Kapitel 30 - Blutiger Kampf

Junes Herz klopfte wie wild, als Loki sich soweit zu ihr hinunterbeugte, dass sie seinen beruhigenden Duft an seinem Körper riechen konnte. Ihre Augen huschten aus Reflex zu seinen Lippen, die schwach in der Dunkelheit glänzten. Doch noch bevor June ihre Lider in stummer Ergebung schließen konnte, spürte sie seinen heißen Atem an ihrem Ohr.
„Es wird niemals wieder ein „wir" geben können. Du hast eine so große Wunde in mein Herz gerissen, als du mich hintergangen hast, dass ich glaube, es wird nimmer mehr heilen."

Junes Herz setzte einen Schlag aus. Loki entfernte sich wieder von ihr und setzte sich so weit von ihr weg, wie es das Bett ermöglichte. Das Zimmermädchen spürte den weichen Stoff der Decke unter sich und Lokis Körperwärme, welche die Matratze erwärmt hatte. Und doch fühlte sich ihr Inneres so unglaublich kalt an. Es war ein Fehler in sein Gemach zu kommen. Die Gesichtszüge der jungen Frau verhärteten sich. Nur die leichten Tränenspuren auf ihren Wangen verrieten, wie verletzt sie war. Sie musste sich zum Aufstehen zwingen, denn am liebsten wäre sie einfach liegengeblieben.
June war fast aus der Tür, als sie sich aus einem inneren Puls umdrehte.

„Dann wird meine Schwangerschaft wohl auch nichts mehr an deiner Entscheidung ändern", warf sie ihm entgegen und beobachtete mit einem letzten Hoffnungsschimmer Loki, dessen Gesichtszüge entgleisten.
Diesen Hoffnungsschimmer wollte sich June nicht zerstören lassen, weswegen sie auf den Flur trat, den geschockten Loki hinter sich ließ und mit einem leisen Knarzen die Tür hinter sich zuzog.

LOKI LAUFEYSON

Mein Körper wusste, dass es vielleicht nicht die beste Entscheidung gewesen war, mit nach Svartalfheim zukommen. Aber mein Stolz hatte mir eine Abwendung von diesem Kampf verboten. Wie würde es denn auch aussehen, wenn nicht der Prinz, der Angegriffene, zu der alles entscheidenden Schlacht erscheinen würde? Es würde nur Schwäche zeigen.
Und so sehr ich mich auch darauf konzentrierte, im Takt der anderen Soldaten zu marschieren, so gingen mir nicht ihre Worte aus dem Kopf. Ich wollte, dass sie nur einen Scherz gemacht hatte, aber ihre grünen Augen hatten eine ernste Sprache gesprochen. Bei allen Göttern, wieso musste man mir eine weitere Last auf die Schultern laden?

Als wir zwischen den scharfkantigen Felsen hergingen, spielte ich mit dem Gedanken, mich nicht um die Sache zu kümmern und die Existenz meines Kindes zu leugnen. Aber nur der Gedanke daran ließ mein Herz ein Stückchen weiter vereisen. Nur der Gedanke an Junes verletzten Ausdruck ließ meinen Herzschlag halten. Wohl oder übel würde ich noch das eine oder andere Gespräch mit ihr führen müssen

Der tiefe Ton eines Horns weckte mich aus meinen Gedanken. Augen blinzelnd blickte ich von dem steinigen Kiesboden nach vorne auf die fernen Tore. Ich hatte keine Lust auf diesen Kampf, generell auf kämpfen. Schon nach kurzer Zeit würden meine Dolche in dickflüssigem Blut getränkt sein und der staubige Boden würde sich in eine unansehnlich Pampe verwandelt haben. Doch es würde lange dauern, bis die letzten Schwertstreiche verklungen und noch viel länger bis keine Schmerzensschrei mehr zu hören wären. Dazwischen ein ewiges, furchterregendes Gemetzel.

Der erste Pfeil verfehlte mich knapp und schlug neben mir in einer kleinen Staubwolke in den Boden ein, noch bevor wir das Haupttor erreicht hatten.
„In Deckung", brüllte ich und hob das kreisrunde, schwere Schild über meinen Kopf. Das nicht zu spät. Ein Pfeilregen prasselte auf uns nieder und erwischte jeden, der sich nicht rechtzeitig mit seinem Schild schützen konnte. Das laute Klong Klong hätte fast beruhigend wirken können, wenn es nicht durch Metallspitzen verursacht worden wäre.
„Schützen in Stellung", hörte ich Thor rufen. Unsere Antwort fiel genauso willkommen aus wie die der Dunkelelfen. Zusätzlich meinte Thor, den Helden spielen zu müssen und schirmte alle Pfeile mithilfe seines Hammers von sich ab, um dann neben den Bogenschützen der Feinde zu landen und diese niederzumetzeln.

