ich gehe gleich direkt nach Hause", erklärte er und nahm wieder ihre Hand. Sie war verwirrt. Er würde sie doch kaum um halb vier alleine, etwa andertalb Kilometer von ihrem zu Hause entfernt, hier am menschenverlassenen Fluss stehen lassen?

Dann lachte er jedoch leicht- sie darauf hin auch erleichtert.
Sie waren kaum hundert Meter gegangen, als er vorschlug sich noch einmal kurz zu setzen.
Es verwirrte sie etwas- was sollte er damit bezwecken? Dadurch wurde es nur noch später. Und er war schließlich nicht derjenige, der angetrunken war- er war so nach gekommen, dass er vielleicht zwei oder drei Drinks genommen hatte- ganz im Gegensatz zu ihr.

Trotz allem ließen sie sich wieder nieder und sie kuschelte sich erneut an ihn. Als dieses Mal erneut die Stille eintrat, suchte sie nicht zwanghaft nach einem neuen Gesprächsthema. Es war auch so schön. Diese Stille hatte nichts unangenehmes- ganz im Gegenteil.

"Ist dir kalt?", flüsterte er, nachdem er sie erneut einen Kuss auf die Stirn gedrückt hatte. Sie nickte. Ihr war immer kalt. Absolut immer. Etwas, dass er schon seit längerem von ihr wusste und über das er sich nicht nur einmal amüsiert hatte.

So zog er sie noch näher zu sich heran und umarmte sie. Als sie die Umarmung löste, sah er sie einen Moment nur durch seine strahlend blauen Augen an, in denen sie sich schon so oft verloren hatte, bevor er sich näher zu ihr beugte und seine Lippen auf ihre legte.


Gott, fühlte sich das gut für sie an. Trotz ihrer Dates war es der erste Kuss- und er war unglaublich. Sie erwiderte den Kuss und ließ sich vollkommen beim ihm fallen. Als er mit seiner Zunge ihre umspielte war es vollkommen um sie geschehen.

Ihr Kopf verabschiedete sich vollkommen, während sie mit der einen Hand durch seine Haare fuhr und die andere um Hals gelegt hatte und diese durch seine kurzen Haare am Hinterkopf fahren ließ .

Er zog sie noch näher an der Taille zu ihm und intensivierte den Kuss, während seine eine Hand sich nach oben zu ihren Brüsten arbeitete.

Obwohl sie das Zeitgefühl komplett verlor, löste sie sich irgendwann von ihm. Nur, um ihn anzuschauen, bevor er sie wieder küsste.

'Was mache ich hier? Das ist ein Fehler!' Doch sie ignorierte die Stimme etwas, da es sich zu gut angefühlte- sie schon zu lange auf ihn gewartet hatte.

Sie hatte sich nicht nur einmal vorgestellt wie es wäre ihn zu küssen, zwar unter anderen Umständen, aber es war noch schöner als sie es sich in ihrer Vorstellung ausgemalt hatte.

Seine Lippen waren so weich, und ein angenehmes Kribbeln durchzog ihren gesamten Körper und ließ sie fast wie in Flammen stehen.

Trotzdem löste sie sich von ihm. Es war falsch. Verdammt falsch. Sie hätte ihn nicht küssen dürfen. Fuck.

"I-Ich muss los.", stammelte sie, während sie aufstand.

"Nein, musst du nicht, bleib bei mir", bemerkte er und zog sie noch enger zu sich. Wie gerne sie doch bleiben würde. Diese Nacht und wenn nur diese Nacht mit ihm zu haben, auch wenn es die einzige sein sollte.

Doch es ging nicht.

All ihre Gegenwehr aufbringend, schaffte sie etwas Abstand. "Nein es geht nicht. Es ist spät und ich muss nach Hause".

Sie konnte seinen Blick nicht deuten. War er verletzt? Enttäuscht? Was dachte er nur? Was würde sie nur in diesem Moment dafür geben, Gedanken lesen zu können? Zu wissen, was er fühlte? Ob nicht vielleicht doch etwas Gefühle von seiner Seite im Spiel waren?

Ein letztes Mal spürte sie seine Lippen auf ihren- ein letzter Kuss. Vermutlich würde es der letzte sein- den noch ein Kuss, dürfte nicht zwischen ihnen passieren.

Ein letztes Mal sog sie seinen Duft ein, den sie nur bei dieser Nähe wahrnehmen konnte.

Er ließ sie dort wirklich stehen. Nachts, im Park, an dem See, im Dunklen.

Oder sie ihn. Sie sich gegenseitig.

Vielleicht würde das wirklich das letzte Mal so zwischen ihnen gewesen sein.

Vielleicht,würde der Fehler sich wiederholen.

Hatte dieser Moment, so schön wie er auch war, vielleicht mehr kaputt gemacht, als sie ahnen konnte?


Wie kann etwas, dass sich so richtig anfühlt, nur so falsch sein?

Aber eins ist immer klar.


[Einer liebt immer mehr.]

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