♡ 12

Connor? Wo bist du?
Bitte komm zurück!
Bitte!

Neben mir, vor mir, hinter mir, überall war nur Schnee. In der Ferne die Lagerhalle. Keine Menschen, keine Lebewesen, alles war zu Eis erstarrt.
Die Angst breitete sich langsam in jeder Faser meines Körpers aus und ich drehte mich immer wieder hektisch um, um zu sehen, ob irgendwo jemand war.
Feind, oder Freund. Feind oder Connor...
Egal. Ich wurde verrückt.
Einsamkeit. Angst. Alles prasselte wie Regen auf mich nieder und es hörte nicht auf.

Mein Herz trommelte hastig gegen meine Brust.
Viel zu schnell. Viel zu oft.
Ich versuchte zu atmen, doch ich bekam keine Luft.
Kälte benebelte meine Sinne.
Er durfte nicht sterben. Er durfte nicht tot sein.
Ich hatte solche Angst.
Die Glock hatte ich verloren. Irgendwo, irgendwann. Es tat nichts mehr zur Sache. Es ging einzig und allein um Connor.

Den Jungen, denn ich liebte. Der Junge, der mir sein wunderbares, wunderschönes Lachen geschenkt hatte. Mir und nur mir.
Der Junge, dem ich meinen ersten Kuss geschenkt hatte. Der Junge, der die Hälfte meines Herzens besaß.
Dieser Junge... Er durfte nicht tot sein. Ich würde für ihn sterben wenn es sein musste. Ich würde alles für ihn tun.
Ich liebte ihn. Unendlich, so wie das Universum.

»Connor?!« Meine Stimme war heiser. Meine Stimme war leise. Ich hatte keine Kraft mehr.
Ich schleppte mich weiter. Ich musste ihn finden. Egal wo er war. Ich musste ihn finden.
Niemals würde ich ohne ihn gehen. Niemals.
You never walk alone...
Sein Satz. Seine Gedanken. Sein Spruch.
You never walk alone...
Ich würde ihn nicht alleine lassen. So wie er mich nicht alleine gelassen hatte.
Ich spürte meine Fingerspitzen nicht mehr. Es war so unglaublich kalt. Ich wollte mich hinlegen. Aufgeben. Weinen.  Schlafen. Sterben.
Nein! Ich musste... ich musste einfach weiter.

Ich hatte keine Wahl.
Es gibt immer eine zweite Wahl!
Diesmal nicht. Diesmal nicht.
Ich taumelte weiter. Hob meinen Kopf.

Ein Schatten. Genau vor mir. Auf dem Boden.
Mein Herz schien auszusetzen. Zu kollabieren. Mein Atem überschlug sich. Meine Augen versuchten zu erkennen. Mein Verstand versuchte zu realisieren. Alles in mir zog sich zusammen.
Nichts war mehr real. Nichts existierte mehr.

Außer er.

Der, der dort am Boden lag. Der, der sich nicht regte. Der, dem ich mein Herz geschenkt hatte.
Es brach. Es fiel zu Boden und zersplitterte. Es zerfiel in Millionen kleiner Scherben, die sich spitz in meinen Magen bohrten.
Es brannte. Mein Herz stand in Flammen. Sie loderten, schienen zu erlischen, nur um dann doppelt so groß zu werden und mein Herz zu verbrennen. Es auszulöschen. Es niederzumachen.
Mein Herz zerfiel in Asche. Graue trostlose Asche, die sich langsam auf einem kleinen Haufen sammelte.
Es schien als würde sich ein Pfeil in meine Brust bohren. Mein Herz treffen. Es schien als würden glänzende scharfe Klauen mir mein Herz herausreißen und spitze Zähne Löcher hinein reißen. Es schien, als wäre es aus Glas. Glas, dass so dünn war, dass sogar die kleinste Berührung es zerstörte.

Es war tot. Schwarze Schatten schlichen sich in meine Brust. Durchbohrten mein Herz wie scharfe Dornen. Schlossen sich wie Nebel darum und alles wurde kalt.
So kalt.

Nein. Bitte nicht. Das durfte so nicht sein. Da hätte ich liegen müssen. Nicht er. Nicht er...

