Kapitel 26 - Neue Erkenntnisse
Rey
Als sich die ersten Sonnenstrahlen zeigten, die einen neuen Tag ankündigten, standen Ben und ich bereits im Garten der Villa vor seinem Schiff. Noch vor der Morgendämmerung hatte Revan ihn kontaktiert wegen eines Meetings, bei dem seine Anwesenheit unverzichtbar war.
"Hast du alles?" fragte ich ihn bestimmt schon zum fünften Mal. Ben bejahte meine Frage wie die Male davor und zog mich an sich. Ich wollte, dass die Umarmung kein Ende fand. Dass ich für immer seinen Geruch einatmen konnte. Mir war es noch nie so schwer gefallen ihn gehen zu lassen.
"Rey, ich muss jetzt wirklich los. Glaub mir, ich würde viel lieber bei dir bleiben." Ben wusste natürlich, dass ich mit meiner Fragerei nur Zeit schinden wollte. Wann würden wir uns wiedersehen? Würden wir es jemals? Oder bekam ich in ein paar Stunden die Nachricht, dass er vom Widerstand getötet worden war? Ich zweifelte nicht daran, dass Ben gut auf sich aufpassen konnte, aber er wurde erst bei dem letzten Angriff verletzt. Und wenn er nicht als einer der Ersten die Kommandozentrale verlassen hätte, wäre er womöglich...nein, daran sollte ich nicht denken. Selbstverständlich konnten wir uns weiterhin durch unsere Verbindung treffen, aber eine reale Begegnung war bei weitem schöner. Ben wollte sich schon lösen, aber ich krallte mich an seinem Umhang fest. Ich wusste, dass ich ihn gehen lassen musste, wenn ich wollte, dass von unserem Geheimnis niemand erfuhr. Finn würde nämlich auch bald hier in der Nähe auftauchen, um mich zurück zum Widerstand zu bringen. Aber ich konnte es einfach nicht. Allein der Gedanken ohne ihn zu sein und wieder so tun zu müssen, als wären wir Feinde, zerriss mich.
"Bitte. Nur noch für einen kurzen Moment." Ben schien abzuwägen, nickte dann aber zustimmend und drückte mich noch fester an sich. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und lauschte dem morgendlichen Gesang der Vögel. Mein Freund hatte seinen Kopf auf den meinen gestützt, den Blick in die Ferne gerichtet. Auch er würde Naboo erstmal für eine längere Zeit nicht zu Gesicht bekommen.
"Wir werden uns wiedersehen. Ich verspreche es." murmelte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich mich langsam von ihm löste. Es hatte keinen Sinn den Abschied weiter hinaus zu zögern. Es wurde mit jeder vergangenen Minute nur noch schwerer und schmerzhafter für mich. Hand in Hand gingen wir zusammen die letzten Meter bis zur Rampe seines Schiffes.
"Bist du dir sicher, dass dieser Finn den Ort findet, den du ihm übermittelt hast?" Ben machte sich mindestens genauso viele Sorgen um mich, wie ich mir um ihn.
"Ja, er wird bald hier eintreffen." versicherte ich meinem Gegenüber.
"Dann sollte ich mich wohl mal auf den Weg machen. Hux und die anderen Offiziere warten bestimmt schon sehnsüchtig auf mich."
"Irgendwann werde ich Hux dafür bezahlen lassen, dass er mir meinen Freund einfach so wegnimmt." scherzte ich. Es war das erste Mal, dass ich ihn so bezeichnete. Auch Ben bemerkte das, denn er grinste mich an und sagte:
"Dann bin ich mal gespannt, was sich meine Freundin einfallen lässt." Das Wort Freundin betonte er extra und schloss endgültig die Lücke zwischen uns. Nach einem leidenschaftlichen Kuss, der viel zu schnell vorüber war, blieb mir nichts anderes übrig, als dabei zu zu sehen, wie Ben sein Schiff betrat. Wir tauschten noch einen letzten, langen, sehnsüchtigen Blick aus, bevor sich die Luke vor meinen Augen schloss. Kaum hatte die Maschine die Atmosphäre des Planeten verlassen, trat eine neue in diese ein. Eine, die ich und jeder andere in der Galaxis sofort erkannte: Der Millennium Falke.
