Markiert
Rias p.o.v.
Müde drehte ich mich auf die andere Seite. Kuschelte mich an die Wärme neben mir.
Es war so bequem hier. Ich fühlte mich total geborgen und sicher.
Ich war noch zu sehr vom Schlaf gefangen, um zu wissen, wo ich mich befand.
Aber das war mir egal. Dieses Bett war das Beste, das es gab. Sobald ich aufwachte, würde ich diesem Bett einen Heiratsantrag machen.
Oh Mann, ich schwöre, ich hatte noch nie so gut geschlafen.
Plötzlich drückte mich etwas näher an diese Wärme. Hm. Irgendwie war dieses warme Etwas bequem, aber auch ein wenig hart.
Noch ganz schläfrig öffnete ich die Augen.
Und starrte geradewegs auf eine männliche Brust. Eine nackte männliche Brust. Ich erstarrte.
Und dann schossen mir all die gestrigen Ereignisse in den Kopf. Ich erinnerte mich plötzlich daran, was passiert war.
Damien und ich hatten rumgemacht. Und wenn ich mich nicht irrte, hatte er mich gebissen. Nein, nicht nur gebissen. Er hatte mich markiert.
Fuck.
Ruckartig setzte ich mich auf, na ja, zumindest wollte ich das.
Aber etwas, besser gesagt sein Arm, erkannte ich jetzt, presste mich an ihn, sodass ich mich nicht bewegen konnte.
Sofort knurrte ich wütend.
Damien erwiderte mein Knurren sofort, genauso wütend.
Ich stemmte meine Hände gegen seine nackte Brust und versuchte, mich von ihm wegzudrücken.
Doch er war einfach zu stark.
Oder ich zu schwach, wie man's sah.
Alles, was ich schaffte, war, seine definierten Brustmuskeln zu ertasten und zu bewundern.
Als mir klar wurde, dass ich ihn betatschte, nahm ich schnell die Hände wieder weg und blickte nun hoch, sah ihm ins Gesicht.
Seine Augen blickten mich unwillig an und ....unsicher?
Tatsächlich. In seinen grünen Augen leuchtete Unsicherheit.
Aber Damien, unsicher? Das passte nicht zusammen. Wieso sollte er unsicher sein?
Er hatte mich markiert, er sollte triumphieren. Schließlich hatte er jetzt, was er wollte. Der Gedanke schmeckte bitter.
Er hatte mich markiert. Und ich hatte es zugelassen. Ein Chaos an Gefühlen brach über mich herein. Wut auf meine eigene Unfähigkeit, aber auch auf ihn, dass er das tatsächlich gewagt hatte. Scham, weil ich es nicht verhindert hatte. Aber auch ein gewisses Erstaunen, und ja, ein klitzekleiner Teil von mir freute sich vielleicht darüber. Aber der war so minimal klein, dass er wohl kaum zählte. Genauso wenig wie das Verlangen, es ihm gleichzutun und auch ihn zu markieren. Verdammt.
"Damien", flüsterte ich schließlich besänftigend. Vielleicht war es am besten, eine andere Taktik einzuschlagen. So gern ich ihn auch anschreien wollte, ein Ventil für meine Wut finden sollte, so sehr wusste ich doch auch, dass das alles nur noch verschlimmern würde. Also versuchte ich es dieses Mal sanft.
Woraufhin er mich misstrauisch musterte. Kein Wunder. Wann hatte ich je in solch einem Ton mit ihm geredet?
"Bitte lass mich los. Ich renne auch nicht weg, okay? Ich brauche nur ein bisschen Abstand."
Das waren die falschen Worte. Sobald er "Abstand" hörte, knurrte er auf und drückte mich noch enger an sich, sodass mein Gesicht an seiner Brust klebte. So viel zur sanftmütigen Tour...
Hatte er eigentlich schon immer so gut gerochen?
Okay, falsche Gedanken.
