16. Allianz

Micheal saß in einem Starbucks und sah auf die Straße hinaus. Er saß am Fenster und konnte die umliegenden Straßen genau im Auge behalten. Es regnete wie wild und nur wenige Menschen waren unterwegs. Diejenigen die sich bei diesem Wetter nach draußen wagten, wurden von großen Schirmen verdeckt. Dies ließ die Welt grau und freudlos wirken.

Der warme Kaffee in seinen Händen vertrieb die Kälte in seinem Herzen nicht. Man sagte ihm nach perfekt zu sein, tja davon war er weit entfernt. Obwohl die emotionale Kälte und Präzession ihm einen Vorteil gegenüber seinen unüberlegten Gegnern gab.

Fiore hatte eine Spur zu Ariadne und sogar ihre alte Feindin Maddie gefunden. Er musste sich für die Wahl von Fiore wirklich auf die Schulter klopfen, sie war stark, loyal und hinterfragte ihre Befehle nicht. Genauso hatte er sich seine Armee der Kriegerengel immer vorgestellt. Schon als er erschaffen wurde, hatte er nur davon geträumt loyale und perfekte Engel unter seinem Kommando zu haben.

Weshalb nun auch geschädigte Engel, Engel die sich Befehlen widersetzten, Verlangen und Neugierde besaßen entstanden war ihm schleierhaft, aber er war zuversichtlich, dass Fiore ihm schon bald Maddie und auch Ariadne aushändigen würde. Danach wäre zumindest diese eine unangenehme Sache geklärt. Leider war er mit der anderen nicht weitergekommen. Der junge Mann, dem er diese penetrante Mission zu verdanken hatte, war unauffindbar.

Alles was er aus seinen Kontaktmenschen herausbekommen hatte war das der Name seines Gesuchten Elijah war. Mehr nicht. Seit Wochen versuchte er Informationen zusammenzutragen, langsam verlor er die Geduld und die Möglichkeiten. Deshalb war ein etwas verzweifelter Zug nun an der Reihe. Er würde seine Gegnerin fragen, da es ja auch in ihrem Interesse war Elijah zu finden. Er sah auf seine teure Armbanduhr. "Sie ist zu spät.", dachte er ärgerlich.

"Hallo, Micheal.", sagte eine rauchige Frauenstimme.

Becca strich ihm sanft über die Schulter und setzte sich dann gegenüber von Micheal auf ein großen braunen Ohrensessel. Sie ließ die Augen über die Umgebung und die Aussicht schwenken und sah ihm dann mit einem Lächeln in die Augen. Michael lächelte schief und erwiderte ihren Blick. "Hallo, Rebecca. Es ist lange her. Du bist immer noch so schön wie damals." Becca lachte leise.

"Nenne mich doch bitte Becca. Und du bist immer noch so ein Charmeur. Aber du hast recht, es ist wirklich viel zu lange her. Meine Wunden sind verheilt, ich hoffe deine auch." Michael sah sie genauer an.

Ihre roten Haare wallten offen bis zu ihrer Taille. Sie trug ein schwarzes enganliegendes Kostüm und hatte sich ohne Zweifel genau wie er der heutigen Mode angepasst. Sein dunkler Anzug passte auf groteske Weise zu ihrer Kleidung. Die vollen Lippen waren in einem tiefen Rot bemalt. Rebecca hatte dunkle Augen, die jeden in ihren Bann zogen. Auch Michael hatten sie einst angezogen, doch das war lange her. Ihre Affäre hatte mehr mit dem Blutrausch der Schlacht und der Neugierde eines jungen Engels zu tun gehabt als mit echten Gefühlen.

Aber nichts desto trotz blieb das Vertraute zwischen ihnen bestehen. Er strich über seine dunklen Haare und fasste dann an sein Kinn. Dort befand sich eine blasse Narbe die Becca ihm einst zugefügt hatte. Sie sah auf seine Hand und lächelte.

"Ja, meine Wunden sind verheilt. Aber wieso kommen wir nicht zum Geschäft. Ich nehme an dein Spion hat Elijah gefunden?"

Becca sah aus dem Fenster und strich über ihre Bluse. Deutliche Anzeichen dafür, dass er keine gute Antwort bekommen würde. "Noch nicht. Wie sieht es mit deinen aus?" Michael knurrte, Frustration schnürte ihm die Kehle ab.