Hux
Ein letztes Mal strich ich meine perfekt sitzende Uniform glatt und setzte ein selbstgefälliges Lächeln auf, bevor sich die Tür zum Konferenzraum mit einem Zischen öffnete. Sobald ich die Nachricht erhalten hatte, dass Ren endlich von seinem kleinen Ausflug zurückgekehrt war, hatte ich mich auf direkten Weg zu dem von mir einberufenen Meeting gemacht. Ich wollte gar nicht wissen, wo sich dieser Nichtsnutz von Anführer schon wieder herum getrieben hatte. Aber das würde ja zum Glück bald ein Ende haben und dann würden sie alle erkennen, dass der Erfolg der Ersten Ordnung allein mir zu zuschreiben war. Ich hoffte nur bitter für diesen Ritter Tiron, dass er mir heute bessere Nachrichten überbringen konnte. Meine Geduld neigte sich nämlich langsam aber sicher dem Ende zu.
"Ich danke Ihnen allen, dass Sie sich so schnell hier eingefunden haben." Wie erwartet blickte ich in motivationslose Gesichter, was wohl dem Alter der meisten Offiziere zu schulden war. Sie waren nun wirklich nicht mehr die Jüngsten. Wenn ich erstmal der Oberste Anführer war, dann würde ich diese Positionen komplett neu besetzen lassen. Und dann gab es da noch Kylo Ren und sein Pack von Rittern, die entweder gelangweilt aus dem Fenster starrten oder sich miteinander unterhielten. Meine Hände streiften kurz meinen Blaster, als ich meine Arme hinter meinem Rücken verschränkte und am liebsten hätte ich ihn genommen und ein paar dieser Unfähigen beseitigt. Aber das brachte mich und mein Vorhaben bedauerlicherweise kein Stück weiter.
"Ich freue mich besonders Sie wiederzusehen, Oberster Anführer. Kurzzeitig haben wir schon das Schlimmste befürchtet." wandte ich mich an den Sohn Organas, der mich nur abschätzig musterte. Eines Tages mein Lieber wirst du es bereuen mich unterschätzt zu haben dachte ich mir genau in diesem Moment.
"Ich denke Revan hat mich in dieser Zeit hervorragend vertreten. Wie ich hörte sind Sie nun wieder General unserer Armee?" hakte mein Gegenüber herausfordernd nach. In der Tat hatte ich es Rens engsten Berater zu verdanken, dass ich wieder meinen alten Posten zurück bekommen hatte. Wenigstens er war so schlau, mein wahres Potential zu erkennen und sich nicht mit mir anzulegen. Trotzdem würde er gemeinsam mit den anderen untergehen.
"Das ist richtig, Sir." beantwortete ich ihm seine Frage ruhig und genoss es zu sehen, wie er versuchte seine Wut zurück zu halten. Uns beiden war bewusst, dass er mich nun nicht mehr einfach so entlassen konnte, wie beim letzten Mal. Nur dank meinem Verdienst stand unsere Basis überhaupt noch und sobald dieses Meeting vorüber war, würde sich erst recht niemand mehr trauen mich zu degradieren. Das hatte ich ja mal wieder perfekt hingekriegt.
"General Hux, wieso haben Sie dieses Meeting einberufen?" mischte sich General Quinn in das Gespräch ein. Quinn war alt genug, um in den Tagen des Imperiums als Junioroffizier gedient zu haben und genoss aufgrund dessen ein hohes Ansehen. Ihn von meinem Vorhaben zu überzeugen stellte die Meisterdisziplin dar.
"Eine sehr berechtigte Frage, General. Vor ein paar Tagen hat unsere Flotte ein Signal aus den unbekannten Regionen registriert." antwortete ich ihm, während ich zu meinem Platz, an der linken Seite des Tisches schritt. Es konnte kein Zufall sein, dass ich direkt neben einem von Rens Handlangern saß. Er versuchte mich wirklich mit allen Mitteln zu provozieren.
"Aus den unbekannten Regionen?" Quinn konnte die Verwunderung in seiner Stimme nicht verbergen und auch die anderen Offiziere schienen hellhörig geworden zu sein. Seit der Zerstörung der Starkiller Basis hatte sich die Erste Ordnung komplett aus diesem Planetensystem zurückgezogen. Ich wusste genau, dass jeder Einzelne hier im Raum mich für das Versagen der Basis verantwortlich machte. Doch diese Schmach würde bald vergessen sein, wenn mein ausgeklügelter Plan funktionierte.
