◆P r o l o g◆

London

31.12.2016, 11:49 p.m.

Menschen waren gierig. Gierig in Anbetracht dessen immerzu das zu besitzen, was anderen gehörte und somit nicht als ihr Eigentum galt. Sterne hoch empor am Himmel, hoben diese Seite bei Menschen noch stärker hervor. Denn Sterne waren ungebunden, frei wie kein Mensch es auf der Erde je sein konnte, sodass viele von ihnen sich regelrecht nach solch einer Freiheit verzerrten.

Unantastbar zu sein, auf die Menschen herabblicken zu können und sich einen Moment lang allwissend zu fühlen, genau dies waren die Primärfaktoren weshalb viele Menschen in den vielen endlosen Nächten fasziniert in den Sternen überwucherten Himmel schauten, den Neid aufgrund ihrer langen geschwungenen Wimpern zu verdecken bestrebten und anschließend langsam die Hand nach ihnen ausstreckten und sich wünschten, sie wären eins.

In der heutigen Nacht hingegen, in dieser vollkommenen Finsternis schien die Beziehung zwischen ihnen einen Riss zu erleiden. Die Sehnsucht nach den Sternen greifen, sie in den festen Griff einnehmen und erwürgen zu können, war in den Augenblicken kaum vorhanden. Denn der Blick der Menschen auf den Straßen oder die, die Zuhause vor ihren Fenstern standen, würde sich nicht auf die winzigen leuchtenden Funkeln richten, sondern sie würden sich einer verführerischen Trance hingeben, welche nichts weiter als Feuerwerke waren. Feuerwerke, die sich in der heutigen Nacht auf eine Reise in den Himmel begaben, sich dann einen Augenblick lang als kleine Punkte und somit als Sterne tarnten, ehe sie auf den nächsten Wimpernschlag auseinanderfielen und die Erde mit ihren kunterbunten Farben besprühten, die das hoffnungsvolle Erstrahlen der Augen wieder mit Lebendigkeit füllen und ein Gefühl der Sorglosigkeit in ihnen auslösen würden.

Sie waren zufrieden. Überall auf der ganzen Welt, in jeder auch so kleinsten Ecke der Erde, sei es, ob sie vom Reichtum überseht, von der Armut erschlagen, von der Gesundheit belebt oder von der Krankheiten verzerrt wurden, waren sie der Genügsamkeit unterworfen. Denn in diesem Moment hatte die Hoffnung, wie ein neugeborenes kleines Wesen Schutz in ihren Armen gesucht, hatte sich eingenistet und sie unschuldig angeblickt. Die Hoffnung auf einen Neuanfang, die Hoffnung all die schlimmen und guten Erlebnisse dieses Jahres hinter sich zu lassen, den Ballast von den Schultern zu werfen und sorgenfrei sein zu können, hemmte die Gier und den Neid der Menschen für die bedeutsamen letzten Minuten dieses Jahres. Denn als der tickende Zeiger der Uhr konstant ihren Weg auf die Blattziffer mit der Aufschrift zwölf fortsetzte, waren es nur noch wenige Augenblicke bis der Zünder betätigt und der Countdown beginnen würde.

Die letzten 10 Minuten hatten begonnen.

Die Freude stieg an, die Gläser wurden erhoben und ohrenbetäubendes Gelächter erklang daraufhin. Die Mehrheit genoss diesen Moment mit ihren liebsten und die Nacht würde alsbald ein neues Tageslicht auf sie werfen. Überall tobte sich die Menschheit aus, die Welt schien hellwach zu sein. So auch die Straßen von London.

Niemand hätte dementsprechend je erahnen können, dass in einer Großstadt, einer Metropole, wie dieser sich die Stille einquartieren und den Sturm herbeirufen würde. Und ebenfalls wäre auch kaum jemand auf die Idee gekommen, dass in einer seiner unzähligen Straßen, in den dunkelsten Nächten, an denen Tag täglich Menschen vorbeiliefen, etwas Merkwürdiges seinen Umlauf nehmen würde.

