Heimkehr
Rias p.o.v.
Einen Moment lang stand ich einfach mit offenem Mund da und blickte den Vorhang der Umkleidekabine an, hinter dem Damien verschwunden war. Er schwang noch leicht hin und her. Ich starrte ihn die ganze Zeit an, bis er wieder still hing.
Ein leises frustriertes Knurren entkam meiner Kehle. Nicht nur, weil ich ihn unterschätzt hatte und er streng genommen die Wette wirklich gewonnen hatte. Nein, ich war auch frustriert, weil mein Körper sich mehr von diesem Kuss erhofft hatte und jetzt nach Befriedigung lechzte. Die es allerdings nicht geben würde.
Wütend drehte ich mich um und machte mich daran, die Sachen anzuprobieren. Dabei musste ich aufpassen, sie vor lauter Wut nicht zu zerreißen. Wer hätte auch gedacht, dass Damien eine so große Selbstbeherrschung besaß? Ich jedenfalls nicht. Das würde ich im Gedächtnis behalten müssen für das nächste Mal, wenn wir eine Wette eingingen.
Die restliche Zeit der Shoppingtour verlief relativ ruhig. Damien blieb brav draußen, während ich alle Kleider anprobierte, mir neue suchte und schließlich mit mehr als genug die Umkleide verließ.
Er bezahlte für alles. Das störte mich, aber was sollte ich dagegen tun? Schließlich hatte ich selbst kein Geld. Aber ich merkte mir die Summe und beschloss, ihm alles zurück zu zahlen, sobald ich welches hatte.
Auch als wir zum Bus liefen, sprachen wir nicht. Ich, weil ich immer noch frustriert war über die verlorene Wette. Er, weil er Damien war und wahrscheinlich sowieso lieber was anderes mit seinem Mund tat als zu reden.
Schließlich saßen wir im Bus an der Seite nebeneinander. Uns gegenüber saßen drei Mädchen ein paar Jahre jünger als wir, vielleicht so um die 14. Ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass sie uns immer wieder verstohlene Blicke zu warfen, sich dann ansahen und kicherten. Und natürlich brauchte ich auch nicht lange, um zu bemerken, dass sie vielmehr Damien anblickten. Und zwar mit einem schwärmerischen Blick. Einem Blick, der die Muskeln unter seinem Shirt und den gut sichtbaren Bizeps bewunderte.
In mir spannte sich etwas an und ich spürte Gereiztheit in mir aufsteigen. Normalerweise hätte mich das nicht stören sollen, aber ich war noch immer frustriert und wie sie Damien anblickten...
Ich versuchte es zu ignorieren.
Schluckte die Gereiztheit hinunter und ließ mir nichts anmerken. Zumindest war das der Plan. Aber die Busfahrt war lang und diese Mädchen wollten einfach nicht aussteigen. Ihr Kichern verursachte mir so langsam Kopfschmerzen. Davon abgesehen betrachteten sie Damien wie ein leckeres Stück Fleisch. Meine Gereiztheit wuchs. Besonders, als ich sie leise miteinander tuscheln hörte. Leider nicht leise genug für ein Werwolfsgehör.
"Frag ihn nach seiner Handynummer, Miriam", meinte die eine.
"Nein, frag du ihn", sagte die andere.
"Ich mach's", verkündete schließlich die Blondine entschlossen. Das war der Auslöser. Ich wollte mich wirklich nicht wie eine eifersüchtige Freundin aufführen. Nichts lag mir ferner. Aber als die Blondine Anstalten machte, aufzustehen, konnte ich nicht anders.
Ich rückte nah an Damien heran und legte meine Hand auf seinen Oberschenkel. Den Blick hatte ich weiterhin auf die kleine Mädchenbande gerichtet. Ich wandte mich auch nicht von ihnen ab, obwohl ich Damiens fragenden Blick auf mir spürte.
Nein, ich starrte die Blondine böse an, die gerade aufgestanden war und nun zwischen meiner Hand auf Damiens Schenkel und uns beiden hin und her sah.
Mit dem Blick forderte ich sie heraus, näher zu kommen. Verunsichert blieb sie stehen. Gut. Sie...
Plötzlich legte sich ein schweres, warmes Gewicht auf meine Schultern und ein moschusartiger Duft hüllte mich ein. Ich erstarrte. Damien ignorierte meine Reaktion und zog mich näher an sich, an die wunderbare Härte seines Körpers. Verdammt.
Sofort meldete sich mein Verlangen, aber ich unterdrückte es. Statt mich von Damien zu lösen, schmiegte ich mich noch näher an ihn heran und wartete auf die Reaktion der Blondine. Sie ließ sich wieder auf ihren Platz sinken, mit schmollender Miene. Genugtuung stieg in mir auf. Obwohl das alles andere als nett war, konnte ich nichts dagegen tun.
