Kapitel 13 - Zuhause

Rey

Vor ein paar Wochen war ich endlich aus der Krankenstation entlassen worden. Zwar hatte mir das Laufen am Anfang noch Probleme bereitet, doch mit ein paar Krücken und der Hilfe meiner Freunde hatte ich fast meine alte Stärke zurück gewonnen. Der Angriff war mittlerweile über einen Monat her und momentan herrschte Funkstille zwischen den Fronten. Zwar war Poe bereits dabei einen Gegenangriff zu organisieren, allerdings waren wir einfach zu wenige. Wir alle wussten natürlich, dass es überall in der Galaxis viele gab, die uns verehrten oder sich uns gerne anschließen würden. Lando versuchte mit allen Mitteln genau diese Menschen für unsere Sache zu gewinnen, doch damals bei Crait war auch niemand gekommen. Und das obwohl Leia sogar ihren persönlichen Code verwendet hatte.
Leia...
Die Sonne Naboos blendete mich. Es schienen ihre letzten Strahlen an diesem Tag zu sein, denn der Horizont war bereits in ein tiefes Orange getaucht und viele Vögel ließen sich zur Abendruhe an den Seen nieder. Mein Blick wanderte zurück zu dem Grabstein weiter vorn, der eingerahmt wurde von der wunderschönen Natur dieses Planeten.
"Wir haben uns heute hier versammelt, um Abschied von Leia Organa Solo zu nehmen. Der Prinzessin von Alderaan. Der Rebellenführerin von Endor. Und der besten Generalin die der Widerstand je hätte haben können." Poes Stimme zitterte. Ein paar Mal hielt er kurz in seiner Rede inne, aber er versuchte sich immer wieder schnell zu fassen. Tränen liefen seine Wange hinab, doch uns allen ging es kein bisschen anders. Wir wussten das wir nicht ewig Zeit hatten. Der Krieg war ein unnachgiebiger Begleiter, doch dieser ruhige Moment sollte ganz Leia gehören.
"Es war immer ihr Wunsch gewesen hier begraben zu werden. Ich danke ihnen General für ihr Vertrauen in mich, obwohl ich oft zu voreilig gehandelt habe und mehr mit meinem Kopf im Cockpit war, als da wo ich eigentlich gebraucht wurde. Durch sie ist der Widerstand meine Familie geworden und ich spreche glaube ich für jeden Anwesenden hier, dass sie immer für jeden Einzelnen von uns da waren und Zeit hatten. Das ist nicht selbst verständlich." sprach Poe weiter und ich vergrub mein tränenüberströmtes Gesicht in dem dichten, weichen Fell des Wookies neben mir. Chewbacca gab die ganze Zeit traurige Laute von sich, weswegen ich und Lando versuchten ihm genau denselben Halt zu geben, wie er ihn uns gab. Jeder versuchte für jeden an diesem schweren Tag da zu sein. Mittlerweile folgten viele dem Beispiel unseres Anführers und gingen nach vorne um ihr persönlich Lebewohl zu sagen. Ich erkannte Finn und Rose unmittelbar vor der Ruhestätte. Sie hatte ihren Kopf an seiner Schulter abgelegt und er hat einen Arm um ihren zitternden Körper geschlungen. Das ließ mich sofort an Ben denken. Wusste er was hier gerade passierte?
Irgendwann machte sich Lando auf den Weg nach vorne und wir folgten ihm. Man merkte ihm sein hohes Alter deutlich an. Immer wieder musste er kurz inne halten und sich auf seinem Stab abstützen. Chewie folgte ihm mit gesenktem Kopf. Die Trauer um ihre alte Freundin lastete auf den beiden besonders schwer. So viele Abenteuer hatten sie zusammen erlebt, so viele Missionen bestritten, sich so etlichen Gefahren gestellt, von der die eine größer, als die nächste gewesen war. Und nun war, nach Han und Luke, auch Leia fort.
Irgendwann stand ich plötzlich allein vorne. Chewie und die anderen waren längst weiter gezogen zu einem der vielen Ufer und schauten schweigend in den Abendhimmel. Keiner sagte etwas. Alle hingen ihren Gedanken nach.
"Leia" begann ich leise und kniete mich vorsichtig in das weiche Gras.
"Ich habe Sie immer bewundert. Für ihre Stärke, ihre Entschlossenheit, ihre Zuversicht, Hoffnung und Weisheit. Ich-" Meine Worte mündeten über in einen erstickten Laut und ich musste ein paar Mal durchatmen, bevor ich meine Stimme wieder fand.
