Kapitel 11 - Hinterhalt
Kylo
Ich war gerade auf dem Weg zu Revan und den anderen, als ich plötzlich eine riesige Explosion weiter vorne mit ansehen musste. Und auch hinter mir wurde das Gefecht unterbrochen von einem ohrenbetäubendem Knall und angsterfüllten Schreien. Mittlerweile spielte die eigentliche Auseinandersetzung gar keine Rolle mehr. Widerstandskämpfer lagen genauso leblos am Boden, wie etliche Sturmtruppler, deren weiße Rüstungen nur so von Blut überströmt waren. Einige von ihnen vergaßen sogar, dass sie Feinde waren und versuchten sich gegenseitig zu stützen, um schnellstens von hier weg zu kommen. Was hatte das zu bedeuten? Seit wann nahm Hux mit Absicht den Verlust von seinen Truppen in Kauf? Und vor allem wieso wusste ich von all dem nichts? Meine Wut stieg ins unermessliche, als ich auf meinen Komlink drückte, um Kontakt zu meinem Stellvertreter aufzunehmen.
"Revan, was zur Hölle ist hier los?" sprach ich aufgebracht in das Gerät und lief weg vom großen Platz in den Wald, in der Hoffnung, das es hier sicherer war.
"Tiron sagt er handelt nach deinem Befehl." erklärte er mir sachlich am anderen Ende.
"Was soll das heißen? Und warum ist Tiron nicht bei euch?" knurrte ich. Mir reichte schon dieser nutzlose General und jetzt begann sich auch noch ein Ritter gegen mich zu stellen? Tirons und mein Verhältnis war schon immer schlecht gewesen, aber langsam trieb er es auf die Spitze.
"Hux hat den Control Destroyer aktiviert." rückte Revan endlich mit der Sprache heraus und ich atmete erschrocken ein. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Den Control Destroyer. Hux's Maschine, welche er seit Monaten entwickelte. Deren Greifarme unterirdisch Bomben legten, nur um sie im entscheidenden Moment alle kurz nacheinander hoch gehen zu lassen. Die Opfer waren beliebig, allerdings waren große Verluste garantiert. Ich wollte sie insgeheim immer zerstören, woher hätte ich ahnen sollen, das Hux sie bereits jetzt einsetzen würde? Dieser Angriff auf den Stützpunkt des Widerstandes in Endor war sehr spontan geplant worden, ich hätte misstrauisch werden müssen. Hux war nie spontan.
"Ich habe den Befehl dazu aber gar nicht gegeben!" erwiderte ich aufgebracht und dann wurde alles noch viel schlimmer. Die Erschütterung in der Macht war so stark, dass ich mich kurzzeitig am nächsten Baumstamm festhalten musste. Rey! Plötzlich wurde mir alles klar. Wieso hatte ich nicht auch nur eine Sekunde daran gedacht, dass sie sich höchstwahrscheinlich auch hier irgendwo befand?
"Revan es dürfen keine weiteren Bomben gezündet werden. Geht zu Hux und sorgt dafür, tötet ihn wenn es sein muss!" Ich spürte Revans Zögern am anderen Ende, weshalb ich umso entschlossener sprach.
"Wird gemacht." ertönte es auf der anderen Seite, dann rannte ich los. Auf mehr konnte ich nicht hoffen. Wenn Hux seine Aktionen weiter durchzog, war ich verloren, schließlich konnte die nächste Explosion genau dort statt finden, wo ich mich gerade befand. Aber mir blieb keine Wahl. Ich musste unbedingt Rey finden, selbst jetzt klang noch die Erschütterung in meinen Gliedern nach. Ich suchte sie mit all meiner Konzentration, bis ich schließlich einen schwachen Faden ihrer Präsenz zu fassen bekam. Er brachte mich zu einer Lichtung und was ich dort sah, ließ mich den Atem anhalten. Brennende und bereits verkohlte Teile eines ehemaligen Sendemasten waren überall verstreut und inmitten dieser sah ich sie. Rey lag zusammen gekrümmt an einem Felsen. Ihre ganze linke Seite war komplett aufgerissen und hatte eine riesige Blutlache unter ihr gebildet.
"Rey!" Ich sprintete zu ihr hin und fiel auf die Knie. Nein...bitte...Vorsichtig zog ich sie aus der tiefroten Pfütze, löste ihren Körper von dem spitzen Felsen und bettete ihn in meine Arme. Dieses Mal schaute ich nicht in die wunderschönen Rehaugen. Sie waren geschlossen und ihre Haut eiskalt.
"Rey, bitte mach die Augen auf. Komm schon!" Verzweifelt suchte ich ihren Puls, er schlug nur sehr schwach gegen meine zitternden Finger. Sie hatte schon so viel Blut verloren.
"Bitte tu mir das nicht an." Tränen, die ich nicht zurück halten konnte, fielen auf ihr lebloses Gesicht und verzweifelt sah ich mich um. Niemand war auch nur ansatzweise in der Nähe, der mir hätte helfen können. Der ihr hätte helfen können. Und ich hatte keine Ahnung, wo wir uns befanden oder wie ich aus diesem gottverdammten Wald wieder heraus kam. Was nütze es mir, der Oberste Anführer einer ganzen Organisation zu sein, wenn ich nicht mal in der Lage war diejenigen zu retten die mir...etwas bedeuteten. Ich fühlte mich mit einem Mal so hilflos wie seit Jahren nicht mehr.
"B-Ben?" Ein Schluchzer brach aus mir heraus, als ich ihre Stimme hörte. Mein Blick heftete sich wieder auf ihr Gesicht, ihre braunen Augen hatten sich einen Spalt weit geöffnet.
