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n o v a
„Ich hätte diesen Mann schon längst besprungen.", sagt Sally und nimmt mir meine leere Teetasse ab.
„Ich arbeite mit ihm zusammen, soetwas sollte man nicht mischen.", das weiß jeder. Es ist eine verdammt schlechte Idee seinem Arbeitkollegen oder Boss näher zu kommen. Wenn es auseinander geht muss man diese Person trotzdem täglich sehen, mit ihnen zusammen arbeiten und Zeit verbringen. Was das letzte ist was man in diesem Moment möchte.
Außerdem wäre ich für Kai nur Zeitvertreib und ich glaube nicht das ich das sein möchte.
Ich bin Mitte zwanzig und ja wahrscheinlich würden 80% der Leute sagen du bist noch jung, tob' dich aus und hab' Spaß aber ich möchte das nicht.
Ich möchte zu jemandem nach Hause kommen, oder am Abend auf jemanden warten. Gemeinsam kochen, Zeit verbringen, auf Dates gehen und Erinnerungen schaffen.
Und das mache ich nicht wenn ich mit Kai ins Bett springe.
Und wer weiß ob es überhaupt soweit kommen würde. Wahrscheinlich würde er mich sogar abweisen.
Ja, er flirtet oft aber mittlerweile bin ich mir sicher das es mehr Spaß als Ernst ist. Kai spricht definitiv mit jedem so. Außerdem hat er regelmäßig Knutschflecke, welche sicherlich nicht von allein auftauchen. Und selbst wenn es zum Sex kommen würde, was nicht passiert, könnte ich danach nicht so weiter arbeiten ohne an das zu denken was zwischen uns passiert ist.
„Oh Nova deine Selbstbeherrschung hätte ich gerne.", sagt sie und reißt mich aus meinen Gedanken.
„Das hat nichts mit Selbstbeherrschung zutun Sally. Ich bin nicht an One Night Stands oder einem Fling interessiert."
Eine zeitlang dachte ich das ein Fling genau das richtige wäre. Unkomplizierter Sex mit mit der gleichen Person über einen gewissen Zeitraum. Klingt gar nicht so schlecht... keine Verpflichtung, keine Erwartungen und kein Herzschmerz. Aber natürlich entwickelt man Gefühle. Man gibt sich der Person hin, selbst wenn nur körperlich. Man baut, ob man möchte oder nicht eine Bindung auf. Egal wie klein sie ist.
Genau wie Freundschaft Plus.
Einer entwickelt meist immer Gefühle.
Und bei einer meine ich mich.
Ich die so naiv war und dachte die andere Person empfindet genau so, nur um herauszufinden das es nicht so ist.
Und dann schmerzt es.
„Wenn du nicht interessiert bist... ich würde nicht nein sagen. Und noch weniger würde ich nein sagen wenn du mir seine Nummer geben würdest.", Sally schreibt Geschichten mit Happy End und den schönsten und süßesten Lovestorys die man sich vorstellen kann und ist selbst nicht daran interessiert. Kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen. Ich könnte nicht soetwas schreiben und mir nicht wünschen so etwas selbst zu erleben.
„Ich darf dir nicht einfach seine Nummer geben."
Warum auch immer habe ich ein ungutes Gefühl im Magen. Wir sind schon ewig befreundet und erzählen uns alles. Aber etwas in mir streubt sich nur daran zu denken ihr seine Nummer zu geben.
„Du kannst uns einander vorstellen.", ohne zu überlegen schüttel ich mit dem Kopf.
Sally ist, wenn es um Männer geht sehr offen und direkt. Wenn ihr jemand gefällt sagt sie es ihm direkt und ich glaube es würde Kai gefallen. Er würde vielleicht sogar darauf eingehen auch wenn sie nicht rothaarig ist. Sie hat dieses selbstbewusste auftreten was für viele anziehend ist. Sie weiß das sie gut aussieht und sie ist sich bewusst wie sie herüberkommt.
„Außer du findest ihn gut, dann natürlich nicht.", sagt sie was mich wieder mit dem Kopf schüttel lässt und ich meinen Blick auf Stevie lege und von ihr abwende.
„Nein... warte warte...du findest ihn gut!"
