◆[B L O O D S T R E A M]◆
Der Tod ist nicht der größte Verlust im Leben. Der größte Verlust ist das, was in uns stirbt, während wir leben.
|Norman Cousins|
2:44 a.m.
Herrlich wirkte die Nacht,
schwerelos und vollkommen,
gar idyllisch, in seiner Pracht.
Viel zu sinnlich tropfte das Blut
wie massenhaft, steigende Glut
– quoll über,
erschlug peitschend die Nacht nieder
entsandte Todesmelodien
in einem Crescendo quälender innerer Flut.
Der Kampf versank,
der Friede ertrank
und übrig blieben bittere Tränen
gen Himmel gesandt.
Der Schrei eines jungen Mädchens
brachte die Nacht zum Toben,
dem Karma alle spirituelle Macht entzogen,
wurde das Teufelskind der Gerechtigkeit geboren.
Gerechtigkeit...
Gerechtigkeit ! wurde gesagt
Gerechtigkeit ? wurde gefragt
bis die Symbole,
einer Falschaussage angeklagt,
den Rücktritt vollzogen.
Da schaut! Tretet näher!
Der rote Punkt
im weiten dunklen Meer
zeigen die Augen,
so leblos leer.
Betäubende, verführerische Todesküsse entladen,
in einer einzigen mörderischen Kugel ausgetragen,
setzen den Kopf stumm.
- Hirntod.
Die nächtliche Ruhe war angebrochen. Eine äußerst tief gehende, viel zu träge Verstummtheit indizierte augenblicklich eine misstrauische Beklemmtheit. Ein magischer Zauber erfüllte den eiskalten schneidenden Windzug, der viel zu täuschend, viel zu anziehend wirkte, sodass der eigentliche Fluch, der dahinter lauerte, sein Tarnumhang fallen ließ.
Die Nacht bedeutete an manchen Abenden Sicherheit, bedeutete unter den eigenen vier Wänden und den aufwärmenden Kerzen Geborgenheit, doch heute Abend endete das Versteckspiel in der äußeren Dunkelheit ein für alle Mal.
Denn diese Nacht war keine gewöhnliche Nacht. Dies war eine verdammte Nacht. Eine Nacht in der Schwarz und weiß, Ying und Yang ineinander übergingen und eine verschmierte Leinwand, als Resultat entstand.
Vorsichtig wurden daraufhin abrupt die beschmutzen Finger des Lebens von der bemalten Leinwand entfernt. Und langsam, fast schon viel zu ängstlich richteten sich die Blicke auf das Meisterwerk, das diese Fusion zustande gebracht hatte. Nichts außer eine heiße dicke Blutspur der bitteren Wahrheit klebte an den Fingern, welches mit bedächtigen Schritten wie die einer Ballerina die Linien der Handinnenfläche entlang ging, herab sickerte und das Symbol der Gerechtigkeit ins Leben hervorrief. Mit tiefrotem Menschenblut wurde Gerechtigkeit an die rebellierenden angehobenen Flaggen der Racheengel geschrieben, gleichzeitig der Hammerschlag des Richters den Himmel wachrüttelte.
In dem Augenblick, als das Blut mit der Unschuld in Berührung kam, öffnete sich das Paradies, woraufhin den friedlich dreinblickenden Geschöpfen die reinen Flügel entrissen wurden, ehe sie auf die Erde fielen. Die Heiligenscheine über ihnen erlitten einen Stromschlag und ihre Lichter zerscherbten in einzelne Teile.
Teilweise geschockt, teilweise fasziniert von dieser verführerischen Farbe blickten die gefallenen Engel voller Habgier auf die rote Flüssigkeit nieder mit der sie erstmals in Kontakt traten und die einen starken Kontrast zu ihrer sauberen Haut darstellten. Dunkelheit verfing sich an ihren weißen Gewändern, während es den Eindruck von außen erweckte, als würde das Blut in ihren Händen sich gierig an ihrer Reinheit verzerren.
Doch dies war nicht das einzige Unglück, das das Schicksal zu bieten hatte.
Den Duft dieses betörenden Blutes auf sich ziehend schlichen sich nun nämlich auch andere fremde Gestalten an die gefallenen Engel heran. Höllenbewohner, die ihre hungrig dreinblickenden Augen auf die Hände ihrer Feinde richteten – dabei angezogen wurden von dieser Macht über Leben und Tod zu entscheiden, ehe sie sanfte Küsse auf die Finger verteilten und sich durch den Geschmack menschlichen Leides ernährten.
Dies war der Moment an dem das Karma mit selbstsicheren Schritten hervortrat, arrogant mit den Fingern schnipsend, das Schicksal in die Klauen nahm und eine Kehrwende vollführte, um die Karten neu zu mischen.
