4.Kapitel
Auf Zehenspitzen schleiche ich aus dem Zimmer. Mit größter vorsicht versuche ich die Tür geräuschlos hinter mir zu schließen. Doch gelingt es mir nicht sonderlich. Ein Knarren hallt an den Wänden wieder. Erschrocken klammere ich meine Hand um den Türgriff und halte inne, horche ob es jemanden geweckt hat. Erleichtert stelle ich fest das es wohl niemand mitbekommen hat. Auf Zehenspitzen laufe ich über die kalten Mamorfliesen, bedacht darauf keinen Mucks von mir zu geben. Ein Kribbeln macht sich in meinem Bauch breit, so wie immer wenn ich weiß das ich etwas verbotenes tue. Ich weigere mich schlicht, mir auszumalen, was passieren würde, wenn mich jemand erwischt. Fast schon erleichtert komme ich an der blank geputzten Glastür an, welche den Weg in den Garten freilegt. Mit vor Angst zitternden Händen drücke ich die Klinke runter.
Sobald mir die kühle Nachtluft entgegen schlägt ist die Angst jedoch vergessen. Da ich nicht das erste mal unbefugt den Garten betrete, weiß ich das man die Tür nur von innen öffnen kann, um vor Einbrechern zu schützen und im Notfall schnell herraus zu kommen. Also lege ich einen Stein in den Spalt der offenen Tür, durch den ich eben noch in den Garten gehuscht bin. Ein zartes Lächeln legt sich auf meine Lippen, während ich durch das vom Tau nasse Gras schlendere und in den Himmel starre. Markus und ich haben uns früher immer zusammen die Sterne angesehen. Wir lagen gemeinsam im Garten und haben auf den Sonnenuntergang gewartet, sobald wir den ersten Stern gesehen haben, sind wir in unserer eigenen kleinen Welt versunken, haben einander unsere Träume erzählt.
Ich lasse mich ins Gras fallen und tue das selbe wie vor vielen Jahren. Es ist eine der wenigen schönen Erinnerungen die ich an die Zeit mit Markus noch habe. Doch jedesmal werden diese schönen Erinnerungen von dem Moment zerstört, in dem ich seinen Blutüberströmten Leichnam gesehen hatte. Wie auch jetzt. Eine einzelne Träne bahnt sich den Weg an meiner Wange entlang.
Nach einigen weiteren Minuten in denen ich nur in den Himmel schaue und Nachdenke, stehe ich wieder auf und mache mich auf den Weg zurück zu den Zimmern. Doch schlafen kann ich dennoch nicht mehr.
Sobald der erste Sonnenstrahl durch die Fenster scheint, sind bereits alle schon fertig gemacht und begeben sich zum Essensraum. Wie immer bekommt jeder eine Scheibe Brot, einen Apfel und ein Glas Wasser. Danach gehen auch schon alle ihrer gewohnten Arbeit nach, ebenso ich.
Ich wische zum gefühlten 1000-mal den kleinen Glastisch im Wohnzimmer ab und sortiere die Zeitschriften. Danach fange ich an die etlichen Kristallgläser zu polieren und zurück in den Schrank zu stellen. Ich bin schon mit der Hälfte fertig, als ich Aroons stimme höre. Er betritt das Wohnzimmer und lässt sich auf die Couch fallen. Genervt legt er die Finger an seine Schläfen und atmet tief durch. Wie ich es gelernt habe ignoriere ich seine Anwesenheit und wische weiter mit dem dunkelroten Tuch über die glänzende Oberfläche der Gläser.
