V I E R Z I G

Naomi öffnete die Augen und war zunächst schockiert, wo sie sich befand. Doch dann kehrten die Erinnerungen an die letzte Nacht zurück. Nach ihrem zweiten Orgasmus, und nachdem Asher offensichtlich seinen Höhepunkt erreicht hatte, war ihre Energie – und auch seine – plötzlich enorm angestiegen. Ehe sie es sich versah, hatten sie sich gegenseitig gepackt, voller Verlangen nach mehr. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, kam es ihr vor, als hätten sie sich wie Tiere in der Paarungszeit verhalten – und alles begann, nachdem Asher sie in den Hals gebissen hatte. Ein Stirnrunzeln huschte über ihr Gesicht. Warum hatte er sie letzte Nacht überhaupt gebissen? Und warum hatte es nur kurz wehgetan, bevor es angenehm wurde?

Während sie darüber nachdachte, berührte sie ihren Hals. Sofort durchzuckte ein heißes Verlangen ihren Körper, und sie stöhnte leise. Diese Reaktion ließ den Jungen neben ihr sich bewegen, und sie hielt rasch den Atem an, erst jetzt wieder daran erinnernd, dass er direkt neben ihr lag. Sie nahm die Hand von ihrem Hals und beobachtete ihn. Er wirkte so friedlich im Schlaf, dass sie ihn nicht wecken wollte. Stattdessen wollte sie ihn einfach nur ansehen. Es war immer noch ein Schock für sie, wie ein Mann so schön sein konnte. Sein kurzes, tiefschwarzes Haar war das seidigste und weichste, das sie je gesehen hatte, und sein Gesicht... Es wirkte fast übermenschlich schön, als wäre er geradewegs einem Gemälde entsprungen. Und dann seine Augen – sie hatten die perfekteste Nuance von Blau, die sie je gesehen hatte.

Im Vergleich zu ihm fühlte sie sich unscheinbar. Allein dieser Gedanke ließ sie sich fragen, was an ihr so besonders sein konnte, dass sie seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Sie brauchte keine Bestätigung, um zu wissen, dass sie nicht schön war. Mit eigenen Augen konnte sie sehen, dass Asher der schönste Mann war, den sie je gesehen hatte. Was konnte er also in einem so durchschnittlichen Mädchen wie ihr sehen? Dieser Gedanke drückte ihre Stimmung, und sie drehte sich von ihm weg, weg von seiner makellosen Schönheit. Doch kaum hatte sie sich abgewendet, hörte sie ihn leise stöhnen.

„Warum bist du schon so früh am Morgen so niedergeschlagen?" Seine tiefe, raue Morgenstimme ließ ihr Herz schneller schlagen – und sie spürte das Verlangen in ihrem Unterleib aufsteigen.

Sie drehte sich zu ihm um. Seine Augen waren noch geschlossen, doch seine Stirn war gerunzelt. Sie lächelte sanft und strich mit ihrer Hand über die Falte. „Und wie kannst du wissen, dass ich mich niedergeschlagen fühle?" fragte sie belustigt.

„Ich kann es fühlen", murmelte er. „Du bist süß. Man muss nicht atemberaubend schön sein, um wunderschön zu sein." Fast schien es, als würde er die Bedeutung seiner Worte begreifen, denn plötzlich öffnete er die Augen – und traf direkt auf ihre schockierten, haselnussbraunen Augen.

„Wie kannst du wissen, was ich denke?" fragte sie, diesmal ohne den scherzhaften Tonfall von eben.

Asher runzelte die Stirn. Auch er war überrascht darüber, dass er genau fühlen konnte, worüber sie nachdachte. Er setzte sich auf, sein wunderschöner Oberkörper glänzte im Licht der Morgensonne, die durch das Fenster fiel. Er fuhr sich durch das Haar und stieg aus dem Bett.

