Kapitel 3 - Ein Blick sagt mehr als tausend Worte

JUNE

Junes gesamter Körper schien immer noch in den Flammen der Emotionen zu stehen, als sie sich längst von Loki entfernt hatte. War das gerade wirklich passiert? Oder hatte sich ihr liebeswirres Gehirn nur einen Streich mit ihr erlaubt?

Nein. Sie hatte sich Lokis Blick nicht nur eingebildet. Dieser von Begierde durchtränkter Blick, der an ihrem Körper hinuntergeflossen war wie Honig.

June konnte es immer noch nicht glauben, dass er, der Prinz von Asgard, sie bemerkt hatte und sich anscheinend sogar für sie zu interessieren schien. Da musste Tilda ja ganze Arbeit an ihr geleistet haben, um sie für den Prinzen interessant zu machen. June entschloss, sich später nocheinmal bei ihr zu bedanken.

Wenn June gerade nicht damit beschäftigt war, Getränke auszuteilen, versuchte sie, einen Blick auf Loki zu erhaschen. Dieser sah sie jedoch nicht mehr an und Junes anfängliche Hoffnungen schwanden mit fortschreitender Zeit.

Endlich schaffte sie es nochmal zum Königstisch. Sonst war sie von anderen Gästen aufgehalten worden oder man hatte ihr Aufgaben zugeteilt. Mit einem Krug, der nur für Loki bestimmt war und einen großen Schuss aus Tildas Phiole enthielt, machte sie sich auf den Weg zu der Königsfamilie. Als sie die wenigen Stufen abermals erklomm, spürte sie sofort Lokis Blick auf ihr.

Mit einem flatterhaften Gefühl in ihrem Bauch trat sie an den Schwarzhaarigen heran und schenkte ihm etwas von dem Wein ein. Nach einem Knicks wollte June sich gerade zum gehen wenden, als Lokis Stimme sie zurückhielt.

"Wer seid ihr?", wollte Loki herrisch wissen. June stoppte mitten in ihrer Bewegung. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie sich vorsichtig umdrehte, immer darauf bedacht, sich nicht zu blamieren.
"Ich bin June, mein Prinz", antwortete sie ruhig und mit einem weiteren knicksen. In ihrem Inneren tobten die Flammen. Dieses Gespräch musste ein Traum sein.
Loki gab ein leichtes Nicken von sich und endlich wagte June sich, in seine Augen zu blicken. Das Grün um seine Pupillen schien zu leuchten, als er mit seiner charmanten Stimme erwiderte: "Es war mir ein Vergnügen, Euch kennenzulernen, June."

Junes Name aus seinem Mund klang wie das liebliche Spiel der Harfen in ihren Ohren. Ihre Wangen verfärbten sich leicht rot. Fast hätte das Zimmermädchen sich verhaspelt als sie sich verabschiedete: "Die Freude ist ganz meinerseits, mein Prinz."

Als June in Richtung Küche davonging, spürte sie noch immer seinen Blick auf ihr.

June und das ist der Moment, an dem du die Schnur an deiner Angel einrollen musst, hörte sie Tilda sagen, du darfst ihn nicht wieder vom Haken lassen.

Für die nächste Stufe ihres Plans würde sie Mut brauchen. Viel Mut. Unauffällig stahl June drei Pinnchen von ihrem Tablett und kippte alle nacheinander hinunter. Wärme floss ihren Hals runter und wärmte sie von Innen. Ein paar Mal hustend belud sie ihr Tablett mit Sekt und Säften, um eine weitere Runde durch den Saal zu gehen. Sie hoffte, dass der Alkohol bei Loki schnell wirkte und sie so leichteres Spiel bei ihm hatte.

Eigentlich ziemlich hintertrieben, fand June, als sie über den Plan nachdachte. Allerdings stammte der auch von Tilda. Bei ihrer letzten Getränkerunde blickte sie nochmal zum Königstisch. Loki saß nicht mehr so beherrscht auf dem Stuhl wie vorher und schien sichtlich angetrunken. Zeit für den nächsten Schritt.

Ein letztes Mal stahl sich June ein Pinnchen von ihrem Tablett und kippte die brennende Flüssigkeit mit einem Schluck hinunter. Ohne den Alkohol hätte sie niemals den Mut dazu gehabt zu tun, was sie in den nächsten Minuten vorhatte. Tilda an ihrer Stelle hätte nicht mal mit der Wimper gezuckt.

Hastig um sich blickend verschwand June aus der Küche - diesmal ohne Tablett, denn das wäre nur hinderlich für das, was sie mit Loki vorhatte. Als June an einem der hohen, vergoldeten Wandspiegel vorbeikam, überprüfte sie nochmal ihr Aussehen. Tildas Frisur hatte über den Abend etwas gelitten, sodass nun einige Strähnen aus der Flechtfrisur fielen, aber den würde sie im späteren Verlauf der Nacht sowieso auflösen.