"Sie haben richtig gehört. Das Signal kam vom Planeten Csilla und enthielt diese Botschaft." Ich betätigte paar Knöpfe an dem Tisch, sobald ich mich auf meinem Platz niedergelassen hatte. Ein Hologramm bildete sich in der Mitte der metallischen Platte und eine Stimme erklang.
"General Hux, ich verstehe kein Wort." sprach Kylo Ren verärgert, der sich nicht mal ein paar Sekunden gedulden konnte. Er war wirklich noch ein unbeholfenes Kind. Unglaublich, dass die anderen so jemanden in ihren Reihen akzeptierten.
"Ich habe natürlich alles sofort übersetzen lassen, Oberster Anführer. Auch ich spreche kein Cheunh." Zufrieden vernahm ich die mechanische Stimme des Roboters, die nun nach dem Ende der Nachricht, alles Wort für Wort übersetzte.
"Oberster Anführer Kylo Ren, General Poe Dameron, erlaubt mir mich vorzustellen: Mein Name ist Zurco otuk reru. Als Anführer der Chiss ersuche ich Euch um eure Hilfe. Unsere Heimat Csilla ist einer furchtbaren Seuche zum Opfer gefallen, die droht jegliches Leben zu vernichten. Ich weiß, dass Eure beiden Organisationen, sowohl der Widerstand, als auch die Erste Ordnung, die Mächtigsten in der Galaxis sind. Mit Eurer Hilfe haben wir vielleicht eine Chance, das Leben vieler tausend Unschuldiger zu retten. In Zeiten des Krieges, ist es wichtig einen mächtigen Verbündeten an seiner Seite zu wissen. So gelobe ich demjenigen meine Treue zu schwören, der mir das beste Angebot unterbreitet. Ein Chis begleicht immer seine Schuld."
Wilde Diskussionen brachen im Raum aus, sobald der Roboter fertig war. Ren machte sich nicht mal die Mühe, das wieder unter Kontrolle zu bekommen und musste selbst erstmal die Nachricht verarbeiten. Das hieß, die ganze Arbeit blieb mal wieder an mir hängen.
"Ruhe!" schrie ich durch den Raum und augenblicklich wurde es still.
"Sie können gern Fragen stellen, aber bitte in einer angemessenen Lautstärke, verstanden?"
"General Hux, ich wüsste nicht wann ich Ihnen die Erlaubnis erteilt habe, meine Offiziere zu unterbrechen." ergriff Kylo Ren nun doch das Wort.
"Nun, einer muss doch hier für Ordnung sorgen." erwiderte ich kühl und Ren war kurz davor von seinem Stuhl zu springen. Lediglich zwei seiner Ritter hinderten ihn daran. Mir war das aber vollkommen egal, mein Interesse galt längst General Quinn, der eine ganze Reihe an Fragen parat hatte.
"Also hat der Widerstand auch diese Nachricht erhalten?"
"Davon müssen wir ausgehen." bejahte ich seine Frage.
"Das ist doch völliger Irrsinn. Wir sind nicht auf die Hilfe dieser...Wesen angewiesen. Wer weiß womit wir es auf diesem Planeten zu tun haben!"
"Ich stimme Quinn zu. Wir sollten uns lieber auf unser Vorhaben konzentrieren." schaltete sich jetzt auch noch General Parnadee ein. Ich musste das sofort unterbinden, bevor noch mehr Offiziere für Quinn Partei ergriffen.
"Sie scheinen zu vergessen, dass die Chiss eine der besten Armeen besitzen. Ihre Truppen werden hervorragend ausgebildet und haben sich schon in vielen Kriegen bewiesen. Denken Sie an Großadmiral Thrawn." Natürlich kannten nur wenige die Geschichte, die sich hinter dem Namen Thrawn verbarg. Lediglich Quinn schien sie bekannt zu sein, aber etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet.
"Er war nichts weiter als ein Großadmiral des Galaktischen Imperiums." Anscheinend hatte ich mal wieder zu voreilig geurteilt. Quinn war ein größerer Narr als ich angenommen hatte. Es war wirklich bedauerlich zu sehen, wie wenig Wissen die Anwesenden hier im Raum besaßen. So etwas hätte es in der Zeit von Brendol Hux nie gegeben und es war meine persönliche Aufgabe diesen misslichen Zustand zu ändern. Aber dafür musste ich mich erstmal selbst an die Spitze bringen.
