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n o v a

„Ok wie läuft dein Tag vor einem Spiel Normalerweise ab. Ich habe zwar all die Zeiten aber kann zum Beispiel mit dem Pre-Game Ritual nichts wirklich anfangen. Welche Schritte beinhaltet das? Brauchst du dafür etwas was ich dir mitbringen oder holen soll? Ist das wie bei den Baseballern wo ein Großteil dort vor Ort stattfindet?"

„Du warst die Assistentin von einem Baseballspieler?", ignoriert er den ersten Teil komplett und lehnt sich etwas weiter in das Sofa zurück. Soweit, das er schon fast liegt.

„Nein, aber darum geht es jetzt ja auch gar nicht",

„Dann ist es ein Ex oder ein Familienmitglied. Wer ist es? Vielleicht kenne ich ihn."

„Nein. Ich habe für einen gearbeitet aber nicht als Assistentin.", antworte ich nur und klappe den Laptop zu.

„Für was sonst? Als Koch? Ich habe gehört ein Formel 1 Fahrer hat einen persönlichen Koch welcher bei jedem Rennen mit dabei ist."

Ich schüttel mit dem Kopf. Offensichtlich hat er sich die Verträge nicht durchgelesen. Denn auf der letzten Seite ist eine Kopie meine Seite auf der Firmenhomepage. Die Seite, welche sich potenzielle Familien ansehen können und auf welcher auch steht, wo ich vorher war. Also ohne Namen aber grobe Beschreibung der Familiensituation. Also hätte er auch sehen können das ich das nun tatsächlich zum ersten Mal mache.

Aber sollte ich es ihm sagen?
So wie ich ihn bis jetzt kennengelernt habe macht es für mich den Eindruck als würde es ihn nicht stören. Nicht im geringsten.

„Ist es wichtig was ich da gemacht habe?", frage ich und nehme mir die Wasserflasche welche er mir gegeben hat als ich vorhin angekommen bin.

„Komm schon Nova. Wir arbeiten zusammen. Ich sehe dich öfter und länger als jeden anderen und weiß absolut nichts über dich. Außer das du einen Hund hast der Stevie heißt und das du Abends in einem Raum bist der ziemlich hallt.", der letzte Teil lässt mich schmunzeln.

„Ok, erzähl mir was dein Pre Game Ritual beinhaltet und ich erzähl dir was auch immer du von mir wissen möchtest."

Breit grinsend setzt er sich wieder aufrecht hin und sieht mich an.

„Deal, was willst du von dem Ritual wissen?",

„Alles. Wann machst du wo was und wie lange. Brauchst du dafür etwas, was ich dir mitbringen kann?"

Dann beginnt er auch schon zu erzählen.
Begonnen von der Sportsession, welche er drei Stunden bevor er in der Arena sein muss startet. Zu dem anschließenden Essen, welches immer das gleiche ist. Wrap mit Hühnchen, Reis, Tomate und Ei. Dazu ein Smoothie. Danach ein „Powernap" für 20 Minuten. Ganz zum Schluss trinkt er noch ein Wasser mit Elektrolyten.
Außerdem trägt er für ein Spiel immer schwarze Socken, da er sich sicher ist mit weißen werden sie verlieren.

Ich kenne es aus vorherigen Jobs. Nur habe ich es da nicht ganz so sehr mitbekommen wie ich es hier tun werde.
Aber was ich überall mitbekommen habe ist, wie sehr diese Personen diese Rituale brauchen. Und wie sehr diese Rituale immer, wie eine Art Zwang durchgeführt werden müssen. Wenn etwas dabei vergessen oder anders gemacht wird, ist es wie ein negativer Start in das bevorstehende Event.

„Ach und ich finde du solltest gleich mit mir zusammen Sport machen.", fügt er zum Schluss noch hinzu.

„Lieber nicht.", sage ich schmunzelnd und schüttel mit dem Kopf.

„So musst du Nachts nicht in einem leeren Raum sein und wahrscheinlich trainieren.", kommt er wieder auf unser Telefonat gestern Abend zurück. An welchem er offensichtlich hören konnte das ist nicht gerade zu Hause in meinem Wohnzimmer sitze.

„Weist du mir gefällt es dort wo ich gestern war. Selbst wenn ich hier mit dir Sport machen würde, was ich nicht tun werde. Würde ich trotzdem wieder dahin gehen."

„Ok ok, dann wann anderes. So erzähl mir von dir.", auch wenn ich anfangs nicht vor hatte ihm je etwas über mich zu erzählen. Denn er ist mein Boss und wenn ich jetzt in einem Büro arbeiten würde, wüsste ich so gut wie gar nichts privates über meinen Boss und anderes herum auch. Denn, dafür gibt es keinen Grund.

