Damiens Mom

Rias p.o.v.

Im einen Moment noch war ich wütend und zu meiner Schande auch ein wenig angeturnt, doch kaum hörte ich sich nähernde Schritte, schaltete ich automatisch in den Wachsamkeitsmodus. Ich war nicht besonders erpicht darauf, Damiens Vater wieder zu begegnen. Aber glücklicherweise schienen die Schritte leichter. Hm. Wenn es nicht sein Vater war, der das Haus betreten hatte...dann vielleicht seine Mutter?

Schnell warf ich Damien einen kurzen Blick zu. Dieser betrachtete mich aufmerksam, schien aber nicht weiter angespannt oder grimmig, wie es sicher der Fall gewesen wäre, wenn das im Erdgeschoss sein Vater wäre. Meine Anspannung ließ ein wenig nach.

Doch wenn es nicht sein Vater war...die Tragweite eines Treffens mit seiner Mutter ließ meine Muskeln sich wieder anspannen. Wie sollte ich mich verhalten? Ich wollte Damien eine Chance geben, aber er machte es mir so verdammt schwer. Ich könnte kaum die tolle, ihn bewundernde und liebende Mate spielen. Dabei wollten Mütter doch genau das sehen, oder?

Andererseits ...warum sollte ich tun, was man von mir erwartete? Ich hatte schon viel früher damit aufgehört und würde jetzt bestimmt nicht wieder damit anfangen. Dann hielt mich Damiens Mutter eben für eine undankbare und grässliche Mate. Na und?

Es sollte mich nicht kümmern. Ich brauchte ihren Segen nicht. Wer wusste schon, ob das zwischen mir und Damien überhaupt funktionierte. Doch für den Fall dass...wünschte ich mir eine gute Beziehung zu seiner Mutter.
Aber was war eine solche Beziehung schon wert, wenn ich nicht ich selbst war?

Ich steckte in einem Dilemma und konnte mich einfach nicht entscheiden, was ich tun sollte. Warum hatte ich vorher nicht darüber nachgedacht? Doch ich kannte die Antwort bereits, noch bevor ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte. Damien hatte mir nicht die Zeit gegeben, hatte mich vielmehr von solchen Themen abgelenkt. Bei dem Gedanken schoss Hitze durch meine Adern. Unwillkürlich kamen mir seine Worte von gerade eben in den Sinn:

Und keiner kann es dir so gut besorgen wie ich...
Mit seiner tiefen, verheißungsvollen Stimme und diesem durchdringenden selbstbewussten Blick...
Verdammt, warum ging mir das so unter die Haut? Ich hasste es, dass mein Körper auf etwas so lapidares wie seine Worte so begeistert reagierte. Das verlangende Pochen in meinem Unterleib war ein unerwünschtes Ärgernis. Aber ich konnte es nicht stoppen.

Mir blieb nur die Hoffnung, dass seine Mutter nichts bemerkte. Und dass Damien keinen blöden Kommentar von sich gab. Denn sie kam direkt auf uns zu.
Keine Sekunde später stand sie bereits in der Tür zur Waschküche.

„Oh."

Überrascht musterte sie mich. Sie war eine Schönheit. Zweifelsohne hatte Damien die besten Attribute von ihr geerbt. Sie besaßen beide diese leuchtenden grünen Augen, wobei ihre sanfter waren als Damiens harten, analysierenden. Ihr Teint war sonnengebräunt, als würde sie viel Zeit im Freien verbringen. Das sonnengelbe Sommerkleid schmeichelte ihr. Nach dem Geruch von Erde und Pflanzen, der an ihr haftete, schloss ich, dass sie viel Zeit im Garten verbrachte. Blondes Haar fiel ihr in glatten Strähnen bis zu den Schultern. Ihr Gesicht war herzförmig und als sie mir ein Lächeln schenkte, erkannte ich die Wärme und Sanftheit darin. Etwas, das ich nicht erwartet hatte.

Genauso wenig wie die Umarmung, die sie mir plötzlich schenkte. In einer Millisekunde war sie bereits bei mir und schloss die dünnen Arme um mich. Vor Überraschung, ja, Schock, versteifte ich mich. Ihr Duft hüllte mich ein und ich bemerkte ihren zierlichen Körper, welcher einen großen Kontrast zu Damiens bildete. Dennoch war ihre Umarmung kräftig.

„Ich habe deinen Geruch in der Diele wahrgenommen, aber ich habe nicht zu hoffen gewagt..."

Ihre Stimme verklang tränenerstickt. Weinte sie etwa? Etwas verspätet und überfordert erwiderte ich die Umarmung. Zögerlich. Ein Schniefen erklang an meiner Wange, bevor sie tief berührt weiter sprach. Beinahe schon erschüttert.

„Ich habe nicht zu hoffen gewagt, dass mein kleiner Schatz so bald seine Mate finden würde. Aber jetzt bist du hier. Bist für ihn da. Ich bin so glücklich."