"Ich wollte so oft aufgeben. Doch Sie haben mir gezeigt, dass es selbst dort Hoffnung gibt, wo keine mehr zu sein scheint. Selbst in den dunkelsten Ecken kann es Licht geben. Man muss nur lange genug danach suchen." fuhr ich fort, während neue Tränen meine Wangen hinunter liefen. Die Sonne war nun an ihrem Tiefpunkt angelangt und der Himmel ein Teppich aus Rot-, Gelb- und Orangetönen.
"Möge die Macht mit dir sein Leia." wisperte ich noch, bevor ich aufstand und mich auf den Weg zu den anderen machte. Als ich mich neben Finn nieder ließ, warf ich nochmal einen Blick zurück und mein Herz setzte für einen Moment aus. Er war hier. Nein nicht auf diesem Planeten, lediglich unsere Verbindung machte dies möglich. Genau wie ich vor ihm, hatte er sich hinunter auf die Erde gekniet. Die rabenschwarzen Locken hingen wild durcheinander, seine Schultern waren in sich zusammen gesackt.
"Mom...es tut mir so leid." Ein raues Flüstern, doch ich konnte es hören. Er versuchte nicht die Verbindung zu unterdrücken, dazu fehlte ihm jede Kraft. Seine Augen verweilten kurz auf der Innenschrift des Steines, bevor er sich wieder in Luft auflöste und die Macht ihn zurück auf Mustafar führte.

Mitten in der Nacht wurde ich wach. Zuerst dachte ich ein Alptraum wäre, wie so oft, die Ursache dafür gewesen und wollte mich schon wieder hinlegen, als mir auffiel, dass es in meinem Zimmer so kalt war, dass sich sämtliche Härchen meines Körpers aufgestellt hatten. Es fiel mir auch erst in diesem Moment auf, dass alles um mich herum schwarz war. Die Wände, der Boden, die Decke, welche ich mit einer Hand fest hielt, das Bett selbst, alles war schwarz, pechschwarz. Lediglich ein kleines Fenster warf einen Lichtstrahl in den Raum, genauer gesagt auf eine zusammen gesunkene Gestalt direkt vor mir. Diese schwarzen Locken...ich würde sie überall erkennen. Plötzlich wurde mir bewusst, dass das nicht mein Zimmer war, sondern Bens. Und als ich ihn näher betrachtete, erkannte ich, dass der Besitzer genauso trostlos wie sein Zimmer selbst war. Mit hängenden Schultern saß er da, sein Gesicht hatte er tief in seinen Händen vergraben und ein leises Schluchzen durchbrach die Stille. Vielleicht wäre mir es gar nicht aufgefallen, hätte ich nicht bemerkt wie stark seine Schultern zitterten. Noch nie hatte ich seine Einsamkeit und Trauer so stark gespürt, wie in dieser Nacht, in diesem Moment. Und sein Schmerz setzte sich in meinem Herzen fest und es schien zu zerspringen, so weh tat es mir ihn so zu sehen. Da Ben nicht reagierte, als ich seinen Namen flüsterte, rückte ich vorsichtig an ihn heran, bis uns nur noch wenige Zentimeter trennten.
"Ben ich-" Was sollte ich bloß sagen? Fürs erste entschied ich mich dazu, einfach nur eine Hand, auf seine Schulter zu legen. Doch selbst dabei stieß ich auf Widerstand, denn Ben rückte daraufhin sofort ein Stück von mir weg.
"Rey...verschwinde bitte" Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, wusste ich schon, dass ich seiner Bitte auf keinen Fall nachkommen konnte. Wie oft hatte er schon Nächte wie diese durchlebt? Ich hatte das Gefühl, dass es unendlich viele sein mussten. Doch ich würde nicht zu denen gehören die gegangen waren. Ich würde nicht gehen, niemals. Also startete ich einen neuen Versuch.
"Ben was ist los? Sprich mit mir." Er schüttelte nur seinen Kopf, sprang auf und wendete mir den Rücken zu. Mir entging nicht, dass er versuchte seine Tränen weg zu wischen, so schnell wie es ging. Dieser Mann vor mir musste sich endlich eingestehen, dass auch er nicht immer stark war. Das man sich nicht immer vor allen zurück ziehen konnte, ohne sich einsam zu fühlen.
"Vergiss was du gesehen hast. Es ist nichts und jetzt verschwinde bitte!"
Er versuchte seine Stimme kraftvoll klingen zu lassen, doch den winzigen Hauch Verzweiflung, der dennoch in ihr mit schwang, den konnte er nicht verbergen. Wem wollte er hier etwas vor machen?