„Asher", rief Naomi, die sich jetzt ebenfalls aufsetzte. Die Bettdecke fiel bis zu ihrer Taille herab und enthüllte ihre Brüste. Als Asher sich zu ihr umdrehte und sie sah, schluckte er schwer. Die plötzliche Welle der Erregung durchströmte ihn, und ohne nachzudenken, stieg er zurück ins Bett, zog sie in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich. Sein Körper reagierte heftig auf sie.

Er hatte schon viele Frauen in seinem Leben geküsst – und mit „viele" meinte er wirklich viele. Aber keine hatte ihn jemals so fühlen lassen wie Naomi gerade. Nicht einmal in der letzten Nacht, als sie sich zum ersten Mal geküsst hatten. Anfangs hatte er es auf die Leidenschaft geschoben, doch jetzt, wo er dieses Gefühl wieder spürte, kam es ihm vor, als stünde sein Körper in Flammen – durstig, aber nicht nach Wasser, sondern nach ihrem Körper.

Mit der Art, wie sie auf ihn reagierte, wusste er, dass was auch immer mit ihm geschah, auch mit ihr geschah. Doch erst, als er ihren Duft wahrnahm, fiel ihm ein winziges Detail auf: Ihr Geruch war intensiver geworden. Er konnte jede Nuance ihres Duftes wahrnehmen, ihren Herzschlag nicht nur hören, sondern fühlen. Diese Erkenntnis riss Asher aus seiner Leidenschaft. Er sah das Mädchen in seinen Armen an. Sie sah aus wie immer, doch ihr Duft war verführerischer, und es schien, als würde er ihr Innerstes mit ihr teilen, alles fühlen, was sie fühlte.

„Es ist anders", flüsterte er.

„Ja", nickte Naomi.

„Warum?"

„Ich weiß es nicht."

Asher schluckte. Alles, was er wollte, war, sich tief in ihr zu verlieren, doch er wusste, dass etwas nicht stimmte. Er konnte es nicht benennen, aber er spürte es. „Ich brauche eine Dusche", sagte er schließlich.

„Kann ich mitkommen?" fragte Naomi.

Das Angebot war verlockend, und obwohl Asher ablehnen wollte, hörte er sich zustimmen. Mit einem Lächeln hob er sie in seine Arme. Sie lachten, als er sie ins Badezimmer trug. All seine Sorgen von eben schienen vergessen, und er ergab sich erneut der Leidenschaft. Unter der Dusche konnten sie nicht genug voneinander bekommen – als wären sie ein frisch verheiratetes Paar auf ihrer Hochzeitsreise.

Als sie schließlich erschöpft waren, duschten sie tatsächlich und verließen das Badezimmer. Während Naomi sich mit dem Handtuch abtrocknete, das er ihr gereicht hatte, fragte sie beiläufig: „Was ist eigentlich mit Anita? Ich habe sie gar nicht gesehen oder gehört."

Asher hielt inne, als hätte ihr Kommentar ihn an etwas Wichtiges erinnert. „Jetzt, wo du es sagst... Ich habe sie seit zwei Wochen nicht mehr gesehen. Nachdem sie an dem Tag die Schule verlassen hat, habe ich nichts mehr von ihr gehört. Aber das ist verständlich, immerhin haben meine Eltern mich danach in meinem Zimmer eingesperrt."

„War es so schlimm? Deine Kräfte zu vereinen, meine ich."

„Schlimmer als schlimm. Ich verliere dabei die Kontrolle über mich. Ich habe dir ja erzählt, dass ich gestern Abend beinahe meinen Vater schwer verletzt hätte."

„Warum ist das so?" fragte Naomi, während sie die Handtücher auf das Bett warf. Sie überlegte, ob sie ihre Unterwäsche anziehen sollte, entschied sich dann aber dagegen und zog direkt ihre Jeans an, da sie ohnehin nach Hause wollte.

