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Die überaus freundliche Dame, Ironie *hust* *hust* hatte mir in windeseile einen Stundenplan sowie irgendwelche uninteressanten Zettel in die Hand gedrückt, mir meine Spindnummer gesagt und mich sofort wieder rausgeschmissen.

Wie nett sie doch waren diese Leute hier!

Jetzt riss mir Hailey förmlich den Plan aus der Hand und verglich ihn mit ihrem.

»Super! Wir haben jetzt Geschichte zusammen!«

Sie schien darüber so begeistert, dass ich mich von ihrer Laune anstecken ließ und wir lachend zu dem Klassenzimmer liefen.

»Woher kommst du?«

»Kalifornien,« antwortete ich kurz angebunden. Über meine Geschichte wollte ich nicht reden.

Das erinnerte mich nur wieder an Connor.

Connor...

No! Not now!

»Und du?«

»Bin hier schon mein ganzes Leben lang. Ich kann mir die Schule hier auch nur leisten, weil ich ein Stipendium bekommen habe.«

»Für welches Fach?« Fragte ich interessiert nach. Endlich mal jemand mit weniger Geld.

»Kunst.«

»Oh wow, dann kannst du toll malen. Ich hab mir früher auch immer gewünscht begabt zu sein für Kunst. Bin ich nur nicht,« lachte ich.

Hailey zuckte bescheiden mit den Schultern.

»Naja, ich schätze ich bin ganz gut.«

Bescheiden bescheiden.

Ich würde dir ja den Hals umdrehen wenn ich könnte, Murphy!

Als wir das Klassenzimmer betraten war es schon relativ voll und nur wenige Schüler beachteten uns. Ich ließ mich auf einen freien Platz fallen und Hailey setzte sich neben mich. Vor uns waren noch zwei weitere Plätze frei.

»Was machst du eigentlich in deiner Freizeit?« Fragte sie mich neugierig.

»Kampfsport, und Motorrad oder Motorcross fahren. Quad macht auch echt Spaß.« ich lächelte, beim Gedanken an Sport. Sport war mein Anker gewesen. Nach Connors tot. Ich hatte mir Muskeln an Armen, Beinen und Bauch antrainiert, aber nur so viel, dass es sportlich aussah.

Ich hatte nämlich null Bock auf diese unglaublich trainierten Bodys, wo es nichts anders mehr als riesige Muskeln gab.

Kotz, würg...

Haileys Augen wurden groß. »Echt? Wie cool! Ich hab noch nicht mal genug Geld um den Führerschein zu machen,« sagte sie leicht traurig.

Was? Sie tat mir sofort leid. Sie schien kein einfaches Leben zu haben.

Ja, ja tu doch nicht immer so mitleidig. Jeder Mensch ist egoistisch. Du solltest froh sein, so viel Geld zu haben und ihr das schön auf die Nase binden!

Du bist der Teufel in Person...

Ich binde dir auch gleich was auf die Nase. Meine Faust!

Jetzt habe ich aber Angst... nicht!

Plötzlich flog die Tür auf und drei junge Männer betraten den Raum. Braune Haare, dunkle Haare, blonde Haare, Lederjacken, Sonnenbrillen und sie erinnerten mich an möchtegern Agenten von SABS im ersten Schuljahr.

Alles wurde still und Hailey neben mir spannte sich an.

Was war denn jetzt los?

Ich musterte sie mit zusammen gekniffenen Augen. Blendete sie die nicht vorhandene Sonne in einem Klassenzimmer oder warum trugen die Sonnenbrillen?

Dann erkannte ich die drei und ich wollte schnellst möglich im Boden versinken. Oh versammt.

Versammt?

Sorry versprochen.

Wie dumm muss man sein? Oder fängst du jetzt auch noch das stottern an bei deren Anblick? Oder zu sabbern?

Sofort riss ich mich zusammen. Murphy hatte ausnahmsweise mal Recht. Ich hatte mir geschworen mich nie wieder zu verlieben. Nach Connor wollte ich nichts mehr mit Jungs zu tun haben. Auch wenn sie nur Freunde waren, sie brachen dir eh irgendwann ob gewollt oder ungewollt das Herz.

Connor hatte es sicher nicht gewollt.

Zuerst setzten sie lässig ihre Sonnenbrillen ab und maßen dann den Raum ab.

Wetten wir, dass die sich gerade wie die coolsten der coolsten fühlen?

Wette gewonnen, Murphy.

Justin bahnte sich grinsend einen Weg zu einem schwarzhaarigen Mädchen mit schönen mandelfarbenen Augen und einer umwerfenden Figur.

»Das ist Cho Li...« Flüsterte mir Hailey zu.

»Eine asiatische Bitch? Komisch, vor der, habe ich noch nie eine getroffen. Die Asiatinnen die ich kenne sind alle echt nett."

