Kapitel 8
"Tut mir leid, dass wir doch nicht zu mir nach Hause konnten", entschuldigt sich Caroline, während wir durch den Wald laufen. "Man sollte meinen, dass ich jetzt eigentlich mal daran gewöhnt bin, immerhin bin ich nun schon seit ein paar Jahren kein Mensch mehr. Aber ich vergesse einfach immer wieder, dass wir nicht in jedes Haus eintreten können."
Tatsächlich muss jeder Vampir hereingebeten werden, wenn der Besitzer des Hauses noch lebt. Es ist wie ein Schutzzauber. Da die Blondine, die neben mir geht, allerdings nicht mehr ganz so lebendig ist, konnte sie mich nicht hereinlassen. Das kann im Moment nur ihre Mutter, Elizabeth Forbes, wie ich vor wenigen Minuten erfahren habe.
Wenn ich es richtig verstanden habe, hätte ich eigentlich gar nicht im Gilbert-Anwesen bleiben dürfen, nachdem ich das Blut getrunken habe, denn von diesem Augenblick an bin ich ein Vampir gewesen. Ich hätte eigentlich Atemnot bekommen oder durch eine unsichtbare Kraft aus dem Haus gezerrt werden müssen. Caroline meint, dass sich dieser Mechanismus möglicherweise erst noch einpendeln musste. Anders könne sie es sich nicht erklären.
Jedenfalls haben wir stattdessen beschlossen, einen kleinen Spaziergang zu machen. Eine gute Idee, wie ich finde. Die zwitschernden Vögel und das Rascheln der Blätter, das entweder durch den leichten Wind oder durch kleine Tiere wie Igel oder Mäuse verursacht wird, bringen mich auf andere Gedanken und beruhigen mich ungemein.
"Du musst dich echt nicht dafür entschuldigen, ich verstehe das vollkommen", gebe ich nun von mir und schenke Care, wie ich sie ab sofort nennen darf, ein halbherziges Lächeln. "Hey, darf ich dich etwas fragen? Es ist eher persönlich und ich kann es auch verstehen, wenn du es mir nicht erzählen möchtest."
"Du kannst mich wirklich so gut wie alles fragen", antwortet sie und sieht mich abwartend an. In ihren blaugrünen Augen spiegelt sich Neugier wider. Sie scheint sich wirklich für das, was ich zu sagen habe, zu interessieren und verbringt nicht nur Zeit mit mir, um höflich zu sein. Kein Wunder, dass gefühlt alle mit ihr befreundet sein wollen.
Im nächsten Augenblick bleibe ich auf der Stelle stehen, was sie erst verspätet bemerkt. Während sie also einen Schritt zurück macht, erkundige ich mich bei ihr: "Wie bist du eigentlich ein Vampir geworden? Wer hat dich verwandelt? Und wie bist du damit klargekommen?" Auf mich macht sie einen sehr glücklichen Eindruck, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie sie das geschafft hat. Schließlich ist nichts mehr, wie es einmal war.
"Am besten gehen wir dafür weiter", schlägt die Blondine vor, woraufhin wir uns auch von der Stelle bewegen. Sie beginnt indes zu erzählen: "Angefangen hat es damit, dass ich in einen Autounfall verwickelt und ziemlich schwer verletzt wurde. Die Ärzte wussten nicht, ob ich überleben würde, weswegen Bonnie und Elena Damon gebeten haben, mir etwas von seinem Blut zu geben. Gesagt, getan. Ich fühlte mich ziemlich schnell besser. Aber dann bekam ich Besuch von Katherine Pierce, die mich erstickte."
"Wer ist Katherine?", möchte ich wissen, da ich den Namen bisher noch nie gehört habe. Doch die Art, wie Caroline ihn ausgesprochen hat, sagt mir, dass diese Frau keine unbedeutende Person ist.
"Oh, das könnte eine viel längere Geschichte werden", fängt sie an und verdreht leicht ihre Augen. "Das Wichtigste, was du wissen musst, ist, dass sie die Doppelgängerin von Elena und unsere ewige Gegnerin ist. Leider kann sie sich super als Elena ausgeben, sodass wir manchmal auch auf sie hereinfallen. Ansonsten hatte sie früher was mit Damon und Stefan - ja, mit beiden - und ihnen immer wieder Blut verabreicht. Sogesehen hat sie die Salvatore-Brüder in Vampire verwandelt."
