25. Kapitel
Für so ein Glas Champagner, wie ihn hier alle möglichen Kellner auf kleinen silbernen Tabletts herumtragen, wäre ich jetzt wirklich auch sehr dankbar, vielleicht würde mich das etwas entspannen oder mich zumindest abkühlen. Denn mein Blut kocht und mit kochen meine ich wortwörtlich kochen, mir ist so heiß ich fühle mich wie ein lebender Ofen. Als würde mein gesamter Körper nur aus lodernden Flammen bestehen. Ein Wunder, dass die zwei neben mir mich noch nicht angestupst haben, dass ich mal etwas runterkühlen soll. Wäre ich die, hätte ich mir schon längst ein Eis besorgt oder wäre zumindest einige Meter auf Abstand gegangen. Das ist ja nicht zum aushalten hier...
Aber mal ehrlich mein Herz schlägt so schnell, dass ich ernsthaft Angst vor einem Herzinfarkt habe. Ich hoffe nur irgendeiner hier hat irgendwie Erfahrung mit Wiederbelebung, denn die ist bald erforderlich und es ist definitiv kein guter Tag zum sterben.
Ich versuche mich so gut es geht hinter den Köpfen, der vor mir stehenden, zu verstecken. Ich hoffe einfach nur, dass er mich nicht sieht und ich gleich mit der Menge der anderen Sklaven ungeachtet flüchten kann, auch wenn es echt schwierig wird in einem magentafarbenen leuchtenden Kleid und hohen Schuhen unter der dreckigen Kleidung der Anderen nicht aufzufallen. Aber hey, positiv denken oder? Es gibt für alles ein erstes Mal.
Jofan steht gerade vorne bei seinen Eltern und unterhält sich mit ihnen. Scheint so als wäre der Empfang vorbei. Alle um mich herum fangen sich langsam an im Raum zu verteilen, schnell folge ich ihrem Beispiel, um bloß nicht gesehen zu werden. Gott beinahe wäre ich dort so ganz ohne Sichtschutz stehen geblieben, gerade noch so konnte ich hinter dem Rücken eines älteren Herren verschwinden. Meine Beine fühlen sich 1 zu 1 an wie Wackelpudding. Was ist wenn ich gleich einfach tot umfalle? Dann muss ich ja theoretisch gesehen nicht mit ihm reden oder? Und abkühlen würde mein Körper dann definitiv auch. Ich meine Leichen sind ja grundsätzlich eiskalt.
Ach komm schon Catalina... Bist du nicht eigentlich taff? Hast keine Angst diesem Arsch unter die Augen zu treten? Sollte nicht er Angst vor dir haben? Ach Gott es ist so schwer in einer solchen Situation stark zu bleiben und mutig und was weiß ich noch alles. Das Problem ist, ich fühle mich irgendwie verletzlich, und das macht mich schwach. Dieses Gefühl ernsthaft verletzt werden zu können nimmt mir den Mut. Als hätte er die Macht mich mit nur einem Wort zu erdolchen, als hätten seine Worte die Kraft mir das Leben zu nehmen. Und wieso das ganze? Ich musste ja so blöd sein und mein Herz da mit ins Spiel bringen, ohne das wäre alles besser, ich sag's ja nur. Für was haben wir das eigentlich? Gefühle... ein Herz... Reicht es nicht das es uns am leben halten muss? Wieso muss es sich auch noch dafür verantwortlich fühlen uns an andere Menschen zu ketten? Kann es nicht einfach nur seinen Job tun und uns unser Leben leben lassen? Überlegt doch mal wie viel einfacher alles wäre. Nie wieder falsche Entscheidungen treffen, weil du statt auf die Tatsachen und Fakten zu hören, deinem Herzen folgst. Nie wieder völliger Kontrollverlust, alles wäre um so vieles leichter. Doch so ist es nun mal nicht und ausgerechnet ich bin davon betroffen. In meiner Situation hätte mir doch nichts schlimmeres wiederfahren können. Lieber wäre ich noch tausendmal mit lebensgefährlichen Wunden in ein schwarzes Loch geworfen worden, als das jetzt ertragen zu müssen. Angst macht mich krank, denn sie lenkt mich ab und ab dem Moment in dem sie da ist, bin ich nicht mehr ich selbst und kann nichts dagegen tun. Die Angst macht mich machtlos und schwach, es gibt nichts was ich mehr verabscheue. Noch lächerlicher ist, dass diese Angst nur daher rührt, dass mir Jofan tatsächlich nicht mehr hundertprozentig egal ist.