„Es liegt an dieser undefinierbaren Kraft in mir. Schon seit ich klein war..." Er hielt inne, als Naomi ihr Haar hochband und dabei ihren Hals entblößte. Es war nicht die Geste selbst, die ihn schockierte, sondern das, was er dort sah: ein schwarzes Halbmond-Symbol, das zuvor definitiv nicht da gewesen war.

„Seit du klein warst, was?" fragte Naomi, nachdem sie eine Weile gewartet hatte, ohne dass er weitersprach. Sie drehte sich zu ihm um, um zu sehen, was los war, und bemerkte, dass er bleich und wie erstarrt auf eine Stelle an ihrem Hals starrte. „Asher, geht es dir gut?"

Er antwortete nicht. Seine Augen blieben wie festgeklebt an der Stelle. Wie konnte das passiert sein? Es war keine Blutmondnacht, und außerdem war sie ein Mensch. Wie hatte er sie markieren können, ohne es zu wollen oder zu wissen?

„Asher?" fragte Naomi besorgt und kam in nichts als ihrer Jeans zu ihm. „Hey, was ist los?"

Asher bedeckte seinen Mund mit der Hand, die Schockstarre immer noch in seinem Gesicht. Seine Augen lösten sich nicht von der Stelle an ihrem Hals.

„Asher, du machst mir Angst. Was ist los? Was ist passiert?"

Endlich reagierte er. Er packte ihre Hand und zog sie zum Spiegel. „Siehst du das?" fragte er und drehte ihren Kopf so, dass sie die Stelle sehen konnte.

„Was zum...?" Naomi war überrascht. „Seit wann habe ich ein Tattoo?"

„Verdammt, verdammt, verdammt", murmelte Asher und vergrub die Hände in seinem dichten Haar. Er warf den Kopf zurück und schloss die Augen. „Verdammt."

„Asher, was ist los? Es ist doch nur ein Tattoo. Ich weiß zwar nicht, wann ich es bekommen habe, aber ich bin sicher, wenn ich mich beruhige, erinnere ich mich. Es ist nichts, worüber man sich Sorgen machen muss", lachte sie leise. So seltsam das auch war, irgendwie fand sie es auch lustig. Normalerweise tat sie nichts, woran sie sich später nicht erinnern konnte – aber offenbar hatte sie ihr erstes Tattoo bekommen.

„Es ist nicht lustig, Naomi!" schrie Asher, so laut, dass sie erschrocken zurückzuckte. Er musste sie nicht ansehen, um zu wissen, dass sie schockiert war oder dass sein Ton sie verletzt hatte. Er konnte alles direkt fühlen, als wäre es ein Teil von ihm. Kein Wunder, dass er nicht genug von ihr bekommen konnte. Kein Wunder, dass es plötzlich so wirkte, als wären sie verliebt. Kein Wunder, dass er ihren Duft so intensiv wahrnahm. Kein Wunder, kein verdammtes Wunder.

„Asher, ich..."

„Zieh dich an. Du kommst mit."

„Wohin?"

„Zu meinen Eltern."


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Notiz der Übersetzerin!!

Im vierzigsten Kapitel nehme ich mir einmal die Freiheit und mache Eigenwerbung für meine anderen Bücher ^^

Wer nicht weiß, was er während der Updatepausen lesen soll, ich habe ein schon mein eigenes Buch mit dem Titel "Ich, Mate eines Alphas?!" beendet und die Updates zu Band 2 haben vor ein paar Wochen begonnen. Wenn du lieber erst auf den beendeten 2. Band warten möchtest, dann empfehle ich dir meine schon beendeten Übersetzungen: "Come, Love a Stranger", "The Alphas Unknown Daughter", "Royality vs Rogues" oder "In Between two Alphas".

Wer jedoch dieses Buch schon weiter lesen möchte; es ist auf englisch bei Goodnovel, Bravonovel, Dreame, Joyread und Novelcat erhältlich.

Over and Out, Skylar 🔥

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