"Sie ist seit gestern nicht aufgetaucht, könnte es sein, dass sie Erfolg hatte?" sagte Kaiden, während er in der Höhle auf und ab ging.

"Aber ich dachte, du hast gesagt, er würde nicht nachgeben, wenn er stur ist?" fragte Mary.

"Das dachte ich auch, aber wenn sie seit gestern bis jetzt nicht aufgetaucht ist, bedeutet das denn nicht, dass sie Erfolg hatte?" fragte er und seufzte kurz darauf, "also werde ich wieder unter seinem Schatten sein, huh, das Leben ist wirklich unfair."

"Ich mag das nicht, wir verstecken uns seit Tagen in dieser Höhle, wir sind von der Außenwelt abgeschnitten. Ich schlage vor, dass es an der Zeit ist, diesen Ort zu verlassen und zu sehen, was passiert", schlug Melissa vor.

"Wo würdest du hingehen? Muss ich dich daran erinnern, dass ich nicht mehr der Dämonenkönig bin, also kann ich nicht mehr im Palast leben und schon gar nicht, wenn mein Bruder jetzt den Palast regiert."

"Wir dürfen nicht im Palast leben, aber wir können immer noch eine Hütte bekommen oder..."

"Oder wir können ins Menschenreich gehen", schlug Mary mit einem Lächeln vor, "ich liebe es immer dort zu sein", kicherte sie und steckte eine Strähne ihres blauen Haares hinter ihr Ohr, "es ist wunderschön."

"Wirst du den Mund halten?" sagte Merinda mit einem Augenrollen. "Das Menschenreich ist wie die Peripherie unserer Welt, wenn wir dort sind, wie sollen wir wissen, was hier passiert?"

"Oh, das habe ich nicht durchdacht", flüsterte Mary.

"Natürlich hast du das nicht", tadelte sie Merinda.

Kaiden seufzte und ging, um sich auf das hölzerne Bett zu setzen, "wir haben nur diesen Ort für jetzt, wenn wir hinausgehen, wären wir angreifbar und ich muss euch nicht daran erinnern, dass wir uns vor Edward verstecken müssen, das ist ein Muss."

"Nun, ich habe keine Zeit zum Verstecken", sagte eine Stimme und sie drehten sich um und sahen sie am Eingang stehen. Ihre Kapuze bedeckte wie immer ihr Gesicht, aber sie konnten nicht umhin zu bemerken, dass ihre Lippen und ihr Kinn blasser waren als früher und außerdem hatte sie ein neues Stück zu ihrem Stil hinzugefügt. Es gab einen schwarzen Schal um ihren Hals gewickelt und da sie es besser wussten, konnten sie leicht erraten, dass sie etwas verbarg, und die Frage war was? "Wenn ihr euch verstecken wollt, habe ich vielleicht einen Fehler gemacht, hierher zu kommen, und sollte besser umdrehen und gehen."

"Nein, warte", sagte Kaiden und stand auf, "wir haben auf dich gewartet."

Die Frau ignorierte ihn und obwohl sie es verbergen wollte, war klar, dass sie humpelte. Kaidens Stirn runzelte sich, als er sie beobachtete, wie sie herüberkam und sich auf das Bett setzte. "Bist du verletzt?" fragte er.

Die Frau seufzte, "Der König ist in einen Schlaf gefallen. Wenn du jemals deinen Ruhm zurückerobern willst, ist jetzt der richtige Zeitpunkt zum zuschlagen", sagte sie und ignorierte seine Frage.

Kaidens Stirn runzelte sich tiefer, "Im Schlaf? Er sah ziemlich gesund aus, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, und er befehligt das ewige Feuer, offensichtlich würde das Feuer ihn beschützen."

"Wenn du denkst, du weißt es besser, warum gehst du dann nicht selbst nachsehen?" fragte sie genervt.

"Es tut mir leid", entschuldigte sich Kaiden sofort. "Aber wenn es so ist, wie du gesagt hast, dann können weder du noch ich jemals in seinen Palast eintreten. Wenn er verletzt ist und bewusstlos liegt, wird das ewige Feuer einen Schild aufrichten, als Verteidigungsmechanismus, um ihn vor Schaden zu bewahren, bis er erwacht. Also, auch wenn es sich nach einem guten Plan angehört hat, ist es dennoch ein schlechter Plan."

"Ich weiß, dass niemand in seinen Palast eintreten kann, und ich weiß, dass sein Feuerschild aktiv ist, aber was ich sage, ist, dass jetzt die Zeit gekommen ist, um Rache an ihm zu üben. Mit ihm im Schlaf ist er so gut wie tot und das bedeutet, dass du endlich mit seiner Gefährtin machen kannst, was du willst, und du mir das Herz dieses Jungen geben kannst. Seine bloße Existenz ist...", sie unterbrach sich und seufzte, "... ich muss sein Herz haben, entweder habe ich sein Herz oder ich habe den Thron, eines davon muss passieren. Es ist jedoch klar, dass ich niemals den Thron haben werde, also werde ich nach seinem Herzen greifen, was jetzt einfacher ist. Das letzte Mal, als der König im Schlaf lag, schlief er achthundert Jahre lang. Jetzt weiß ich nicht, wie lange er schlafen wird, aber ich weiß, dass wir Tage Zeit haben, um das zu erreichen. Also, die Frage ist, bist du dabei oder nicht?"

"Natürlich bin ich dabei, ich werde alles tun, um Edward zu besiegen. Es ist mir egal, ob er mich tötet, wenn er aufwacht, aber ich weiß, dass seine Gefährtin und sein Sohn längst tot wären. Aber wie sollen wir das machen? Als König liegt die Loyalität der Dämonen bei ihm, und wenn sie um Hilfe zu ihnen geht, würden sie ihr Leben geben, um sie zu schützen. Also, was können wir tun? Wie können wir sie und die Dämonen gewinnen?"

