XXXVII
Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, war Darryls warmer Körper weg und ich hörte mein Handy kurz piepen. Verschlafen sah ich zum Nachttischschrank und fischte nach meinem Handy. Als ich es hatte entsperrte ich es und sah auf den Sperrbildschirm. Heute war Donnerstag und es war schon nach neun. Mein Handy vibrierte wieder und ich öffnete die beiden Nachrichten von Sara.
Zimtzicke: (9:08)
Hey, hast du auch mal vor
wieder in die Schule zu kommen?😅
Zimtzicke: (9:09)
Geht's dir gut? Ich mach mir Sorgen!
Du meldest dich nicht!😕
Ich musste schmunzeln. Es war schön zu wissen, dass sie sich um mich sorgte und ich ihr nicht vollkommen egal war. Aber auf der anderen Seite war ich einfach enttäuscht von ihr. Allerdings wollte ich nicht nachtragend sein und vielleicht war es doch besser ihr zu verzeihen.
Ich: (9:09)
Hi, ja mir geht's gut!
Mach dir keine Sorgen. Was Schule betrifft,
weiß ich noch nicht, wann ich wieder komme,
aber wir werden uns wiedersehen, keine Sorge!
Nachdem ich die Nachricht abgeschickt hatte, kam Sara sofort on. Natürlich schrieb sie mir zurück, doch der Inhalt ihrer Nachricht ließ meine Mundwinkel wieder nach unten sinken.
Zimtzicke: (09:10)
Super, hast du eigentlich mit Darryl
nochmal darüber gesprochen?
Ich: (9:10)
Nein, ich glaube einfach nicht,
dass er zu so etwas fähig ist und es
war bisher noch nicht der richtige Moment.
Zimtzicke: (9:10)
Wie du meinst...
Ich konnte sehen, dass sie noch schrieb. Wahrscheinlich war sie sich unsicher, wie sie es schreiben sollte. Geduldig wartete ich ihre Nachricht einfach mal ab und sah mich etwas im Zimmer um. Ungern wollte ich die Sache übers Handy klären, aber andernfalls mussten wir ja irgendwann mal darüber reden. Von den Vorfällen der letzten beiden Tage wollte ich ihr erstmal nichts sagen. Sie würde mir nur erklären, dass sie mich doch gewarnt hätte und, dass sie recht hatte.
Zimtzicke: (9:11)
Kannst du mir irgendwann verzeihen?🥺
Mein Blick schnellte wieder aufs Handy. Konnte ich das? Ihr verzeihen? Bisher war ich mir darüber immer sicher und auch jetzt wollte ich nichts anderes als mit ihr Frieden zu schließen, aber das Vertrauen, welches wir einmal hatten, würde so schnell wohl nicht wiederkommen.
Ich: (9:11)
Ich hab dir schon verziehen, wir sind
doch beste Freunde... und wahrscheinlich
hätte ich in deiner Situation genauso reagiert.
Zimtzicke: (9:11)
Danke!!! Pass aber bitte
trotzdem auf dich auf.
Ich: (9:11)
Mach ich doch immer.
Zimtzicke: (9:12)
Naja...😂
Glücklich und kopfschüttelnd legte ich das Handy beiseite. Es tat gut zu wissen, dass ich mich mit Sara wieder vertragen hatte. Immer wenn wir stritten, fühlte ich mich schlecht und im Moment vermisste ich sie.
Motiviert stand ich auf, nahm mir frische Kleidung und ging ins Bad, um mich fertig zu machen. Anschließend ging ich runter. Doch da war niemand. Alles Frühaufsteher hier!
Da ich nicht wusste, wo Darryl war, verließ ich das große Haus und trat hinaus auf den Hof. Es war deutlich mehr los als sonst. Alle versuchten das Chaos zu beseitigen und so langsam kam wieder Ordnung in das Lager. Den meisten sah man es nicht mal mehr an, dass hier vor kurzen ein Kampf standgefunden hatte. Anderen hingegen konnte man noch in die Augen sehen und entdeckte dort Angst. Sie waren gehetzt und unruhig, als würden sie jederzeit einen Angriff erwarten.
Suchend sah ich mich nach bekannten Gesichtern um. Und tatsächlich. Ich konnte Molotov und Jessie sehen, die neben einen der Tische standen und sich über etwas unterhielten. Vor ihnen lagen einige Schusswaffen und die beiden hatten wohl eine kleine Meinungsverschiedenheit.
„Hey, habt ihr vielleicht Darryl gesehen?", fragte ich und riss beide aus ihrer Unterhaltung.
Während Jessie mich, wie immer eigentlich, sauer anfunkelte deutete Molotov hinter sich. „Er ist in der Halle trainieren."
