Kapitel 18

In der High School angekommen, stellen wir fest, dass wir nicht die einzigen Schüler sind, die hier durch die Gänge laufen. Tatsächlich habe ich für einen Moment vergessen, dass heute einige der AGs stattfinden, die auch gut besucht werden. Ich selbst war einst Teil der Kunst-AG, als Ausgleich für das ganze Lernen, doch seit mein Leben dermaßen auf den Kopf gestellt wurde, bleibt dafür keine Zeit mehr übrig.

Als uns plötzlich Mrs. Johnson, die die Kunst-AG leitet, entgegenkommt und mich innerhalb von wenigen Augenblicken erkennt, werden wir kurz von ihr aufgehalten. "Kiara, wie schön, dich zu sehen", sagt sie freundlich lächelnd. "Kommst du uns heute besuchen? Du weißt ja, du bist immer herzlich willkommen."

Mrs. Johnson ist eine der sympathischsten Lehrerinnen an unserer Schule, weswegen es mir auch wirklich leidtut, ihre Hoffnung zerstören zu müssen. "Oh, äh", fange ich also an, "ich würde echt gerne, aber ich muss mich um etwas anderes kümmern, zusammen mit Caroline hier. Und dazu brauche ich ein Buch, das ich blöderweise in meinem Spind vergessen habe." Die Tatsache, dass ich mittlerweile lügen kann wie gedruckt, erschreckt mich fast ein bisschen. Meine Mom wäre gar nicht stolz auf mich.

Die Lehrerin nickt jedenfalls darauf und wünscht mir viel Erfolg bei Caroline's und meinem Vorhaben, worauf wir ihr beide danken. Damit wir uns nicht selbst verraten, schreiten wir, nachdem wir uns von der Frau verabschiedet haben, zunächst auf meinen Spind zu. Dabei erregt eine bestimmte Sache meine Aufmerksamkeit.

"Hörst du das auch?", frage ich die Blondine ernst.

Daraufhin streicht sie sich ihre Haare hinter ihr Ohr und lauscht in die Ferne. "Hört sich nicht besonders gut an", schlussfolgert sie dann. "Ich glaube, wir haben ihn gefunden."

Das denke ich auch. Und wo auch immer er sich befindet, er ist nicht allein. Das Schreien eines Mädchens, das ich nur allzu deutlich vernehme, ist ein eindeutiges Indiz dafür. Aufgrund dessen fängt mein Herz wie wild zu schlagen an.

"Ich rufe Jeremy an", entscheidet Care auf der Stelle und greift nach ihrem Handy. "Falls wir mit Stefan nicht allein fertig werden sollten, kann er uns sicher mit seinen Eisenkraut-Pfeilen helfen. Die werden ihn schwächen."

Gesagt, getan. Danach folgen wir dem Schreien, das zunehmend ängstlicher klingt, und stellen fest, dass die beiden sich in der angrenzenden Turnhalle befinden müssen. Stefan hat echt Glück, dass dort keine Menschen herumlungern, die ihn entdecken und als Vampir identifizieren könnten.

Als ich den Türgriff nach unten drücken möchte, muss ich feststellen, dass das nicht möglich ist. Vermutlich hat Stefan einen Besenstiel auf der anderen Seite unter den Griff geklemmt oder einen anderen Gegenstand davor gestellt. Caroline und mich kann er damit aber nicht aufhalten. Wir sehen zwar nicht besonders stark aus, aber das kann täuschen. Folglich tritt Care die Tür ein, die tatsächlich nur durch einen Besenstiel gesichert war.

Schnell lasse ich meinen Blick durch die Halle schweifen und bleibe an einem geschlossenen Garagentor hängen. Dort steht Stefan und drängt ein Mädchen mit blonden Haaren gegen das Holz. Ihr leidender Gesichtsausdruck sticht mir sofort ins Auge. Erst danach fällt mir auf, dass ich das Mädchen kenne, und renne mit Vampirgeschwindigkeit auf die beiden zu.

Warum hat er aus ausgerechnet auf Olivia abgesehen? Ist das die Rache dafür, dass ich ihn vor ein paar Stunden aufhalten wollte? Nein, das wäre übertrieben. Aber andererseits... Er hat seine Menschlichkeit ausgeschaltet.

