Der Gedanke an die Vergangenheit

Eine kalte stürmische Nacht lag vor uns. Die Wettervorhersage war alles andere prickelnd. Und ich? Lag draußen im Garten auf dem Rasen und genoss den Nachmittag, solange es das Wetter noch mitmachte. Denn Wetterumschwünge sind die lustigsten Sachen hier bei uns im Dorf.

Man hörte aus den Nachbarsgärten Kinder freudig quieken und auch lachen. Seelen ohne Kummer und Sorgen, wie meine Mutter immer zu sagen pflegte. Sie schien irgendwo auch Recht zu haben, so wie es sich anhörte. Immerhin konnten sie viele Gefühlslagen und Auseinandersetzungen nicht verstehen in ihrem jungen Alter. Ein unbeschwertes Alter. Vogelgezwitscher, ein Rasenmäher lief auch ein paar Häuser weiter, leise Autogeräusche von der anliegenden Autobahn, die man von hier aus gut beobachten konnte ohne das es nachts stören würde, wenn sie am Haus vorbeifuhren.

"Aureli, kommst Du bitte endlich rein? Das Wetter könnte jederzeit umschlagen und bei Deinem Glück schlägt der Blitz mit Sicherheit irgendwo im Garten ein", ertönte auf einmal die Stimme meiner besten Freundin Liz mit einem Unterton, der eigentlich keine Widerrede duldete, aber meine Reaktion auf ihre Frage war einfach null. Nichts. Mein Körper regte sich nicht eine Sekunde. Blieb weiter auf dem Rasen liegen, spürte meine Haare langsam aufwehen vom stärker werdenden Wind und auch die Wolken schoben sich immer dichter zu. Die Sonne schien sich langsam zu verabschieden. Sich hinter den Wolken zu verstecken. Die Wärme entglitt meiner Haut und ein kleiner Schauer legte sich über meinen Körper, als der Schatten mich erreichte.

"Keine Lust Liz, es ist doch eh egal was ich tu und mache!", fing ich dann irgendwann zu sagen. Gedanklich schon längst wieder in die Vergangenheit gerutscht. Der mithin einzige Grund wieso ich hier noch liege. Ich mein, wer kommt schon auf die freiwillige Idee bei einem Wetterumschwung draußen zu liegen, ohne Bäume oder dergleichen, wo ein Blitz Dich jederzeit treffen kann. Wie ein Schlag ins Gesicht. Lähmend und zu Tränen gerührt. Unwissend wie es weitergehen soll. Und da packte es mich wieder. Der Schmerz. Die Stimme in meinem Ohr. Der Knall, der meinen Körper zusammenzucken ließ. Der Aufschrei meiner eigenen Stimme in dem Chaos, den nur ich hören konnte und sich nicht mehr erklären ließ. Danach war es stumm. Leise. Alles leer im Kopf.

"DU bleibst bei mir kleines Mäuschen. Wir werden die Welt zu unserer machen" war das letzte, was ich verinnerlichte in mir, bevor ich vom Boden aufstand, einen kritischen Blick in alle Richtungen warf um dann endlich der Bitte von Liz nachzukommen und ins Haus zu gehen.

Mit einem bösen aber zeitgleich auch sehr angestrengten Blick zitierte sie mich ohne weitere Worte in die Küche.
„Also wirklich Aureli, ich weiß langsam echt nicht mehr, wie das weitergehen soll hier. Es kann nicht sein, dass ich die EINZIGE bin, die sich hier um den Haushalt kümmert! Ich habe Dich aufgenommen, damit Du von den Problemen fern bist unter der Auflage, dass Du Dich wenigstens um den Haushalt bemühst, auch wenn Du das nie machen musstest bei Deinen Eltern", donnerte ihre Stimme an mich und ich schaute stumm zu Boden. Ließ meinen rechten Fuß vor Verlegung nach rechts und links rutschen. Seufzte. Wieder eine Standpauke. Und das von einer besten Freundin. Weil sie es gut meinte.
Manchmal hasse ich sie dafür, aber irgendwo hat sie ja immer noch Recht, was das angeht.
„Ja Liz, es tut mir leid. Ich hätte mich die letzten Tage mehr um den Haushalt kümmern können. Weil Du ja immerhin arbei..."
„Ja arbeiten bin, einkaufen fahre, während Du Dich hier versteckst um allen möglichen zu entfliehen.", unterbrach sie mich schorf und seufzte jetzt ebenfalls tief. „Ich meine es nicht böse Aureli, aber irgendwann platzt auch mir die Geduld"
„Jaaaaaaa...", sagte ich monoton und leise. Als ob meine Mutter mich gerade zusammengepfiffen hätte.
„So und jetzt setz dich hin, wir essen jetzt chinesische Küche, was ich mitgebracht habe, da wir ja keine sauberen Teller mehr haben"
Der Elan in der Stimme war bei ihr wieder da und ich nickte nur stumm und warf ihr einen kurzen traurigen Blick zu, bevor ich mich ebenfalls setzte und das Essen entgegennahm.

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