Ich nicke langsam. Der Gedanke, dass ich dieser Frau womöglich schon einmal gegenüberstand und dachte, es sei Elena, ist irgendwie gruselig. Früher habe ich geglaubt, dass Mystic Falls echt langweilig ist - zumindest wenn man von den unerwarteten Toden mancher Personen absieht -, doch anscheinend passiert hier viel mehr, als mir lieb ist.
"Ja, manchmal fehlen mir auch die Worte", deutet Caroline mein Schweigen. "Aber zurück zur eigentlichen Story: Also, Katherine hat mich verwandelt. Das erste Mal Blut getrunken habe ich von einer Krankenschwester. Es dauerte auch nicht lange, bis ich den ersten Mann tötete. Ich war am Boden zerstört, konnte gar nicht wirklich fassen, was ich getan hatte. Aber Stefan hat mich beruhigt und mir durch die anfängliche Zeit geholfen. Dafür bin ich ihm auf ewig dankbar."
Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Alle sind immer total begeistert von Stefan und reden nie schlecht über ihn, aber habe gerade kein einziges gutes Wort für ihn übrig. Er hat mein Vertrauen missbraucht!
Aus diesem Grund gehe ich erst gar nicht auf ihre letzte Aussage ein, sondern nicke einfach nur, schaue auf meine Armbanduhr und stelle fest, dass die Zeit ziemlich schnell vergangen ist. "Der Unterricht müsste mittlerweile beendet sein", merke ich an. "Wollen wir jetzt zum Grill gehen?"
"Öhm, klar, wenn du keine Fragen mehr hast", meint sie darauf, sichtlich überrascht über meinen plötzlichen Stimmungswechsel. Um ehrlich zu sein, möchte ich eigentlich noch viel mehr von ihr wissen, aber die Gefahr, dass Stefan somit wieder zum Thema wird und ich mich erneut aufrege, ist zu groß. Das mag vielleicht etwas kindisch und unprofessionell sein, doch ich kann nichts daran ändern. Und es tut mir auch leid, dass Caroline das in gewissem Maße abbekommt.
Nach einem kleinen Fußmarsch von etwa einer Viertelstunde kommen wir schließlich an besagtem Restaurant an. Von außen sieht es in meinen Augen nicht besonders einladend aus, da die Mauern den Eindruck machen, als stünde das Gebäude schon seit einem Jahrhundert dort. Aber weil ich mit Olivia bereits ein paar Mal drinnen war, weiß ich, dass dieser Eindruck täuscht.
Als wir die Türschwelle übertreten haben, folge ich Caroline, die schnurstracks auf die Theke zusteuert. An dieser steht ein durchtrainierter Junge in einem blauen T-Shirt, auf dem in orangenem Schriftzug der Name des Restaurants und darüber eine Feuerflamme abgebildet sind, und wischt kurz über die Oberfläche. Sein Name ist Matt Donovan, er ist der Bruder der verstorbenen Vicky.
Auf der anderen Seite der Theke sitzt ein Junge mit dunklen Haaren auf einem Barhocker. Auch ihn kenne ich, denn bis vor Kurzem war seine Mutter die Bürgermeisterin von Mystic Falls. Natürlich ist die Rede von Tyler Lockwood. Diesem wendet Caroline sich nach einer kurzen Begrüßung in die Runde auch zu und drückt ihm einen Kuss auf den Mund.
Abgesehen von ihm und Matt sind auch Elena, Jeremy und ein hübsches Mädchen mit dunkler Haut und dunkelbraunen Haaren - ich vermute, es ist Bonnie - anwesend. Jeder hat vor sich ein Getränk stehen und unterhält sich angeregt mit seinem Nebensitzer. Doch als ich mich ihnen nähere, richten alle ihre Aufmerksamkeit auf mich.
"Du bist dann wohl Kiara, die Neue in unserem Bunde", spricht Bonnie mich mit einem Lächeln an.
Weil ich nicht ganz weiß, was ich erwidern soll, gebe ich von mir: "Kann man so sagen."
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Jetzt sind auch die anderen dabei🙃
Eigentlich wollte ich schon viel früher updaten, aber die letzten zwei Tage war ich mit meinen Bewerbungsunterlagen beschäftigt. Irgendwie hat es doch etwas länger gedauert als zunächst gedacht. Morgen werde ich sie auf jeden Fall abschicken und ich bin sehr gespannt, was dann daraus wird😅
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