"Hey, lass sie los!", schreie ich Stefan an, wodurch meine Freundin mich erkennt und mich schluchzend um Hilfe bittet.

Ich versuche, den Vampir von ihr zu stoßen, was sich als schwieriger als gedacht herausstellt. Da er viel älter und somit auch viel stärker als ich ist, macht ihm das nicht im Geringsten etwas aus. Zwar nimmt er seine Hände von Olivia, doch die nutzt er nun, um mich grob zu packen und mehrere Meter von sich weg zu werfen.

Als ich auf meinem Rücken lande, durchfährt mich kurz ein heftiger Schmerz, aber dieser vergeht zum Glück schnell wieder. Mittlerweile möchte Caroline es mit Stefan aufnehmen. Jedoch scheint sie ihn auch irgendwie zu unterschätzen, da sie im nächsten Moment einen seiner Schläge seitlich am Kopf abbekommt und das Bewusstsein verliert.

Ich bin beinahe betäubt von der Tatsache, dass er dermaßen unberechbar ist. Schließlich bekämpft er hier seine besten Freunde, die ihm so gut wie möglich durch die letzte Zeit geholfen haben. Das spielt allerdings alles keine Rolle mehr.

Was einen Augenblick später geschieht, lässt mich wieder klar werden. Die erneuten Schreie von Olivia geben mir den Impuls aufzustehen, und als ich Boden unter meinen Füßen habe, sehe ich den Grund dafür. Stefan hat seine Zähne in ihren Hals gebohrt und trinkt von ihr.

Während ich zum zweiten Mal auf ihn und Olivia zurenne, wird letztere immer leiser, bis sie irgendwann nichts mehr von sich gibt. Sie lebt noch, ist aber sehr benommen, weil sie durch Stefan offensichtlich viel Blut verloren hat.

Bevor ich ihn jedoch von ihr wegziehen kann, trifft ihn ein Pfeil mitten in die Schulter. Etwas überrascht blicke ich in die Richtung, aus der der Pfeil kam, und entdecke Jeremy mit seiner erhobenen Armbrust. Nachdem Stefan aufgrund des Eisenkrauts zusammengebrochen ist, sage ich zu dem Vampirjäger: "Ich war noch nie so froh, dich zu sehen. Du hättest allerdings auch schon früher kommen können."

"Tut mir leid, ich kann es in Sachen Schnelligkeit leider nicht ganz mit dir aufnehmen", gibt er leicht genervt zurück und bückt sich hinunter, um die Armbrust abzulegen. Als ich allerdings plötzlich kichern muss - so unpassend es in dieser Situation auch sein mag -, schleicht sich ein kleines Lächeln auch in sein Gesicht.

Im nächsten Moment vernehmen wir ein leises Stöhnen, das von Caroline ausgeht, die langsam wieder zu sich kommt. Während Jeremy zu ihr geht, laufe ich zügig zu Olivia, die mittlerweile, mit dem Rücken an das hölzerne Garagentor gelehnt, auf dem Boden sitzt. Ihre Beine sind leicht abgewinkelt und ihr Kopf zur Seite gekippt.

Als ich das Blut an ihrem Hals sehe, spüre ich die dunklen Adern unter meinen Augen auftreten, doch glücklicherweise kann ich meinen Durst kontrollieren. Ironischerweise dank desjenigen, der das hier verursacht hat.

Dann beiße ich mir selbst in den Unterarm und halte ihn meiner Freundin hin, damit sie sich wieder von ihrem Blutverlust erholen kann.

Ich habe ja bereits vermutet, dass ich ihr irgendwann von der übernatürlichen Welt erzählen muss, aber dass es unter diesen Umständen sein würde, hätte ich mir im Leben nicht vorgestellt.

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Hey!❤️

Jetzt gibt es das Kapitel doch schon vor den Weihnachtsferien. Wobei... In der Schule bin ich schon nicht mehr🙈 Ja, ich bin wieder im Home Schooling. Das letzte Mal, im März war das glaub, hat mir das aus irgendeinem Grund sehr viel Zeit genommen, aber noch hält es sich in Grenzen.

Ich hoffe, ich bekomme die nächsten Tage nicht besonders viele Aufgaben. Bin nämlich nach dieser Zwangspause gerade voll motiviert, wieder zu schreiben😊

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