Chapter 42

Jedes Wochenende kam Ginny ins Manor, um Tom zu treffen, Dolch-Unterricht zu nehmen und Duellieren zu üben. Tom hatte ihr ungesagte Zauber beigebracht – ein langwieriges Unterfangen, was aber letztendlich doch geglückt war.
Es war wieder einmal Wochenende und Ginny lief nach draußen, zum Ende der Überdachten Brücke, wo Severus bereits wartete. Inzwischen waren sie auch zum Du übergegangen.
„Hallo, Severus", keuchte sie, völlig erledigt. Ihr Magen rumorte allein beim Gedanken ans Apparieren.
„Guten Abend, Ginny", begrüßte er sie mürrisch und reichte ihr seinen Arm. „Können wir los?"
Als Antwort hakte sie sich bei ihm ein. Gerade, als sie einatmen wollte, erfasste sie der Sog der Disapparation und raubte ihr den Atem.
Luft drang wieder in Ginnys Lungen. Kaum hatte sie die Augen geöffnet, übergab sie sich auch schon auf Severus' Schuhe.
„'Tschuldigung, Severus", meinte sie zerknirscht und versuchte, ihm nicht in die Augen zu sehen. Zu sehr brannte die Scham für dieses Missgeschick ihr in den Wangen.
Er ignorierte ihre Entschuldigung und grummelte stattdessen schlecht gelaunt: „Ratzeputz." Die Sauerei verschwand, ebenso wie der widerwärtige Geschmack in Ginnys Mund.
„Ich hasse es, mit dir zu apparieren. Mal übergibst du dich wie jetzt auf meine Schuhe, mal auf meinen Umhang", schnarrte Snape missbilligend. „Ich müsste die Carrows mal mit dir apparieren lassen... Jedenfalls solltest du nicht immer direkt nach dem Abendessen ins Manor wollen!" Das Letzte kam beinahe geschnauzt. Die Weasley konnte es ihm nicht verübeln.
Ginny lächelte ihn entschuldigend an. „Komm, Severus. Das nächste Mal esse ich halt im Manor, dann hatte ich vorher genug Zeit zum Verdauen."
Er zog halbherzig einen Mundwinkel hoch und ging mit ihr durchs Tor, was jeden mit dem Dunklen Mal hindurchließ, indem es sich verhielt, als wäre es Rauch.

***

Tom begrüßte sie in seinem Büro. „Hallo, Ginny! Schön, dich zu sehen!" Er breitete die Arme aus und fing sie auf, als sie warf sich hineinwarf.
„Hab dich vermisst", nuschelte sie in den Stoff seines Gewandes.
„Mir ging es nicht anders. Und weißt du, wem noch?" Er grinste und deutete auf die riesige Schlange, die von einem Bücherregal herunterglitt.
„Hi, Nagini", sagte Ginny und hob zur Begrüßung die Hand. Nagini stupste daraufhin immer mit der Nase dagegen.
Tom erzählte schmunzelnd: „Weißt du, ich habe gestern erst von Bella gehört, sie würde dir gerne einmal – ihre Wortwahl, ich zitiere – ‚in die Fresse hauen'.Sieist vorerst ungestraft davongekommen. ... Lust auf ein Duell mit ihr?"
„Und wie!", lachte Ginny. Die Lestrange konnte was erleben.

***

Fünf Minuten später wurde Bellatrix von Ginny mit Flüchen beschossen – und feuerte zurück.
Die erste Zeit hielt die Weasley gut durch, doch je länger sie das tat, desto aggressiver griff Bella an. Die Rothaarige hatte immer gerade so viel Zeit, um einen Schild heraufzubeschwören, und konnte dadurch keine Zauber mehr auf die andere Todesserin loslassen.
Ein Todesfluch zischte knapp an Ginny vorbei. Bellatrix hielt sich nicht an die Duellregeln; sie nutzte Unverzeihliche und griff hinterrücks an, wenn die Weasley sich der Vorschrift gemäß umdrehte und einige Schritte von ihrer Duellpartnerin wegmachte. Oder wenn Ginny am Boden lag, weiter feuerte, dass dieser nichts anderes übrig blieb, als sich beiseite zu rollen. Wenn das Duell beendet war, machte Bellatrix ohne Rücksicht auf Verluste weiter.
Irgendwann passte sich Ginny ihrem Kampfstil an.
Ein weiterer Todesfluch. Die Weasley antwortete mit einem Cruciatus, was die andere enorm aus dem Konzept brachte – und Ginny triumphieren ließ. Durch die Überraschung der anderen erhielt sie nämlich die Chance, ihr einen Lähmfluch auf den Hals oder eher gesagt hier die Beine zu jagen, dann entwaffnete sie sie.
„Du bist geschlagen, Bella", jubelte Ginny mit dem Zauberstab der Todesserin in der Hand.
Doch wie immer hatte sie sich zu früh gefreut: Als sie gerade einen Schritt auf Bellatrix zu machte, zog diese ihren Dolch und warf ihn nach Ginny. Einzig und allein ihre Quiddichreflexe und das Dolchtraining brachten Ginny dazu, die Waffe im letzten Moment am Griff zu packen und so zu verhindern, dass die Klinge sich in ihre Hüfte bohrte.
Jetzt bist du geschlagen", sagte die Rothaarige entschieden.
Bella schrie frustriert auf, dann streckte sie ihren Arm aus. „Beides hergeben."
Ginny reichte ihr Dolch und Zauberstab.
Gerade, als die Rothaarige gehen wollte, rief Bellatrix ihr noch hinterher: „Ginny! Endlich hast du deine Lektion gelernt!"
Meine Lektion?" Sie war verwirrt. Hatte sie es nicht gerade Bellatrix gezeigt?„Was meinst du?"
Die Todesserin lächelte sie beinahe freundlich an, auch wenn sie noch etwas säuerlich wegen der Niederlage war, und stand auf. „Bis jetzt hast du dich, ganz wie Schnarchnase Sev, an die Regeln gehalten und dich schon fast peinlich nett verhalten. Aber jetzt kämpfst du wie die Todesserin, die du bist – rücksichtslos und unberechenbar. So kann man dich mit Maske nicht von anderen unterscheiden."
Ginny strahlte. Aus Bellas Mund war das ein Kompliment – wenn auch ein widerwilliges.

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