21. Kampf auf Leben und Tod

Augenblicklich zückten auch Thymian und Ariadne ihre Waffen. Aedan beugte sich zu seiner Schwester und flüsterte ihr leise ins Ohr:

" Wir haben Amy. Vielleicht können wir ein Tauschgeschäft machen. Dann müssten wir nicht kämpfen. Vergiss nicht Fiore wir sind in der Unterzahl." Damit meinte er natürlich sich, Fiore und Rhine. Bor hatte zwar schlecht ausgebildete Menschen als Krieger, aber manchmal reichte die Überzahl alleine aus um zu siegen. Es wäre unmöglich an zwei Fronten gleichzeitig zu kämpfen und Fiore wusste das. Sie nickte zähneknirschend und hätte Ariadne liebend gerne den Hintern versohlt.

"Wie wäre es mit einem Tausch?", rief Fiore in die Runde und wartete auf eine Reaktion.

"Wie sehe dieser aus?", erwiderte Thymian angespannt. Seine Augen zuckten immer wieder zu Amy. Fiore sah Bor an und wartete auf sein Einverständnis. Dieser nickte stumm und fletschte die Zähne. Sie sah blutdurst in seinen Augen, ein Gefühl das sie nachvollziehen konnte.

"Wir geben euch das kleine Menschenmädchen und Ariadne kommt mit mir. Thymian und dieser andere Dämon bei euch gehen mit Bor." Während sie sprach schlich sich Elijah langsam zu Kate und erzählte ihr von seiner Jacke, die Amy so seelenruhig trug. Kate nickte zum Verständnis. Sie wusste was sie zu tun hatte, wäre Amy erst bei ihr.

"Elijah und seine Mutter werden mit unseren Vorgesetzten gehen!", schrie Fiore um Elijahs Aufmerksamkeit auf sich zu lenken,

"Wieso hörst du mir nicht zu! Es geht hier immerhin um etwas Wichtiges!". "Ich habe zugehört und mich gefragt was passiert wenn wir uns weigern.", antwortete Elijah ruhig.

"Ich habe kein Problem damit das Kind zu töten.", donnerte Bor und entriss Amy Aedans noch sanftem Griff. Er hielt ihr ein Messer an die Kehle und sah Elijah herausfordernd an. Kate erschrak und schrie leise auf.

"Bitte, bitte nicht!", flüsterte sie zu sich selbst, denn sie wusste Bor würde auf ihr Flehen nicht hören.

"Ich nehme an, es wird keine Amnestie geben, oder?", fragte Ariadne ruhig und sah dabei ihren alten Lehrmeister an. Aedan schüttelte den Kopf.

"Es tut mir leid Ariadne. Aber so sind die Regeln. Du wirst in deinen alten Ursprung zurückversetzt und als Teil jemand anderes ein neues Leben beginnen." Aria schnaubte, schüttelte den Kopf und verdrehte die Auge. "Sag es doch bitte so wie es ist! Du wirst mich töten. Meine Gedanken, meinen Charakter und meinen Körper auflösen. Ich werde nicht mehr da sein. Und dasselbe gilt für denjenigen den ich liebe."

Aedan verstand ihre Wut, ihre Frustration und ihre Angst und sah sie mitleidig an. Es gab keine Möglichkeit ihr zu helfen. Aria, Lucy und Thymian sahen einander an. Lucy wusste welche Wahl Aria und Thy treffen würden, aber war auch sie bereit für ein fremdes Kind zu sterben? Sie sah Kate an und erwiderte deren Blick. Kate hatte ihren Elijah gerettet und ihnen geholfen mit dem Risiko ihr eigenes Leben zu verlieren. Die Dämonin in ihr schrie, sie solle fliehen und Elijah und Kate einfach vergessen. Dies alles hier einfach vergessen. Doch ein Blick auf Elijah und sie wusste diesen Mann würde sie nie vergessen können. Ihre Wahl war getroffen und bedrückt nickte sie Aria und Thy zu. Thymian trat vor und sagte ernst:

" Wir stimmen zu. Allerdings werden wir erst mit euch gehen wenn Kate und Amy zusammen sind. Und ihnen darf nichts passieren, schwört es!" Bor wie auch Fiore schwören ohne große Lust. Bor ließ Amy los und sofort rannte das Mädchen zu seiner Mutter. Kate fing sie schluchzend auf und drückte sie an sich. Aria und Thy sahen ihr zu und freuten sich über das glückliche Ende ihrer Freundin. Danach sahen sie einander an.