"Ben" Ein leises Seufzen entwich mir und bevor ich realisieren konnte was ich da gerade tat, war ich aus dem Bett gesprungen, hatte die mehreren Meter Abstand zwischen uns überwunden und umschloss mit meinen Fingern sein Handgelenk, bevor ich sie langsam von seinem Arm, zu seinem Hals und schließlich bis zu seinem Gesicht hoch wandern ließ. Ben erstarrte unter der Berührung und es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis er mir vorsichtig sein Gesicht zu wendete. Er sah mich aber immer noch nicht an, ständig schaute er auf den Boden und wenn ich daraufhin versuchte Blickkontakt aufzubauen, fixierte er einen Punkt an einer von den vielen schwarzen Wänden. Doch so leicht durfte ich mich jetzt nicht geschlagen geben, denn ich war ihm in diesem Moment wahrscheinlich näher, als irgendeine andere Person in den letzten Jahren. Und er schien meine Nähe zu tolerieren, zumindest teilweise.
Ich ließ meine Finger vorsichtig durch seine vollen schwarzen Locken fahren. Sie waren so weich, etwas was zu seinem restlichen Erscheinungsbild gar nicht passen wollte. Zumindest nicht zu Kylo Ren. Es war ein übrig gebliebener Teil von seinem alten Ich. Da er sich nicht gegen diese Berührung gewehrt hatte, ging ich einen Schritt weiter und zeichnete mit meinen Fingerspitzen langsam die tiefe Narbe nach, welche sich durch die Hälfte seines Gesichtes zog. Jedes Mal wenn ich daran dachte, dass ich diejenige gewesen war, die sie ihm verpasst hatte, durchliefen mich unglaubliche Schuldgefühle. So oft hatte ich ihm es schon sagen wollen und nie war der Moment dafür so perfekt gewesen, wie jetzt.
"Es tut mir leid." flüsterte ich, was dazu führte, dass er mich verwirrt ansah. Seine dunklen Augen, die mir sonst immer ein Gefühl von Geborgenheit gaben, sahen so zerbrechlich aus, wie ich sie noch nie gesehen hatte.
"Was tut dir leid?" Seine Stimme klang wieder brüchig und er versuchte diesmal gar nicht erst es zu verstecken.
"Einfach alles. Der Verrat von Luke, unser Kampf im Wald über der Starkiller Base, das ich dir diese Narbe verpasst habe ich-" Meine Stimme brach ab, als er plötzlich seine Hand auf mein Gesicht legte und sich eine unfassbare Kälte auf meiner Wange ausbreitete.
"Rey dir muss gar nichts leid tun, hörst du? Dir muss es nicht leid tun, dass ich ein Monster bin." Eindringlich bohrte sich das dunkle Augenpaar in mein eigenes, bevor er erneut eine Lücke zwischen uns brachte, indem er mir die Sicht auf sein Gesicht nahm und mir stattdessen seinen breiten Rücken zu wendete. Das sich dabei eine neue Welle von Tränen in seinen Augen an bahnte, konnte er trotzt aller Bemühungen nicht vor mir verbergen. Selbst wenn es ihm gelungen wäre, hatte ich immer noch seine Gedanken, die mir in diesem Moment so leicht zugänglich waren, wie noch nie. Wehmütig nahm ich ein Bild von alten glücklicheren Zeiten in mir auf, wo Ben mit seinem berühmten Vater Han Solo die Galaxis erkundet hatte und er anschließend Abends müde ins Bett fiel, wo er seiner Mutter Leia, der berühmten Prinzessin, und den Geschichten die sie ihm erzählte lauschte. Es mussten die glücklichsten Zeiten in seinem Leben gewesen sein und ich hätte alles dafür gegeben um ebenfalls solche Momente in meinen Erinnerungen wiederzufinden. Was war bloß alles passiert, dass er jetzt so vor mir stand? Ich spürte, dass seine Entscheidung sich gegen seine Familie zu stellen, nicht nur an der einen besagten Nacht gehangen hatte. Schon lange davor mussten Zweifel in ihm aufgekommen sein. Wie lange es wohl her sein mochte das sich jemand für sein Wohl interessierte und versuchte für ihn da zu sein? Wie als wäre es selbstverständlich hatte dieser Mann mir in den letzten Wochen während meiner schlaflosen Nächten Trost gespendet, wenn mich das Gefühl der Einsamkeit drohte zu verschlingen. Dieses Gefühl, hervorgerufen durch die Jahre auf Jakku. Jahre die ich damit verbracht hatte auf meine Eltern zu warten, die mit ziemlicher Sicherheit nicht einen einzigen Gedanken an mich verschwendet hatten. Das war meine Schwachstelle und als mein Feind wäre er dazu verpflichtet gewesen diese auszunutzen, doch er konnte es nicht, weil er wusste wie es sich an fühlte allein zu sein. Seine Schulter an die ich mich anlehnen durfte, seine Arme die mich hielten und meinen Körper mit Wärme überzogen, gepaart mit dem Versprechen nicht allein zu sein, gaben mir mehr als es jeder andere hätte geben können. Nun brauchte er meine Hilfe, jemanden der ihm das verhasste Gefühl nahm und dieses Versprechen gab, wie er es auch mir gegeben hatte.
