Zwischen Welten
I will NEVER FORGET YOU, You'll always be my side
From the day that I met you, I knew that I will love you till the day I die
And will never want much more, and in my heart I will always be sure
I will never forget you. And you will always be by my side till the day I die!
(Zara Larsson; Never forget you)
Die Sterne schienen hell und freundlich. Thymian starrte zu ihnen hinauf, versuchte einen Sinn in ihren Konstellationen zu finden oder wenigstens einen Wegweiser der ihm half sich im Irrgarten des Lebens zurecht zufinden. Er lag auf der Motorhaube seines Wagens, hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und entspannte sich langsam. Es war eine schöne Sommernacht und keineswegs zu kühl um in leichten Jeans und T-shirt an der frischen Luft zu liegen. Das Mädchen neben ihm seufzte und fragte ihn ohne den Blick von den Sternen zu lösen:
" Wo bist du geboren?" Thymian sah sie von der seite an. Sie war schön, hatte langes weißes Haar und große blaue Augen, die traurig in den Himmel starrten. Thymian fragte sich warum sie traurig war, doch sie darauf anzusprechen würde nichts bringen. Er kannte sie lange genung um die wissen, das sie sich nur von alleine öffnen würde.
"Ich bin im dritten Höllenkreis auf die Welt gekommen." Ariadne sah ihn tadelnd an.
" Ich meine, wurdest du in einer glühenden Lavagrube erschaffen oder hast du so etwas wie eine Mutter?" Thymian rückte näher an Ariadne und nahm sie in die Arme.
"Ich bin wie alle Demonen aus der Asche böser Menschen entstanden. Ich habe keine Mutter aber so etwas wie einen Vater, einen Mentor, der auf mich aufpassen soll. Wie ist es bei dir?"
Ariadne kuschelte sich noch näher an ihn, drückte ihr Ohr an seine Brust. Thymian wusste das das Geräusch seiner leeren Brust, sie an ihre eigene erinnerte. Denn weder Demonen noch Engel besaßen eine menschliche seele, ein Herz das ihr leben lang schlug. "Engel werden von Gott erschaffen.
Er macht uns einfach und übergibt die neuen Engel dann Michael, einem Erzengel, dieser gibt uns dann an Ausbilderengel weiter. Wir werden eigentlich von der Entstehung bis wir fertig ausgebildet sind herumgereicht."
"Das stört dich oder?" Ariadne schluchzte.
"Ich will eine Familie, Thy. So wie in den Geschichten von den Menschen. Ich will Umarmungen und Küsse. Ich will Freude und Trauer. Wieso können Engel das nicht haben?"
"Weil so die Weltordung ist. Engel sind gut, Demonen sind böse. Menschen sind dazwischen und werden von uns beeinflusst. Wir können diese Ordnung nicht einfach ändern. Aria, was ist passiert, irgendetwas stimmt nicht mit dir." Ariadne schniefte und lehnte sich etwas zurück um seine Augen sehen zu können.
"Ich hab einen meiner Ausbilder diese Dinge gefragt und sie hat nicht reagiert...."
"Und was hast du dann getan?" Aria sah ihn schuldbewusst an." Ich wurde wütend und hab sie angeschrien. Ich konnte mich einfach nicht beherrschen. Sie sagen uns so wenig, sie lassen uns keine Wahl! Ich will doch nur... ach ich weiß auch nicht." Thymian zog scharf die Luft ein.
Engel durften solche Gefühle wie Ariadne sie hatte nicht besitzen, sie mussten ruhig und besonnen sein.
Ariadne dagegen war temperamentvoll und Neugierig. Er liebte diese Eigenschaften an ihr und doch waren sie gefährlich. Eigentlich genauso gefährlich wie ihr Treffen hier. Ariadnes Augen flehten nach mehr, wollten etwas das ihr als Engel nicht zustand. Thymians Hand strich sanft über ihre Wange, er wollte nichts sehnlicher als ihr diesen Wunsch zu erfüllen.
"Es wird alles wieder gut." versprach er und lehnte seine Stirn an ihre. Ariadnes Verhalten würde Konzeqenzen haben, welche war noch nicht klar aber egal was es war, Thymian schwor sich, er würde ihr helfen. Sie ließ seine Worte zu und schon bald hatte sie sich beruhigt.
Sie sahen wieder beide in den Himmel und sehnten sich nach einem anderen Leben. Ein Leben das ihnen vielleicht die Möglichkeit geben würde zu fühlen. Als die Farbe des Himmels sich langsam in Grau verwandelte richteten sie sich auf. Aria hatte ihre Wangen längst getrocknet und stand auf. Thymian blieb sitzen und ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten, der von einem langen weißen Kleid gänzlich verdeckt wurde. Es ließ ihren Körper formlos und schwach aussehen. Ariadne fing seinen Blick auf und lächelnd lehnte sie sich an ihn.
