7


n o v a

Die Tür öffnet sich und wenig später hört man das klimpern von Schlüsseln.
Anschließend Schritte und es dauert nicht lange bis Kai in meinem Blickfeld auftaucht.

„Hat alles geklappt? Gibt es Änderungen zu anstehenden Terminen?", frage ich sofort und blicke von dem Laptop vor mir auf. Er schüttelt aber mit dem Kopf.

„Alles gut, es hat sich auch nichts geändert. Ich gehe kurz nach unten. Kommst du mit?", ich schüttel mit dem Kopf, doch stoppe dann und nicke.

„Es gibt ein was, was wir doch etwas anders stellen mussten da deine Zeichnung nicht ganz so gepasst hat. Aber das konnte ich dir nicht schreiben da du sonst sicherlich angerufen hättest anstatt dich auf das Meeting zu konzentrieren. Es geht um das eine Gerät wo man sitzt und an einer Stange zieht.. ich kenne mich damit nicht aus.", stoppe ich mich selbst und stehe auf.

„Die Latzugmaschine?", ich zucke mit den Schultern.

„Ich habe keine Ahnung wie die ganzen Geräte heißen." „Nicht? Ich hätte gedacht das du regelmäßig trainieren gehst.", ich? Fast hätte ich gelacht, schüttel aber nur mit dem Kopf.

Ich tanze, aber das ist auch die einzige Art von Sport die ich momentan betreibe. Und das letzte was ich machen würde ist in ein Gym zu gehen. Außer vielleicht ich könnte mir tausend prozentig sicher sein das ich dort komplett allein bin, dann würde ich es eventuell tun. Aber ich bin jemand der soetwas auch nie allein machen würde und Sally würde nur ins Gym gehen um inspiration für ihr Buch zu finden.
Außerdem habe ich keinen blassen Schimmer wie welches Gerät überhaupt funktioniert und würde mich am Ende noch blamieren da ich es völlig falsch mache.

„Ganz sicher? Du wirkst für mich wie eine Person die jeden morgen vor der Arbeit dafür sorgt noch eine runde Sport machen zu können. Selbst wenn es nur joggen ist."

„Ganz sicher.",

„Gab es sonst noch etwas?" fragt er auf dem Weg nach unten.

„Nein, deine Zeichnung war ausreichend um alles so zu stellen wie wir dachten das du es haben wolltest. Ich denke auch, das da genug Platz zwischen den einzelnen Geräten ist so das du bequem vorbei laufen kannst.", erzähle ich ihm.

Er hat sogar dazugeschrieben wie jedes Gerät ausgerichtet werden sollte, was um einiges geholfen hat. Ich wünschte mir nur, er wäre immer so vorbereitet wie auf das hier. Aber dann bräuchte er mich auch nicht.

Wir kommen in dem Raum an, sofort zückt er sein Telefon und schießt ein paar Fotos. Offensichtlich gefällt es ihm.

„Ist es so wie du es dir vorgestellt hast?", frage ich und bleibe am Türrahmen stehen.

„Uh huh. Ich hoffe die Qualität der Geräte ist auch so gut wie sie aussehen.", er läuft auf das Regal mit den Hanteln zu und sieht sie sich etwas genauer an. Dann läuft er zu einem anderen Gerät und legt sich auf diese Bank. Wackelt etwas hin und her und setzt sich wieder auf.

„Lust auf eine Runde Sport?", fragt er und blickt wieder zu mir.

„Du kannst machen was du möchtest. Du hast heute keine Termine mehr."

„Bist du dabei?", während er das sagt, zieht er sich den Pulli über den Kopf und das Shirt was er darunter trägt rutscht nach oben und entblößt einen Teil seiner gebräunten Haut. Sofort wende ich den Blick ab und sehe durch den Raum.

„Ich muss dann auch langsam wieder nach Hause.", denn Sport mit Kai ist sicherlich nichts was ich je tun werde. Er ist mein Boss.

„Nachdem wir über die nächsten Termine gesprochen haben.", füge ich hinzu. Ich hole kurz mein Telefon heraus um ihm noch etwas Zeit zu geben um sein Oberteil zu richten.

„Wir könnten noch eine Sporteinheit dazwischen schieben.", sagt er und erst jetzt blicke ich wieder zu ihm.

„Du kannst das ja später machen, wenn ich weg bin."

„Mit wir meinte ich dich und mich Nova.", schnell schüttel ich mit dem Kopf. „Nein danke, lass uns wieder hoch gehen. Dein Terminekalender ist vollbepackt.", ich warte nicht auf eine Reaktion sondern drehe mich wieder herum und laufe nach oben.
Mit ihm Sport zu machen zählt ganz bestimmt nicht zu meinen Aufgaben und ich bin froh, wenn ich Stevie abholen und wieder nach Hause kann. Der einzige Grund weshalb ich bleiben sollte, wenn er jetzt hier trainieren würde, wäre um Fotos von ihm zu machen. Aber da er es nicht angesprochen hat werde ich es auch nicht tun.