Mit dem Blick auf Stevie gerichtet sitze ich auf dem Studioboden. Er dreht immer und immer wieder seine Runden durch den noch leeren Raum und powert sich hoffentlich aus bevor die ersten Teilnehmer ankommen. Eigentlich ist er immer wie ein Engel und bleibt während des Kurses in seinem Hundebett oder schläft sogar ein. Und ich hoffe wirklich das es sich nicht ändern wird. Deswegen bin ich umso froher über jede Minute welche er völlig nutzt.
Es ist Donnerstag, kurz vor um acht.
Ich habe erst am Montag über den Kurs bescheid bekommen und es haben sie gerade mal die minimale Anzahl von Personen eingetragen. Inklusive Lilian und June was mich unfassbar freut.
„If you wake up in your bed, alone in the dark
I'm sorry, gotta leave before you love me.", summe ich den Text mit welcher durch die Anlage des Studios dröhnt.
Ich habe ihn letztens gehört als wir auf dem Weg von der Arena zurück zu Kai waren und seitdem läuft er bei mir in Dauerschleife.
Ich stelle etwas lauter, da es sicherlich noch ein paar Minuten dauern wird bis die ersten kommen werden.
„It's messing with my head, how I mess with your heart.", singe ich. Stevie muss sicherlich schon genervt sein, so oft wie er den Song schon mithören musste. Wenn Hunde genervt von so etwas sein können.
Die nächsten Minuten rennen nur so davon. Kurz bevor die ersten Teilnehmer kommen mache ich den Raum bereit. Stelle das große Studiolicht aus und die Beleuchtung um den Spiegel welcher sich durch eine Seite des Raumes zieht an. Schließe die Vorhänge und drehe die Musik etwas leiser.
Sobald sie ersten den Raum betreten kommt Stevie zu mir und geht danach in sein Bett. Ich dachte anfangs er ist zurückhaltend was neue Leute betrifft, dann kam aber Kai wo es das gesamte Gegenteil war. Auch bei Lilian, June und ihren Männern hatte Stevie keine Probleme. Aber wenn wir im Studio oder spazieren sind ist er anders.
Ich begrüße die drei Mädels welche realtiv regelmäßig kommen und unterhalte mich kurz mit ihnen.
Nun fehlen nurnoch Lilian und June und wir sind vollständig. Fast so als könnten die beiden Gedanken lesen betreten sie den Raum.
„Hey naaaa.", begrüßt Lilian mich als erste und schließt mich in ihre Arme.
„Hey, es freut mich riesig das ihr hier seid."
Pünktlich beginnen wir und ich begrüße die fünf, sage wie sehr ich mich freue sie alle zu sehen und das ich mich auf eine weitere Tanzstunde mit ihnen freue.
„Ich dachte, da ihr beim letzten Mal auch alle dabei wart das wir den Song einfach weiterführen. Wir beginnen mit der Wiederholung von dem, was dir bis jetzt haben, ich zeige euch danach wie es weiter geht und dann schauen wir einfach wie weit wir heute kommen.", erzähle ich ihnen und bekomme positives Feedback. Anhand der Liste, in welche man sich einträgt wusste ich wer kommt und hatte den Plan von heute schon im Kopf.
„Hey, sorry ich bin zu spät.", überrascht blicke ich den Mann an welcher gerade den Raum betritt.
Sofort hüpft Stevie aus seinem Bett und läuft auf ihn zu.
„Hey Buddy.", der Hockeyspieler geht direkt in die hocke und begrüßt ihn. Lässt meinen Hund an sich hochspringen und lächelt ihn breit an.
Er ist gekleidet in einer dunkelblauen Jogginghose, welche ich schon oft gesehen habe. Welche das ganze Team besitzt und mit Spielernummern personalisiert ist. Einem grauen Pulli und einer dunkelblauen Cap welche verkehrtherum auf seinem Kopf sitzt, steht er neben der Tür. Mein Hund auf seinem Arm welcher ihm das Gesicht ableckt und wie wild mit dem Schwanz wedelt.
Kai stellt sein Wasser nebem dem der anderen ab, legt Schlüssel und Telefon dazu und lässt Stevie wieder herunter.
Was passiert hier gerade?
Warum ist er hier?
„Ihr habe noch nicht begonnen oder?", fragt er dann und sieht zu mir.
Ich blinzle ein paar Mal und blicke dann wieder zu den Mädels, welche ihren Blick entweder auf mir oder Kai haben. Die zwei Personen welche ihn wohl am besten kennen sehen lächelnd zu mir. Die drei anderen schauen zu ihm.