Mit jedem Meter den sie Loki näher kam, stieg ihre Nervosität und ihr Herz pochte wieder so schnell, als wäre sie über die Brücke zum Bifröst gesprintet. An einer seitlichen Flügeltür hielt sie schließlich an und versicherte sich, dass niemand sie bemerkt hatte. Jetzt musste sie nur noch irgendwie Lokis Aufmerksamkeit auf sich lenken.
Oh Tilda, was hast du dir bei deinem Plan nur gedacht?
Ihre Zweifel wurden jedoch von der berauschenden Wirkung des Alkohols langsam erstickt.

LOKI LAUFEYSON

Die Welt um mich wankte leicht, als ich mich aufsetzte und mit jedem weiteren Schluck Wein gefiel mir der Maskenball besser. Sogar mit Thors Freunden hatte ich mich gut unterhalten, was nicht sehr oft vorkam. Als ich mir nochmal nachschenken wollte, kam nur ein Tropfen aus dem Krug.

Ungeduldig hielt ich nach dieser Dienerin - June - Ausschau. Eigentlich hätte sie schon jeden Moment auftauchen müssen. Als ein junger Diener auf mich zukam und mir etwas nachschenken wollte, wehrte ich ab und fuhr ihn an: "Ich will, dass June kommt!" Der junge Mann zuckte erschrocken zurück und zog mit einem kurzen Nicken von dannen.

Noch ehe ich weiter nach ihr Ausschau halten konnte, fragte man mich von der Seite: "Wer ist denn diese June? Hmm Loki?"
Verwirrt drehte ich den Kopf zur Seite und sah in die grün-blauen Augen meiner Mutter.
"Was?", rief ich, der Wein war dieses Mal wirklich besonders stark gewesen.
"Diese June von der du gerade geprochen hast, wer ist sie?", wiederholte Frigga und beobachtete mich neugierig.

Ich konnte nur mit den Augen rollen, denn ich wusste ja nicht mal selbst, wer sie richtig war.
"Nur so ne Dienerin", versuchte ich meine Mutter abzuspeisen. Sie konnte manchmal wirklich hartnäckig sein. An meinem genervten Gesichtsausdruck konnte sie dieses Mal jedoch ablesen, dass ich keine Lust hatte, mit ihr darüber zu sprechen.

Inzwischen war die Musik lauter geworden und nicht mehr von diesen nervtönenden Harfen erfüllt. Je weiter der Abend voranschritt, desto ausgelassener wurden die Gäste. Nur ich wurde unruhiger, je länger die Dienerin sich nicht blicken ließ. Warum ich eine solche Anziehung zu ihr verspürte, wusste ich nicht. Sie war eine einfache Bedienstete, die keine Bedeutung für mich haben sollte.

Und doch konnte ich nicht anders, als sie anzustarren, als sie am Rande des Saals zu mir blickte. June war an eine Tür gelehnt, die auf einen Nebenflur in die Richtung meiner Gemächer führte. Ungeniert zwinkerte sie mir zu, bevor sie die schützenden Tücher vor ihrer Brust etwas beiseite schob. Ein seitliches Nicken in Richtung der Tür waren Worte genug.

Ich schnellte hoch, sodass die Gläser auf dem Tisch klirrten und meine Eltern mich erschrocken ansahen. Doch das war mir alles im Moment egal. Was zählte, war June und das, was sie mit mir vorhatte.

Eilig hastete ich auf die hohe Flügeltür zu, hinter der June verschwunden war. Die Erregung in mir wuchs mit jedem Schritt und dem Gedanken an ihren Körper. Gleichzeitig war ich erstaunt, was sich diese Dienerin traute.

Die Flügeltüren schlossen sich hinter mir mit einem leisen Klicken. Nur noch dumpf drang die Musik des Saals zu mir. Angestrenkt kniff ich meine Augen zusammen, um in der Dunkelheit etwas erkennen zu können. Der Alkohol schwächte zusätzlich meine Sinne, meine Beobachtungsgabe war wie verschwunden.

Leicht wankend tat ich ein paar Schritte von der Tür weg. Und plötzlich stand sie vor mir. Nur ein schwacher Lichtschein beleuchtete ihre Umrisse. Ein tiefes Einatmen trieb mir ihren blumigen Duft in die Nase, was mich fast um den Verstand brachte. Ich wollte sie jetzt.

Mit einem schnellen Schritt überbrückte ich den Abstand zwischen uns.
"Kommt mit mir", flüsterte ich bestimmend in ihr Ohr und ohne eine Antwort abzuwarten, legte ich meinen rechten Arm unter ihre Kniekehlen und umfasste mit der linken Hand ihren Oberkörper. Der Stoff ihres Kleides lag schwebend auf meiner Haut.

"Mein Prinz!", rief sie erschrocken aus, als ich sie hochhob und mit zügigen Schritten in mein Gemach trug. June wirkte so unschuldig, als hab sie keine Ahnung, was ihr Blick und ihre Geste vorhin an der Tür in mir ausgelöst hatten. Der Alkohol vernebelte jeden vernünftigen Gedanken und ließ die Triebe mit mir durchgehen.

Ruckartig setzte ich sie ab, schloss die Tür hinter uns ab und drückte sie gegen die nächstbeste Wand. Ein Keuchen entfloh June, als sie spürte, wie sich meine Härte an ihren Bauch drückte.

Meine Lippen berührten fast ihr Ohrläppchen, als ich Ich will dich zischte.

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