Denn eine Straße, genau diese eine Straße war im Gegensatz zu der ganzen restlichen Stadt ruhig... zu ruhig. Die Bewohner dieser waren außer Haus oder schliefen bereits. Sie waren verloren in ihren Träumen. Doch vielleicht hatten sie auch unterschwellig gespürt, dass etwas Einmaliges zustande kommen würde, dass diese Nacht unbewusst einen Dominostein anstupsen, die Welt ins Schwanken bringen und für immer verändern würde. Es war nichts weiter als eine unauffällige nicht zu endende Straße, die von sterilen Familienhäusern an beiden Seiten umgeben wurde, welche sich wie eine Schutzkapsel um diese legte und geduldig darauf wartete, bis die Sonne wiedererwachen, die Schatten der Häuser verjagen und die Einwohner wecken würde, damit sie in den Alltag zurückkehren und diese unheimliche Stille in ihren eisernen Gittern durchbrechen würden. Denn genau so war diese Straße nämlich in der Nacht. Sie war still und vollkommen bis zur letzten Seele hin verlassen.

Wenn man vom Straßenanfang aus auf die ganze Gasse hinunterblicken würde, wäre ein Unterschied kaum aufzufallen. Denn der einzige Lichtblick in dieser Schattenwelt stellte die Laterne auf der rechten Straßenseite da, die auf eine feuerrote Telefonzelle herabfunkelte. Nichts Ungewöhnliches.

Heute hingegen war die Lage anders. Genau heute wurde die Stille, die sonst immer anhielt, durchbrochen gar verschluckt.

Ein Klingeln. Ein lautes schrilles Klingeln gab sich wie ein Schuss in der Nacht zu bekennen und wollte nicht aufhören. So ungewöhnlich, so nichts erahnend war dieser Klang aus dem nirgendwo entsprungen, dass selbst die nächtlichen Tiere aus ihren Verstecken herausgelockt wurden und sich nach diesem Störenfried umschauten. Aber es war niemand da... niemand der diesen Laut verursachen konnte, bis auf die Telefonzelle.

Es kam aus der Telefonzelle.

Niemand stand davor, niemand befand sich auch nur ansatzweise in der Nähe dieser Zelle, also warum klingelte das Telefon ununterbrochen? Warum wollte es nicht aufhören?

Doch wie als hätte das Klingeln einen Startschuss abgefeuert, bildete sich urplötzlich ein Schatten auf dem Asphalt am Anfang der Straße und die Finsternis legte sich ein weiteres Mal auf die Menschheit herab. Jemand hatte die Straße betreten.

Ein groß gewachsener, gut gebauter Körper stand aufrecht da, währenddessen der Blick starr auf die Straße gerichtet war. Vollkommen in Schwarz gekleidet, in einer dunkle Jeans und einem dunklen eleganten Mantel, sorgte er dafür, dass die Nacht ihn verschluckte und mit ihm fusionierte, doch das schien dem groß gewachsenen Mann nichts auszumachen. Ganz im Gegenteil. Als seine ersten Schritte auf den nassen Asphalt erklangen, verbarg er sein Gesicht tiefer im Kragen seines Mantels, den er fester an sich zog, sodass man ihn kaum in dieser Finsternis ausmachen konnte. Die Hände schob er anschließend in die Manteltasche und lief unbeirrt weiter, derweilen die immer weiter an Härte dazugewinnende kalte Dezemberbrise ihn kaum aus dem Konzept zu bringen schien. Und trotz, dass seine festen Schritte weiterhin an den kahlen Wänden der Häuser widerhalten, hörte das Klingeln des Telefons nicht auf, was ihn dazu verleitete auf die Laterne und somit auf die Telefonzelle zuzulaufen.

Aus der Entfernung und von seiner Silhouette aus, die immer deutlicher wurde, je näher er dem Licht kam, war zu erkennen, dass der Mann etwas in seiner rechten Hand hielt. Ein Papierstück, ein Foto. Sein Griff um diese war eisern fest und während er zielsicher seinen Weg fortsetzte, griff er mit seiner freien Hand im selben Moment in seine dunkle Manteltasche, holte eine Zigarettenverpackung und anschließend ein Feuerzeug raus. Einen Augenblick lang blieb er mitten auf der Straße stehen, öffnete die Zigarettenverpackung, entnahm aus dieser eine Zigarette, ehe er sie zwischen seine makellosen Finger klemmte und sich diese an die vollen Lippen führte. Das leichte Licht der Zigarettenspitze beleuchtete seine Augen und es war, als spiegelte sich die Verdammnis in ihnen wider.