Sie löste sich von mir, um mich anblicken zu können. Trotz ihrer vor Tränen nassen Wangen und den feuchten Augen lächelte sie. Bei der tiefen Erleichterung in ihrer Miene und Hoffnung bildete sich ein Knoten in meinem Magen.
Ich hatte mich auf Ablehnung gefasst gemacht. Darauf, kritisch begutachtet zu werden. Niemals hätte ich...das hier erwartet.

Wie sollte ich ihr beibringen, dass ich nicht sicher plante, bei Damien zu bleiben? Sie liebte ihn offensichtlich sehr. Es würde ihr das Herz brechen.
Plötzlich spürte ich zwei kräftige Arme, die sich um meine Mitte schlangen. Eine warme, harte Brust drückte sich an meinen Rücken. Der Geruch nach Moschus hüllte mich ein und meine Anspannung ließ ein wenig nach. Als wüsste ich tief in mir, dass ich all meine Sorgen an Damien abgeben könnte. Dass er für mich da war und ich meine Lasten mit ihm teilen konnte.

Ich lehnte mich an ihn.
Es war eine instinktive Reaktion. Sofort wollte ich mich wieder von ihm lösen, doch sein Griff hatte sich bereits um mich verstärkt. Ein leises Knurren entkam mir. Es entwischte mir, bevor ich es zurückhalten konnte. Schnell blickte ich zu Damiens Mom. Diese blinzelte mich überrascht an und betrachtete Damien und mich nun genauer.

Na toll. Es schien, als hätte sich mein Dilemma von selbst gelöst. Ich würde ihr nichts vormachen können, sondern ich selbst sein. Doch bei dem Gedanken verstärkte sich der Knoten in meinem Bauch. Sie würde es bestimmt nicht gutheißen, dass ich ihren Schatz noch nicht als Mate akzeptierte. Sie war seine Mutter. Für ihn musste er perfekt sein und meine Entscheidung unverständlich.
Damiens tiefe Stimme rumpelte an meinem Rücken, als er mit offensichtlichem Stolz in der Stimme bestätigte:
„Ja, Mom. Das ist Ria, meine Mate."

Ich musste mich täuschen. Er war bestimmt nicht stolz. Auf was sollte er denn stolz sein? Dass ich ihn immer noch nicht akzeptiert hatte? Leicht wandte ich den Kopf und verrenkte mich in seiner festen Umarmung, um ihn ansehen zu können. Ich blinzelte. Ein breites, stolzes Grinsen zierte Damiens Gesicht.

Ich runzelte die Stirn. Das hatte ich nicht erwartet.
Als seine Mutter antwortete, wandte ich mich wieder von ihm ab und sah sie mit einem hoffentlich freundlichen Lächeln an.

„Schön, dich kennenzulernen, Ria. Ich bin Sofie."
Sie lächelte mich an, aber ich meinte zu erkennen, dass ein wenig der Strahlkraft verloren gegangen ist. Ein leichtes Runzeln auf ihrer Stirn sagte mir genug. Da sie aber zu taktvoll schien, um direkt zu fragen, entschied ich, die Sache für uns alle einfacher zu machen.

„Freut mich, Sofie."
Ich erwiderte ihr Lächeln kurz, bevor ich direkt auf den Punkt kam.
„Du wunderst dich vielleicht, warum nur Damien mich markiert hat und ich nicht ihn. Das liegt daran, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich ihn als Mate will. Ich bin nur hier, um ihm eine Chance zu geben. Falls wir die vergeigen, bin ich weg."

Sofort ertönte ein warnendes Knurren hinter mir. Da wir so eng aneinander gepresst da standen, spürte ich die Vibrationen hautnah an meinem Rücken. Sie schienen durch meinen ganzen Körper zu dringen und überall herrliche Hitze zu verbreiten. Mein Puls beschleunigte sich ein wenig. Ich versuchte es zu ignorieren, und wollte noch etwas hinzufügen, als Damien mit leiser, drohender Stimme knurrte:

„Wir vergeigen hier nichts. Du wirst mich markieren. Das ist unvermeidlich. Wir sind füreinander bestimmt und am Ende wirst du dich mir endlich völlig unterwerfen, wie du es solltest. Dein Körper hat es bereits begriffen und du wirst es auch noch früh genug."

Wut flackerte in mir auf und laut knurrend wollte ich ihm Kontra geben. Gleichzeitig packte ich seine Unterarme, die wie Schraubstöcke um mich lagen und zerrte daran. Natürlich fruchteten meine Bemühungen nicht. Aber ich war nicht mehr gewillt, vor seiner Mom brave Mate zu spielen. Nicht nach seinen Worten.

Doch ihm schien das ziemlich egal zu sein. Er beugte den Kopf, um mir wohl einen Kuss aufzudrücken. Ich knurrte warnend. Er ignorierte es. Schon spürte ich seinen Atem über meinen Hals streichen. Gänsehaut bildete sich und ein Schauder überlief mich. Damien drückte mich noch enger an sich, dabei war das kaum noch möglich.
Im nächsten Moment landeten seine warmen Lippen auf der Markierung. Scharf sog ich die Luft ein, als mich die Erregung überschwemmte. Meine Knie wurden weich und ich sank gegen ihn. Plötzlich war ich froh um seine stützenden Arme, die mich aufrecht hielten.

