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n o v a
„Ok Stevie... wir müssen uns heute von unserer besten Seite zeigen.", spreche ich zu meinem Hund als ich ihn aus seinem Körbchen im Auto nehme.
Natürlich versteht er es nicht und wird wahrscheinlich wie er ein kompletter verrückter wild durch das Haus rennen. Aber ich hoffe einfach, das es sich in Grenzen hält oder heute mein Glückstag ist und es nicht passieren wird.
„Nichts zerkratzen oder beißen, auf den Teppich pinkeln und bitte keine Schuhe zerkauen.", eigentlich klappt es ganz gut und wir haben langsam den dreh raus. Jedoch passieren immer wieder Unfälle die dazu führen das ich einen neuen Teppich brauche. Er ist noch ein Welpe und ähnlich wie bei Kindern ist dieser auch nicht von heute auf morgen trocken.
Gestern morgen hat Sally mir gesagt das sie heute spontan einen Termin bei ihrem Verlag hat und Stevie nicht nehmen kann. Und als ich mit Kai darüber gesprochen habe kam es mir schon fast so vor als würde er sich darüber freuen.
Und nun... nun stehe ich neben meinem Auto. Habe da geparkt wo ich immer stehe und hoffe das alles ganz ok läuft. Stevie lasse ich herunter und laufe mit ihm an der Leine die große, helle Auffahrt nach oben.
Bevor wir hier her sind habe ich noch beim Bäcker angehalten um Kai den Bagel mitzubringen, den er so gern isst. In der Hoffnung schon etwas gut zu machen bevor überhaupt was passiert ist.
Noch bevor wir überhaupt an der Tür sind und klingeln können öffnet sich diese und Kai blickt uns entgegen.
„Guten Morgen.", begrüßt er mich gut gelaunt und lehnt sich lässig gegen den Türrahmen.
„Hey, willst du weg?", er hat eigentlich noch zwei Stunden bis er zur Arena muss. Heute ohne mich, denn es ist nur eine Trainingsession.
„Nein, ich begrüße dich und meinen neuen besten Freund... hey Buddy.", spricht er zum Ende etwas höher und hockt sich hin um Stevie zu streicheln. Welcher natürlich sofort auf ihn hinläuft.
„Hast du an der Tür gewartet oder woher wusstest du das wir kommen?", frage ich schmunzelnd.
„Nein, ich habe aus dem Fenster geschaut und da gewartet.", grinsend blickt er zu mir hoch während er weiterhin Stevie streichelt welcher es mehr als nur geniest und sich sogar näher an Kais Hand schmiegt.
Ein kalter Windstoß umhüllt mich und offensichtlich auch Kai, welcher beschließt das wir herein gehen sollten.
Das erste Testspiel ist nun schon eine Woche her, gestern war das zweite und der Saisonstart steht nun unmittelbar bevor.
Sie haben beide Spiele gewonnen und das als deutlich stärker wirkendes Team. Auch wenn Kai es etwas herunter spielt und sagt, das diese Spiele nichts bedeuten.
Denn laut ihm sind diese Spiele dazu da, den Rookies erste Erfahrung in der Liga zu geben und zu sehen ob die geplanten Reihen so funktionieren wie man es sich vorstellt. Bei diesen Spielen bekommen die neuen Spieler und die hinteren Reihen, welche bei normalen Hauptunden und Playoffspielen weniger zum Einsatz kommem mehr Eiszeit.
Es wird auch nicht so hart gespielt, denn man möchte natürlich Verletzungen noch vor Saisonbeginn verhindern.
Den Teams ist es hier eigentlich egal ob sie verlieren oder gewinne denn es ist für sie nur wie eine weitere Trainingseinheit nur in einer anderen Atmosphäre.
Abgesehen bei dem Spiel gegen Dallas, da möchten die Bears aus offensichtlichen Gründen gewinnen, was sie auch getan haben.
„Wasser, Tee, Smoothie, Kaffee?", fragt er und läuft zielstrebig auf die Küche zu.
„Nichts danke. Aber ich habe dir einen Bagel mitgebracht."
„Oh du bist ein Engel, genau was ich jetze brauchte. Danke.", sofort nimmt er die Tüte entgegen und platziert sie auf der Kücheninsel zwischen uns.
„Hast du dir Gedanken wegen deiner Playlist gemacht?", frage ich während ich Stevie die Leine abmache.
Die Playlist ist die Warm-Up Playlist für eines der Spiele. Diese wird an einem Spieltag, während des aufwärmens gespielt.