Die Verpackung wieder in seine Manteltasche verstauend und das Bild immer noch fest in seiner rechten Hand haltend, setzte er seine kurzzeitig unterbrochene Route fort, ehe er an der Telefonzelle zum Stehen kam. Just in der Sekunde beleuchtete die Laterne sein Gesicht und der zuvor bereits Eindruck hinterlassene Körper wurde einem Gesicht zugeordnet. Ein junger Mann, nicht älter als 25, dessen Augen und Blick regelrecht leer und hart wirkten, aber trotzdem eine faszinierende Anziehung an sich hatten, war diese Straße hinuntergelaufen und starrte nun das Telefon an, welcher auf einem Holzbalken in der Zelle aufgestellt stand. Nur die Fensterscheibe der Telefonzelle trennte den Mann von diesem Telefon und trotz dieser Distanz konnte er das Klingeln weiterhin wahrnehmen. Emotionslos und völlig unbeeindruckt blickte er diese an, wie, als wäre es das Normalste auf der Welt, dass plötzlich mitten in der Nacht in einer beliebigen londoner Gasse ein Telefon anfing zu läuten.

Nach einigen weiteren Sekunden die verstrichen, setzte er erneute Schritte nach vorne, streckte die freie Hand nach der Tür der Telefonzelle aus, öffnete diese und trat hinein. Nun war das schrille Klingeln nicht mehr zu ignorieren, als auch die letzte Barriere zwischen ihnen verschwand. Es schrie regelrecht danach, dass jemand es abheben sollte und bevor es die Bewohner wecken und ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte, schloss der junge Mann die Tür hinter sich und griff nach dem Hörer, welche er sich anschließend ans Ohr hielt. Er lauschte.

«Na endlich. Du bist spät dran», ertönte eine tiefe Stimme am anderen Ende der Leitung.

«Ich hatte noch was zu erledigen», antwortete der junge Mann brüsk und fuhr sich mit der Zigarette in der Hand durch seinen Drei-Tage-Bart, welcher seinen markanten Zügen und seinen Wangenknochen eine Extranote verlieh, ehe er von seiner Zigarette zog und anschließend den Rauch durch seine Nasenlöcher und seine leichte Mundöffnung ausstieß.

«Ich weiß von deinen sogenannten 'Erledigungen' Bescheid. War das wirklich nötig? Dich heute Nacht mit diesen Frauen zu begnügen?», fragte die Stimme am anderen Ende der Leitung und die Abneigung, die er dabei empfand, wurde mit jeder einzelnen betonten Silbe immer mehr zu Ausdruck gebracht.

Kurzzeitig schien es, als hätte ausgerechnet diese Abneigung eine Erheiterung bei dem jungen attraktiven Mann in der Telefonzelle ausgelöst und es erweckte sogar leicht den Anschein, als würden seine Mundwinkel in die Höhe schießen. Doch als die Ernsthaftigkeit wieder die Kontrolle über ihn gewann, blies er genervt den Rauch aus seiner Lunge raus, ehe er monoton antwortete:

«Das ist meine Sache. Hast du die Informationen, die ich von dir verlangt habe?»

«Natürlich habe ich sie.» Es folgte ein tiefer Seufzer, ehe einige Sekunden lang absolute Stille herrschte. In dem Moment regte sich in den Gesichtszügen des jungen Mannes etwas und es schien, als würde er erst da das Bild in seiner Hand zu ertasten bekommen, denn er blickte ohne einen jeglichen Kommentar, jegliche Mimik oder Gestik Preis zu geben, darauf nieder. Nur sein Blick verriet ihn. Sein Blick der von Mal zu Mal, je länger er das Bild betrachtete härter, kälter... unmenschlicher wurde.