Aber er hat schon recht. Wir verbringen so viel Zeit miteinander. Ich sehe ihn fast mehr als Stevie. Und da schadet es nichts wenn er wenigstens etwas weiß.

„Was möchtest du wissen.", sein Telefon klingelt und er blickt für einen kurzen Wimpernschlag darauf. Klickt es aus und steht dann auf.

„Wir müssen das verschieben. Meine Gymsession wartet. Fühl dich einfach wie zu Hause, wenn etwas ist komm einfach nach unten. Falls du doch mitmachen möchtest, komm gerne mit.", ich schüttel schnell mit dem Kopf.

„Viel Spaß dir.", sage ich nur und lasse meinen Blick, während er den Raum verlässt, noch etwas länger auf ihm liegen.

Ich atme ein paar Mal ein und aus ehe ich die Treppen nach unten laufe.
Schon die letzten Minuten überlege ich einfach oben auf ihn zu warten oder kurz hier nach unten zu gehen um ihn zu fragen.
Er hat mir vorhin die Zeiten dazu genannt und ist nun schon etwas drüber. Und ich weiß nicht ob das so sein soll oder ob er einfach die Zeit vergessen hat. Aber ich möchte ihn auch nicht stören.

Unten warte ich vor der Tür und blicke in den Raum hinein.
Kai liegt Oberkörperfrei auf der Hantelbank. In seinen Händen hält er je eine Hantel welche er zeitgleich nach oben hebt. Für ein paar Sekunden hält und langsam wieder nach unten nimmt.
Das ganze wiederholt er ein paar Mal und ich warte auf den Moment in dem er stoppt, sich dann aufsetzt und somit mit der Übung durch ist.

Musik dröhnt in einer angenehmen Lautstärke durch die Boxen und wenn ich hätte raten müssen, was für Musik er hört. Hätte ich schon in diese Richtung gedacht. Motivierende, gute Laune machende Musik. Eine Musik zu der man sicherlich extrem gut joggen könnte. Oder auf dem Laufband laufen.

Wie von allein wandert mein Blick zu seinen Armen und den Muskeln welche sich bei jeder Bewegung ebenfalls mit bewegen.
Es ist mehr als nur deutlich das er ein Sportler ist oder allgemein regelmäßig Sport macht.
Und ich bin mehr als nur froh das ich nicht zugestimmt habe mitzumachen. Denn ich könnte mich nur schwer davon abhalten nicht immer wieder zu ihm zu sehen.

Was das letzte sein sollte, was ich tue. Dieser Mann hier ist mein Chef und ich sollte nicht daran denken wie gut er bei dieser Übung aussieht.

Kai setzt sich auf und stellt die Hanteln für hochkant auf seinen Oberschenkeln ab und blickt zu mir.

„Hey, alles gut?"

„Ja ich will dich nicht stören, aber du hängst hinter deinem Zeitplan. Soll ich schon irgendwas vorbereiten?", er schüttelt den Kopf.

„Mason ist Schuld, wir hatten kurz telefoniert bevor ich angefangen hatte. Ich bin in maximal 4 Minuten durch, das einzige was du machen könntest ist in der Küche schon alles bereit legen."

Ich nicke und gehe dann wieder nach oben.
Lege alles heraus, was ich denke was er brauchen könnte und warte dann in der Küche.

Viel später als erwartet kommt er in die Küche. Immernoch ohne Oberteil aber offensichtlich frisch geduscht. Seine nassen Haare liegen wild auf seinem Kopf und ein typischer Duschbad Geruch verfolgt ihm.

„Wie weit hänge ich hinterher?", fragt er und fährt sich ein paar mal durch die Haare und bevor ich ihn wieder länger ansehe als ich sollte klicke ich alibi mäßig auf mein Telefon um die Uhrzeit zu sehen. Auch wenn ich genau weiß wie spät es ist.

„In einer Stunde und 45 Minuten müssen wir los um pünktlich an der Arena zu sein."

„Gut.", „Brauchst du Hilfe?", ich sehe wieder zu Kai und versuche ihm dabei nur ins Gesicht zu blicken. Denn er würde natürlich bemerken wenn ich meinen Blick nach unten wandern lassen würde.

Er scheint für einen Moment zu überlegen, sieht mich an und nickt dann.

„Wenn du wirklich helfen willst kannst du die Tomaten klein schneiden.", ich nicke, ziehe das Brett über die Kücheninsel zu mir herüber und bekomme auch schon ein Messer und die Tomaten herüber gereicht.

„Es hat ewig gedauert, bis ich wirklich verstanden habe wie dieser Reiskocher hier funktioniert.", erzählt er und zeigt auf das weiße Küchengerät welches mir bis jetzt noch nichteinmal aufgefallen ist.