Du kennst genau 2.

2 sind ja auch genug!

Hailey fing an zu kichern und verbarg es unter ihren Händen. Leicht zuckten auch meine Mundwinkel.

Justin küsste die Bitch vor allen anderen auf den Mund und ich verzog angewidert das Gesicht.

Bähh...

»Was macht der da? Sie mit Schleim bedecken?«

Hailey kicherte lauter und auch ich konnte mir mein Grinsen nicht mehr verkneifen.

Hahaha.

Aber anders als erwartet beendete Justin sein Abschlabbern früh und Tad und Mace beachteten keines der Mädchen, die sich an ihren Hals hängen wollten. Als ich Mace Gesichtsausdruck sah, zog sich eine Gänsehaut über meine Arme.

Hart und eiskalt. Vicky hatte wohl doch Recht gehabt.

Ihre Blicke glitten durch den Raum und sie schienen jeden eindringlich zu mustern. So als wollten sie sagen wagt es jemand sich auf unseren Platz zu setzen, habt ihr genug Zeit unter den Lebenden verweilt.

Respekt, vielleicht waren sie doch nicht nur pubertierende Jungs, die sich cool fühlen.

Sie waren ganz anders als gestern, wo sie gelacht, gescherzt hatten und ausgeglichen schienen. Hier taten sie so, als wären sie was besseres und traten auf wie eiskalte Badboys. Sogar Tad.

Sie kamen auf mich und Hailey zu und Mace schien mich zu erkennen. Er stieß seine Kumpels an und deutete dann auf mich.

RIP.

»Kennen die dich?« Flüsterte Hailey besorgt.

»Leider.«

»Du hast uns gestern einfach stehen lassen.« Justins Blick brannte sich in meine Augen wie Feuer. Er setzte sich ans Fenster vor uns und drehte seinen Stuhl um, sodass er uns anschauen konnte. Tad ließ sich direkt vor mich fallen und Mace in die Reihe neben mich.

»Von Idioten umzingelt,« murmelte ich und Hailey wechselte besorgte Blicke zwischen mir und den Jungs.

Justin sah uns mit einer hochgezogener Augenbraue an. Wieso konnten solche Typen wie er das eigentlich immer und ich nicht?

Muhahahaha.

»Also gibt's irgendwas wichtiges, warum ihr uns so komisch anschaut? Hab ich komische Pickel im Gesicht oder was? Ich dachte nämlich eigentlich, dass die Asiatin da und ihre Freundinnen das einzige interessanten für euch waren.«

»Niemand lässt uns einfach stehen.» Tad ignorierte meine Anspielung und verschränkte die Arme.

Ich verdrehte meine Augen.

»Außer die Basketballer,« fügte Mace hinzu und warf Justin einen Blick zu, der einfach nur angewidert schnaubte.

Tad fing leise an zu lachen. "Mace! Du machst immer alles kaputt!"

"Heul doch nicht rum, Tad. Das war die Wahrheit!"

Mace lehnte sich gelassen zurück.

Justins Gesicht hatte sie merklich verdunkelt.

Ich musterte ihn.

Justins braune Augen schimmerten in der Sonne golden und seine dunkelbraunen Haare saßen so perfekt, dass er mich an Justin Bieber erinnerte. Ich hasste seine Frisur übrigens.

Sein linker Arm war komplett tätowiert, mit Mustern und was weiß ich noch alles und dazwischen prangte ein Löwenkopf. Er sah schon heiß aus, aber mein Typ war er nicht.

Das sagen sie alle und dann sind sie schwanger.

Unter seinem weißen Hemd zeichnete sich ein Sixpack ab.

Warum haben Jungs eigentlich immer Sixpacks? Das ist langsam langweilig!

Sei unbesorgt Murphy. Tad sieht eher durchschnittlich aus.

Ja und? Da ist er quasi der einzige!

Ja und? Ist doch schön! Dann haben sie eben alle ein Sixpack! Gefallen tun sie mir trotzdem nicht!

In deinem Träumen vielleicht! Im echten Leben sieht das anders aus. Sieh dich doch an! Dir läuft der Sabber ja schon ins Gehirn. Oder warum kannst du nur noch bescheuert glotzen?

Was? Oh je. Ich hatte gestarrt...

Hmpf...

»Die Basketballer? Also spielt ihr kein Basketball?«

»Gott bewahre!« Stieß Mace aus und verzog angewidert seinen Mund.

»Nie im Leben! Wir sind die Lions, Footballer.«

Also deswegen der Löwe auf Justins Arm.

»Hast du deine Cousine gefunden?«

Tad stützte sein Kinn in seine Hände und beobachtete mich.