Würde mein Bruder mich jetzt sehen... Er würde lachen, einfach nur darüber lachen, über was ich jetzt gerade schon wieder nachdenke, anstatt mich mal damit auseinanderzusetzen, wie das hier jetzt weitergeht und wie ich wieder hier weg komme. Eigentlich sollte ich ja mit ihm reden, irgendwann muss ich es ja sowieso, und dazu ist er für meinen Plan einer der wichtigsten Schlüssel... Aber kann das nicht noch warten bis ich mir was überlegt habe? Irgendeinen Grund ihn doch noch zu hassen und all seine gesagten Worte, die an meinem vollständigen Hass zu ihm kratzen, doch noch zu widerlegen.
Ein Kellner läuft an mir vorbei und schnell schnappe ich mir eines der mit goldschimmerndem Sekt gefüllten Kristallgläser. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern schütte ich mir das ganze Glas aufeinmal rein, als wäre es das erste seit Tagen, das ich zu trinken bekomme. Erst brennt es etwas, doch dann geht's mir auch schon etwas besser. Noch 10 davon und ich hab wieder den Mut den ich brauche um ihm in die Eier zu treten.. oder so ähnlich und meine normale Körpertemperatur wieder zu erreichen.
Ich stelle das leere Glas einfach beim nächsten der vorbei kommt ab und tausche es durch ein frisch gefülltes aus. Ich stehe immernoch hinter dem älteren Mann, der sich angeregt mit einer Frau über den Wertegang eines alten Designers unterhält, und scheinbar auch erstmal so stehen zu bleiben schien. Mein Glück.
Ich halte Jofan die ganze Zeit im Auge und achte darauf auch von keinem anderen in diesem Raum beachtet zu werden. Wie ein kleiner stalkender Geist.
Muss ja schon echt komisch aussehen, wie ich hier so vollkommen alleine stehe und ein Sektglas nach dem anderen nieder mache. Was tue ich hier nur? Andererseits war ich auch noch nie betrunken, wäre auch mal eine interessante Erfahrung, aber ich glaube das hier ist absolut der schlechteste Zeitpunkt und Ort um sich zu betrinken... Wieso nehme ich mir dann gerade Glas Nummer 6?
Ich behalte das siebte erstmal in meinen ohne Grund zitternden Hand und atme etwas durch. Ich werfe erneut einen Blick zu Jofan, dieser unterhält sich gerade mit irgendwem, den ich sowieso nicht kenne, am anderen Ende des Raumes und er sieht total gelangweilt von dem Gespräch aus. Über was sie wohl reden, dass er so aussieht als würde er sich gleich in seinem Glas ertränken wollen vor Langeweile? Was interessiert mich das? Ich sollte aufhören über ihn nachzudenken und ihn nur im Auge behalten, damit ich rechtzeitig flüchten kann, wenn Gefahr droht.
Ich schüttel den Kopf über mich selbst und lasse meinen Blick weiter durch den Raum schweifen.
Überall dieses oberflächliche Lachen, das sie auf all den vorherigen Veranstaltungen schon perfektioniert haben mussten, um auch bei den langweiligsten Gesprächen noch einen guten und höflichen Eindruck zu machen. Einerseits verstehe ich diese Taktik, andererseits denke ich mir, wenn ich den anderen anlächle zeige ich Interesse an der Scheiße, die er labert und er wird es jedes Mal, wenn wir uns sehen, wieder machen, aber wenn ich ihm zeige, dass es mich nicht interessiert, hat er doch auch keinen Bock mehr mit mir zu reden? Wieso ist ihnen allen dieser aufgesetzte gute Ruf so wichtig? Dieses Ansehen und die Bestätigung? Haben sie Angst abgelehnt zu werden, wenn sie mal ehrlich sind? Zeigen sie lieber jedem die aufgehübschte Lüge ihrer selbst, als wer sie wirklich sind?