Mein Reis kommt aus der Tüte, geht in Wasser und kocht dann für eine Weile. Und ich würde auch nie auf die Idee kommen mir einen Reiskocher zu holen. Aber so ungern ich es auch zugeben möchte aber Kai achtet sicherlich mehr auf seine Ernährung als ich. Viel mehr.

„Macht das wirklich einen Unterschied? Also ist der Reis dadurch besser?", er füllt etwas Wasser in das Gerät und zuckt dann mit den Schultern.

„Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung. Reis ist für mich Reis. Das Ding war ein Geschenk von Xavier der mir noch einen Vortrag darüber gehalten hat wie gut das ist und wie sehr ich es brauche."

Xavier hat ihm einen Reiskocher geschenkt? Ich hätte diesen Mann nicht so eingeschätzt. Eher das er ihm einen Club mietet oder so. Aber ich kann mich auch täuschen.

„Xavier war der, der mit uns gegessen hatte.", fügt er hinzu.

„Ja ja ich weiß wen du meinst.", antworte ich nur und beginne mit dem schneiden.

„Wie alt bist du?"

„Was wusstest du über mich bevor ich hier angefangen habe?", stelle ich die Gegenfrage ohne von dem Brett aufzusehen. Ich wusste das er das mit den Fragen nicht vergessen wird und das es kommt sobald wir wieder in einem Raum sind.

„Dein Name.", ich warte darauf das er weiter spricht doch das macht er nicht.

„Das ist alles? Du hast doch den Vertrag unterschrieben.", antworte ich und sehe wieder zu ihm.

„Ich habe die Seite bekommen auf der ich unterschreiben musste und das wars.", wirklich? Ich dachte auch er muss sich alles durchlesen. Aber dafür hat er sicherlich auch seinen Manager. Und es würde nun auch Sinn machen, das er Anfangs so unvorbereitet war. Er hat einfach kaum bis keine Infos über die gesamte Sache bekommen.

„In dem Vertrag steht alles was du mich heute schon gefragt hast. Wo ich vorher war, wie alt ich bin und noch andere Dinge. Aber offensichtlich sind wir beide irgendwie hier hereingerutscht.", denn es ist die Wahrheit. Ich wäre niemals in diese Richtung gegangen, wenn diese Anzeige nicht da gewesen wäre.

„Wir beide?", ich zucke mit den Schultern und schneide die Tomaten weiter.

„Ich bin 24.", antworte ich dann auf seine Frage.

„Wann ist dein Geburtstag?", stellt er direkt die nächste Frage und holt sich auch ein Brett aus dem Schrank.

„Dauert noch etwas. Am 12.12.",

„Also in zwei Monaten. Ich hoffe du weist, das du an dem Tag nicht hierher kommen musst.", somit bringt er mich wieder dazu ihn anzusehen. Ich glaube wenn wir weiter machen, werde ich nie fertig mit dem schneiden.

„Es ist nur ein Geburtstag Kai. Ich-", „Nur ein Geburtstag? Nova der Tag ist besonders und den solltest du nicht mit arbeiten verbringen."

„Für mich ist es ein Tag wie jeder andere. Ich fühle mich da nicht anders. Das einzige was anders ist, ist das sich an dem Tag Leute melden die sich das gesamte Jahr nicht tun.", sage ich und versuche mich wieder auf das schneiden zu konzentrieren um fertig zu werden.
Ich möchte Kai helfen damit er seinen Zeitplan nicht noch weiter hinterher hängt. Aber ich mache gerade keinen besonder guten Job dabei.

„Jeder Geburtstag muss gefeiert werden Nova. Ok nächste Frage. Was für einen Job hattest du bei dem Baseballer?"

„Ich war die Nanny der Kinder.", und ich erinnere mich zu gerne an die Zeit zurück. Ich habe fast mehr Zeit auf dem Baseballgelände verbracht als zu Hause. Die Kinder waren zwei zuckersüße Mädels die ihren Dad als den größten Helden sehen und den ganzen Tag über nichts anderes gesprochen haben.

„Nanny? Ziemlich heiß.", völlig unerwartet von der Aussage reiße ich die Augen etwas auf. Hat er das gerade wirklich gesagt?

„Kai!"

„Was? Es ist die Wahrheit. Der Nannyjob ist viel heißer als der Modeljob.", ich glaube dieser Mann braucht dingend etwas zu Essen um wieder klar zu denken.

„Ein Nanny ist nicht da um heiß zu sein. Ein Model hingegen teilweise schon. Es kommt ganz darauf an was das Model trägt aber ein Victoria Secret Angel ist eine ganz andere Liga."

„Es geht hier nicht um das äußere. Natürlich sind die heiß, besonders mit dieser Unterwäsche und den Flügeln aber eine Person die mit Kindern umgehen kann ist es mindestens genau so."

Vielleicht ist Kai doch nicht so, wie ich anfangs dachte.

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