"Hört sich nicht gut an." "Nein, und noch dazu habe ich meine besten Leute auf einen Jungengel ansetzen müssen, der mit einem deiner Dämonen abgehauen ist." Rebeccas Augen wurden schmal.

"Einer meiner Dämonen soll solch einen Unfug getan haben? Bist du sicher?" Michael nickte und erzählte ihr von Fiores Bericht. Er erwähnte natürlich nicht wo sie waren, schließlich behielt jeder sein Ass im Ärmel. Als er fertig war lehnte Rebecca sich zurück und verschränkte die Arme.

"Aha, das hört sich nicht gut an."

"Kennst du den Dämon?" Rebecca sah hoch und biss sich auf die Unterlippe.

"Ja, ich kenne ihn. Ein Junge, ein Dummkopf, er weiß nicht was er sich damit angetan hat." Vorgespielte Besorgnis war in ihren Augen zu sehen. Michael verschränkte ebenfalls die Arme und sie sahen sich eine Minute lang schweigend an. "Was sollen wir nun tun?", brach Rebecca schließlich das Schweigen.

"Ich denke, ich statte unseren beiden jungen Freunden einen Besuch ab. Es wird Zeit, das wir Nägel mit Köpfen machen. Dieser Elijah kann sich ja nicht ewig verstecken." Er zuckte die Schultern.

"Er ist dafür bekannt Engel und Dämonen bei der Integration hier zu helfen, vielleicht lockt es ihn heraus wenn wir zwei seiner Schützlinge wieder nach Hause zerren." "Woher weißt du, das sie seine Hilfe hatten?" "Wie sonst sollten sie sich auf der Erde zurecht finden? Soweit wir wissen war keiner der Beiden je hier. Es muss einfach so sein." Rebecca schüttelte den Kopf. "Integration! Pah! Wie man nur an sowas denken kann. Wieso sollte man hier leben wollen? Das ist doch verrückt!" Michael nahm einen Schluck von seinem lauwarmen Kaffee.

"Irgendwas muss es hier geben. Sonst würden uns nicht hin und wieder Schützlinge abhandenkommen. Aber ich stimme dir natürlich zu. Sollten wir Elijah und das Papier, welches er gestohlen hat jedoch nicht bald finden, werden wir es mit einer Flut von Integration zu tun bekommen." Rebecca verzog angewidert das Gesicht und schüttelte den Kopf.

Ihr war dieser Gedanke offenbar zuwider. Langsam erhob sie sich. "Nun denn, es wird wohl Zeit wieder getrennte Wege zu gehen." Michael erhob sich ebenfalls und stand unschlüssig vor ihr. Jede Begegnung weckte Gefühle, die er eigentlich nicht benennen konnte. Rebeccas Lächeln war beinahe schüchtern:

"Das was wir Fühlen sind einfach nur die vielen Jahre die wir uns schon kennen." Michael war nicht überrascht diesen Satz zu hören. Ihre Beziehung war kompliziert und absolut tödlich. Sie wussten beide, ein falscher Schritt und ihr Gegenüber würde nicht Zögern. Dennoch sah er da etwas in ihren Augen, etwas das ihn annehmen ließ, sie würde ihn vermissen. Und auch er selbst spürte dieses Gefühl in sich.

"Das ist richtig. Seit vielen, vielen Jahren.

Aber wir sind keine Jugendlichen mehr."

Beccas Augen verengten sich und ihre Lippen verzogen sich zu einem lüsternen Grinsen."Fast schade. Ich mochte unsere Begegnungen immer gerne. Sie waren voller Feuer und Kälte." Michael kam näher, spürte ihren Körper, ihre dämonische Ausstrahlung, in jedem Knochen.
Sie erwiderte seinen Blick herausfordernd und sein Herz schlug schneller. Gefährliche Gefühle, aber er sah wie sie sich über die Lippen leckte. Ein Zeichen, ob er es annehmen würde, war seine Sache. Er stahl sich einen Kuss und flüsterte an ihren Lippen:

"Wir werden uns wiedersehen, Rebecca."

Damit verließ er das Treffen mit seiner ältesten Feindin und ging auf die verregnete Straße hinaus. Becca folgte ihm kurz darauf und bog in eine Seitenstraße ein. So wie er war sie darauf bedacht so schnell wie möglich wieder nach Hause zu gelangen.