"Wirklich General? Ich habe gelesen, dass er ein taktisches Genie war. Indem er seine Feinde mit seinem Intellekt ausnutzte errang er entscheidende Siege und dadurch auch den Posten des einzigen Chiss Offiziers des Imperiums." Quinn lehnte sich sichtlich bedröpelt in seinem Stuhl zurück. Innerlich klopfte ich mir für diesen Sieg anerkennend auf die Schulter bevor ich mit einem warnenden Unterton fortfuhr.
"Großadmiral Thrawn ist also das beste Beispiel dafür, dass wir die Chiss nicht unterschätzen sollten. Wollen Sie wirklich riskieren, dass diese mächtige Armee in die Hände des Widerstands fällt? Oder noch schlimmer: Dass die Chiss als dritte, unabhängige Partei in diesen Krieg eintreten?"
"Ich dachte ihr Planet ist von einer Seuche befallen." Kylo Ren hob seine Augenbrauen. Seine ganze Haltung sprühte nur so von Überheblichkeit, wie er da lässig zurückgelehnt in seinem Sessel saß. Früher oder später würde ihm seine Arroganz schon noch das Genick brechen, genauso wie Snoke.
"Bis jetzt haben wir keinerlei Beweise dafür. Es könnte sich auch um einen billigen Trick handeln." warf ich eine meiner Vermutungen in den Raum.
"Was schlagen Sie vor?" Natürlich redete er mich nicht mit General an. Ein weiterer Versuch mich zu provozieren und dann auch noch so durchschaubar.
"Sie sollten dem Anführer Zurco otuk reru einen Besuch abstatten. So finden wir heraus mit was wir es zu tun haben und gewinnen bestenfalls einen mächtigen Verbündeten." Die anderen Offiziere nickten zustimmend und schauten abwartend zu unserem Anführer. Nun hatte Ren sowieso keine Wahl mehr.
"Also schön. Machen Sie drei unserer besten Schiffe und mein Kommandoshuttle bereit. Wir reisen Morgen früh ab." Mit diesen Worten zog sich der schwarzhaarige Mann zurück, gefolgt von seinem Stellvertreter der mit schnellen Schritten zu ihm aufschloss. Auch die anderen Offiziere und Ritter erhoben sich und kehrten zu ihren Posten zurück. Lediglich Tiron Ren blieb im Raum zurück was mir sehr gelegen kam. Wir beide achteten streng darauf, dass Niemand von unseren Treffen Wind bekam oder Verdacht schöpfte. Doch zu unserem Glück wirkte Kylo Ren momentan sowieso sehr ablenkt.
"Ich hoffe Sie können mir heute zur Abwechslung mal erfreuliche Nachrichten überbringen." wandte ich mich an meinen geheimen Verbündeten, der mir mal wieder drohte den letzten Nerv zu rauben. Der Ritter verschränkte seine Beine, die er auf dem Tisch abgelegt hatte, mit einer Selbstverständlichkeit, als würde ihm dieses Schiff gehören. Es war sein Glück, dass ich ihn noch brauchte. Ansonsten hätte ich ihn mir spätestens jetzt vom Hals geschafft.
"Das kann ich in der Tat, Armitage." Gelangweilt sah er sich im Raum um, das tat er bei jeder unserer Konversationen. Ich fragte mich was er sich davon erhoffte, aber wahrscheinlich war der einzige Sinn dahinter, seinem Gegenüber nicht seine Aufmerksamkeit schenken zu müssen. Ren und seine Ritter übertrafen sich förmlich vor Arroganz.
"Ja?"
"Sie können sich glücklich schätzen Ihren Posten wiederzuhaben, General. Revan war schon immer ein Trottel." gluckste er und ignorierte meine Frage geflissentlich.
"Was sind nun diese bahnbrechenden Neuigkeiten?" unterbrach ich ihn scharf. Auch mein Geduldsfaden war irgendwann am Ende. Den ganzen Tag war ich von nichts weiter als Idioten umzingelt.
"Ach ja richtig." tat er grinsend so, als würde er sich daran erinnern, dass ich auch noch da war.
Dann gab er mir endlich die Antwort auf welche ich schon so lange wartete.
"Die Teile der Supremacy wurden gefunden."
"Das sind wirklich außerordentlich gute Neuigkeiten." bedankte ich mich. Nicht mehr lange Ren. Nicht mehr lange und ich erledige dich, deine Ritter und alles was dir lieb ist dachte ich mir zufrieden lächelnd.