"Was machen wir hier nur?" fragte sie ihn. Thymian schüttelte den Kopf und zuckte die Achseln.
"Ich habe keine Ahung." Ariadne lachte und küsste ihn sanft auf die Lippen.
"Bin ich dir Wichtig?" Thymian lächelte über diese Frage. Aria stellte sie jedes Mal bevor sie ging und Thymian antwortete jedes mal gleich.
" Verrate ich dir nächstes Mal." Ariadne drehte sich um und stellte sich an die Klippe auf der sein Wagen parkte. Thymian konnte mitansehen wie sie ihre Gefühle in ihrem Inneren verschloss und ihr Gesicht zu einer ruhigen und gleichmutigen Maske wurde. Leider wurde es von mal zu mal schwerer die echte Aria hervorzuholen. Er fühlte, dass sie dieses Versteckspiel nicht mehr lange durchhalten würde. Ariadne breitete die schneeweißen Flügel aus und sprang von der Klippe.
Sekunden später sah er sie, ein einziges weißes Licht, in den Himmel emporsteigen. Verlust und Trauer breitete sich in ihm aus. Gefühle, die für einen Demon absolut nicht tolerierbar waren.
Thymian wusste das ihrer beider Verhalten untypisch war, doch nur beieinander konnten sie die sein die sie sein wollten. Ohne Regeln und Zwänge, einfach sie selbst.
Thymian sah ihr noch eine weile hinterher und beschloss dann ebenfalls zu gehen.
Das Auto ließ er an der Klippe geparkt und ging den schmalen weg zurück in den nahen Wald.
Es war hier an dieser Klippe gewesen als sie sich das erste Mal gesehen hatten.
Thymian war von seinem Vater bestraft worden, blutig und wütend hatte er sich in die Menschenwelt geflüchtet. Mit Tränen der Wut war er zu seiner Denkerklippe, wie er sie nannte, gerannt, nur um dort angekommen zu bemerken das sie bereits besetzt war. Ariadne war wie er gerade erst entstanden und hatte verloren an der Klippe gesessen und hinaus aufs Meer gesehen.
Ihre schneeweißen Flügel hangen traurig bergab während der Himmel sich zum Morgenrot färbte. Sofort dachte Thymian daran was ihm sein Vater wie auch alle Lehrer beigebracht hatten.
"Jeder Engel muss sterben." Doch er sah die Verlorenheit in ihrer Haltung und beschloss es mit Reden zu versuchen. Also war er zu ihr gegangen und hatte sich neben sie gesetzt. Nur allzu deutlich war er sich seiner blutroten Haut und den stechend gelben Augen bewusst gewesen.
Ariadne war zuerst ängstlich zurück geschreckt, doch etwas an ihm muss sie ebenfalls berührt haben. Er hatte über seinen Vater gesprochen und sie über ihre Ausbilder. Es war das erste Mal für sie beide, das sie ihre Gefühle erklären konnten ohne Angst vor einer Strafe haben zu müssen.
Als Ariadne dann ihr Kleid zerriss um seine Wunden zu verbinden, war für sie beide klar, das sie hier und beieinander sicher waren. Ihre Verbundenheit war beinahe greifbar gewesen und sie hatten sich immer wieder verabredet. So war aus einer Bekannschaft, Freundschaft und schließlich mehr geworden. Mit einem Lächeln dachte Thymian an ihren Schrecken als er sie das erste mal geküsst hatte. Er hatte dieses Verhalten bei Menschen gesehen, die sich Nahe standen und beschlossen es bei Ariadne auszuprobieren.
Nun es gefiel ihr und so schlich sich so etwas wie Liebe in ihre Beziehung.
Thymian hatte den Wald erreicht und drückte nun die Hand auf den Boden, öffnete mit einem schweren Seufzer ein Tor zu Hölle. Rot leuchtend bröckelte die Erde weg und formte einen Durchgang. Thymain sprang und landete auf schwarzer erde in einem Chaos aus Schreien und Feuer.
Die Hölle, fand er, glich einen Einkaufscenter in der Menschenwelt kurz vor Weihnachten.
Alle waren wütend und grausam, überall herrschte gedränge und es gab nirgends ruhe.
Thymian war daran gewöhnt, doch ihm gefiel diese Art von Leben nicht. Er wanderte einen Weg aus gebeinen entlang zu seinem Zuhause. Die Hölle war großteils dunkel und heiß.
Man sah den Himmel nicht, stattdessen formten Feuer und verlorene Seelen den Himmel zu einer bedrohlichen Masse. Thymian vermisste den Sternenhimmel den er mit Ariadne teilte.
