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Louis PoV
Nachdem das Wochenende vollständig ausgenutzt war, lief ich freudestrahlend in die Schule. Ich freute mich auf Harry, denn er war zwar derjenige, der mich Nachts aufblieben ließ. Normalerweise pflegte ich einen langen und gesunden Schlaf, doch dieser Junge verleitete mich zum wild umherwälzen, zum fluchen und zum ausrasten. Bekam Herzrasen und Bauchkribbeln. Ich wusste nicht, wie mir geschah, als ich jeden Abend nur noch daran dachte, ihn in den Arm zu nehmen und eng an mich zu drücken.
Ich dachte jeden Morgen als ich aufwachte an seine wundervollen Locken, die sich ganz weich zwischen meinen Fingern anfühlten, und an seine Haut, die unter meinen Fingerspitzen kribbelte. Mir ging sein schönes Lächeln nicht mehr aus den Kopf, egal wie sehr ich es versuchte, und die Folge darauf war, dass ich selbst breit zu grinsen anfing.
Dieser Junge hatte es mir verdammt angetan, und ich wusste nicht wie mir geschah. Denn er brachte alle meine Gedanken durcheinander, obwohl ich noch nie auf einen Jungen stand.
War ich jetzt schwul? Oder bi? Ich wusste es nicht. Ich war verwirrt.
Aber es war mir relativ egal. Wenn ich nun schwul bin, dann ist so. Wäre ich bi, ist es eben so.
Verändern konnte ich es so oder so nicht, stimmts?
Seufzend sah ich auf den Wolkengeschmückten Himmel hoch, und sah dann zu den bunten Herbstblättern, die von den Bäumen fielen. Das Farbenmeer bestand leider nicht nur aus knalligen Farben wie rot und orange, sondern auch aus vielen Brauntönen, die nicht gerade zu meinen Lieblingsfarben gehörten.
Das Lächeln auf meinen Lippen vergrößerte sich, als ich den Schulhof betrat. Schnell drängelte ich mich durch alle Schüler, umarmte Routinemäßig meine Freunde, die mir mittlerweile ebenfalls schnell ans Herz gewachsen waren, und lief in das Klassenzimmer. Ich war noch nie jemand, der Schule verachtete, oder als unnötig empfand, aber als ich zugleich ein unschönes Szenario zu Gesicht bekam, machte sich ein unergründliches Gefühl des Hasses in mir breit.
Und dieses Gefühl hegte ich wirklich nicht oft.
Ich sah Harry weinend und völlig mit Saft überschüttet, wie er zwischen Luke und Sebastian hin und her geschubst wurde. Bevor ich was realisieren konnte, drückten sie ihn in den Mülleimer und beschimpften ihn damit, dass er genau dahin gehören würde. Mit einem Handgriff wurde er gegen die Wand geschleudert, und das herzzerreißende aufschreien von Harry ließ mich zusammenzucken.
Ich sah mich für eine Sekunde um, und beobachtete wie alle anderen nur zusahen. Die Gesichter der Klasse waren unterschiedlich, doch die meisten verzogen ihre Mienen, und pressten ihre Lippen aufeinander. Dennoch erhob nicht ein einziger von ihnen den Mut, und beendete das ganze.
Wahrscheinlich war es nicht das schlauste, alleine auf die beiden zuzugehen, aber die Wut in mir interessierte das wenig. Mit gestrafften Schultern stellte ich mich vor Harry, der unter tränenüberströmten Gesicht versuchte sich aus dem Mülleimer zu befreien, und sah in Luke's Gesicht, der mich verwundert anblinzelte.
"Geh auf die Seite, Toml-", wollte er mich abwürgen, während ich sofort die Hand erhob, und meine Hände danach zu Fäusten bildete.
"Was hat er euch getan?", spuckte ich ihnen mitten ins Gesicht und baute mich vor Luke auf. "Er ist immer nett und hilfsbereit. Er tut keiner Fliege was zur leide, ihr behinderten Bastarde!"
Ich schien nicht sonderlich Angst einflößend, denn das sadistische grinsen verlieb auf seinen Lippen. Der Blondhaarige verschränkte belustigt die Arme und wollte mich mit den Worten, dass ich mich da raus halten sollte, weg drücken. Aber schneller als ich sprechen konnte, antwortete meine Hand auf seine Worte, die direkt auf seine Wange klatschte.
Mein Puls raste, mein Herzschlag verschnellerte sich. Meine Augen weiteten sich, als Luke's Gesicht knallrot anlief, und mir einen Schritt näher kam.
Ich hatte noch nie in meinem Leben die Hand gegen jemanden erhoben. Ich liebte den Respekt zu Menschen, ehrte sie und wollte mich nie auf die selbe Stufe wie sie stellen. Doch heute war mein Impuls schneller als mein Kopf, während ich mir aber die unerklärliche Frage stellte, warum Harry das alles mitmachen musste. Seltsamerweise spürte ich keinerlei schlechtes Gewissen, stattdessen straffte ich die Schultern, zog meine Augenbrauen zusammen und verlieb bei meiner ernsten Art.
"Was hat er euch getan, huh?", fragte ich dann wieder, bevor sich meine Zunge verknoten konnte.
Das weinen im Hintergrund, und das stechen in meiner Brustgegend gab mir so viel mehr Adrenalin, als ich es jemals bekommen hatte. Ich blendete die anderen hinter mir aus, denn das einzige was ich nur noch wollte war, dass das hier endete. Und ich redete dieses Mal nicht nur von Harry.
Nein.
Ich sprach vom Mobbing. Ich hasste es wie die Pest.