„Ok wärmt euch schonmal etwas auf, ich bin gleich wieder zurück.", ich laufe zu der Anlage, nehme mein Telefon starte einen Song und laufe dann auf Kai zu.
Schnappe mir sein Handgelenk und führe ihn aus dem Raum.
„Oh bekomme ich eine persönliche Begrüßung?", fragt er lächelnd und folgt mir solang bis wir etwas entfernt im Gang stehen bleiben.
„Ich wusste nicht das wir schon soweit sind aber was auch immer du vorhast.. ja. Wobei es hier im Gang ziemlich riskant ist. Es gibt hier sicherlich einen leeren Raum. Aber wenn du auf Abenteuer stehts dann gerne auch hier."
„Was machst du hier Kai?", frage ich nur und drehe mich zu ihm herum. Lasse sein Handgelenk wieder los und blicke ihn an.
„Ich bin zum tanzen hier.", ich denke nicht. Das glaubt er sich selbst nicht.
„Wann hast du das letzte Mal getanzt.", frage ich und gehe einen Schritt nach hinten um etwas Abstand zwischen uns zu bringen. Er schmunzelt und tritt wieder einen Schritt näher an mich heran.
„Mit dir. In meinem Wohnzimmer. Ich dachte es wir mal wieder Zeit das wir das wiederholen.. wobei nein. Letzte Woche nach dem Sieg habe ich in der Umkleide getanz... den ersten Heimsieg der Saison muss man feiern."
„Woher weist du das ich heute hier bin.", ich bin mir ziemlich sicher das wir uns nicht darüber unterhalten hatten.
„Ich bin Kai Knight, ich bekomme alles heraus Prinzessin. Außerdem habe ich seeeehr vertraute Quellen.", zum Ende zwinkert er mir grinsend zu.
„Meinst du Lilian und June?"
„Ich kann dir meine Quellen leider nicht verraten.", er nimmt seine Cap ab, fährt sich durch die Haare und setzt sie wieder auf.
„Warum bist du wirklich hier Kai?"
„Du hast gesagt du brauchst neue Teilnehmer und Tada. Hier bin ich.", direkt blicke ich ihm wieder ins Gesicht.
„Kai.", seufze ich und würde ihn am liebsten umarmen.
„Das ist super süß von dir aber bitte geh nach Hause, du hast morgen ein Spiel. Du solltest dich ausruhen. Als ich meinte das ich Teilnehmer brauchte meinte ich nicht dich. Ich meinte Personen die wirklich Interesse daran haben. Auch wenn ich es wirklich süß finde das du hier bist."
„Warum? Natürlich meine ich es ernst. Ich stehe auf tanzen.", unsicher was ich sagen soll bleibe ich einen Moment still und sehe ihn einfach nur an.
Er nutzt die Gelegenheit und geht zwei Schritte zurück in die Richtung des Studioraumes. Dreht sich noch einmal herum und grinst.
„Bis gleich Coach."
Bevor er weiter gehen kann greife ich nach seinem Handgelenk und halte ihn auf.
„Ja Prinzessin?"
„Hier könnten Fans sein..", ich kenne die drei Mädels nicht gut genug um zu wissen was ihre Interessen sind und ob Hockey auch dazu gehört.
Lässig zuckt er mit den Schultern.
„Dann mache ich ein Foto mit ihnen und kann es kaum erwarten ab morgen online zu lesen wie gut ich im tanzen bin."
„Ok ein letztes Mal! Und fünf...sechs...sieben und acht.", rufe ich und zeitgleich beginnen wir.
Durch den Spiegel werfe ich abwechselnd die Blicke zu jedem einzelnen und versuche dabei im Takt zu bleiben. Stoppe nach dem ersten fünf Moves und lasse die sechs allein weiter machen und stelle mich etwas an die Seite. Schließe kurz die Augen und versuche den Schmerz in Schulter und Nacken wegzubewegen.
Konzentriere mich dann wieder auf die sechs Teilnehmer.
Jedesmal wenn mein Blick zu Kai schweift treffe ich auf seinen. Er überrascht mich. Wer hätte gedacht das dieser Mann Taktgefühl hat und sich auch noch bewegen kann?
Der Abschnitt welchen wir heute gemacht haben endet und somit auch der Kurs.
Ich bedanke mich bei allen und verabschiede mich anschließend.
Nach und nach gehen sie und nurnoch Kai, Lilian, June und ich bleiben zurück.