Auf dem Bild war ein junges Mädchen zu sehen, die auf einem Tisch, über denen zig verschieden Bücher ausgebreitet waren, saß und las. Die Haare waren glatt zur Seite geschoben, sodass der Blick auf ihr kindliches Gesicht frei geräumt wurde. Zwar wirkte sie einerseits noch so jung, so sorglos, anderseits hingegen lag dennoch etwas in ihrem Blick was sie kalt und undurchdringbar wirken ließ. Sie war unberechenbar. Er konnte sie nicht einschätzen, was ihn - wie er bemerkte, ganz und gar nicht zu gefallen schien.

«Wie lautet ihr vollständiger Name», durchbrach er das Schweigen mit einem messerscharfen Ton in der Stimme und derjenige am anderen Ende der Leitung atmete tief aus.

«Sie heißt Amalia Layana Alington und sie ist das Dritte von den vier Kindern der Alingtons. Die jüngste im Bunde ist die kleine 10 Jahre alte Schwester Delilah Alington.»

«Und wie alt ist sie?»

«Sie ist 19 Jahre alt und ist Studentin.«

Ein spöttisches Lächeln legte sich um seine Lippen, denn er wusste auf Anhieb, welches Studienfach sie gewählt haben musste.

«Lass mich raten», sagte er tonlos und hielt seinen Blick starr auf das Bild in seiner Hand gerichtet.

«Sie führt die Familientradition weiter. Sie studiert Jura.»

«Richtig. Nach ihrem Vater und ihren zwei älteren Brüdern ist sie nun diejenige, die in die Fußstapfen der Familie tritt.»

«Auf welche Universität geht sie?»

«Sie hat an der University of Oxford angefangen, obwohl sie an der Harvard University aufgrund ihrer exzellenten Leistungen angenommen wurde.»

Der junge Mann stutzte und runzelte einen Moment lang die Stirn.

«Die Alingtons haben alle an der Harvard studiert, warum nicht sie auch?»

«Ich kann es dir nicht genau sagen, darüber habe ich leider noch nichts in Erfahrung bringen können.»

Ein Knurren entglitt dem Mann in der Telefonzelle und kurz fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. Er hasste es, wenn jemand seinen Anforderungen nicht ordentlich nachging. Das machte ihn mehr als zornig, da er nun auf eigene Faust handeln und selbst dieser Information auf die Schliche kommen musste.

«Seit wann ist sie an dieser Universität?», fragte er daraufhin, um nicht unnötig noch weiter Zeit zu verlieren.

«Seit einigen Monaten. Sie hat bereits ihr erstes Semester hinter sich.»

«Also ist sie noch eine Anfängerin. Will sie genau wie ihr Vater Richter werden?»

«Nein. Sie tendiert eher dazu Rechtsanwältin zu werden.» Verwundert hob er die Augenbraue, als er diese Information zur Kenntnis nahm. Er war erstaunt.

«Hat Sie sonst noch Angewohnheiten, Besonderheiten über die ich Bescheid wissen sollte?»

«Nein. Sie ist zumeist sehr zurückgezogen und geht entweder mit ihrer kleinen Schwester raus oder trifft sich mit ihrer besten Freundin. Nach der Universität nimmt sie jedes Mal denselben Bus um 16:43 Uhr und an freien Tagen zieht sie sich gerne in die Bibliothek zurück und liest Bücher. Außerdem hilft sie jeden Donnerstag beim Küchendienst aus.»

«Verstehe», antwortete er daraufhin und zog ein weiteres Mal an seiner Zigarette. Er konnte es nicht verhindern, dass sich auch dieses Mal kleine feine Linien auf seiner Stirn bildeten. Denn es verwunderte ihn, dass ein Mädchen aus so einer Familie eher mit dem Bus fuhr, als sich von einem Chauffeur überall hin kutschieren zu lassen. Doch bevor er weiter in seine Gedanken versinken konnte, ertönte die Stimme von gerade eben noch einmal:

«Heute Abend an Silvester hingegen war sie mit ihren Freundinnen in dem nobelen Club Mo-...»

»Ich weiß», unterbrach der junge Mann ihn plötzlich und ein scharfes Ausatmen am anderen Ende der Leitung war kaum zu überhören.