Ich werde Menschen nie verstehen... Vielleicht ist es gut, dass ich nie mit ihnen aufgewachsen bin. Ich glaube es hätte aus mir einen anderen Menschen gemacht, einen wie sie, der nie sein wahres Gesicht zeigt, weil die anderen es belächeln könnten. Lächerlich, sein Leben damit zu verschwenden es für andere schön aussehen zu lassen.
Okay, Glas sieben ist auch leer. Ich weiß, es sollte mein letztes sein, aber es achtet hier sowieso keiner auf mich und Jofan ist sowieso... Ja Warte mal... WO IST ER?! Ich sehe mich leicht panisch um, als ich bemerke, dass niemand mehr dort hinten steht, wo er eben noch gelangweilt den Worten seines Gegenübers gefolgt ist. Er darf mich doch nicht sehen er könnte hinter mir stehen... Hh gott...
Ich drehe mich einige Male hektisch um, um zu überprüfen das er auch wirklich nicht hinter mir steht, und suche alles mit meinen Blicken ab. Heilige scheiße... da ist er... bei seiner Mutter mit noch einigermaßen gutem Abstand. Hätte er mich gesehen... Holy...
Auf diesen Schreck erstmal ein Gläschen. Prost nh.
So langsam spüre aber auch ich, dass ich es lieber lassen sollte mit noch mehr von diesem Zeug, das tut mir echt nicht gut. Alles schwangt schon so leicht, ich sollte jetzt mal auf die Bremse drücken und einfach gucken wie ich hier heraus komme. Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Erschrocken Blicke ich nach rechts, um zu schrecken ob Jofan noch da stand wo er sein sollte. Warte mal Jofan ist da noch, also wer...?
Ich drehe mich vorsichtig um und hätte beinahe mein Glas fallen lassen, als ich diese dunklen Strähnen und das verschmitzte Grinsen erblicke. "Du auch hier? Es ist mir eine wirkliche Freude dich hier zu treffen" Er klingt so kühl, als würden wir uns gar nicht kennen und gleichzeitig hatten seine Worte einen Unterton, der mir das Gefühl gab, als würden wir uns schon ewig kennen. Ich bin so perplex das kein einziger Ton meinen Mund verlässt. Ich hab ja an wirklich alles gedacht, aber nicht daran ihn hier zu sehen. Gott wie konnte ich nicht an ihn denken? Natürlich ist er hier, er lebt ja schließlich auch im Palast... Naja okay, ich habe ihn schon echt lang nicht mehr gesehen und zugegebenermaßen gehofft, dass er auch außer Landes war, da die Tatsache, dass er die ganze Zeit über im Schloss gewesen ist ohne zu mir zu kommen und mit mir zu reden mich zu sehr verletzt. "Sprachlos? Ich auch als ich dich in diesem wunderschönen Kleid gesehen habe, es steht dir echt hervorragend. Also für ein Spielzeug siehst du echt teuer aus." Er lacht, so zuckersüß und eiskalt gleichzeitig, dass ich mich frage, ob es nun ein Kompliment war und ich mich bedanken sollte oder ob da noch Hintergedanken im Spiel waren. Was zieht er hier gerade für eine Show ab? Ich muss erstmal an Glas neun nippen bevor ich ein Wort über die Lippen bekomme. "Du... Du warst weg. Was sollte das? Ich meine was zum Teufel war das?" Zugegeben, ich klinge etwas... Ja... nicht mehr ganz geistig vorhanden, ich hab lange gebraucht um diese Sätze zu bilden... seeehr lange... Hilfe. Aber Hey ich habe wenigstens was rausgebracht. Sein Grinsen wird etwas breiter sobald er meine nach Alkohol stinkenden Worte hört. "Wie viele hast du davon denn schon intus? Ich meine ich hab nichts gegen eine kleine Party, aber damit? Definitv kein guter Stoff." Er grinst noch breiter wenn das überhaupt noch geht und mit so einem Blick in den Augen der mich irgendwie ganz nervös macht. Ein bisschen belustigt über mich sieht er allerdings auch aus... Ich glaube ich würde mich selbst auslachen würde ich mich gerade sehen können. Trotzdem kann ich noch klar genug denken, um zu wissen das er einem ernsthaften Gespräch