Was ihre Gruppe nun brauchte war ein Ablenkungsmanöver also nahm Thy sie in den Arm und begann hier mitten auf der Hauptstraße mit ihr zu Tanzen. Zuerst war Aria etwas verwundert, aber sie vertraute Thymian mit ihrem Leben und wenn das ihr letzter gemeinsamer Tanz wäre, würde sie ihn genießen. Nicht das sie große Tänzer waren, doch die Unmöglichkeit in dieser Situation verliebt zu Tanzen lies jeden innehalten. Sie murmelten ein Lied das sie an die Zeit erinnerte als sie sich noch heimlich getroffen hatten. Thymians Autoradio hatte ihnen viele schöne Stunden beschert und ihnen ein gemeinsames Lied geschenkt.

"You are my sunshine, my only sunshine.." fing Aria in ihrer hohen Glockenstimme an. Thy sang in seinem tieferen Tenor weiter:

" You make me happy, when skies are grey.."

"Sofort Aufhören! Du abscheuliche Kreatur!", schrie Bor und schritt mit erhobenen Waffen auf seinen Ziehsohn zu. Niemand sagte etwas, alle waren in der Sekunde eingefroren. Thymian sah seinen dämonischen Ziehvater, sah seinen Hass und das im Sonnenlicht blitzende Messer vor sich. Bevor Bor ihm das Messer in die Brust rammen konnte, reichte Elijah ihm ein Stück Papier. Thy las es laut und schnell vor.

"Ich treffe die Wahl mit Kopf und Herz."

Die Welt schien still zu stehen und plötzlich fing Thymians stummes Herz an zu schlagen, seine Haut nahm menschliche Farbe an und seine dämonische Aura verflüchtigte sich. Bor kam schwankend zum Stehen, das Messer nur Zentimeter von Thymians Brust und seinem nun schlagenden Herzen entfernt. Schnell reichte Thymian das Papier an Ariadne weiter.

"Ich treffe die Wahl mit Kopf und Herz."

Auch in ihrer Brust fing das Herz an zu schlagen und ihre Flügel lösten sich in einfache Federn auf und fielen um sie herum zu Boden. Aria lachte und sah Thy an. Sie waren frei. Fiore sah mit entsetzten zu wie das unmögliche Geschah. Ariadne gab das Papier weiter an Lucy und auch diese sprach die Worte und verlor ihre Kräfte. Es schien so einfach. Der Schritt zum Mensch war so nahe gewesen.

"Was soll das? Wie macht ihr das? Ist das ein Trick?", schrie Fiore hysterisch und Schritt näher.

"Kein Trick, Fiore. Ich bin ein Mensch und laut der Gesetzte darfst du mir nichts tun." Es bereitete Ariadne sichtlich vergnügen diese Worte auszusprechen. Elijah, der ja bereits zur Hälfte ein Mensch war, brauchte die Formel nicht. Lächelnd nahm er sie Lucy aus der Hand und schritt auf seine Mutter zu. Diese weinte stumme Tränen und nahm mit zitternden Hände das Geschenk ihres Sohnes entgegen.

"Das war es, was du mir unbedingt zeigen wolltest?" Elijah nickte auch er kämpfte mit den Tränen. Er hatte diesen Tag so sehr herbeigesehnt. Mit brechender Stimme las auch Maddie diese mächtigen Worte:

" Ich treffe die Wahl mit Kopf und.....Herz."

Und wie auch bei den anderen bekam sie mitsamt des schlagenden Herzens eine menschliche Seele. Fiore schrie wütend auf und entriss dem immer noch erstarrten Bor das Messer. Ohne weitere Sekunden zu verschwenden holte sie aus und zielte auf Ariadnes Brust. Bevor jemand reagieren konnte schob Aedan sich vor sie und nahm anstatt ihrer das tödliche Messer in seiner Brust auf. Fiores Augen weitete sich und ihr Mund stieß einen stummen Schrei aus als sie erkannt was sie getan hatte. Alle wichen zurück als Aedan und Fiore zu Boden glitten, sie schluchzend, er stöhnend. Sein warmes Blut sammelte sich in einer Larche unter ihm.

"Aedan!", rief Maddie aus und rannte zu ihm. Thymian und Ariadne nahmen Fiore bei den Händen und schleiften sie fort.

"Verdammt!", fluchte Bor und rannte davon. Die alten Gesetzte waren gebrochen worden. Fiore war des Todes, aber sollte er schnell genug von hier verschwinden können, konnte er möglicherweise sein Leben retten. Sein Diener Nathaniele war ihm auf den Fersen. Die anderen Diener rannten in alle Richtungen davon. Ohne Bor als ihren Anführer schienen sie mehr als Orientierungslos. Hysterisch stießen sie sich auf ihrer Flucht gegenseitig um. Rhine zog Fiore auf die Beine und umfasste ihr Gesicht:

"Geh! Nach dieser Handlung wird Michael dich nicht zurück in den Himmel lassen. Du wirst sterben, wenn er dich findet. Geh!"