Das erste was er tat als er die Tür zu seinem Zuhause, einer aus stein gemeißelten Höhle öffnete, war sich im Spiegel des Vorzimmers sein Gesicht anzusehen. Jedes mal wenn er von einem Treffen mit Ariadne zurückkam waren seine Augen weniger Rot und seine Hautfarbe wirkte gesünder.
Natürlich versuchte er alles um diese kleinen unauffälligen Veränderungen auch wirklich unauffällig zu belassen. Er wollte nicht das sein Vater davon erfuhr. Ariadne fand ihn schön, zumindest hatte sie es ihm so gesagt, egal wie spitz seine Hörner oder wie rot seine Augen waren.
Thymian versuchte seinen stolz über ihre Äuserung nicht in Eitelkeit zu verwandeln und verzichtete daher darauf seine Hörner abzufeilen oder seine spitzen Zähne zu verstecken.
"Ha, mein Sohn bist du endlich Zuhause?" Sein Vater Bor stand im Wohnzimmer mit einigen seiner Kollegen. Alle hielten golderne Kelche in den Händen und tranken genüsslich daraus.
Bor hatte einen weniger menschlichen Körper. Die untere Häfte seines Körpers war der einer Ziege und seine Hörner waren bei weitem die längsten die Thymian je gesehen hatte. Seine Kollegen sahen nicht anders aus und verhielten sich leider auch nicht anders.
Thymian sah ihn wütend an und schrie seine Antwort hinaus, ignorierte dabei Bors Gäste völlig.
"Ich entscheide wann ich nach Hause komme, du hast mir nichts zu sagen!" Damit stürmte Thymian in den ersten Stock und warf die Tür zu seinem Zimmer zu. Sein Vater lachte unten Lauthals und erzählte von seinem tollen sohn. Thymian wusste wie er sich zu verhalten hatte wenn Bor Gäste hatte. Sein Vater ließ ihn bis zu einem gewissen Grad durchaus seinen Willen, doch vor Bors Kollegen musste Thymian den ungestümen und wilden Jugendlichen spielen.
Es war Thymian egal, ihn interessierte nur Ariadne anzurufen und zu hören ob bei ihr alles klar war.
Er machte sich ernsthafte sorgen um ihr Verhalten und die daraus resultierenden Konequenzen. Schnell sperrte er die Tür zu und warf sich auf sein Bett. Die Handys die er und Ariadne immer bei sich trugen, hatte er vor Jahren in der Menschenwelt gekauft und selbst soweit umprogrammiert das sie sogar über Himmel und Hölle miteinander reden konnten. Thymian wählte und sofort meldete sich Ariadnes kühle stimme, sie flüsterte.
"Hi, was gibts?"
"Ich wollte nur sicher gehen das bei dir alles in Ordnung ist." Thymian hörte es rauschen.
"Ja alles klar. Es ist nur bald zeit zum aufstehen und ich muss mich beeilen damit mich niemand sieht."
"Wo bist du?" Ariadne lachte leise." Keine Panik, Thy. Ich hab das schon öfter gemacht."
"Das ist gefährlich."
"Thy bitte, alles was wir machen ist gefährlich. Wenn wir nie etwas riskieren wozu lohnt es sich dann zu leben." Thymian hörte ihren Willen, doch er liebte sie zu sehr um ein solches risiko einzugehen.
" Vielleicht sollten wir uns eine weile nicht sehen." Auf der anderen seite der Leitung herrschte stille.
"Du willst dich nicht mehr mit mir Treffen?" Thymians Herz blieb stehen, so hatte er das nicht gemeint.
"Nein, Aria nein. Ich liebe dich. Ich habe nur riesige Angst das dir wegen mir etwas zustößt."
"Das ist Alles?"
"Reicht das nicht?"
"Thymian, jag mir nie wieder so einen Schrecken ein. Ich würde auch ohne dich dauernd in Schwierigkeiten stecken. Übrigens: Ich liebe dich auch."
Thymian war sprachlos. Er hatte diese Worte in einer Situation der Panik ausgesprochen, doch das machte sie nicht weniger real. Doch das beste war das Ariadne dasselbe fühlte. Thymians Herz fühlte sich beinahe so an als würde es schlagen könnnen. Plötzlich hörte er einen Krach am anderen Ende der Leitung und Ariadne fluchte.
"Sorry, Thy ich muss los. Wir reden später."
"Okay, pass auf dich--" zu mehr kam er nicht, denn da war die Leitung auch schon unterbrochen. Sorgenvoll sah er das Handy an. Nein er konnte jetzt nichts tun um ihr zu helfen, sein Auftauen würde sie nur noch mehr in Schwierigkeiten bringen. Wütend über sein unvermögen riss er sich seine Kleider vom leib und ging heiß duschen. Hoffentlich würde ihn das auf andere Gedanken bringen.
"Er liebt mich"geisterte durch Ariadnes Gedanken als sie sich schleichend von Wolke zu Wolke ihrem Zuhause näherte.
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