Kylo
Ich war noch nicht mal an der Tür meines Quartieres angekommen, da hatte mich Revan bereits eingeholt. Es war klar gewesen, dass er mich früher oder später ausfragen würde. Aber ich hatte gehofft, dass ich noch etwas mehr Zeit hatte, um mir eine glaubwürdige Ausrede für mein Verschwinden zu überlegen.
"Was willst du, Revan?" Genervt drehte ich mich zu ihm um und blickte auf den Ritter herunter, der einen ganzen Kopf kleiner war als ich. Wir brauchten alle unsere Ruhe, um für die morgige Mission auf Csilla bestmöglich vorbereitet zu sein. Eigentlich wollte ich jetzt nichts weiter, als ein paar Stunden Schlaf, mit Rey an meiner Seite. Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht, als ich an ihr Lachen dachte, an ihre wunderschönen braunen Haare, an ihre Stärke und natürlich an all das, was die letzten Tage auf Naboo passiert war. Sie war die Einzige, die mir in den Nächten Sicherheit und Halt gab, wo ich keinen mehr vermutete. Weil mich die Alpträume schon so weit gebracht hatten.
"Ich will die Wahrheit!" Überrascht drehte ich mich um, als ich das Zischen hörte mit dem er die Maske abnahm. Ein Paar von blauen Augen, die so tief waren wie der Ozean, schauten mich durchdringend an.
"Welche Wahrheit?" fragte ich verwirrt. Was meinte er bloß? Revan ging weiter bis zu meinem Quartier und ich folgte ihm widerwillig. Nachdem wir eingetreten waren, schloss er die Tür hinter uns. Sein Verhalten beunruhigte mich nur noch mehr. Was war so wichtig, was wir nicht draußen auf dem Gang besprechen konnten?
"Ich habe euch gesehen." Mein Herz setzte aus, nur um danach doppelt so schnell weiterzuschlagen. Was hatte er gesehen? Meine schlimmsten Gedanken wurden bestätigt, als er weiter sprach.
"Ich habe sie gesehen, zusammen mit dir. Die Jedi." Rey. Wie war das möglich? Woher hatte er...
"Woher wusstest du, wo ich war?" Vorwurfsvoll sah ich ihm in die Augen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich so noch mehr Zeit hatte mir eine Ausrede zu überlegen, interessierte mich seine Antwort wirklich. Revan, von meiner Gegenfrage deutlich aus dem Konzept gebracht, hielt inne.
"Ich hab einen Peilsender an deinem Schiff angebracht." gab er beinah kleinlaut zu.
"Du hast was bitte?" schrie ich ihm fassungslos entgegen, was Revan aber in keinerlei Hinsicht zu beeindrucken schien. Eher das Gegenteil.
"Da fragst du noch?" Die Klinge der Axt traf knirschend auf eine der vielen Wände, wo sie eine Delle von riesigem Ausmaß hinterließ. Sein ganzer Körper kochte nur so vor Wut, als er sich wieder zu mir umdrehte. So hatte ich Revan noch nie erlebt, weswegen ich es für das Beste hielt, erstmal nichts zu erwidern. Und das obwohl ich gerade selbst kurz davor stand meine Nerven zu verlieren.
"Schon seit geraumer Zeit verhältst du dich seltsam. Haust einfach ab, bist mit den Gedanken in jedem Meeting woanders und ach ja...verheimlichst mir Dinge!" Revan tigerte unruhig im Raum umher und schlug ab und zu an eine der metallenen Wände, vermutlich um seine Frustration abzubauen. Ich verstand nicht, was sein verdammtes Problem war.
"Aber jetzt weiß ich ja woran es liegt: Sie ist der Grund für all das, oder?" Es klang nicht mal mehr wie eine Frage. Eher wie eine Feststellung.
"Selbst wenn ich dir Sachen vorenthalte, wieso sollte ich sie dir erzählen hm?" startete ich einen verzweifelten Versuch das Thema zu wechseln.
"Ich dachte, dass machen Freunde so." Revan klang sichtlich verletzt.
"Freunde? Ernsthaft?" schnaubte ich empört, und während ich langsam auf ihn zuging, wurde mir klar, dass er es anscheinend immer noch nicht begriffen hatte. Na gut, dann würde ich ihm Mal auf die Sprünge helfen.
"Wir beide..." Ich zeigte mit meinen Finger zwischen uns hin und her, um meine Worten mehr Kraft zu verleihen.