Die blassen Lippen der Frau lächelten, "es ist Zeit, die Rogues und die Infizierten zu rufen. Du hast immer noch diese Macht über sie, und meiner Meinung nach wird die Prinzessin nicht versuchen, sie alle zu heilen, weil ich weiß, dass die reine Blut-Hexe ihr gesagt hat, welche Gefahr es bedeutet, wenn sie es versuchen sollte."

"Warte, alle heilen? Hat sie überhaupt jemanden geheilt?" fragte er stirnrunzelnd.

"Aye. Sie hat zwei Personen aus ihrem Rudel geheilt und ich glaube, sie hat einen in dem Black Wind Rudel geheilt, ich weiß es nicht genau, aber ich weiß, dass sie gestern ihr Rudel mit dem zukünftigen Alpha dieses Rudels verlassen hat. Ich war gestern so sehr mit dem König beschäftigt, um vollständig aufzupassen."

Kaiden nickte. "Wenn ich das mache, wirst du dann trotzdem halten, was du versprochen hast?"

"Du hast keinen Thron anzubieten, also warum sollte ich meinen Teil des Deals erfüllen, wenn du deinen nicht erfüllt hast?"

"Ich werde dir das Herz seines Sohnes besorgen, du hast mein Wort."

Die Frau lächelte dann, "Tu das, und ich werde meinen Teil erfüllen und dich zum Dunklen König des Landes machen, und du wirst so mächtig sein, dass du in der Stärke mit dem Dämonenkönig gleich sein wirst, so dass, wenn er aufwacht, der Boden einstürzt, wenn du auf dem Schlachtfeld bist."

Kaiden lächelte, "Dann lasst uns die Party beginnen."

***

"Dein Ellbogen ist immer noch nicht geheilt. Ich habe versucht, Catherine mitzubringen, um dich zu untersuchen, aber sie sah heute Morgen so krank aus, dass ich sogar Mitleid mit ihr hatte", seufzte Scarlet, als sie einen Teller Essen vor Aliyah platzierte. "Sie sah so blass aus, und ich glaube, sie hat sogar gehumpelt, obwohl sie versucht hat, es zu verbergen."

Aliyah runzelte die Stirn. "Gehumpelt?"

"Ja. Um ehrlich zu sein, ich glaube, ich habe Catherine seit ihrer Paarung in unser Rudel vor dreißig Jahren nie krank gesehen. Alle hatten Mitleid mit ihr, als ihr Gefährte nur drei Jahre nachdem er sie nach Hause gebracht hatte, starb, und die Tatsache, dass sie vorher nicht schwanger wurde, machte es noch schlimmer. Ich meine, wenn sie ein Kind gehabt hätte, wäre es einfacher gewesen zu ertragen, aber dann schien sie allein ziemlich gut zurechtgekommen zu sein."

"Weißt du, ich habe mich schon immer über sie gewundert. Die Geschichte besagt, dass sich ein Wolf nie in ein anderes Rudel verbindet. Es ist nicht unerhört, aber es ist sehr selten, und Catherine ist die einzige, in unserer Geschichte, wenn ich so sagen darf. Aus welchem Rudel kommt sie, ich glaube, ich habe noch nie jemanden gesehen, der sie besucht. Oder hast du das gemacht, bevor ich geboren wurde?" fragte Aliyah sie.

Scarlet runzelte die Stirn. "Jetzt, wo du es erwähnst, nein, habe ich nicht. Und ich kenne auch nicht ihr Herkunftsrudel. Alles, was ich weiß, ist, dass als dein Großvater noch am Leben war und der Alpha des Rudels, einer der Ältesten verschwunden war und eine Suchmannschaft organisiert wurde. Sie bestand aus deinem Großvater, deinem Vater und Beta Aton und dann Mike, Catherines Gefährte. Als sie den Ältesten fanden, haben sie sie am See liegend gefunden, sie war verletzt und blutüberströmt, und Mike hat sie sofort zu seiner Gefährtin erklärt, als er sie sah, und so haben sie sie mit nach Hause gebracht. Sie lebt seitdem bei uns, und als sie ihre Fähigkeit, Wölfe zu heilen, offenbarte, war dein Großvater so glücklich, dass sie in unserem Rudel war."

Aliyah nickte. "Es ist manchmal seltsam, wie sie immer für sich ist und nur auftaucht, wenn sie gebraucht wird."

"Erzähl mir was Neues." Scarlet seufzte. "Aber insgesamt bin ich froh, dass sie sich entschieden hat, bei uns zu bleiben, ihre Heilfähigkeit war sehr hilfreich, glaub mir."

Aliyah sagte nichts, als sie sich ein Hühnerflügel vom Teller nahm und darauf herumkaute. Sie dachte an Catherine und wie die Frau die erste war, die von Edwards Zeichen an ihr wusste, und anstatt wegzulaufen und es zu melden, es für sie verheimlichte. Sie wusste, dass sie ihr dafür immer dankbar war, aber jetzt hatte sie gemischte Gefühle. Allerdings hatte die Frau nie etwas Außergewöhnliches getan, also würde sie ihr etwas Entgegenkommen gewähren. Sie atmete aus und blickte zum Palast, das Feuer war immer noch so wie gestern, und innerhalb einer Sekunde bemerkte sie, wie sie sich wieder einmal dabei ertappte, für ihren Gefährten zu beten, dass er aufwachen möge.