ausweicht. "Ein paar" antworte ich schlicht auf seine Frage und muss mich echt anstrengen diese Worte klar und in angemessenem Ton zu sagen. "Ich denke für heute ein paar zu viel. Das ist definitiv kein Ort zum Spaß Haben, aber um deine Frage zu beantworten, ich musste mich fern halten." Für die nächsten Worte kommt er näher und spricht sie genau an mein Ohr, was mir eine verdammte Gänsehaut über den Körper jagt. "Ich wäre so gern wiedergekommen, glaub mir, aber einige im Schloss hatten mich in letzter Zeit stark im Auge und dazu bin ich mit meiner Arbeit etwas nachlässig geworden, ich hatte nur noch dich im Kopf. Ich hatte die Hoffnung dich heute hier zu sehen. Danach schon was vor?" Er nimmt wieder etwas Abstand und lächelt vielsagend. Er nimmt auch einen Schluck aus seinem Glas und wartet meine Reaktion ab, die zugegebenermaßen sehr schlicht ausfällt. Ich bin so überfordert mit allem gerade ich kann nichts als ihn verwirrt anzustarren. Irgendwie spüre ich das er mir etwas verheimlicht und diese Situation ausnutzt, das ich zu viel intus habe, um mit ihm ernsthaft darüber zu diskutieren. Aber aus irgendeinem Grund scheinen mir seine Worte gerade echt zu gefallen. Hasse ich ihn nicht eigentlich dafür das er mich hat sitzen lassen? Will ich mich nicht eigentlich von ihm und allem anderen was mir zu nahe gehen könnte fern halten? Für den Plan? Naja ein bisschen Spaß kann man ja haben... Ich liebe ihn ja nicht es ist ja nur ein bisschen Unterhaltung... Ein Zeitvertreib mit einem jungen den ich gern hab... es ist ja also nichts schlimmes oder? Ich nehme noch einen diesmal etwas größeren Schluck und grinse ihn dann doch tatsächlich an. Wieso grinse ich? Was mache ich hier? Hör auf zu grinsen! Sei böse, geh einfach weg, ignorier ihn! Stell ihn zur Rede! Wieso tue ich das gerade? Wieso fange ich schon wieder an die Kontrolle zu verlieren?
Wieso denke ich gerade nur noch an seine Lippen? Sie schmecken so gut...
Soo weich... Nein. Stop. Darum geht es nicht und daran will ich auch gar nicht denken. Er belügt mich. Ich muss die Wahrheit herausfinden, spielt er mit mir? Ich darf nicht zulassen, dass er so eine Kontrolle über mich hat egal für wie lange und wie viel Sekt ich schon getrunken habe.
Er kommt nochmal ein Stück näher und streift mit der Hand kaum für andere sichtbar, aber für mich verdammt gut spürbar, über meinen Arm, ich sag's euch, der Herzinfarkt ist nah... Sofort wird mir noch heißer, wenn das überhaupt nich geht und wieder quetschen sich die Gedanken an seine Lippen in meinen Kopf. "Keine Sorge ich finde dich, wir sehen uns dann später, und lass das erstmal mit dem Sekt." Flüstert er charmant lachend und geht langsam an mir vorbei, dabei streift seine Hand 'ausversehen' meine. Dieser..!!!! AAAAH! Das war doch Absicht, er weiß genau wie schwach einen dieses Zeug gegenüber solchen Gesten macht. Und ich kleiner Idiot laufe auch noch genau in seine Falle. Wie ein kleiner dummer Fisch, schwimme ich ihm genau ins Netz. Aber wieso tat er das eigentlich? Wieso benimmt er sich so komisch? Waren wir nicht eigentlich sowas wie Freunde, die einmal etwas zu weit gegangen sind? Ging es ihm nicht von Anfang an darum, um Freundschaft? Wer genau ist er und was will er?
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Hola meine guten Stuten,
Ich hoffe ihr hattet eine schöne Woche und einen schönen Valentinstag, wenn ihr das Kapitel irgendwann viel später liest, dann hoffe ich ihr hattet einen schönen Tag xD
Was denkt ihr ist Noahs Ziel? ^^
Wie immer voten und kommentieren nicht vergessen,
UUUUNND: Fleißig abstimmen
Team #Jolina
Team #Nolina
Bella :*
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