«Wie meinst du...?»

«Silvana und Tian haben mich darüber wissen lassen.»

«Was... ist das dein ernst, Iván? Du hast sie in diesen Club geschickt, damit sie sie beschatten. Bist du lebensmüde? Was wenn sie etwas bemerkt?»

«Das wird sie nicht. Sie werden sie aus der Entfernung im Auge behalten.»

«Ich finde, das ist keine gute Idee. Es ist zu riskant."

«Nach deiner Meinung habe ich nicht gefragt», zischte er und warf seine Zigarette auf den Boden, anschließend er mit seinem Fuß darauf trat. Eine bedrückende Stille brach über sie ein. Der junge Mann war angespannt und verärgert, denn er mochte es nicht, wenn man seine Taten hinterfragte. Das ließ er nicht zu. Wenn er etwas sagen und machen wollte, dann tat er es auch und niemand hatte sich da ihm in den Weg zu stellen. Doch nachdem er einige Atemzüge genommen und seine Atmung wieder in einem ordentlichen Rhythmus gebracht hatte, ging er einen erneuten Versuch ein:

«Ich habe noch eine letzte Frage an dich: Hat sie einen Mann in ihrem Leben?»

Kurzes Schweigen trat ein, ehe nach einigen Sekunden eine Antwort folgte.

«Nein», sagte er, was für Iván ausreichend war, denn ohne zu antworten oder sich überhaupt zu verabschieden, legte er den Hörer auf.

Anschließend trat er erneut an die frische Luft, schloss die Tür der Telefonzelle hinter sich, als hätte dieses Gespräch gerade eben nicht stattgefunden und starrte hoch empor in den Sternenhimmel. Kurz zog er scharf die Luft ein, ehe er seinen Blick wieder auf das Bild in seiner Hand herabsinken ließ. Sein Hass zerfraß ihn, nahm erneut die Oberhand ein, als er die Informationen zu diesem jungen Mädchen zu verdauen und sie mit dem Bild zusammenzufügen bestrebte.

Sie war eine von ihnen. Sie war genau wie sie, dachte er sich und während er seinen emotionslosen Blick auf ihr Gesicht fokussierte, zog er aus seiner Jackentasche ein erneutes Mal das Feuerzeug heraus. Im Anschluss fuhr er mit dem Finger sachte an dessen Seite, sodass eine einzige Flamme zustande kam.

Er hob das Bild an, näherte die Flamme dieser an, ehe es sich ihm hingab, gierig die Flamme in sich einsog und zuließ, dass es sie zerfraß.

Mit einer schnellen Handbewegung, warf er das Bild zu Boden und blickte weiterhin auf ihr hübsches Gesicht, ihre geschmeidigen Haare, ihrem Körper nieder, bis es durch den Rauch, durch die Flamme, zerfiel.

Denn durch seinen Eingriff würde sich das Blatt wenden. Ihr verwesendes Leib würde nicht wie ein Phönix aus der Asche wieder aufsteigen, würde nicht in ihrer Pracht erstrahlen... Nein, sondern sie würde zunichte gehen, in Schutt und Asche zerfallen und auf dem dunklen Boden liegen bleiben, bis der kalte Windzug sie wegfegen und ein für alle Mal ihre Existenz von dieser Erde auslöschen würde.

Während er sich nämlich immer noch das verunstaltete Bild vor Augen hielt und einen innerlichen Kampf mit der Flamme führte, machte sich derweilen auch ein boshaftes Lächeln auf seinem Gesicht bereit.

Er hatte all die Informationen, die er wollte. Doch was ihm das eigentliche teuflische Lächeln entlockte war seine letzte Frage am Telefon gewesen. Die Antwort, die er daraufhin erhalten hatte, hatte ihn zufrieden gestellt. Mehr als zufrieden sogar.

Und als der Zeiger auf die zwölf schlug, der Gong erklang, das neue Jahr begann, öffnete das Schicksal seine Riegel und gab sich einem Mörder hin, der mit dem Schlag der Kirchenglocke die Jagdsession auf sein unschuldiges Opfer ankündigte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top