Bevor Luke weiter unnötigen Kram von sich abgeben konnte, spuckte ich ihm ins Gesicht. Ich konnte einfach nicht anders, und als der Sabber seine Wange hinunterlief, war es der Moment, wo er direkt auf mich zu kam, und ich seine harte Faust auf meinem Kiefer spürte.
Mit einem keuchen taumelte ich zurück gegen die Wand. Der Schmerz breitete sich in Sekundenschnelle komplett in mir aus, und während ich meine Hand auf meine Wange legen wollte, spürte ich zugleich den nächsten groben Fausthieb in meiner Magengegend, der mich wimmern ließ. Verzweifelt krümmte ich mich, und wollte mich schon verteidigen - meine Faust erheben, und zuschlagen, als diese ignorierend festgehalten wurde. Ich wurde gegen die Wand gedrückt, und als Sebastian auch noch anfing auf mich loszugehen, hatte ich keinerlei Chance gegen beide anzukommen. Die Tränen sammelten sich schnell in meinen Augen.
Ich stöhnte bei jedem Schlag, und zuckte zusammen, als ich einen Tritt nach dem anderen spürte, und das Blut anfing meine Nase hinunter zu laufen. Worte die ich hier gar nicht nochmal nennen wollte, brachten mich nicht nur dazu, körperlichen Schmerz zu erleiden, sondern auch an meinem Selbst zu zweifeln. Letztendlich ließ ich mich schluchzend auf den Boden hinab gleiten, und hielt mir die Hände vor das Gesicht.
"Widerliche Schwuchteln seid ihr! Einfach nur widerlich. Denkst du echt, irgendjemand mag dich hier Louis? Du bist hässlich, dein Style ist komisch. Du passt zu der Giraffe."
Luke's lache erklang. "Und da versucht er doch tatsächlich Styles zu schützen, obwohl er selbst ein Strich auf der Landschaft ist."
"Solche Freaks. Wir sollten euch nach der Schule den Schwanz abschneiden."
Wieder hörte ich zustimmendes lachen, und schluchzend fragte ich mich, warum mir niemand half. Die Schläge und Tritte hörten nicht auf. Ich spürte sie überall - an meinen Bauch. Meinen Beinen. Ich spürte den Schmerz in meinem Gesicht, das wie Feuer brannte. Wo war Harry? Ging es ihm gut? Ich hatte ihn aus den Augen verloren, da ich diese aus Reflex ängstlich zusammenkniff.
Meine Gebete wurden eine gefühlte halbe Ewigkeit später erfüllt, als der Rektor in den Raum stürmte, und mit sehr rotem Gesicht Luke und Sebastian in sein Büro schrie. Ich bekam es kaum mit, wie sie das Zimmer verließen, da das einzige was ich wahrnahm, Schmerz war. Ich schmeckte Blut an meinen Zähnen, meinen Lippen. Ich wusste, dass meine ganze Kleidung rot war, und was ich nicht wusste war, ob ich einen Zahn verloren hatte.
Ich weinte, wie ich es schon lange nicht mehr getan hatte, und das erdrückende Gefühl, dass mich nun absolut jeder so sah, und alles mitbekommen hatte, schnürte mir den Hals zu.
Als ein Lehrer auf mich zukam, und eine Hand auf meine Schulter legte, zuckte ich ängstlich zusammen und schüttelte den Kopf auf die Frage hin, ob ich denn aufstehen konnte. Vielleicht hätte ich gekonnt, doch ich wollte nicht. Es war nicht nur das peinlichste, was mir seit Jahren passiert war, sondern auch das beschämendste und schmerzhafteste. Jeder starrte mich an, und als die Schüler aus dem Raum gescheucht wurden, verschwand dieses Gefühl nicht, ausgelöchert zu werden.
"Louis. Wir haben Ihnen einen Krankenwagen gerufen, hören Sie? Können Sie uns überhaupt hören? Luke und Sebastian werden abgeholt, Sie können die Augen die Augen wieder öffnen."
Die Stimme des Lehrers trudelte in mich ein, und obwohl mein Kopf wie wild hämmerte, schienen seine Worte irgendwo bei mir anzukommen. Ich öffnete flatternd meine Augen und das erste was sie zu Gesicht bekamen, waren ein kaltes blau. Das Gesicht des Rektors starrte mich ernst an, und wurde gleich darauf weicher, als ich eine Reaktion zeigte.
Nach mehrmaligen Versuchen stand ich auf, wischte mir mit schmerzverzerrter Miene das Blut von der Nase, das aber unentwegt weiterlief und sah mich um. Mein Kopf drehte sich, und dennoch erblickte ich nicht den kleinen Lockenkopf, den ich jetzt am liebsten gesehen hätte.
Auf die Frage hin, wo Harry denn wäre, bekam ich nur ein verwirrtes Stirnrunzeln.
Ich wurde zu den Sanitätern geführt und verbrachte die nächsten Stunden damit, den Lehrern, sowie den Behörden und Eltern zu erklären was vorgefallen war. Diese notierten sich alles, und nachdem die Eltern von Luke sich zehn mal bei mir entschuldigten, durfte ich auch endlich den Nachhauseweg antreten, zusammen mit meiner Mutter, derer enttäuschter Blick mich unentwegt begleitete.
[Was in diesem Kapitel steht, ist so ähnlich in meiner Schule vor ein
passiert Jahren mal passiert. Ich finde es schrecklich, und könnte mich übergeben, wenn ich sowas lese, sehe oder höre.
Ansonsten. Wie fandet ihr das Kapitel? Ich bin irgendwie nicht so zufrieden. Hinterlasst bitte einen Kommentar wenn es euch gefallen hat. 👀
Alles liebe 💋]
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