Kapitel 1
Schwarz. Vor meinen Augen ist nichts außer die unendliche Schwärze. Ich sehe nichts, ich höre nichts, ich fühle nichts. Es ist, als wäre ich in dieser Dunkelheit gefangen.
Plötzlich fahre ich mit einem lauten Luftzug hoch. Man könnte meinen, ich hätte geschlafen und wäre eben aus einem schrecklichen Albtraum erwacht. Aber dann ist da noch dieses Brennen in meinen Lungen und meiner Brust, als hätte ich ewig nicht geatmet.
"Na endlich", nehme ich eine mürrische Stimme nicht allzu weit von mir entfernt wahr. Ich versuche, die Person zu finden, und drehe meinen Kopf zur Seite. "Hat ja lange genug gedauert. Kann ich jetzt gehen?"
Mein Blick landet auf einem jungen Mann mit dunklen Haaren und blauen Augen. Der erste Gedanke, der mir kommt, ist, dass viele ihn bestimmt um diese Augenfarbe beneiden - ich kenne das ja selbst. Jedoch wirkt er echt ziemlich genervt und läuft im Raum hin und her. Wenn es nach ihm ginge, wäre er wohl schon längst weg.
Im nächsten Moment bewegt sich ein hübsches Mädchen etwa in meinem Alter auf ihn zu. Aus irgendeinem Grund kommt sie mir bekannt vor. Habe ich sie nicht ab und zu in der Schule gesehen? Doch, genau das ist es. Sie ist Elena Gilbert.
"Nein, du bleibst hier, Damon", sagt sie zu dem Schwarzhaarigen, welcher offensichtlich Damon heißt. Ich bin mir relativ sicher, dass ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. "Wir haben doch ausgemacht, dass wir ihr alle da durchhelfen. Sie ist auf unsere Hilfe angewiesen."
Von was reden die denn bloß? Ich habe keine Ahnung, was hier um mich geschieht, weiß nicht einmal, wo ich mich befinde. Alles in diesem Raum sieht so altmodisch aus, was bei mir zuhause eher nicht der Fall ist. Vor allem, wie bin ich hierhergekommen? Im Augenblick bin ich einfach komplett verwirrt.
"Hey Kiara", ertönt es auf einmal direkt neben meinem Ohr, weshalb ich vor Schreck zusammenzucke. Ein weiterer Typ hat sich inzwischen vor mich gekniet und sieht mich leicht besorgt an. Auch er ist mir nicht unbekannt. Wenn mich nicht alles täuscht, müsste das Stefan Salvatore sein. "Wie geht es dir?"
"Ich...", fange ich an, doch meine Stimme ist so kratzig, dass ich mich erst einmal räuspern muss. "Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht. Eben war ich noch in der Bibliothek und dann wache ich hier auf. Irgendwie habe ich ein totales Blackout. Was ist denn passiert?"
"Das ist eine etwas längere Geschichte", antwortet er mir und reicht mir seine Hand. "Komm, steh' mal vom Boden auf. Wir setzen uns lieber an den Tisch und reden über die ganze Sache." Ich weiß zwar nicht, worauf ich mich dabei einlasse, aber ich vertraue Stefan, obwohl wir noch nie ein Wort miteinander gewechselt haben, und lasse mich von ihm hochziehen.
Als ich wieder auf meinen Beinen stehe, wenn auch ein wenig wackelig, führt er mich zu besagtem Tisch und schiebt mir sogar den Stuhl wie bei einem Date zurecht. Allerdings wäre dies kein allzu schönes Date, da die Stimmung doch sehr angespannt ist.
Während Stefan und ich Platz genommen haben, stehen Elena und Damon noch immer mitten im Raum herum. "Das, was ich dir jetzt erzähle, hört sich vielleicht echt blöd an, aber es ist die Wahrheit", erklärt Stefan ernst. "Dein Leben wird sich von nun an von Grund auf verändern. Das hat damit zu tun, dass..."