"Ja, ich bin hier. Alles wird gut." Meine Stimme zitterte so stark, dass ich die Wörter nur nach und nach heraus bekam. Rey lächelte schwach und ich fuhr mit meinen Fingern zärtlich durch ihr mit Ruß bedecktes Haar.
Ben...trage sie aus dem Wald...dort kann ihr geholfen werden...
Wer bist du? fragte ich irritiert, obwohl die Stimme mir irgendwie bekannt vorkam.
Hab keine Angst, ich werde dir den Weg zeigen...vertrau mir...
Blieb mir eine andere Wahl? Reys Zustand verschlechterte sich immer mehr, selbst ihre Lippen begannen an Farbe zu verlieren. Und irgendetwas tief in mir drinnen sagte mir, dass ich der Person vertrauen konnte.
"Es wird alles gut." wiederholte ich meine Worte und stand mit meinem Gegenstück in meinen Armen vorsichtig auf. Dann rannte ich los. Rey wimmerte schmerzerfüllt und meine Sorge und Angst um sie stiegen ins unermessliche.
Wo muss ich lang? fragte ich und wollte mich schon dafür verfluchen, dass ich so naiv war und einfach einer fremden Stimme folgte, doch da erschien plötzlich ein blauer Geist vor mir. Es war genau derselbe Mann, den ich erst neulich auf der Kameraaufnahme in Mustafar gesehen hatte. Genau dieselben lockigen Haare, dieselbe Robe, ja sogar die kleine Narbe über dem Auge hatte er.
"Wer bist du?" Verwundert sah ich ihn an.
"Dafür ist jetzt keine Zeit." erwiderte er mit einem mitleidigen Blick zu Rey und bat mich dann ihm zu folgen. Ihr Atem ging nur noch stockend, ich spürte wie ihre letzte Kraft drohte sie zu verlassen.
"Hey, Rey schau mich an! Du musst wach bleiben okay?" flehte ich und betrachtete sie eindringlich. Sie nickte kaum merklich an meiner Brust.
"I-ich.." Ihre Lippen zitterten unaufhörlich, das Sprechen kostete sie einfach zu viel Kraft.
"Shh" brachte ich sie zum Schweigen und folgte der geheimnisvollen Person vor mir durch den dicht verzweigten Wald.
Ich...Ich kann nicht mehr Ben...Ich will nicht sterben...
Ihr Gesicht war vor Schmerz verzerrt, Schweißperlen glänzten auf ihrer Stirn und in ihren halb geöffneten Augen stand die reine Angst. Die Angst vor dem Tod.
Du wirst nicht sterben. Ich verspreche es dir!
Ich verfestigte meinen Griff um sie, während ich meine Worte von vorhin immer wieder wie ein Mantra wiederholte. Es wird alles gut. Es wird alles gut. Es wird alles gut. Ich verbot es mir an etwas anderes zu denken. Rey musste überleben, sie musste es einfach!
Nur ein paar Minuten später, waren wir wieder auf dem großen Platz. Mittlerweile war die Erste Ordnung fast vollständig abgezogen. Nur ein paar vereinzelte Widerstandskämpfer liefen herum und versuchten die letzten Verwundeten zurück in ihre Basis zu bringen. Allem Anschein nach hatten die Ritter es geschafft, Hux zu stoppen.
"Wie kann ich dir jemals dafür danken?" wandte ich mich zu der blau umrahmten Gestalt hinter mir um, die sich schon wieder begann allmählich aufzulösen.
"Mach nicht die gleichen Fehler wie ich, Ben." erwiderte er nur mit einem ernsten Blick, danach war er verschwunden und ich erblickte einen Widerstandskämpfer, der sich sehr weit von seiner Gruppe entfernt hatte. Schnell lief ich auf ihn zu und er bemerkte mich erst, als es schon zu spät war. Mit einer einzigen Handbewegung schleuderte ich ihm den gezückten Blaster aus der Hand und hielt ihn an Ort und Stelle fest.
"Du wirst sie sicher zu der Krankenstation in eurer Basis bringen. Du wirst vergessen, dass ich hier war." wandte ich den Gedankentrick an und legte ihm Rey vorsichtig in die Arme, als sich seine Gesichtszüge entspannten und er meine Worte wiederholte. Mittlerweile hatte sie schon wieder ihr Bewusstsein verloren und ich konnte einfach nur inständig hoffen, dass es nicht zu spät war. Es schmerzte mich, dass ich sie nicht selbst zu der Station bringen und mich vergewissern konnte, dass sie alles in ihrer Macht stehende taten, um ihr zu helfen.
"Beeile dich." mahnte ich und wandte mich schnell ab, als er sich auf den Weg machte. Ich wollte auf keinen Fall noch mehr Aufmerksamkeit erregen oder gar das der Pilot oder der desertierte Strumtruppler mich entdeckten. Deswegen machte ich mich schnell auf den Weg zu meinem Schiff, das ich nicht weit weg von hier, abgestellt hatte.
"Kylo, wo bist du?" drang Revans Stimme an mein Ohr, als ich auf den piependen Komlink drückte.
"Ich fliege zurück nach Mustafar. Wir treffen uns dort." sprach ich kurz angebunden und wischte mir schnell die letzten Tränen aus dem Gesicht. Was machte Rey nur mit mir verdammt? Und wer war dieser Mann gewesen? Woher kannte er meinen Namen? Und vor allem, was meinte er damit, dass ich nicht die gleichen Fehler begehen sollte, wie er? Fragen über Fragen, auf die ich keine Antworten wusste.
So hier ist Kapitel Numero 11. Wer denkt ihr ist wohl die Person, die Ben geholfen hat? 😏😌
Eure starline20002
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