Dafür braucht er acht Songs und theoretisch haben wir noch zwei Wochen bis zur Abgabs-Deadline aber die nächsten Tage werden ziemlich voll und heute steht nur sein Training an. Ich bin auch nicht sehr lange hier, nur bis er vom Training zurück kommt.
Maximal fünf Stunden.
„Nicht wirklich aber ich pack' da einfach ein paar Songs rein."
„Ich hatte dir gesagt, das wir das heute machen Kai. Das steht sogar auf deinem Kalender.", erinnere ich den dunkelhaarigen der immernoch den Schmetterlingskalender nutzt.
„Keine Angst Nova ich habe das nichts vergessen. Aber es gibt was, was wir vorher besprechen sollten.", was sollten wir besprechen?
„Ist etwas passiert?", frage ich und ziehe mir die Jacke und den Schal aus und lege beides auf den Barhocker neben mir.
„Was denkst du denn von mir?", sagt er lachend. Was ich denke? Ich erwarte alles mögliche.
„Es gibt nichts, was ich jetzt nicht erwarten könnte Kai. Hast du wieder eine große Lieferung die in einer Stunde ankommt?", er tut so als würde er nachdenken doch schüttelt dann mit dem Kopf.
„Heute nicht. Nein es geht um etwas anderes. Einmal im Monat trifft sich das Team an einem Freitag Abend in einer Bar. Das ist diesen Freitag."
„Ok? Aber Freitag Abend hast du nichts also sollte es kein Problem sein."
„Wie sieht dein Freitagabend aus?", sofort habe ich eine leise Vorahnung worum es gehen kann. Hoffe aber das ich komplett falsch liege.
„Mit Stevie zu Hause sein."
„Super, dann kannst du ja mitkommen. Lilian und June sind auch mit da und laut Mason haben beide nur positiv von dir gesprochen.", sofort schüttel ich mit dem Kopf.
„Du brauchst mich da nicht."
„Arbeitstechnisch gesehen brauche ich dich da nicht aber ich finde trotzdem das du mitkommen solltest. Es ist immer spaßig."
„Ich arbeite für dich.", was sollte ich da?
Kai lehnt sich über die Kücheninsel und zuckt mit den Schultern.
„Ich sehe kein Problem damit. Wir verstehen uns gut, Lilian und June mögen dich und ich finde es schadet nicht wenn du mitkommen würdest. Ich weiß, du hast anfangs gesagt und auch gezeigt das du es strikt professionell halten möchtest aber ich glaube wir sind über diesen Punkt hinaus.", sind wir das?
Ich weiß es nicht.
Mein Knackpunkt war das eine Gespräch mit Xavier.
Ab da habe ich begonnen Kai etwas anders zu sehen und mein ursprüngliches Bild von ihm etwas zu vergessen.
Aber möchte ich über den proffesionellen Punkt hinüber? Sind wir es schon? Sollten wir?
Ich glaube nicht das wir es sollten.
Ja ich finde ihn wirklich ganz ok und mittlerweile macht es mir auch Spaß für ihn zu arbeiten. Ich komme gerne hier her und folge ihm mehr oder weniger über den Tag. Und ja es ist alles sehr sehr locker zwischen uns und wirkt vielleicht nicht immer 100% nur professionell aber am Ende ist es das.
„Wir sind nur Arbeitskollegen Kai.. Nein nichtmal das. Du bist mein Chef.",
„Theoretisch bin ich es gar nicht, denn mein Manager hat dich eingestellt und unterzeichnet deine Checks. Du arbeitest als meine Assistentin und ja ich stehe auch im Vertrag aber wenn man es genau nimmt hat mein Manager da mehr zu sagen als ich. Und wir alle brauchen Freunde auf der Arbeit und ich bin deine beste uns einzige Option. Also.... Freunde?", fragt er und streckt mir seine Hand über den Tisch hin.
Für einen Wimpernschlag lasse ich meinen Blick auf seiner Hand liegen.
„Komm schon Nova, ich bin wirklich cool.", schmunzelnd sehe ich ihn sein Gesicht und nicke leicht. Lege meine Hand dann in seine.
„Freunde."
Es ist nicht verboten oder könnte mich meinen Job kosten. Das einzige was passieren kann, ist das mir das Arbeiten ihm vielleicht noch mehr Spaß macht. Und das ist nichts negatives.
Er drückt meine Hand leicht und schüttelt sie länger als notwendig. „Perfekt. Ich hole dich Freitag um sechs ab. Bring Stevie mit."