Ich stürzte zu ihm. Es war Connor. So wie mein Körper es vorausgesagt hatte. Alles Blut wich aus meinem Gesicht. Es gefror in meinen Adern, es gefror in meiner Brust. Ich konnte eine tiefe Wunde an seinem Hals ausmachen.
Tief, tief schwarz, tief rot, tief...
Blut, dunkelrotes funkelndes, Blut rann  heraus und tropfte in den hellen weißen Schnee, der sich langsam färbte.
Blutrot...
Ich brauchte nicht nach seinem Puls fühlen.
Ich wusste er war tot.
Ich tat es trotzdem.
Er war noch warm.

Tränen schossen unaufhaltsam in meine Augen. Das erste Mal seidem ich drei Jahre alt war, weinte ich. Wieder. Dieser Tag, war der schlimmste. Der schlimmste in meinem ganzen Leben.
Er war es der mich damals getröstet hatte und jetzt weinte ich um ihn.

Weil ich Schuld war.

Weil er tot war und ich lebte.

So sollte es nicht sein.

So dürfte es nicht sein.

So konnte es nicht sein.

Ich schwor allen, die hier dran beteiligt waren Rache.
Rache, die sie alle umbringen würde.
Wenn ich nicht zuerst starb.
Denn nicht zum ersten Mal fragte ich mich ob das hier Zufall war.
Zufall...

Was für ein grässliches Wort...
Wir waren hier vorbei gefahren. Dann hatten wir Hilferufe gehört. Doof wie wir waren sind wir natürlich sofort raus um zu sehen was los war. Dann wurde auf uns geschossen und wir haben uns aufgeteilt. Connor wollte in die alte Lagerhalle rein um zu sehen ob er helfen konnte, während ich beim Auto blieb.

Ein Fehler.

Ein riesiger Fehler.

Niemals konnte ich ihn wieder gut machen.

Er war tot.
Entweder wollte sich jemand bei uns rechen, den wir ins Gefängnis gebracht hatten. Oder jemand wollte der Leitung von der Organisation SABS Schaden zufügen und sie warnen.
Da gab es nur ein Problem. Keiner außer unser Auftraggeber und sein Chef wussten wo wir waren. Niemand kannte unseren Weg.
Diesen Weg.

Oder es war Zufall.

Meinst du die haben uns an unserem Kennzeichen erkannt?!
Hahaha. Das ist bitter. So bitter. Da steht doch nicht drauf: Ey ihr Lappen! Kommt und seht: zwei Agenten, die euch gefährlich werden können! Wir laden euch ein uns zu töten!
Ne du Schlappschwanz, sicherlich nicht.
Das war kein Zufall.
Niemals.

Er war tot. Tot, tot.
Tot.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten und machte sie kurz darauf wieder auf.
Ich war so wütend.

Ich hatte solche Angst.

Ich fühlte mich schuldig, obwohl ich es doch eigentlich nicht war, oder?

Ich wusste gar nichts mehr.

Ich schloss Connors Augen indem ich kurz mit meinen Fingern über seine Augenlieder strich, dann legte ich ihm seine Glock in die Hand, dass hätte er gewollt. Er lebte für seine Aufgabe.
Als ich ihn berührte begannen meine Fingerspitzen zu kribbeln.

Schnell riss ich meine Hand zurück.
Ich konnte ihn nicht berühren.
Nicht nachdem ihm das... angetan wurde.
Mir hätte das gleiche passieren können. Ich hätte an seiner Stelle hier liegen können.
Angst. Da war nichts als Angst in mir.

Ich sprang auf.
Drehte mich um und rannte einfach los.
Zu viel für mich. Zu viel für mein Leben.
Alles zu viel.
Tränen rannen immer noch über meine Wangen und ich spürte es nicht einmal mehr. Da war nichts mehr.
Nichts.

SABS musste bald da sein.
Aber was sollte ich da?
Ich konnte das nicht mehr.
Ich wollte das nicht mehr.
Ohne Connor hatte das alles keinen Sinn mehr.

Es gab nur eine Person, die mir jetzt noch helfen konnte.
Nur er konnte mich retten.
Nur er konnte mich hier raus bringen.
Heil. Ohne, dass SABS wusste, wo ich mich befand.
Steven MacLary...

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