»Bin ich etwa eine Schaufensterpuppe?«

»Was?«

»Weil du mich so anstarrst?«

Tad zog seine Augenbrauen nach oben. »Also?«

»Was?«

Justin schnaubte.

»Und?« Ungeduldig trommelte Tad mit seinen Fingern auf die Stuhllehne.

Er fragt dich immer noch nach deiner Cousine!

Ja-ha!

»Ester geht's gut.«

Justin lehnte sich gelangweilt zurück. »Nicht so gesprächig was?«

»Mit Lackaffen spreche ich normalerweise nicht.«

Ge-nau.

Fresse.

Justin runzelte die Stirn. »Lackaffen?« Seine Augen funkelten gefährlich. Oh ja, er war jemand der es nicht haben konnte, wenn man ihm widersprach.

Tad legte ihm beschwichtigend seine Hand auf die Schulter. »Chill mal, sonst bist du doch auch nicht so schnell gereizt von kleinen Mädchen!«

Was für ein Arsch.

Wieso? Du bist doch ein Mädchen?

Ja, aber nicht klein!

Naja... groß ist was anderes...

Ok, du hast ja recht.

Endlich sind wir uns mal einig.

Wir sind uns immer einig, weil ich bin du.

Ja genau und meine Oma buddelt sich aus ihrem Grab.

»Wenn wir kleine Mädchen sind, was seid ihr dann? Eine ganze Herde dummer fetter Löwen?«

Löwen leben doch nicht in Herden. Sie leben in ...

Pack doch bitte Wikipedia wieder weg und konzentrier dich gefälligst.

Justin funkelte mich an. »Vorsichtig süße, wir wollen ja nicht, dass dir was passiert oder?«

Ja klar, wenn der es schaffte mir was anzutun, war ich Dracola.

Sei dir da mal nicht so sicher. Du hast doch seine Muskeln gesehen, oder?

Murphy, wenn du die nächsten paar Tage nicht deine Klappe hältst, dann ertränk ich mich und dich.

Spöttisch sah ich ihn an, aber er schenkte mir nur ein dreckiges Grinsen.Dann spürte ich wie Hailey mich anstieß. Überrascht sah ich sie an. Sie versuchte mir mit den Augen zu verstehen zu geben dass ich es besser lassen sollte.

Die Jungs waren also gefährlich?

Das glaubte ich erst, wenn ich es sah...

»Willst du wirklich ein Mädchen schlagen?« Fragte ich zuckersüß.

"Würde er nicht machen."

Mein Blick huschte zu Mace. Anders als Justin, sah er mich ruhig an. Seine Augen verrieten mir nicht was er dachte.

Bevor ich antworten konnte, ließ sich ein weiterer Junge neben Mace fallen und alle Aufmerksamkeit richtete sich auf ihn.

Irgendwie war ich erleichtert.

Eigentlich hatte ich ja vorgehabt unauffällig zu bleiben und nicht jedem sofort meine Meinung zu geigen...

Tja, hat wohl nicht so geklappt...

»Elijah! Du Vollspast! Wo warst du gestern? Die ganzen Mädchen haben sich nach dem Spiel auf uns gestürzt, du hättest die sehen sollen: Uhh, es tut mir so leid und bla brauchst du Aufheiterung?
Wir hätten dich gebraucht!«

Dieser Elijah lehnte sich genervt schnaubend zurück.

Er hatte rotbraune Haare und dunkle Augen, die in diesem Moment finster vor sich hin starrten. Ich konnte verschiedene Tatoos an seinem Hals entdecken. Darunter auch einen Löwenkopf.

Hilfe!

»Der Vollspast bist du, LeBlack!«

Brummte er und knallte seinen Block auf den Tisch. Mace hob die Hände.

»Bro! Das war ein Scherz!«

»Mal wieder die falsche im Bett gehabt?« Stichelte Justin.

»Haha, Lane, noch nie so gelacht.«

»Bist du genervt?«

Ne, gar nicht... ich bin die gute Laune in Person!

»Ja!«

»Das bist du irgendwie immer, Cameroon,« erwiderte Tad und zog den Kopf ein, als Elijah ihm einen Todesblick zuwarf.

»Jetzt mal ehrlich, wo warst du?«

»Meine Schwester hat...« Kam von ihm, danach schnaubte er einfach wütend und führte den Satz nicht fort.

Die anderen drei schienen es eh zu wissen, denn sie wechselten schnelle Blicke.

Die Stimmung war leicht angespannt.

Aber auch nur leicht...

Unangenehme Stille breitete sich aus und ich wünschte mich ganz weit weg. Das war der schlechteste Platz, den ich mir hatte aussuchen können.

»Vorsicht Baskenball Alarm!« Bemerkte Justin plötzlich und durchbrach damit das unangenehme Schweigen.

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