Fiore sah sich gehetzt in alle Richtungen um und rannte dann davon. Rhine ging ruhigen Schrittes in eine andere Richtung, er warf nur einen letzten Blick auf seinen sterbenden Kollegen und marschierte dann ohne noch einmal hinzusehen zum nächsten Portal Richtung Himmel. Ariadnes Schicksal lag nun auf der Erde, Rhine hatte keine Zuständigkeit mehr. Seine Aufgabe bestand darin Michael Bericht zu erstatten, falls dieser von den Ereignissen nicht schon wusste, und auf weitere Befehle zu warten.

"Was sollen wir tun?", fragte Lucy, die neben Elijah vor der weinenden Maddie stand. Maddie riss das Messer aus Aedans Brust und versuchte die Blutung mit Elijahs Jacke zu stillen. Kate drängte sich vor und untersuchte die Wunde.

"Er trägt einen Körperschutz!", rief sie verwundert aus, "Wenn wir ihn schnell genug in ein Krankenhaus bekommen, kann er überleben!". Maddie schüttelte den Kopf.

"Aber er ist ein Engel, das würden die Ärzte sehen und dann gebe es große Probleme." Kate nahm ihre Hand und lächelte zuversichtlich.

"Dann wird er sich wohl entscheiden müssen. Mit Kopf und Herz."

"Das wird er niemals tun. Er ist durch und durch Engel."

"Maddie...", vernahmen sie seine schwache Stimme,

"Ich wähle dich!".

Ohne weitere Worte riefen sie einen Notarzt und schon wenige Minuten später erschien ein Krankenwagen aus der nächst gelegenen Stadt. Die Rettungsärzte staunten nicht schlecht über das Bild, welches die Anwesenden abgaben. Sie alle trugen noch immer die schwarze Trauerkleidung, waren dreckig und sahen vollkommen fertig aus. Aedan wurde abtransportiert und Maddie verließ seine Seite keine Sekunde lang. Sie fuhr mit ihm zusammen fort und ihr Sohn und dessen neue Menschenfreunde blieben zurück.

"Was machen wir jetzt?", fragte Ariadne in die plötzliche Stille.

"Wir werden nach Hause gehen!", erwiderte Kate lächelnd und drückte ihre Tochter an sich. Thymian ging zu Amy und umarmte sie fest.

"Pass auf dich und deine Mutter auf." Kate sah ihn verwirrt an.

"Das hört sich nach einem Abschied an."

"Ist es keiner?" Kate lachte.

"Nein, falls du es vergessen hast. Du wohnst bei mir. Gehen wir alle zu mir und essen etwas. Danach schauen wir wie die Zukunft aussieht."

"Die Behörden werden in den nächsten Stunden hier sein. Nun da Bor und Fiore keine Absperrung mehr aufrechterhalten, werden die Menschen sich wundern was aus der Stadt Abbeville geworden ist.", warf Elijah ein. "Was willst du damit sagen?", fragte Ariadne und strich sich ein paar Strähnen ihres weißen Haares aus dem Gesicht.

"Lucy und ich sollten verschwinden. Ich bin immer noch zur Hälfte Engel und möchte keine allzu große Aufmerksamkeit erregen.", er sah auf das Papier in seiner Hand, "außerdem gibt es da draußen einige Engel und Dämonen, die dieses Papier dringend brauchen. Sie haben ebenso Frieden verdient wie ihr." Lucy umarmte ihn fest und nickte zustimmend.

"Würden die Worte nicht auf bei dir funktionieren?", fragte Thymian neugierig. Elijah schüttelte den Kopf.

"Diese Worte geben einem nicht-menschlichen Wesen eine Seele. Ich habe von meinem menschlichen Vater bereits eine Seele bekommen. Aber das macht nichts, ich komme schon zurecht.......Übrigens eure Kinder werden auch nicht ganz menschlich sein." Aria und Thy sahen ihn geschockt an und danach einander.

"Was meinst du?", harkte Ariadne mit zusammengekniffenen Augen nach. Elijah lächelte schief.

"Nun sie werden zwar eine menschliche Seele haben, da ihr ja jetzt auch eine habt, doch eurer Wesen hat immer noch etwas nicht menschliches an sich. Ihr werdet es an kleinen Dingen merken. Andere Engel und Dämonen werden euch nicht erkennen, aber ihr sie. Genau weiß ich das leider auch nicht. Aber ich kann immer noch etwas anderes in euch spüren." Thymian nickte verständnisvoll und nahm Ariadnes Hand.

"Danke für den Tipp. Wir werden es dann wohl herausfinden." Elijah nickte.

"Das heißt wohl auf Wiedersehen.", sagte Lucy und umarmte sowohl Ariadne als auch Thymian schnell. In ihren Augen schimmerten Tränen. Elijah tat es ihr gleich. Obwohl sie einander erst so kurz kannten, hatten sie doch viel miteinander erlebt. Auch Kate bekam eine Umarmung zum Abschied. Als sie sich trennen meinte Amy:" Kommt uns auf jeden Fall besuchen!"

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