Auf dem Weg ins Wohnzimmer holt er mich ein und läuft die letzten Meter neben mir. „Ich mag deine Haare.", stirnrunzelnd sehe ich zu ihm.
Er mag meine Haare? Wie bitte kommt er jetzt darauf?

„Hast du...bist du übermüdet? Wir können die Termine auch morgen besprechen.", sage ich, denn das wäre die einzige logische Begründung für seine Aussage.

„Übermüdet? Weil ich deine Haare gut finde?", fragt er lachend und legt einen Arm um meine Schulter aber ich trete einen Schritt beiseite so das sie wieder von mir rutscht.

„Wir sind immernoch keine Freunde Kai und ein Kompliment wird das nicht ändern.", erinnere ich ihn. Schulterzuckend lächelt er und setzt sich auf das graue Sofa.

„Glaub mir irgendwann sind wir es. Du taust langsam auf und wenn du ehrlich bist findet du mich gar nicht so schlimm.", antwortet er selbstbewusst und lehnt sich zurück.

Ich rolle mit den Augen doch auch wenn ich es nicht möchte kann ich nicht anders als zu lächeln. Was er natürlich sieht.

Was er jedoch noch nicht gesehen hat ist der Kalender den ich ihn besorgt habe. Noch hängt er nicht, das wird Kai machen müssen, wenn er ihn behält. Aber ich bin mir sicher er wird ihn bald entdecken. Denn er steht genau gegenüber von uns auf dem Boden. Und jetzt wo ich ihn hier so sehe, ist er vielleicht doch etwas größer als geplant.

„Bevor wir anfangen. Gibt es noch irgendetwas was ich wissen muss?", er scheint zu überlegen und grinst dann. Was mir zeigt, das nichts gutes herauskommen wird.

„Ich finde dein Outfit gut."

„Kai.", seufze ich und blicke wieder zu ihm.

„Was? Du wolltest das ich etwas sage, wovon du wissen musst und das gehört da aufjedenfall dazu.", ich muss meine Fragen definitiv anders formulieren. Ähnlich wie bei Kindern, aber gut das ich darin schon Erfahrung habe.

„Hast du größere Bestellungen, die es benötigt das jemand hier ist wenn sie ankommt. Und wenn ja was."

„Nein, mein Gym war das letzte was hier gefehlt hat.", ich nicke und hoffe wirklich das er nichts vergessen hat.

„Du musst mir von deinen Bestellungen erzählen Kai. Heute war es ok aber stell dir vor es ist vor einem wichtigen Pressetermin oder wenn ihr zu einem Auswärtsspiel fliegt. Dein Manager wird sowohl dich als auch mich köpfen und von den Trainern und dem Team möchte ich gar nicht erst sprechen.", besonders nicht von diesem Xavier. Ich glaube er würde mich eigenhändig kündigen, auch wenn er es theoretisch nicht kann. Aber er würde es tun.

„Auch wenn ich Sexspielzeug bestelle?", ja diese Antwort hätte ich erwarten müssen.

„Es ist mir egal, selbst wenn du dir eine Liebesschaukel bestellst. Sobald es mit größeren Lieferungen, die dich hier benötigen zutun hat muss ich das wissen.", sobald ich das ausgesprochen habe bereue ich es. Ich hätte ein anderes Beispiel nehmen sollen.

„Liebesschaukel? Da hat jemand Geschmack. Ist das wirklich so gut wie man sagt? Ich habe es noch nicht ausporbiert.", ich zucke mit den Schultern.

„Kann ich dir nicht beantworten. Aber ich hoffe du weist worauf ich hin möchte. So etwas wie heute morgen darf nicht nocheinmal passieren."

„Ai ai Cap-... was ist das Nova?", unterbricht er sich selbst und steht auf. Er hat den Planer entdeckt.

Diesesmal bin ich die jenige die grinste.
„Oh ich dachte du könntest einen Kalender gebrauchen. Denn offensichtlich funktioniert das hier...", ich tippe mir mit den Finger zwei Mal gegen die Schläfe. So wie er es am ersten Tag gemacht hat als er mir weis machen wollte das er sich alle Termine merken kann.

„...nichtmehr so gut. Ich hatte dich vorhin sogar vorgewarnt."

„Und da suchst du so einen aus?", er läuft auf den Wochenplaner und hebt ihn an.
Etwas stolz nicke ich.

„Der war der schönste, außer du hättest lieber pink gehabt. Da du den digitalen Kalender, den ich dir gemacht habe nicht nutzt und auch meine Nachrichten in denen ich dich erinnere nicht liest, hatte ich keine andere Wahl."

„Schmetterlinge?", er dreht sich zu mir herum. Mein Lächeln wächst etwas und ich blicke schnell auf den Laptop vor mir.

„Ja tut mir Leid, ich nehme den Zeitslot natürlich. Wurde der Slot noch nicht veröffentlicht? Das ist doch schon nächste Woche."

