"Ein Jungengel ist geflohen? Was meint ihr damit, geflohen? Sind wir etwa ein Gefängnis, ein Käfig, eine Kiste die andere gefangen hält? Ich dachte wir hätten jede Versuchung ausgemerzt und unsere Jungengel hätten keinerlei Verlangen ungehorsam zu sein?"

Erzengel Michael, groß, muskolös und einem gefährlich stechenden blauen Blick stand seinen Ausbilderengeln gegenüber. Er hatte diese Einrichtung nicht umsonst am Arsch des Himmels gebaut um seine Jungengel absolut tugendhaft zu erziehen. Nun sah er sich einer großen Bedrohung gegenüber, denn sollten andere Jungengel erfahren das eine von ihnen weggelaufen war, würde es sie zum nachdenken anregen.

Michael kehrte seinen Untergebenen den Rücken zu und ging ans Fenster. Dabei war er gerade erst von einem auseneinsatz auf der Erde zurückgekehrt und hattte darauf vertraut bei seiner Rückkehr nichts Ausergewöhnliches vorzufinden. Michael brauchte einen Plan und das schnell, schließlich hatte er noch andere ebenso wichtige Dinge zu erledigen.

"Wer ist es?" fragte er ohne sich umzudrehen. Aedan antwortete:

"Ariadne."

"Gab es anzeichen das mit ihr was nicht stimmt?" Fiore, Aedans Schwester kam ihm zuvor:

"Ja, allerdings hielten wir ihre Gefühlsschwankungen und ihre unbeirrbare Neugierde nicht für gefählich."

"Gefühlsschwankungen? Neugierde? Warum habt ihr sie nicht sofort ausgesondert?" Fiore sah zu Boden und meinte mit unterwürfiger Stimme:

"Ihre Begabung für den Kampf ist ausergewöhnlich. Sie hat eine rasche Auffassungsgabe und ich bin sicher sie wäre eine unglaubliche Kriegerin unter eurem Kommando geworden."

Nun drehte sich Michael um und sah Fiore an.

"Ist sie wirklich so gut?" Jeder Ausbildungslehrer nickte zustimmend. Michael seufzte, das war nicht die Antwort die er sich erhofft hatte.

"Wir müssen sie verfolgen und zurückholen." meinte er schließlich. Er sah zu Aedan und erkannte dessen Tatendrang. Aedan war, als Jungengel ebenfalls ein ausergewöhnliches Talent gewesen, doch seine Aggressivität während des Kampfes hatten Michael nie gefallen. Dies war der Grund weshalb Aedan nur ausbilden und nicht selbst kämpfen durfte.

Diese Aufgabenverteilung sollte ihm Sanftmut und Ausgegelichenheit lehren. Doch nun, so dachte Michael, war wohl der Augenblick Aedans Kampfkraft zu nutzen.

"Aedan, hast du eine Idee wo sie sich verstecken könnte?" Dieser zögerte und nickte dann.

"Ich denke, sie wird zur Erde geflogen sein. Sie war immer fasziniert wenn es um Menschen und die Arbeit als Schutzengel ging. Ich denke allerdings, dass sie sich vor allem für das alltägliche Leben interessierte. Ich würde zuerst auf der Erde suchen."

Michael nickte und ließ ein kleines Lächeln sehen.

"Gut, dann wirst du sie suchen. Aedan du wirst dir einen kleinen Trupp zusammenstellen und die Verfolgung von Ariadne aufnehmen. Ich bin sicher das du sie mit deinen Fähigkeiten ausfindig machen und zurückbringen kannst. Fiore, geh mit ihm und unterstütze deinen Bruder so gut es geht. Aber lasst euch da unten nicht erwischen, ihr kennt die Regeln, die Erde ist neutraler Boden, wenn euch schwarze Demonen wahrnehmen, haben wir krieg." Aedan runzelte die Stirn.

"Was wird dann mit ihr geschehen?" "Das hat dich nicht zu interessieren. Befolge die Befehle." Damit ging Michael aus dem Raum und ließ seine Ausbilderengel verwirrt zurück. Auf dem Weg nach draußen, sah er sich die Akte in seiner Hand noch einmal an. Er selbst musste ebenfalls zur Erde, doch aus einem völlig anderen Grund. Dieser hieß Elijah.