Pflanzen

"W-w-warum sind hier nur B-b-Bilder von Pflanzen und k-k-keine echten?" Evan war das Stottern egal.
Ethan schien nicht der Typ, der so was verurteilte.

Sie saßen schon einige Stunde so da und lasen. Es wurde langsam dunkel. Sie haben die ganze Zeit über nicht gesprochen, doch Evan hielt die Stille nicht mehr aus, was ungewöhnlich für ihn war. Er hatte sich nicht wirklich auf das Buch konzentrieren können, da er über allerlei Dinge nachdachte. Er hatte Ethans Gesichtszüge heimlich studiert und manchmal zog er während dem lesen skeptisch eine Augenbraue hoch.

Evan wunderte sich, warum ein Junge wie Ethan nur zu Hause saß. Er war eindeutig nicht auf den Mund gefallen und mit seinem Aussehen und seiner Intelligenz müsste er eigentlich viele Freunde haben. Evan grübelte lange über diese Tatsache nach und dachte sich Gründe aus, warum das wohl nicht so ist. Doch er kam zu keinem wirklichen Ergebnis.

Ethan blickte ihn direkt an.
"Ich habe die Pflanzen immer vertrocknen lassen."
Er klang seltsamerweise traurig.

Evan wollte gerade etwas dazu sagen, als es an der Tür klopfte. Eda spähte hinein und gab Evan ein Zeichen, dass er mitkommen sollte. Mein Taxi ist wohl da, dachte er. Er stand auf und wollte Eda folgen, doch Ethan hielt ihn auf.

"Ich hab gehört du suchst nach einer Arbeit."
Evan verdrehte die Augen.
Janet, diese Plaudertasche.
"Ja k-k-kann schon sein. Meine Mutter w-w-will, dass ich arbeite damit ich zu den Studiengebühren etwas b-b-beitragen k-k-kann."
"Ich kann dir dabei helfen. Du kannst im Café Tee in der Stadt arbeiten. Die würden dich sofort einstellen."
Er blinzelte ihn verwirrt an. "Meinst du jetzt ein Café oder einen Teeladen?"
"Es ist ein Café, dass nur Tee serviert, stell doch nicht so dumme Fragen.", meinte Ethan und zog genervt eine Augenbraue hoch. Evan machte einen verwirrten Gesichtsausdruck. "Ich hab noch nie was von dem Laden gehört?"
"Kann daran liegen, dass du nie das Haus verlässt. Also was jetzt, willst du arbeiten oder nicht?" Er schien ungeduldig zu sein.

Evan war sein stechender Blick unangenehm und so sah er überall hin, nur nicht in seine Augen. Ihm gefiel die Idee nicht in einem Café zu arbeiten, weil man da viel mit Menschen zu tun hat. Er zog automatisch wieder an seinem Reißverschluss und dachte über seine Antwort nach.
"Also ich w-weiß nicht...", setzte er an.
"Es wird dir gefallen. Wir können uns morgen dort treffen. Es hat auch am Wochenende offen. Also um 15 Uhr dann.", bestimmte Ethan.

Evan war nicht so ganz einverstanden aber irgendwo musste er ja anfangen. Er gab ihm seine Nummer, damit Ethan ihm die Adresse schicken konnte.
Danach ging Evan ohne ein Wort des Abschieds.
Er ging an den Pflanzenbildern vorbei und dachte über Ethans Worte nach.

Draußen wartete schon Janet und begrüßte ihn überschwänglich. Sie durchlöcherte ihn mit Fragen, doch er antwortete nur vage.
Er wurde nicht schlau aus Ethan. Erst sagte er, er wolle sich nie mehr mit ihm treffen geschweige denn reden und dann will er ihm plötzlich helfen. Evan wurde misstrauisch. Vielleicht will er mich nur reinlegen?, dachte er mürrisch. Damit hatte er genug Erfahrung. Er erinnerte sich an die vielen Streiche und Demütigungen denen er in der Schule ausgesetzt war. Einer der Gründe warum er oft die Schule wechseln musste. Ihm wurde heiß vor Scham und Wut, wenn er daran zurück dachte.

Er war erleichtert als sie endlich bei ihm ankamen. Er wollte nur noch ins Bett. Wie immer war er ausgelaugt nach einem Tag in der Öffentlichkeit.

Er schlich sich ins Haus. Er wartete im Flur und lauschte auf verdächtige Geräusche. Aber es blieb still. Nur das ticken der Uhr ertönte von irgendwoher, aus den dunklen Zimmern.
Licht von der Straßenlaterne fiel herein und beleuchtete die Umrisse des Wohnzimmers.
Evan liebte solche Momente. Er fühlte sich sehr wohl in seinem zu Hause, wenn er allein war.

Er ging die Treppen nach oben in sein Zimmer. Ihm war ganz schlecht und schummrig. Er hatte seit zwei Tagen nichts mehr gegessen. Er nahm eine Flasche Wasser und trank sie beinahe aus. Danach kramte er in seinem Rucksack nach einer Tafel Schokolade, die da noch sein müsste. Er fand sie und aß die Hälfte.

Er legte sich ins Bett und normalerweise würde er jetzt an den Tod denken oder an etwas ähnlich erfreuliches, doch er dachte an Ethan. Er war sehr skeptisch ihm gegenüber.  Er würde trotzdem morgen auftauchen, da er dennoch neugierig auf ihn war.
Nach ein paar Stunden schlief er endlich ein.

Doch Neugier war der Katze Tod.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top