Als seine heiße Zunge über die empfindliche Stelle leckte, seine Zähne daran knabberten und er daran saugte, vergaß ich alles um mich herum. Mein Kopf fiel zur Seite, um ihm noch besseren Zugang zu gewähren. Meine Finger gruben sich nun aus einem ganz anderen Grund in seine Unterarme. Ein Stöhnen entkam mir. Lava durchfloss mich und schoss in meinen Unterleib. Verlangen machte mich unruhig, sodass ich begann, mich in Damiens Armen zu winden. Ich wollte ihn küssen, wollte...

Auf einmal hörte er auf. Sein Mund verschwand von meinem Hals und kühle Luft strich darüber. Unwillig und wütend knurrte ich auf. Doch er lachte nur leise und drückte mir einen keuschen Kuss auf den Kopf.

„Siehst du? Dein Körper will mich. Du wirst mich auch noch bald genug wollen."

Es dauerte einen Moment, bis seine Worte durch die Watte in meinem Kopf drangen. Bis ich verstand, dass er das Ganze hier nur getan hatte, um etwas zu beweisen. Das Verlangen in mir wandelte sich zu heißer Wut.

„Niemals", knurrte ich. Wild zerrte ich an seinen Unterarmen, doch Damien lachte nur.

„Oh, mein kleines Wölfchen. Spar dir deine Wildheit fürs Bett auf."

Knurrend wollte ich ihm eine deftige Antwort geben, doch ein leises Luftholen riss meine Aufmerksamkeit von ihm fort. Und zu der Frau, die noch immer vor uns stand.

Oh scheiße. Ich hatte Damiens Mom komplett vergessen. Röte schoss mir ins Gesicht bei dem Gedanken, was sie gerade mit hatte ansehen müssen. Die Röte passte zu der in ihrem Gesicht.
„Ich sollte jetzt wohl gehen."

Ihre Stimme war leise, doch gewann an Kraft, als sie mir entschlossen und direkt ins Gesicht sah. Ich wappnete mich für das, was kommen würde. Zweifellos eine Predigt, was für eine unwürdige Mate ich war. Doch wieder einmal überraschte mich Damiens Mutter in so kurzer Zeit.

„Ich will dir danken, Ria, dass du meinem Sohn eine Chance gibst. Luna allein weiß, er ist kein einfacher Mann. Aber er hat seine Gründe. Und du solltest wissen, dass seine Handlungen allein daher rühren, dass er leidenschaftlich, auf heftigste Weise liebt. Er..."

„Mom", unterbrach Damien sie warnend. Doch sie warf ihm nur einen scharfen Blick zu.

„Nein, Damien. Lass mich aussprechen. Sie muss das hören."
Ich hätte es nicht gedacht, aber Damien schwieg tatsächlich darauf. Seine Mutter wandte sich wieder mir zu.

„Er meint es nur gut. Ich bitte dich nicht darum, ihm deshalb alles zu verzeihen und durchgehen zu lassen, nein, im Gegenteil, gib ihm Kontra, das braucht er. Aber ich bitte dich darum, es im Hinterkopf zu behalten. Im tiefsten Inneren ist er ein guter Mann. Vielleicht kannst du ihm helfen, es öfter zu zeigen. Ihm helfen, über die Dinge in seiner Vergangenheit hinweg zu kommen."

Plötzlich versteifte sich Damien hinter mir. Aber er schwieg noch immer. Seine Mutter lächelte mich traurig an.

„Wenn ihm jemand dabei helfen kann, dann du, Ria. Ich habe schon immer gewusst, dass es eine starke, wilde Frau braucht, um mit meinem Sohn zurechtzukommen. Die Mondgöttin hat gut gewählt."

Sie blickte zu Damien und Strenge machte sich auf ihrem Gesicht breit. Doch dahinter erkannte ich Liebe. Solch tiefe Liebe.

„Ich freue mich für dich, Damien Schatz. Du hast eine wundervolle Mate. Du solltest sie mit dem Respekt behandeln, der ihr gebührt. Mach es ihr nicht immer so schwer. Sie mag deine Mate sein, vom Schicksal bestimmt, aber vergiss niemals, dass es immer noch ihre Wahl ist, ob sie dich akzeptiert oder nicht. Nimm sie nicht für selbstverständlich. Verstanden?"
Damien musste genickt haben, denn sie lächelte zufrieden.

„Ich lasse euch jetzt allein."

Und dann war sie verschwunden. Ließ mich und Damien allein zurück. Doch ihre Worte blieben in der Luft hängen wie schwere Wolken.

Nachdenklich starrte ich ihr hinterher. Etwas in ihrer Rede hatte mich stutzig gemacht. Was hatte sie mit Damiens Vergangenheit gemeint? Was war passiert, dass er so geworden ist, wie er nun war?

Ich war mir sicher, dass sie es mir nicht verraten würde. Genauso wenig wie Damien. Aber ich war mehr als nur entschlossen, dem auf den Grund zu kommen.
Damien auf den Grund zu kommen.

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