Ich musste irgendwie ein wenig Abstand zwischen uns schaffen, um meine Gedanken ordnen zu können. So nah bei ihm war es echt schwer, meinen Verstand zu benutzen.
"Damien", knurrte ich wieder. Scheiß auf die sanfte Tour, bei ihm waren wohl nur Drohungen effektiv. Also tat ich genau das.
"Wenn du mich nicht sofort loslässt, werde ich dich nie ganz akzeptieren!", drohte ich ihm.
Zwar hatte er mich markiert, aber ich konnte noch immer entscheiden, ihn zu verlassen. Konnte noch immer beschließen, ihn nicht zu akzeptieren. Es würde schwer werden, keine Frage, aber ich könnte es tun.
Meine Worte zeigten endlich Wirkung. Sofort stieß er mich von sich.
Wow. Er musste echt Angst haben, dass ich das tun könnte.
Ich hätte erwartet, dass er mir erst einmal ebenfalls drohte.
Ich setzte mich auf und sah ihn ein wenig verwundert an.
Prüfend musterte er mich.
"Wenn du das tust...", sagte er langsam, mit einem unterschwelligen Knurren in der Stimme. "...dann wirst du es bereuen."
Okay, ich sollte jetzt Angst haben. Pure Entschlossenheit lag in seinem Blick, purer Ernst.
Aber es war komisch, denn irgendwie war ich.... erleichtert, dass er mir drohte.
Dass diese Markierung nicht sein Wesen verändert hatte.
Das war dumm. Schließlich mochte ich es doch nicht, wenn er mit Drohungen um sich schmiss.
Verdammt, meine Gefühle waren so verwirrend.
Als würde Damien dieselbe Verwirrung empfinden, runzelte er die Stirn.
Dann fragte er plötzlich: "Warum bist du jetzt erleichtert? Ich habe dir gerade gedroht."
Verständnislos sah er mich an.
Bei seinen Worten erstarrte ich und blickte ihn aus großen Augen an.
Woher wusste er....instinktiv fasste ich mir an den Hals. Da war keine Wunde mehr, aber es war noch immer sensibel…
Ich war ja so dumm. Er hatte mich markiert. Was bedeutete, dass meine Gefühle nun kein Geheimnis mehr für ihn waren.
Fuck. Sofort fühlte ich mich wie nackt.
Und die Wut loderte in mir auf. Er verletzte einfach so meine Privatsphäre! Das war nicht okay. Auf keinen Fall wollte ich, dass er meine Gefühle kannte. Das musste ich ändern.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Gefühle in mir.
"Lass das!", knurrte da Damien plötzlich.
Ich schnaubte nur und stellte mir vor, wie sich um mein Herz eine Mauer bildete.
Eine Mauer aus Titan. Die nichts und niemand durchdringen konnte.
Als ein wütendes Knurren ertönte, wusste ich, dass ich es geschafft hatte.
Ich öffnete wieder die Augen und sah in das wütende Gesicht Damiens.
Sein Kiefermuskel war angespannt und trat deutlich hervor. Auch sein restlicher Körper war angespannt.
Die Hände hatte er zu Fäusten geballt.
Was für ein Kontrollfreak. Jetzt, wo er nicht mehr über meine Emotionen Bescheid wusste, heulte er rum.
Ich schnaubte verächtlich.
"Dir ist schon klar, dass es extrem unhöflich ist, die Emotionen anderer zu lesen?"
Schließlich hätte er sich davon abschirmen können.
Er zog jedoch nur unbeeindruckt eine Augenbraue hoch.
"Du weißt, was eine Markierung für Folgen hat. Und du hast sie geschehen lassen. Das hab ich als Erlaubnis genommen, deine Gefühle zu lesen. Schließlich hast du mir damit dazu das Recht gegeben", erwiderte er arrogant.
Ich knurrte. Vor meinem inneren Auge tauchte wieder die Szene auf, wie er meinen Hals küsste, wie er mich biss... das war unglaublich gewesen.