"Du bist kein Monster, nicht für mich." So schnell wie Ben den Abstand zwischen uns errichtet hatte, so schnell überwand ich ihn wieder, legte ohne zu zögern meine Arme um ihn und vergrub meinen Kopf an seiner Brust. Ich wusste nicht woher ich plötzlich den Mut dazu nahm, normalerweise war er es der den entscheidenden Schritt auf mich zu machte. Erfüllt von Angst, dass er mich im nächsten Moment von sich stoßen würde, wartete ich seine Reaktion ab und war umso mehr erleichtert darüber, als er die von mir angebotene Umarmung erwiderte. Wir standen eine Weile einfach so da. Ben hatte sein Gesicht an meiner Schulter vergraben und mir entging nicht das mein Gewand an dieser Stelle immer mehr Feuchtigkeit auf sog. Das brachte mich aber nur dazu ihn noch fester zu halten, denn ich merkte wie sehr er gerade jemanden brauchte der ihm diesen Halt gab. Einen Rettungsanker der ihn aus dieser Dunkelheit zog, die sich über die Jahre immer mehr ausgebreitet hatte.
Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als ich mich zuerst aus der Umarmung löste und ihn langsam zu seinem Bett zog.
"Du bist total kalt." Besorgt nahm ich die Decke von seinem Bett und legte sie ihm, nachdem wir uns beide auf die Bettkante gesetzt hatten, um die Schultern. Er wollte widersprechen, wahrscheinlich wieder sagen dass das nicht nötig war, aber ich ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
"Keine Widerrede Ben!" Wie um meine Aussage besser zu unterstreichen, verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und setzte eine neutrale Miene auf. Er seufzte leise und als er erkannte, dass ich nicht nachgeben würde, wickelte er sich endlich die Decke um seinen Körper. Leider war sie viel zu dünn, aber es war besser als gar nichts. Lange Zeit sagte niemand auch nur ein Wort und ich versuchte wirklich ihm diese Zeit zu lassen, weil ich wusste wie schwer die Situation für ihn war. Sich jemandem zu öffnen gehörte schließlich zu den schwierigsten Dingen die ich kannte. Allerdings hielt ich es irgendwann nicht mehr aus. Es gab so viele Fragen die mir auf dem Herzen lagen, so viele auf die ich dringend eine Antwort brauchte. Außerdem musste er endlich mit jemanden über seine Ängste und Probleme sprechen. Niemand schaffte das allein, dass hatte ich nach den vielen Gesprächen mit Finn gemerkt. Gerade in den letzten Monaten hatte ich das sehr gebraucht, um überhaupt ansatzweise zu verarbeiten was alles geschehen war bei meinem Aufenthalt bei Luke.
"Möchtest du darüber reden?" ergriff ich die Initiative und sah ihn abwartend an. Wenn er jetzt anfing zu reden, bedeutete das eine Menge. Er zögerte lange, bevor er schließlich nachgab.
"Ich konnte noch nie der sein, der ich sein wollte." Es war nur ein Flüstern, doch ich verstand trotzdem jedes einzelne Wort und hörte ihm aufmerksam zu. "In meiner frühen Kindheit war eigentlich noch alles gut. Ich hatte Eltern die mich über alles liebten und in Chewbacca einen tollen Spielkameraden. Am meisten mochte ich die Ausflüge mit meinen Vater in seinem Falken, obwohl meine Mutter immer nicht davon besonders begeistert war." Er stockte und ich konnte förmlich die Schatten erkennen, die sich nun über sein Gesicht legten.