Ich telefoniere gerade mit jemandem aus dem Tanzstudio. Sie warteten immernoch auf meine Zusage für dem Slot obwohl ich mir mehr als nur sicher bin das ich bei dem Gespräch letzte Woche direkt zugesagt hatte. Und nun, nicht einmal eine Woche vorher rufen sie an. Wie soll ich in nicht mal einer Woche genug Leute haben die sich einschreiben?

„Nein, wir haben auf die Zusage gewartet.", antwortet Larissa, eine der Trainer.

„Ich hatte eigentlich direkt zugesagt."

„Dann muss sicherlich irgendwo etwas schiefgelaufen sein.", sagt sie, was mir aber auch nichts bringt.

Ich brauche mindestens fünf Personen um wenigstens etwas Geld zu machen. Ja ich liebe es und es macht mir Spaß, aber das Studio möchte bei jedem Kurs Geld machen, was natürlich klar ist. Aber wenn so wenig Teilnehmer da sind wird das nicht passieren.

Je mehr desto besser. Ich liebe Gruppenperformances im Commercial Style, was auch das ist was ich mache.
Es ist ein Tanzart bei dem Elemente aus den verschiedensten Tanzstilen vereint werden. Ganz oft sieht man es auch bei Bühnenperformances oder Musikvideos. Ich glaube das beste Beispiel für dieses Tanzart ist gerade Tate McRae, welche während ihrer Konzerte beeindruckende Tänze abliefert.

Meine Kurse sind für Personen ab 16, angepriesen und auch wenn mir schon gesagt wurde ich solle doch die Altergrenze etwas nach unten setzen werde ich es nicht tun. Auch wenn mir das vielleicht mehr Teilnehmer bringen könnte.
Es gab eine Phase in der ich auch wie eine kleine feste Gruppe an Personen hatte die wirklich bei jedem Zeitslot da war und ich habe es geliebt. In dieser Phase habe ich gemerkt wie sehr ich das Tanzen doch liebe und das mein Traum vielleicht doch nicht ganz außer Reichweite ist.

Aber dann musste ich aufgrund meines Job einige Kurs absagen, meine Slots wurden schlechter und meine Gruppe existiert nicht mehr. Eine Person ist tatsächlich immernoch da und bei ihr bin ich mir auch sicher das ich sie nächste Woche sehen werde.

Stevie hüpft auf meinen Schoß und sofort streiche ich ihm über das Fell während ich unsicher bin wie ich nun am Telefon antworten soll. Doch Larissa nimm mit die Entscheidung ab und spricht weiter.

„Wir können den Slot auch absagen und ich suche dir einen für nächsten Monat heraus."

Direkt schüttel ich mit dem Kopf.
„Nein das ist nicht nötig. Könnt ihr mir Sonntag Bescheid geben wie viele sich eingetragen haben?"

„Natürlich, ich schreibe dir.", ich antworte mit einem Danke und wenig später beenden wir das Gespräch.

Ich könnte, falls ich noch eine Person brauche Sally fragen. Wobei überreden wohl realistischer ist. Aber sie würde, mit etwas Überredungskunst kommen.
Und Samstag und Sonntag ist es immer voll im Studio, was bedeutet das viele an dem Kurskalender vorbei laufen und sich hoffentlich für meinen eintragen.

Seufzend hebe ich den kleinen Welpen auf meinen Arm und drücke ihn etwas an mich. Was jedoch nur dazuführt das er wie wild herumwackelt, von meinem Arm hüpft und aufgeret auf dem Sofa seine Runde dreht eh er wieder auf mich flitzt.

Lachend sehe ich ihm dabei zu.
Es wäre sicherlich besser wenn die heutige Abendrunde länger ausfällt als üblich.
Er und Sally gehen jeden Tag, wenn ich arbeiten bin, eine Runde und diese geht auch mal länger aber heute braucht er offensichtlich nochmehr Bewegung.

„Na los Stevie, lass uns los.", sage ich auch, wenn er es nicht versteht. Was er aber verstehen wird ist, wenn ich nach der Leine greife.

Was auch wenig später passiert. Sobald die Leine in meiner Hand ist, setzt er sich, wedelt jedoch ganz aufgeregt mit dem Schwanz.

Anfangs, als ich Stevie die ersten Tage hier hatte war ich mir nicht so sicher ob es die richtige Idee war. Aber jetzt kann ich mir nichts schöneres vorstellen. Ich liebe es allein zu wohnen und alles was dazugehört. Es hat mich auch nie gestört allein zu sein, doch jetzt mit Stevie merke ich wie sehr ich es doch gebraucht habe. Sobald ich bei Kai losmache, wobei nein. Wann immer ich bei Kai oder mit ihm unterwegs bin und an zu Hause denke kann ich es kaum erwarten. Aber nicht nur um mich hinzulegen, zu lesen oder einen Film zu sehen. Sondern überwiegend wegen Stevie.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top