„Soll ich euch dann mitnehmen?", fragt der dunkelhaarige Mann und blickt zu den Freundinen seiner Teamkollegen.
„Xavier kommt gleich. Wobei er sicherlich schon unten ist und wartet.", sagt June und wirft kurz einen Blick auf ihr Telefon. „Ja er ist schon da."
„Mase auch.", sagt Lilian nur und wenig später verabschieden sich beide bei uns und lassen Kai, Stevie und mich allein.
„Alles ok bei dir?", mittlerweile trägt er kein Pulli mehr sondern ein weißes Shirt, welches es darunter anhatte. Sitzt auf dem Studioboden und hat seine Wasserflasche neben sich stehen.
„Ja.", sage ich nickend und merke wieder den Schmerz.
„Was ist passiert? Ich habe mitbekommen als du angefangen hast dein Gesicht zu verziehen."
„Ich habe mich vergessen aufzuwärmen. Normalerweise mache ich das mit den Mädels gemeinsam und habe dann vorhin eine falsche Bewegung gemacht. Alles gut, das ist morgen oder übermorgen wieder weg.", es ist nicht das erste und wird nicht das letzte Mal sein das so etwas passiert.
Er klopft vor sich und lehnt sich danach etwas zurück. „Setz dich Nova."
Warum auch immer tue ich was er sagt und setze mich mit zu ihm auf den Boden.
„Lass mich das machen. Ich weis was ich tue, vertrau mir. Wir haben mehrmals die Woche Physio und soetwas hatte ich schon dutzend Male.", ich blicke ihn an und nicke dann. Rutsche etwas zu ihm und drehe ihm den Rücken zu.
„Ich auch, nur warte ich bis der Schmerz irgendwann nachlässt.", sage ich nur und blicke ihn durch den Spiegel an.
Kai schüttelt nur mit dem Kopf.
„Gut das du jetzt mich hast.", er setzt sich hinter mich. Seine Beine, links und rechts von mir. Meine Haare streicht er mir nach vorne über die Schulter und legt seine Hände an meine Schulter.
„Hier?", fragt er und fährt genau mit dem Daumen über die Stelle welche schmerzt. Ich nicke nur und hoffe das entweder der Schmerz nachlässt oder Kai schnell fertig damit ist.
Ich lege meinen Kopf etwas beiseite und schließe die Augen.
Immer wieder fährt er über die schmerzende Stelle und etwas weiter darüber hinaus.
„Ich weiß es ist nicht angenehm aber das lässt bald etwas nach. Normalerweise bekommen wir danach noch Tape aber für den Anfang sollte das hier reichen.", erzählt er und hat tatsächlich recht. Nach und nach wird der Schmerz etwas schwacher.
„Tue ich dir zu sehr weh?", fragt er wenig später und wenn mich nicht alles täuscht wird sein Druck etwas sanfter.
„Nein, gerade ist es ganz ok. Danke Kai.", antworte ich immernoch mit geschlossenen Augen und setze mich etwas gerader hin.
„Immer wieder gerne."
„Wenn das so ist, sollte ich mich öfter nicht aufwärmen wenn ich am Ende soetwas bekomme.", antwore ich denn zugegeben fühlt es sich gerade ziemlich gut an.
Er lacht nur, was mich dazu bringt die Augen wieder zu öffnen.
Im Spiegel treffen sich unsere Blicke.
Es ist nicht das erste Mal das es heute passiert.
Sein Blick brannte die gesamte Zeit über auf meiner Haut und es hat eine ganze Weile gedauert bis ich mich wirklich voll und ganz auf den Kurs konzentrieren konnte und nicht daran gedacht habe das er jede meiner Bewegungen verfolgt.
„Weist du was jetzt gut für dich wäre?", ich schüttel mit dem Kopf und blicke ihn weiterhin durch den Spiegel an.
Jetzt könnte theoretisch alles kommen denn wir sprechen hier von Kai.
„Ein Bad im Wirlpool, wäre ist perfekt wenn es um die Muskeln geht.", diese Antwort hatte ich nicht erwartet aber ja ein Wirlpool klingt gerade ziemlich gut. Verdammt gut.
„Ich glaube das wäre jetzt perfekt.", sage ich schließlich und versuche durch seine Berührung, welche sich mittlerweile mehr wie eine angenehme Massage anfühlt nicht wieder die Augen zu schließen.
„Mh was ein Zufall, ich habe einen bei mir zu Hause."
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