Und so wie er würde sie ihre Verbindung, ihre Geheimnisse mit ins Grab nehmen. Die Hölle erwartete Rebecca mit Schreien und Feuer. Die Schmerzensschreie gequälter Seelen ließen sie immer wieder wohlig erschaudern. Natürlich hatte dies Michaels Kuss auch vermocht, doch würde sie dies nie zugeben. Auf schnellsten Weg ging sie zurück zu ihrem Büro im zweiten Höllenkreis. Niemand wagte es sie auf dem Weg anzusprechen oder zu belästigen. Es hatte schon seine Vorteile die Nächste auf der Dämonenrangordnung unter dem Boss zu sein.

Allerdings hatte sie sich diesen Job auch verdient, Blut und Schweiß waren dafür geflossen. Zum Teil ihres, zum Teil das von anderen. Michaels war ebenfalls darunter. Der Anfang ihrer Beziehung lag Jahrtausende zurück, als Engel und Dämonen sich noch um die Erde stritten.
Die Kämpfe waren hart und dreckig gewesen, aber nie hatte sie jemanden getroffen der ihr ebenwürdig war. Nur Michael hatte diese Herausforderung gemeistert und sie wusste, dass es ihm genauso ergangen war. "Willkommen zurück, Meisterin!" begrüßte sie ihr Diener.

"Es gab einige Anrufe und sie haben ein Meeting mit den Schattendämonen in einer Stunde."

"Streich das! Ich habe Wichtigeres um das ich mich zuerst kümmern muss!", schrie sie ihn an.

Der Diener verbeugte sich höflich und ging ohne ein Wort. Rebecca stürmte in ihr Büro, verschloss die Tür und wählte Bors Nummer. Während sie auf eine Verbindung wartete, zog sie ihr Jackett aus und goss sich ein Glas Wodka ein. Ihre Wangen waren rot vor Zorn.

"Rebecca, Geliebte. Was gibt es?"

"Komm auf der Stelle zu mir ins Büro!" Bors Stimme klang geschockt und verwirrt erwiderte er:

"Aber, Geliebte! Ich habe meinen Sohn immer noch nicht gefunden. Ich bin ihm aber auf den Fersen und werde sicher gehen, dass er nicht vom Kurs abkommt." Rebecca lachte humorlos.

"Das ist er längst. Komm auf der Stelle her!"

"Jawohl. Ich bin so schnell wie möglich bei euch!" Rebecca legte auf und warf sich auf die Coach in ihrem Büro. Wie alles hier war sie in schwarz und rot gehalten.

"Wieso habe ich es mit solchen nichtsnutzigen Idioten zu tun?", fragte sie sich leise.

Bor war in einer Stunde bei ihr und wütend erklärte sie ihm die neuen Entwicklungen, die sie von Michael erfahren hatte. Mit jedem Wort das sie sagte, wurde Bors Gesicht wütender und unnachgiebiger. Sein Zorn war nicht zu bremsen und er schwor ihr alles Mögliche. In seiner Not die Schande seines Ziehsohnes zu tilgen versuchte er sogar sie zu verführen. Angewidert stieß sie ihn weg.

"Verstehst du es nicht Bor?! Ich bin keineswegs verrückt nach dir.

Du warst ein Spielzeug, ein nützliches, aber dennoch nur ein Spielzeug. Und nun habe ich genug. Du bringst mir statt deines Sohnes Elijah und du wirst mir auch die Leiche Thymians bringen. Ich will keine Ausreden mehr und lass dieses Geliebten-Getue. Bei deinem Anblick wird mir schon schlecht!" Bors Zorn schien sich nun auch auf sie zu richten, aber er wusste es besser als sie zu bedrohen.

Sie war eine Dämonin des zweiten Höllenkreises und er wäre in nicht einer Minute tot. Der Einzige, der ihrem Angriff je standgehalten hatte, war Michael. "Meine Kontaktleute haben mir eine Beschreibung Elijahs gegeben. Ich werde dir genaue Daten geben, schreib sie auf.
Danach kehrst du zur Erde zurück und erfüllst deine Aufgabe."

"Was ist mit der Beförderung?", meinte er in unterdrücktem Zorn.

Rebecca lächelte verachtend. "Darüber reden wir wenn ich kriege was ich will!"

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