„Okay, danke." Damit ging ich an ihnen vorbei und öffnete die große Tür. Sie gab ein leises Knarzen von sich und ich konnte bereits Kampfgeräusche hören. Neugierig ging ich um die Ecke und hatte somit freie Sicht auf die große Innenhalle. Neben mir waren Umkleiden und Duschen, sowie einige Geräteräume. Darryl stand auf einer dunklen Matte. In seiner Hand ein Messer und ihm gegenüber ein fremder Junge, der ebenfalls bewaffnet war. Die beiden umkreisten sich permanent und ihre Körper waren in der geduckten Haltung ziemlich angespannt.
Darryl trug nur eine schwarze Jogginghose und Schuhe, was mich stutzig machte. Was machte er, wenn er nicht rechtzeitig ausweichen oder blocken konnte?
Offensichtlich durfte genau das nicht passieren, denn dann hätte er wahrscheinlich eine weitere Narbe. Nur warum taten sie dann sowas? War doch klar, dass man sich dabei verletzt. Außerdem hatte er noch einen Verband um seine verletzte Hand.
Immer abwechselnd griffen sie sich an. Es wirkte fast wie ein Tanz, da die Bewegungen perfekt abgestimmt waren. Allerdings wurde der Angriff meistens abgebrochen, wenn man bemerkte, dass der Gegner nicht ausweichen konnte. Es sah so anmutig aus, wie Darryl und der Fremde sich umkreisten und versuchten den Anderen anzugreifen, ohne selbst verletzt zu werden. Hochkonzentriert fokussierte der Schwarzhaarige seinen Gegenüber und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass er dabei nicht heiß aussah.
Der Kampf endete damit, dass Darryl den Anderen bis zum Rand der Matte drängte und durch einige Messerstreifer dafür sorgte, dass dieser seine Waffe verlor.
Sofort ließ Darryl von ihm ab. „Wirst immer besser", lobte er seinen Kampfpartner.
„Danke, sollten wir öfter machen", lachte dieser, während er sich seine blonden, verschwitzten Haare zurückstrich. Noch öfter?! Jedenfalls wunderte es mich nicht mehr, wieso Darryl so gut kämpfen konnte. „Ich glaub deine Freundin ist darüber aber nicht besonders erfreut", fuhr der Blonde fort. Als er mich erwähnte und seinen Kopf zu mir drehte zuckte ich leicht zusammen.
Auch Darryl sah mich nun an. Sofort wurde seine Miene heller und freudig kam er auf mich zu. „Na, auch mal wach?", begrüßte er mich und küsste mich.
„Wieso hast du mich nicht geweckt?", wollte ich wissen. Verträumt sah ich in seine grünen Augen und die Tatsache, dass er Oberkörperfrei war, störte mich nicht im Geringstem.
„Ich konnte nicht, du sahst so schön aus. Da wäre ich doch ein Unmensch, wenn ich dich aus dem Schlaf reisen würde." Seine Hände fanden den Weg zu meiner Hüfte und er hob mich vorsichtig hoch, bevor er mich nochmal küsste.
„Sucht euch ein Zimmer!", rief der blonde Junge uns zu, der aus einer Wasserflasche trank.
Darryl wollte uns gerade bissig verteidigen, bis er überrascht die Augen aufriss. „Ey, die gehört mir!"
„Kannst sie wieder haben!", entgegnete der andere und warf die fast leere Flasche Darryl zu.
Dieser fing sie und starrte sie angewidert an. „Als ob ich deinen Speichel schmecken möchte, am Ende bekomm ich noch riesige Blasen an den Lippen!" Der Blonde lachte nur und ging zu den Duschen. Kurz darauf hörte man das Wasser rauschen und ich musste schmunzeln. „Lass uns gehen. Ich brauch was zu trinken", schlug der Schwarzhaarige vor und legte einen Arm um meine Schultern. Als er meinen Blick bemerkte, da er ziemlich schwitzte, lachte er, „Keine Sorge, ich geh auch gleich duschen." Er blieb stehen und sah mich verschmitzt an. „Du kannst ja mitkommen."
Erst perplex und dann lachend schlug ich ihn gegen den Oberarm. „Nein danke, ich hab schon."
„Schade", schmollte er und zusammen gingen wir zu den Umkleiden. Zwar fand ich es gut, dass er so viel trainierte, vor allem Kampfsport. Aber auf der anderen Seite machte ich mir Sorgen um ihn. Was wenn er sich mal schlimmer verletzte als sonst?
Als er fertig war gingen wir zum Versammlungsraum, da die Anderen des Clans wissen wollten, wie es weiter ging und so langsam fragte ich mich, wer hier überhaupt das Oberhaupt war. Malcom Coyne war ja tot.
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