Da spürte ich auf einmal Damiens Mund ganz nah an meinem Ohr. Sein Atem streifte die sensible Haut und ließ mich erschauern, als er flüsterte:
"Ich hab gerade beschlossen, dass ich es mag, wenn du besitzergreifend bist."
Alles in mir erstarrte und empört richtete ich mich auf. Diesmal drehte ich den Kopf und sah ihn mit blitzenden Augen an.
"Ich bin nicht besitzergreifend." Ein leises, kaum hörbares Knurren begleitete meine Worte. Damien lächelte nur selbstgefällig.
"Du kannst mir nichts vormachen, Darling. Ich weiß bescheid."
Ich verengte die Augen und wollte weiter protestieren, als seine Worte mich einen Moment innehalten ließen. Stirnrunzelnd wandte ich meinen Blick nach innen und tatsächlich: die Mauer um meine Gefühle war in sich zusammengebrochen. Schon wieder. Verdammter Mist. Wie lange ging das schon so?
Schnell baute ich sie wieder auf, was Damien ein tiefes Seufzen entlockte.
"Ich würde es wirklich begrüßen, wenn du das unterlassen würdest", murmelte er, doch ich schnaubte nur. Als ob das jemals passieren würde.
Er zuckte mit einer Schulter.
"Irgendwann wirst du es nicht anders wollen, als mir deine Gefühle so mitzuteilen", meinte er ohne jeden Zweifel. Diese Selbstsicherheit ließ mein Blut schneller kochen als alles andere. Und es regte mich nur mehr dazu an, ihm das Gegenteil zu beweisen.
Die Augen verdrehend sagte ich:
"An deiner Stelle würde ich mir nicht so große Hoffnungen machen. Sie werden nämlich enttäuscht werden."
Er grinste und drückte mich noch ein wenig enger an sich. Unter anderen Umständen hätte ich gegen seine Nähe angekämpft, aber mir waren noch immer zu deutlich diese Mädels uns gegenüber bewusst. Ich wollte sie nicht ermutigen. Damien wusste das. Und nutzte es reuelos aus.
Einmal Arschloch, immer Arschloch, schätzte ich.
Doch als er begann, mich am Hals zu küssen und an meinem Ohrläppchen zu knabbern, hielt ich ihn nicht auf. Dabei hätte ich das tun sollen. Stattdessen neigte ich noch den Kopf, damit er besseren Zugang zu der empfindlichen Haut an meinem Hals hatte. Genoss die Berührungen seiner weichen Lippen, seiner heißen Zunge und seiner Zähne. Hitze sammelte sich in mir, rutschte in tiefere Gefilde. Ich biss mir auf die Lippe, während ich mich innerlich selbst schalt.
Warum tat ich das? Ich sollte aufhören, scheiß auf die Mädchen. Aber entweder war meine Eifersucht beziehungsweise mein Besitzanspruch größer als gedacht oder mir gefiel einfach zu gut, was Damien mit mir anstellte. Wie auch immer, bald schon wandte ich mich ihm zu, sodass unsere Lippen zueinander fanden. Kaum war seine Zunge in meinem Mund, vergaß ich auch schon alles um mich herum, die Mädchen uns gegenüber und die anderen Menschen im Bus. Da waren nur Damiens kundige Zunge und seine Hände in meinem Haar.
Eine brennende Sehnsucht nach mehr stieg in mir auf, die sich mit jeder verstreichenden Sekunde noch weiter verstärkte. Am liebsten wollte ich ihm die Kleider vom Leib reißen, aber ganz hinten in meinem Kopf war mir unterbewusst doch noch klar, dass wir hier in der Öffentlichkeit waren. Und die wären bestimmt nicht angetan davon, eine gratis Pornoshow zu bekommen.
Also löste ich mich schließlich von Damien - äußerst widerstrebend und nur gerade so. Sein selbstgefälliges Grinsen ignorierte ich dabei geflissentlich.
Stur starrte ich einfach aus dem Fenster während ich mich innerlich fragte, was nur in mich gefahren war.
Bestimmt war der Striptease in der Umkleidekabine daran schuld. Der hatte mich heiß gemacht. Prompt gab ich also Damien die Schuld an dieser kleinen Szene, schließlich hatte er auch diese Wette mit dem Striptease provoziert.
Aber ich konnte ihm für noch so viel die Schuld geben, insgeheim war mir nur zu bewusst, dass ich keinen kleinen Anteil an meinen Aktionen trug.
Auch wenn Damien mir nur körperlich unter die Haut ging, gefiel mir gar nicht, wie viel Macht ihm das gab. Ich musste aufpassen. Sehr sogar.
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