Die Schlacht fing jedoch gerade erst an. Unzählige Dunkelelfen stürmten aus Felsspalten auf uns zu und begannen, uns anzugreifen. Es wurde genau so, wie ich vorhergesagt hatte: ein barbarisches, blutiges Gemetzel. Hätte ich nicht meine Fähigkeiten gehabt, wäre ich wohl schon einige Male draufgegangen. Bei jedem todbringenden Dolchstoß verhärtete sich etwas in meinem Inneren. Eigentlich wollte ich nicht töten, nur Ruhm.
Ich sah, dass die Männer auf beiden Seiten starben wie Fliegen. Hoffentlich würde es von uns noch genug geben. Es sollte genug geben. Ich wusste nicht wie das alles zu einem Ende kam, doch irgendwann standen nur noch Asen. Die Dunkelelfen zu ihren Füßen.

Schlussendlich durchbrachen wir das Haupttor und nahmen Malekith und andere, hochrangige Dunkelelfen in Gewahrsam, um sie Odin vorführen zu können. Für uns Krieger war die Sache nun beendet. Mich interessierte nur, dass wir gewonnen hatten und nicht, was mit diesem sogenannten König passierte.
***
Richtig frei atmen konnte ich erst wieder, als ich die See Asgards und den prächtigen, goldenen Palast sah, der hoch hinter der gläsernen Stadt aufragte. Ich fühlte mich müde und erschöpft und freute mich auf eine heiße Dusche und mein Bett. Auf dem Weg zum Palast zog ich meinen schmutzigen Mantel und Teile der schweren Rüstung aus und drückte sie dem nächstbesten Dienstmädchen in die Arme, das unter dem Gewicht fast zusammensackte. Ich wollte einfach nur meine Ruhe.

Auf dem Weg zu meinen Gemächern kam ich an einem königlichen Aufenthaltsraum vorbei, aus dem eine Stimme drang, die mir wohl bekannt vorkam und nicht dorthin gehörte. Von meiner Neugier gepackt, musste ich einfach neben der Tür stehen bleiben und sah vorsichtig durch den Spalt, der den Blick auf einen verdreckten Thor und eine zarte June freigab, welche sich aus den Armen meines Bruders löste. Diese Zweisamkeit löste etwas in mir aus, das ich nur selten zuvor gespürt hatte: Eifersucht. Ich wollte nichts lieber, als in den Raum zu stürmen und die Beiden entzweien, doch die Neugier hielt mich an Ort und Stelle.

„Wie geht es dir?", hörte ich Thor sagen.
„Gut, ich hatte solche Angst, dass Loki und dir etwas zustoßen könnte!"
Bei ihren Worten machte mein Herz unweigerlich einen Satz. Ich konnte die Aufrichtigkeit in ihren Worten nicht leugnen. Thors tiefes Lachen ertönte, von seinem Gesicht ging ein Strahlen aus, das ich nur bemerkte, wenn er seinen Hammer ansah. Plötzlich wurde er wieder ernster und er fragte leise, sodass ich es kaum hören konnte: „Und wie geht es unserem Kind?"

Mein Herz gefror endgültig zu Eis. Ich wollte nicht, dass es weiter schlägt. Wut durchströmte meine Adern wie wallendes Blut und in einer wütenden Geste riß ich die Flügeltür auf.
„Es ist also gar nicht mein Kind, sondern das meines Bruders?", presste ich hinter mühsam zusammengepressten Zähnen hervor. 
June blickte erschrocken zu mir und mir entging nicht, wie sie sich hinter Thor schob.
„Ich kann das erklären! Ich weiß nicht, von wem das Kind ist!", sprudelte es aus ihr hervor. Ihre Augen waren dunkel vor Angst.

„Wie kannst du mir das antun", spuckte ich ihr entgegen und trat langsam auf sie zu, „Erst schläfst du mit meinem Bruder und jetzt bist du auch noch schwanger von ihm? Heirate ihn doch direkt!"
„Loki, beruhige dich", versuchte es Thor und hielt mich mit seiner Hand ab, noch näher zu treten.

Und das war der Moment, in dem alle Sicherungen in meinem Gehirn durchbrannten.

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Sorry, dass gestern kein Kapitel kam. Ich hab gestern meine Weisheitszähne rausbekommen (aua) und habe mich deshalb nicht dazu in der Lage gefühlt, eines zu schreiben. Das Kapitel ist anders geworden, als ich gedacht habe, aber das passiert bei mir ja öfters. 😅 Vielleicht überarbeite ich das Kapitel nochmal, aber ich wollte euch nicht noch einen Tag länger warten.

Ansonsten euch noch einen schönen Abend. (Hoffentlich gewinnt Deutschland heute 😅)

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