Chapter 20
Fast den gesamten Vormittag verbrachte Ginny auf dem Besen, zum Mittagessen kam sie kurz rein, danach flog sie weiter Runden und übte Loopings und Sturzflugmanöver. Das Fliegen besserte ihre Laune drastisch.
Spät nachmittags sah sie auf einmal Bellatrix zum Tor gehen und einige Gestalten hereinlassen. Ginny hielt in der Luft an und beobachtete die Szene genauer.
Gefangene. Das sehe ich mir nicht weiter an.
Als jedoch einige Minuten später Schreie durchs Manor hallten, fiel Ginny fast vor Schreck vom Besen. Das klang erschreckend nach Hermines Stimme!
Argh! Bella...! ... Ich bring dich um.
***
Voldemort ging nach Hogwarts. Ja, er ging. Endlich konnte er die freie Zeit ohne Bella genießen und außerdem konnte etwas Vorfreude auf Macht doch nicht schaden.
Doch auf seinem Weg meinte er immer wieder, einen roten Haarschopf zwischen dem Geäst des Waldes aufblitzen zu sehen. Ginny. Irgendwie vermisste er sie ja schon.
Sonst war sie immer dagewesen und sich nie um eine Diskussion oder eine Lernstunde Schwarzer Magie zu schade gewesen. Einige Zauber, die er ihr beibrachte, waren nämlich schwarzmagisch, ohne, dass er es erwähnt hätte. Bei denen, wo das Verbot, sie zu benutzen, offensichtlich überflüssig war, sagte er es ihr, damit sie einsah, dass man mit dieser Art von Magie nicht unbedingt jemandem schaden musste.
Jetzt lag Hogwarts' Schwarzer See vor ihm. Nein, nach Hogwarts wollte er ja eigentlich nicht, sondern zum Grab von Dumbledore. Irgendwo hier musste es ja schließlich sein...
Suchend sah er sich um.
***
Blind und koordinationslos durch die Angst geworden, schoss Ginny schlingernd zu Boden, riss die Eingangstüre auf, ließ den Besen liegen und lief lautlos durch die Diele.
Hermine... Bellatrix... Mine... Bella... Mine... Ihre Gedanken ergaben ein schwindelerregendes Karussell, das sich um diese beiden Namen drehte.
Aus Panik lief sie zuerst zu ihrem Zimmer und taumelte dann zurück, als sie merkte, dass die immer wieder ansetzenden Schreie aus Richtung der Halle kamen.
Mine könnte längst tot sein, wenn ich dort bin!
Endlich hatte sie die Hintertür der Halle gefunden, zog sich noch im Rennen die Kapuze ihres Umhangs tief ins Gesicht.
Die Schreie verebbten und gingen in ein trockenes Schluchzen über.
Sie riss die Tür auf – und rannte beinahe in die Malfoy-Familie hinein. Lucius hatte eine unterkühlte Miene aufgesetzt (wofür Ginny ihm gut und gerne eine gescheuert hätte, wie konnte er nur?!), Narzissa hatte Tränen in den Augen, versuchte aber die gleiche Maske von Gleichgültigkeit aufzusetzen... und Draco machte sich noch nicht mal die Mühe.
„Was zur Hölle macht der hier?", zischte Ginny, was dafür sorgte, dass die Malfoys sich allesamt umdrehten.
Bellatrix erhob sich im Hintergrund von Hermine, die sich leicht zuckend zusammenrollte und den mit einem blutigen Muster verzierten Arm von sich streckte.
„Sag mal, Bella, bist du bescheuert?", kreischte Ginny gedämpft und ignorierte Draco, der wohl versuchte herauszufinden, wer sich unter dem leicht verdreckten schwarzen Kapuzenmantel verbarg.
Als Bellatrix mit dem Dolch in der Hand einen Schritt auf Ginny zukam, wich diese verschreckt zurück, hatte dem jungen Malfoy blitzschnell den Zauberstab entwunden und zielte auf die Hexe.
„Komm nicht näher!", sagte Ginny leise und viel zu schrill, sodass Draco immer noch keine Ahnung hatte, wer sie war.
Bellatrix blieb stehen und sah sie ein wenig entschuldigend bis verletzt oder wütend an. „Du hast mir gar nichts zu befehlen."
„Kaum ist der Dunkle Lord nicht da, machst du den weltweit größten Schrott!", warf Ginny ihr zornig vor, ohne den Zauberstab herunterzunehmen.
Bellatrix zog eine Augenbraue verwundert hoch, vermutlich wegen dem ‚Dunkler Lord'. „Vorsicht, was du sagst."
Narzissa legte von hinten eine Hand auf Ginnys Schulter: „Beruhig dich." Damit zwang sie die Rothaarige dazu, ein wenig mehr Sicherheitsabstand zu ihrer Schwester zu nehmen, und gab ihrem Sohn seinen Zauberstab entschuldigend lächelnd wieder.
Während Ginny sich in den Schatten zurückzog, ging Bellatrix vor ihrer Familie auf und ab.
Ein Kampf entbrannte urplötzlich und Flüche flogen hin und her, als Bellatrix wieder einen Schritt auf Hermine zu machte und irgendwer aus seinem Versteck stürzte. Lucius flog drei Meter weiter und krachte mit einem unangenehm dumpfen Geräusch auf den Boden. Narzissa entpuppte sich als grandiose Kämpferin, Draco wurde von Harry der Zauberstab aus der Hand gerissen, doch auf einmal waren sowohl Narzissa als auch Bellatrix entwaffnet.
Bella sagte gerade mit vor Wahn verzerrter Stimme: „Lasst die Zauberstäbe fallen, oder ihr werdet sehen, wie schmutzig ihr Blut ist!"
Ginny verrenkte sich den Hals, um zu sehen, zu wem ihre Dolchwerfe-Lehrerin da sprach. Harry und Ron waren es. Das erwartete Herzklopfen angesichts ihres Ex-Freunds blieb aus, stattdessen durchflutete sie pure Erleichterung, dass das gesamte Trio noch lebte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top