"Ich weiß nicht mehr, wann genau es angefangen hat. Auf jeden Fall verhielten sich meine Eltern mit der Zeit immer seltsamer mir gegenüber und stritten sich jede Nacht. Sie glaubten wahrscheinlich ich würde davon nichts mitbekommen. Sie glaubten ich würde seelenruhig im Zimmer daneben schlafen und nicht hören, wie sie darüber sprachen mich zu Luke zu schicken, weil etwas gefährlich an mir war." Ein neues Bild blitzte vor meinem inneren Auge auf und ich sah den jungen Ben Solo, umgeben von der Schwärze der Nacht und den Worten seiner Eltern. Die Tatsache, dass die beiden Menschen, welche er wahrscheinlich am meisten liebte, so über ihn sprachen, musste ihn unendlich verletzt haben. Keine Eltern zu haben fühlte sich zwar schrecklich an, aber welche zu haben die nicht ehrlich zu einem waren, war keinesfalls besser. "Ich kam schließlich zu Luke und ab diesem Zeitpunkt begann Snoke in meinem Leben aufzutauchen. Er hatte mich bereits beobachtet. Er kannte meine Schwächen und nutzte sie aus. Redete mir Sachen ein, wie das meine Eltern mich nicht lieben würden." Snoke hatte ihn von Anfang an manipuliert und ich hätte mich, wäre ich in Bens Situation gewesen, mit ziemlicher Sicherheit nicht anders verhalten.
"Weißt du, wenn es anders gewesen wäre, wenn meine Eltern mich besuchen gekommen wären und Luke mich nicht verraten hätte, dann hätte ich Snoke links liegen gelassen, ihm keine Beachtung geschenkt. Stattdessen wurden alle meine Ängste bestätigt. Ich dachte nach Snokes Tod wären sie endlich verschwunden, aber so ist es nicht." Seine Stimme klang erstickt und ich musste unweigerlich an die Schatten denken, die sich in letzter Zeit so oft unter seinen Augen ab zeichneten. Er war erschöpft, durch die Aufgaben, die auf seinen Schultern lasteten und die schlaflosen Nächte, in denen er nicht die Ruhe fand, welche er so dringend brauchte.
"Ben" murmelte ich besorgt, als ich den kleinen Tränen zuschauen konnte, wie sie sich aus seinem Augenwinkel lösten und langsam begannen seine Wange herunter zu laufen.
"Ich sehe ihn jede Nacht aufs neue sterben, durch mein Schwert. Meinen Vater mit der roten Klinge in seinem Körper. Rey ich...ich weiß das du mir das nicht verzeihen kannst und es nicht verstehst wie man seinen Vater töten kann, gerade wo du selber nie einen hattest." Er hatte Recht. Ich konnte es nicht, ganz egal wie sehr ich diesen Moment aus meinen Erinnerungen löschen wollte, ganz egal wie sehr ich Ben diese Tat verzeihen wollte. Diese offene Wunde würde niemals ganz verheilen, weder bei mir noch bei ihm. Han Solo war für mich mehr gewesen, als eine kurze Bekanntschaft, sogar mehr als ein Freund. Er hatte mir in der kurzen Zeit die wir zusammen hatten, Sachen beigebracht und mit Stolz meine Flugkünste bewundert. Dieser Mann, diese Legende in der Galaxis, war in dieser kurzen Zeit wie ein Vater für mich gewesen.
"Ich weiß nicht warum ich das getan habe, ich dachte das dadurch mein Zwiespalt verschwinden würde, der mich zerreißt. Stattdessen verfolgen mich die Träume nun jede Nacht." Seine Stimme mündete über in ein Schluchzen.
"Würde es dir helfen, wenn ich bleibe?" murmelte ich. Der verwunderte Blick, den er mir nun schenkte, ließ mein Herz schneller schlagen, es wollte gar nicht mehr aufhören. Er wusste nicht, wie sehr mir seine Nähe inzwischen in meinen schlaflosen Nächten fehlte. Das ich ihm dieses Angebot nicht nur gemacht hatte, um ihm zu helfen, sondern weil ich selbst nicht mehr konnte. Ich ertrug es nicht länger ohne ihn zu sein. So brannten Tränen in meinen Augen, als er leicht nickte und seine Lippen sich zu einem schmalen Lächeln verzogen. Nichts hätte mir mehr geben können in dieser Nacht, als seine starken Arme mit denen er mich hielt, seine Wange an meinem Haar und sein warmer, gleichmäßiger Atem der in meinem Nacken kitzelte. Wir fanden beide zum ersten Mal Ruhe und Geborgenheit, in dem schon so lange andauernden Krieg, der nicht nur alles um uns rum zerstörte, sondern auch uns Stück für Stück aushöhlte. In dieser Nacht war er nicht mein Feind. Er war meine Zuflucht, nach der ich mich so sehr sehnte, mein Zuhause. Und ich war seines.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top