"...sind keine Freunde mehr!"
"Wieso hast du dann Cardo getötet und nicht mich?" schoss er sogleich schlagfertig zurück.
"Weil ich..." Mein angefangener Satz blieb im Raum hängen und ich wusste nicht, wie ich ihn beenden sollte. Vielleicht weil ich in Wahrheit immer sein Freund gewesen war, aber nur das Gegenteil behauptet hatte, um ihn vor Snoke zu beschützen?
"Ich weiß die Antwort und du kennst sie auch." Ich zögerte noch einen Moment, nickte dann aber ergeben. Was sollte dich da noch entgegen setzen?
"Mir ist bewusst, dass unsere Freundschaft unter den letzten Jahren extrem gelitten hat. Wir haben uns kaum noch gesehen. Es tut mir leid, dass ich so wenig für dich da war, als du mich am dringendsten gebraucht hast." Ich schluckte schwer, als ich das hörte. Natürlich hätte ich Revan gebraucht, aber ich wollte nicht, dass er sich solche großen Vorwürfe machte. Außerdem hatte ich auch meinen Teil dazu beigetragen.
"Und mir tut es leid, dass ich dir falsche Hoffnungen gemacht habe. Es ist meine Schuld, dass du der dunklen Seite verfallen bist." Wir beide hatten damals schnell begriffen, dass Snoke ein Meister der Manipulation war. Er hätte Revans Schwester eher getötet, als sie ihm zurückgebracht, wenn er sie gefunden hätte. Aber uns dem Obersten Anführer entziehen konnten wir auch nicht mehr, zu tief waren wir schon in seiner Gewalt.
"Ich bin mit dir gegangen, weil ich es aus freien Stücken wollte. Du trägst keine Schuld daran." Versönlich legte Revan seine Hand auf meine Schulter, aber mir fiel es trotzdem schwer ihm das zu glauben. Ich war schließlich für so viele schreckliche Dinge verantwortlich.
"Ich hatte immer die Hoffnung, dass ich dich noch irgendwie bekehren kann. Aber wie es aussieht hast du mich dafür gar nicht gebraucht." Verschwörerisch zwinkerte er mir zu. Ich wusste genau worauf er anspielte.
"Ihr wart euch nah. Sehr nah." Leugnen konnte ich es nicht, doch ich musste um jeden Preis verhindern, dass Rey da mit rein gezogen wurde. Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn ihr etwas passierte.
"Revan, du darfst sie da nicht mit reinziehen. Bitte! Du kannst machen was du willst, aber bitte tu ihr nichts!" flehte ich schon fast.
"Ich werde euch nicht verraten." Fürsorglich sahen mich die blauen Augen an. Ich hatte schon etwas erwidern wollen, aber nun hielt ich verwirrt inne. Mit jeder Antwort hatte ich gerechnet, nur nicht mit dieser. Das Revan zu mir halten würde, daran hatte ich keine Sekunde gezweifelt. Aber ich hätte niemals gedacht, dass er Rey ohne mit der Wimper zu zucken akzeptierte. Obwohl sie unser Feind war. Obwohl sie angeblich Snoke umgebracht hatte.
"Warum?" brachte ich nur verwirrt heraus.
"Weil du immer noch mein bester Freund bist und ich gesehen habe, was sie mit dir gemacht hat. Du warst seit Jahren wieder du selbst, Ben." Ich zuckte merklich zusammen, als ich meinen Geburtsnamen aus seinem Mund hörte. Bei Rey hatte ich ich mich inzwischen daran gewöhnt und mir gefiel es irgendwie sogar, dass sie meinen richtigen Namen verwendete. Aber bei Revan? Ich war mir nicht sicher, was ich davon halten sollte.
"Du müsstest sehen, wie du sie anschaust, wie sich dein ganzes Wesen allein durch sie verändert und wie sie dich ansieht. Bei ihr bist du wieder Ben und deswegen werde ich dich auch so nennen, egal wie sehr du dich dagegen wehrst." sagte Revan fest. Er sah nicht so aus, als würde er sich davon abbringen lassen, weswegen ich einfach nur ein genervt klingendes "In Ordnung" erwiderte. Sichtlich zufrieden über seinen kleinen Erfolg lächelte der Ritter und auch auf mein Gesicht trat nun ein zaghaftes Lächeln. Auch wenn ich Rey versprochen hatte, dass unsere Beziehung fürs Erste ein Geheimnis blieb, tat es trotzdem so gut endlich mal mit jemanden darüber zu reden.