Wenn es nicht so gewesen wäre und ich auch nur noch einen Funken Verstand gehabt hätte, hätte ich ihn irgendwie aufgehalten.
Aber in diesem Moment hatte mein Verstand einen totalen Aussetzer gehabt.
Natürlich würde ich das ihm gegenüber nie zugeben.
Stattdessen sah ich mich zum ersten Mal richtig um.
Wir waren in meinem Unterschlupf. Nur hatte irgendjemand - ich tippte mal auf Damien - das Dach mit vielen Ästen zu Ende gebaut. So war es hier drinnen nun recht dunkel. Trotzdem konnte ich Damiens Shirt auf dem Boden sehen, dass er zum Schlafen ausgezogen hatte.
Vom Eingang her schien Licht herein, ich konnte also nicht allzu lange geschaffen haben.
Andererseits...warum war ich überhaupt erst eingeschlafen? Normalerweise schlief man nach einer Markierung nicht ein.
Es sei denn, der Werwolf wehrte sich unbewusst gegen die Markierung...
Soweit ich wusste, konnte eine Markierung nur durchgeführt werden, wenn beide einverstanden waren. Damien war auf jeden Fall einverstanden gewesen, ohne Frage.
Aber ich hatte es zwar zugelassen, und dennoch war ich nicht hundertprozentig dafür. Der Gedanke, an Damien gebunden zu sein, an jemanden, der so skrupellos war, behagte mir ganz und gar nicht.
Und doch hatte die Markierung eindeutig funktioniert.
Dafür gab es nur eine Erklärung. Mein Unterbewusstsein musste gegen die Markierung angekämpft haben, was mir Energie geraubt hatte.
Und dennoch hätte es nicht funktionieren dürfen, wenn ich doch dagegen gewesen war. Zumindest wenn man mit vollem Willen dagegen ist, tritt die Markierung nicht ein. Was bedeutet, dass ein Teil von mir es gewollt hatte. Ein Teil, der vielleicht größer war, als ich mir selbst eingestehen wollte. So gern ich das auch geleugnet hätte. Aber die Markierung war der Beweis dafür.
Es nervte mich extrem, dass ich mich nicht völlig gegen die Markierung hatte wehren können. Es nervte mich extrem, dass Damien in dieser Hinsicht einen Sieg davongetragen hatte. Das würde sein Ego nur noch mehr aufblähen.
Ganz abgesehen von den anderen Konsequenzen...er würde nur noch entschlossener sein. Würde nur noch besitzergreifender sein. Und ich musste noch stärker sein und die ganze Zeit meine Emotionen vor ihm abschirmen.
Vielen Dank, Arschloch.
Ich sah wieder zu Damien, versuchte dabei, den Blick auf sein Gesicht zu richten und nicht auf die perfekt definierten Muskeln an seinem nackten Oberkörper.
Damien sah mich prüfend an, jetzt, wo er meine Gefühle nicht mehr selbst spürte, musste er meine Miene und meine Körperhaltung analysieren.
Ich fragte mich, wie spät es genau war. Wie lange hatte ich geschlafen? Es konnten nicht mehrere Tage vergangen sein, oder? Das wäre ja übertrieben. Andererseits....ich hatte einen sehr starken Willen und Damien ebenfalls. Es musste mich ziemlich viel Energie gekostet haben, gegen ihn und die Markierung anzukämpfen.
Dennoch hätte ich bestimmt gewonnen, wenn nicht ein bestimmter Teil von mir sich nach dieser verdammten Markierung gesehnt hätte.
Ob ich es zugeben wollte oder nicht, ich war nicht so abgeneigt wie ich tat.
"Es ist Nachmittag", sagte da Damien, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Na ja, das konnten Mates zum Glück nicht.
"Ich habe Agnes aufgetragen, uns etwas zum Essen zu bringen."
Fragend sah ich ihn an.
Er antwortete sogleich auf meine stumme Frage.
"Agnes ist schon seit Jahrzehnten unsere Köchin."
Seit Jahrzehnten. Dann musste sie wohl etwas älter sein.