Aroon greift nach seinem Handy und tippt irgendeine Nummer, kurz darauf ist er mitten in ein Gespräch verwickelt. Interessiert lausche ich dem Telefonat, natürlich ohne das er etwas bemerkt. "Ich möchte das sie sich noch heute auf eine Auktion begeben" ... "Nein, dann gehen sie Eben auf eine andere!"... "Vorzügliche Auswahl, wie immer." ... "Bringen sie sie vor Einbruch der Dunkelheit her, wenn ihnen etwas an ihrem Job liegt!"... "Auf keinen Fall! Gehen Sie über Leichen wenn es nötig ist!". Mit diesem Satz endet das Gespräch und er steht 'leicht' gestresst auf. Kurz ist es still bis plötzlich seine laute Stimme den Raum erfüllt"Kaleo?!" Schreit er, ich erschrecke mich so doll, das ich das Kristallglas fallen lasse. Ich spüre wie sich Aroon zu mir umdreht und laaange ausatmet. Ich stelle michschon auf das schlimmste ein und traue mich nicht mich zu bewegen, geschweige denn zu atmen. Einer seiner Wachen betritt den Raum noch bevor Aroon mich hätte anmotzen können. Erleichtert atme ich auf. "Was kann ich für sie tun, Sir?" "Bringen sie mir etwas lebendes auf mein Zimmer, Jetzt!" Faucht er und verlässt gefolgt von der Wache, offensichtlich Kaleo. Puh.. Grad nochmal Glück gehabt. Ich sammele schnell alle Scherben auf und transportiere sie vorne im Rock meines Kleides (Ich glaube ihr wisst was ich meine xd) bis zur Küche, wo ich sie in einen der Eimer fallen lasse.
Ich hatte Aroon zum Glück den restlichen Tag nicht mehr gesehen und konnte ohne weitere Störungen meine Arbeiten erledigen. Dennoch haben sich über den Tag einige Ängste angesammelt. Wenn man stundenlang arbeitet, still und allein, hat man genug Zeit zum Nachdenken. Ich machte mir große Sorgen bezüglich des Vorhabens des Königs. Ich dachte immer das hier war's für mich, das ich mehr in meinem Leben nicht erreichen würde, als für Aroon Tische abzuwischen. Doch nun besteht doch noch eine Möglichkeit etwas anderes zu erreichen, etwas wesentlich schlimmeres. Ich habe immer meinen Willen behalten, doch fals ich zum Blutbeutel oder Spielzeug werden würde, wäre es mein Ende.
Ich liege im Bett, starre in die Dunkelheit und lausche dem ruhigen Atem der anderen Mädchen. Wie groß ist die Chance das der Prinz mich aussucht? Nicht groß... Oder?
Allerdings wäre es von Vorteil im Palast zu leben, schließlich kann ich dort meine Rachepläne in einem deutlich größeren Stil umsetzen.
Was wohl Markus über mich denken würde, wenn er noch am leben wäre? Ob er stolz wäre, weil ich nicht die Hoffnung auf Gerechtigkeit aufgegeben habe? Oder vielleicht enttäuscht, weil ich mein Leben der Rache opfern werde? Ich drehe mich auf die Seite und versuche mich vergebens von den Gedanken abzuschotten.
Nach einer Ewigkeit habe ich es wohl doch geschafft einzuschlafen, jedoch wurden wir heute früher als normal geweckt. Bestimmt drei Stunden Schlaf stehen uns noch zu. Als ich mit den anderen das Schlafzimmer verlasse ist auf den Gängen Hektik und Panik ausgebrochen. Viele rennen herum, tragen irgendwelche Kleider von Raum zu Raum und fangen an die anderen anzusprechen und mitzuziehen. Ein Mädchen kommt auch auf mich zu. "Kommt!" Ruft sie und zieht mich mit zwei anderen in eines der Badezimmer. Völlig perplex folgen wir ihr, ohne groß einen Gedanken daran zu verschwenden in was für eine Katastrophe wir uns gerade freiwillig hinein begeben, ein großer Fehler....
Sie drückt uns grob hinein. "Ihr wisst wie das abläuft!" Sagt sie noch und schließt dann die Tür. Wir drei starren auf die Kisten vor uns und schauen dann uns an. "Nein..." flüstert das blonde Mädchen neben mir und fängt schon fast an zu weinen, als ich realisiere was gleich passieren wird will ich einfach nur mitweinen und ich glaube es geht nicht nur mir so...
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Sry Leute das es erst so spät kommt, allerdings ist das hier wie schon gesagt ein Nebenprojekt, deshalb wird nie so regelmäßig etwas upgedatet!^^
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, würde mich über Votes und Kommentare freuen! :)
Hegdl♡
Bella :*
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