"Da ist noch etwas anderes." fing mein Stellvertreter an und sprach weiter, sobald er sich wieder meiner volle Aufmerksamkeit sicher war.
"Sowohl Snoke als auch Luke sprachen seit Jahren davon. Das Gleichgewicht. Ihr seid es. Ihr werdet der Galaxis Frieden bringen. Die Macht will es so. Ihr seid füreinander bestimmt." eindringlich sah er mich an und dann brach die Wahrheit einfach so aus mir heraus. Spätestens nach seinen Worten gerade eben konnte ich es nicht mehr zurückhalten. Jetzt machte alles Sinn. Rey und ich waren durch die Macht verbunden, weil es unser Schicksal war. Weil wir ein Gleichgewicht bilden. Zwei die eins waren. Revan war mein bester Freund. Er hatte mir zu jeder Zeit meines Lebens zur Seite gestanden, in guten wie in schlechten. Wenn es jemand zuerst erfahren sollte, dann war er es.
"Ich liebe sie, Revan." Tränen brannten in meinen Augen, als ich sie erneut vor mir sah. Rey. Meine Rey, für die ich bereit war alles aufzugeben, die ich mit meinem Leben beschützen würde, die jeden einzelnen Tag an meiner Seite stand, die das Gute in mir sah und hervor holte. Ich wollte nichts anderes, als wieder Ben Solo zu werden. Für sie und für Revan.
"Ich weiß." murmelte er und streckte zögerlich seine Arme aus, als er nur noch ein paar Meter entfernt von mir war. Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, ließ ich mich in unsere erste Umarmung seit sieben Jahren ziehen. Erst jetzt realisierte ich vollständig, wie sehr mir das hier gefehlt hatte, wie sehr er mir gefehlt hatte. Nicht alle meine Erinnerungen an die Zeit in Lukes Akademie waren schlecht und das hatte ich allein ihm zu verdanken.
"Du verdienst es mehr als jeder andere glücklich zu sein, Ben. Ich werde dir dabei helfen." versprach er mir und ich spürte wie immer mehr Tränen, sich aus meinen Augenwinkeln lösten und auf sein Gewand fielen. Damals, als mein Vater zu mir auf diese Brücke kam und mich anflehte wieder nach Hause zu kommen, hatte ich jegliche Hoffnung verloren. Jegliche Hoffnung wieder Ben Solo werden zu können und eine glückliche Zukunft zu haben. Und nun stand ich hier, dank meinen Eltern, dank meinem Großvater, dank Rey und dank Revan, die niemals aufgehört hatten an mich zu glauben und es nach wie vor taten. Sie waren es, die mir die Kraft gaben, den schwierigen Weg zu gehen, der nun vor mir lag. Ich würde lange brauchen, um Kylo Ren vollständig Vergangenheit werden zu lassen, aber ich war noch nie so bereit gewesen dafür zu kämpfen. Denn nun hatte ich etwas, für was sich das Kämpfen lohnte.
"Danke" Das war das einzige Wort was ich mit zittriger Stimme herausbrachte, als wir uns wieder voneinander lösten.
"Ich bin so froh, dass wir uns endlich ausgesprochen haben. Sind wir wieder Freunde?" fragte Revan vorsichtig, anscheinend war es sich diesbezüglich immer noch nicht sicher.
"Natürlich du Dummkopf." grinste ich frech, wofür ich einen Schlag auf meine Schulter kassierte.
"Pass auf, was du da von dir gibst!" lachte nun auch Revan.
Hello, i'm so sorry, dass das Kapitel erst jetzt kommt, aber ich war zwei Wochen im Urlaub und kam deswegen kaum zum schreiben. Dafür ist das Kapitel mal wieder sehr lang geworden und beinhaltet zum ersten (und sehr wahrscheinlich letzten) Mal drei Sichten. Wenn ihr mehr über die Chiss erfahren wollt ist Google euer Freund. Die gibt es nämlich wirklich im Star Wars Universum und sind nicht meiner Fantasie entsprungen haha.
Wie fandet ihr Revans und Bens Aussprache? Denkt ihr, dass Angebot der Chiss ist vielleicht eine Falle? Und was wird Hux tun, sollte er die Wahrheit über Snokes Tod herausfinden? Schreibt es gern in die Kommentare :).
Bis bald,
Eure starline20002
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