Ich entziehe meine Hand wieder aus seiner und rolle lächeln mit den Augen.
„My Songs know what you did in the daaaaaaaark. So light em' up up up up.", singt Kai absolut schief mit und spielt Lufschlagzeug durch das Wohnzimmer.
Lächelnd sehe ich ihm dabei zu und tippe den Songtitel und Interpret ein. Nun haben wir sechs Songs für die Warm Up Playlist.
Die Songs, welche Kai ausgesucht hat sind alle sehr energetisch, machen gute Laune und sind sicherlich welche, welche einen motivieren wenn man Sport machen würde.
Der nächste Song ertönt und Kai stoppt in der Bewegung. Schüttelt mit dem Kopf, nimmt sich sein Telefon heraus uns skippt zu dem nächsten.
„I don't know what you've been told. But time is running out, no need to take it slow. I'm stepping to you toe-to-toe. I should be scared honey, maybe so.", er stoppt wieder und blickt zu mir.
„Setz den Song auf die eins, der muss auf die Playlist.", sagt er zu mir, klickt wieder auf sein Telefon und wirft es auf das Sofa bevor er weiter singt.
Natürlich ich kenne ich den Song. Ich kenne auch die Szene in dem Film für welchen der Song geschrieben wird und ich weiß auch das die ganze Welt durchgedreht ist, wegen genau dieser Szene. Aber wem kann man es verübeln? Sonnenuntergang, trainierte nackte Oberkörper, Männer die Footballspielen, der Strand?
„But I ain't worried 'bout it right now.", singt er und tanzt unbeschwert durch den Raum.
Und wenn ich so überlege ist dieser Song vom Vibe her komplett Kai.
Die Melodie ist fröhlich, unbeschwert und energetisch. Die Lyric könnte an manchen Stellen ebenso zu Kai passen. Und selbst wenn man diese Filmszene kennt könnte man sich ihn genau so gut darin vorstellen.
Er kommt auf mich zu und reicht mir seine Hand. „Darf ich um diesen Tanz bitten?", er macht einen Knicks und blickt auf seine Hand. Ich lache, lege dann aber den Laptop welcher auf meinem Schoß ist beiseite und lasse mich von ihm vom Sofa ziehen.
Das letzte was mir bei dem Song einfallen würde ist zu tanzen. Zumindest mit jemandem zusammen zu tanzen.
Wild und ohne wirkliches System wirbelt Kai uns durch den Raum und es ist viel mehr lachen als tanzen.
Mal zieht er mich an sich heran, mal schwingen wir hin und her und mal dreht er mich.
Nebenbei noch Stevie welcher zwischen und um uns herum läuft.
„I AIN'T WORRIED BOUT IT RIGHT NOW! KEEPING DREAMS ALIVE. 1999 HEROES"
Es passt alles absolut weder zum Takt noch sind es wirkliche Tanzschritte. Dann noch Kai, welcher beim Refrain alles gibt und so laut singt, das man kaum das orginal aus den Boxen hört.
Aber es macht erstaunlicher Weise verdammt viel Spaß.
Der Song endet, Kai dreht mich ein letztes Mal im Kreis, zieht mich dann nah an seinen Oberkörper heran und lässt mich dramatisch nach hinten dippen.
„Wow Miss Nova, ich wusste gar nicht das du tanzen kannst.", sagt er als ich wieder gerade stehe, mich einen Schritt von ihm entferne und ihn loslasse.
„Das gleiche könnte ich zu dir auch sagen."
Die ersten Takte vom nächsten Song ertönen und zu sagen das es unerwartet ist wäre untertrieben.
„Now he's thinking about me. Every Night oh. Is it that sweet? I guess so."
„Sabrina Carpenter?", frage ich und schmunzelnd und möchte wieder zum Sofa zurück.
„Wir alle haben unsere guilty pleasure Nova.", antwortet er, ergreift meine Hand und zieht mich wieder an sich.
„That's that me espresso.", singt er, bewegt seine Schultern rhytmisch und legt seine freie Hand in die Mitte meines Rückens. Für ein paar Sekunden bewegen wir uns hin und her. Bis er seine Hand von meinem Rücken nimmt und sich ein paar Schritte nach hinten bewegt.
Wer hätte gedacht das er tatsächlich Tanzen kann?
Wie von allein bewege ich meine Hüfte etwas mehr, gehe wieder auf ihn zu, drehe mich einmal und werde wieder an seinen Körper gedrückt.
„Ich glaube das sollte auch mit auf die Playlist.", überlegt er und singt dann den Refrain mit.
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