Tatsächlich hatte ich Hunger. Aber ich war eine Werwölfin. Ich konnte meine Wolfsgestalt annehmen und selber jagen.
Es störte mich, dass Damien das angeordnet hatte, ohne mich zu fragen.
Ich wollte nicht, dass er sich um mich kümmerte. Ich konnte das selbst tun, ich brauchte dafür keinen Mate.
"Du kannst Agnes' Essen essen, aber ich werde jagen", erklärte ich ihm mit entschlossener Stimme.
Wütend knurrte er leise.
"Kannst du nicht ein einziges verdammtes Mal tun, was ich sage?", fragte er genervt.
"Nein", antwortete ich trocken.
Dann wollte ich schon aus dem Unterschlupf herauskrabbeln, aber er hielt mich auf, indem er mich an der Taille packte und auf seinen Schoß zog.
Warnend knurrte ich auf.
"Du bleibst hier", grollte er leise.
Sein Mund war dabei nah an meinem Ohr und sein Atem streifte die sensible Haut.
Sofort bildete sich dort eine Gänsehaut.
Ich ignorierte meine Reaktion auf ihn und wollte ihm meinen Ellbogen in die Rippen stoßen, um endlich von ihm wegzukommen.
Er war noch immer oben ohne, und ich trug mein T-Shirt nicht mehr.
Seine Hände an meiner Taille schienen meine Haut in Feuer zu setzen.
Es war äußerst schwer, das zu ignorieren.
Doch bevor mein Ellbogen schmerzhaften Kontakt mit seinen Rippen machen konnte, fing er ihn blitzschnell ab und knurrte wütend.
"Ich hab dir gesagt, du sollst damit aufhören, mir immer wehtun zu wollen", knurrte er.
Doch ich schnaubte nur.
"Und seit wann höre ich darauf, was du mir sagst?", provozierte ich ihn.
"Seit du meine Mate bist!", zischte er.
Ich verdrehte nur die Augen. Doch dann kam mir eine Idee.
"Dann darf ich dir bestimmt auch Befehle geben, oder?", fragte ich ihn mit zuckersüßer Stimme.
Doch er schnaubte nur.
"Ich bin der Stärkere von uns beiden. Das heißt, ich gebe hier die Befehle und zwar nur ich."
Das sagte er mit einer so großen Arroganz und Selbstverständlichkeit, dass ich verächtlich das Gesicht verzog.
Ich wand mich nur noch stärker in seinen Armen, doch er ließ einfach nicht los.
Sein Griff war stahlhart.
"Du magst vielleicht ein wenig stärker sein als ich, aber dafür bin ich immer noch schlauer als du Idiot!", fauchte ich, und zappelte immer stärker. Irgendwann musste er mich doch loslassen!
"Fuck! Kannst du mal bitte aufhören?!", verlangte er da mit erstickter Stimme.
Doch ich schnaubte nur.
"Davon träumst du wohl! Ich werde mich immer gegen dich wehren! Ich werde..."
Doch da spürte ich plötzlich etwas Hartes, das gegen meine Mitte drückte.
Oh. Sofort schoss mir die Röte in die Wangen und ich versuchte nur noch hektischer, von ihm loszukommen.
Auf so eine Szene wie vorhin konnte ich nur allzu gerne verzichten. Am Ende würde auch ich ihn markieren. Und das konnte ich einfach nicht zulassen. Denn dann wäre ich für immer an dieses gemeine, kontrollsüchtige Arschloch hier gekettet.
"Verdammt, Ria!", stöhnte er und verstärkte nur noch seinen Griff.
Frustriert haute ich ihm auf die Arme.
Doch auch das hatte keinen Effekt.
Warum musste ich als Mate auch ausgerechnet so ein Muskelpaket haben?!
Plötzlich ertönten von außerhalb unseres Verstecks leise Schritte.
Kurz darauf eine sanfte, etwas unsichere Stimme:
"Alpha Damien?"
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