"Dass du verdammt nochmal tot bist!", unterbricht Damon ihn ungeduldig, weshalb ich mich frage, ob ich gerade richtig gehört habe. "Jedes Mal muss man dir alles aus der Nase ziehen, Stefan. Es ist einfacher, wenn man gleich mit der Sprache herausrückt, und spart Zeit."
Ich beschließe, über seine Gefühlslosigkeit hinwegzusehen, und wende mich unsicher an Stefan: "Was soll das heißen, ich bin tot? Ich kann doch atmen und mit euch reden. Er macht nur einen blöden Scherz, oder?" Hoffnungsvoll sehe ich dem Jungen in die Augen und warte auf eine Antwort.
Ein paar Sekunden lang sieht er ruhig nach unten, bis er schließlich murmelt: "Es tut mir wirklich leid, aber das tut er nicht. Ich hätte es dir gerne schonender beigebracht, doch du steckst mitten in der Verwandlung in einen Vampir. Du beendest sie, indem du menschliches Blut trinkst. Tust du das nicht..." Ihm scheint es sichtlich schwer zu fallen, die nächsten Worte auszusprechen. "Na ja, dann bist du für immer verloren."
Ich und Vampir? Nein, das kann nicht sein. Nie und nimmer. Das gibt es doch nur in Büchern oder Filmen. Vampire und sonstige übernatürliche Wesen gibt es in der Realität nicht.
Eine Weile lang sagt keiner etwas. Jeder wartet anscheinend ab, wie ich mit dieser Nachricht umgehe. Meine Reaktion besteht schließlich aus einem Lachen. Ja, ich pruste einfach los: "Sehr witzig, Leute. Tut mir leid, aber ich falle darauf nicht herein. Da habt ihr bei mir schlechte Karten."
Anstatt etwas auf meine Aussage zu erwidern, schaut Damon aus irgendeinem Grund in die entgegengesetzte Richtung und ruft: "Grace! Du wirst gebraucht!" Dann taucht plötzlich eine Frau im mittleren Alter auf, welche zu ihm schlurft wie ein Zombie. An ihrem Hals befindet sich so etwas wie ein Pflaster.
Damon reißt dieses ab und ist alles dabei andere als vorsichtig. "Trink von ihr, Kiara", befiehlt er mir. "Es ist ganz einfach. Und da ich sie manipuliert habe, wird sie auch nicht schreien. Also los, du willst es doch, oder etwa nicht?"
Als ich nun auf den Hals der Frau schaue, welcher rot verschmiert ist, höre ich ihr Blut rauschen. Ich weiß nicht, wie das möglich ist, aber es ist so. Außerdem fängt mein Herz augenblicklich an, tausendmal schneller zu schlagen. Ich kann es mir nicht erklären, doch ich verspüre tatsächlich etwas - eine Art Verlangen -, weswegen ich ruckartig aufstehe.
Allerdings steht dort eine gewöhnliche Frau, womöglich hat sie Kinder. Ich kann doch nicht einfach... Und vielleicht brauche ich auch nur ein bisschen Wasser. Wer weiß, wie lange ich weggetreten war und keine Flüssigkeit zu mir genommen habe. Ich muss dem Verlangen widerstehen und schnellstmöglich von hier verschwinden.
Deshalb schüttele ich meinen Kopf und rufe: "Ihr geht wirklich zu weit! Ich mache das nicht mit!" Daraufhin setze ich mich in Bewegung und stürme auf die Tür, die nach draußen führt und gleich in der Nähe ist, zu.
Ich höre noch, wie Elena mir "Kiara, bitte, du musst uns glauben!" hinterherruft, aber ich mache mich weiterhin aus dem Staub und renne nach Hause.
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Das ist also das erste richtige Kapitel und wir sind nun mitten in der Handlung😊
Was, denkt ihr, wird Kiara machen?
Das erfahrt ihr dann im nächsten Kapitel🙈
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