Mit einem erneuten Blick auf die Bühnenleinwand des Lebens war ein Schachbrett auferlegt worden, welche die Welt in zwei Farben einteilte. In weiße und schwarze Felder, inmitten derer der Teufel, als auch der gefallene Engel Platz nahmen. Sie standen sich mitten auf dem Feld gegenüber, beide von Kopf bis Fuß Blut überströmt.
Der Engel erblindete regelrecht durch die Dunkelheit, die sein Gegenüber repräsentierte, doch sie konnte den Blick nicht davon abwenden, zu angezogen zu mysteriös war die Gestalt vor ihr. Der Teufel auf der anderen Seite war verzaubert von dem Kontrast des Blutes und der Reinheit ihres Gegenstückes, das in ihm ein Feuer der Leidenschaft entfachtete.
Und bevor beide Seiten erahnen konnten, was sie da taten, zogen sie sich wie Magnete an. Die Lippen des Teufels legten sich besitzergreifend auf die des Engels. Und als sie sich in dem Blut verloren, das sich auf ihren Körpern vermehrte, brach das Amaggedon endgültig aus.
Der Pakt mit dem Teufel hatte begonnen.
Es fand keine Feier, kein lautes Gegröle statt. Der Augenblick des glorreichen Sieges wurde nicht von den Gestalten mit den Hörnern auf den Kopf laut brüllend bekannt gegeben. Es war unheimlich still.
Das Schniefen des blonden Mädchens, das erschöpft auf einem Sessel zusammengesunken war und das Klirren von Gläsern, als sich ein großer sportlicher Mann am Schrank bediente und sich eine große Flasche eines alkoholischen Getränkes nahm, durchbrach jäh das unangenehme Schweigen, das sich auf sie gelegt hatte.
Der Einzige, der indes tatenlos und wie eine Alabasterstatue dastand, war der junge Mann, der in Dunkelheit der Nacht Flucht suchte.
Seine angespannten Gesichtszüge, wurden von schwarzen festen Haaren bedeckt, die ihm wild ins Gesicht fielen, derweilen er mit einem viel zu angespanntem Oberkörper, die Arme an der roten glänzenden Fläche des Klaviers abstützte und sich selbst in der darin widerspiegelnden Reflexion beobachtete.
Er war ein Biest. Ein egoistisches, viel zu süchtiges Biest, das sich danach sehnte Blut zu sehen...
Doch er hatte die Rechnung nicht damit gemacht, dass das Blut nicht das seiner Feinde, sondern seiner Freunde werden würde. Er hatte nicht damit gerechnet, den Mann sterben zu sehen, der ihm neben seinem Vater, ein weiterer Vater gewesen war.
Erschlagen von den Bildern, die erneut in seinem Kopf auftauchten, schlug er erneut hart auf das Klaviergerüst ein, bis sich ein weiteres Bild vor Augen zu ihm zwängte.
Er... wie er sie fast zu Tode gewürgt hatte. Genau auf diesem Klavier hier.
Knurrend wandte er den Blick davon ab und richtete ihn auf den Nebenraum, in der alleine nur Licht brannte. Sein Blick fiel automatisch auf das Bett und anschließend auf die Gestalt, die sich nicht rührte. Doch durch das auf und herabsinken ihrer Brust wusste er, dass sie lebte. Dass er ihr die richtige Dosis verpasst hatte.
Erleichterung und Ekel packten ihn gleichzeitig. Sie verdiente mehr ! Sie verdiente so viel mehr Leid, dachte er sich voller Hass und starrte die beinahe elfenhafte Gestalt an, die in dem halb zerrissenen Kleid und mit geschlossenen Augen da lag.
Gefangen von ihrem Anblick, konnte er sich erst davon entreißen, als er das erneut auftretende stoßweise erfolgende Weinen an seinen Ohrtrommeln poltern hörte, welches die Türen zu seiner Seele, seinem Gewissens öffnen sollte.
Doch wofür bemühte es sich ? Vollkommen eingenommen von der tiefen Dunkelheit war sein Gewissen sowieso in einen tiefen Brunnen gefallen und hatte sich in der tiefen Schlucht verloren, die ihn ertränkt hatte.
Mit steinhartem Miene kehrte er dem Zimmer also den Rücken zu und warf dann einen schneidenden Blick über die Schulter, um die Zielperson die diese Laute von sich gab, in den Fokus einzunehmen.
Er zog die Stirn kraus, als er die in sich zusammen gekauerte jämmerlich wirkende triste Gestalt inmitten des viel zu großen Sessels in Embryoform liegend sah. Sie wirkte in den Moment so zierlich, so verloren, dass die Maske der Trauer, die einen hässlichen Schatten über ihre Schönheit legte, dunkler war als jener Schatten, den der Stuhl auf sie niederwarf.
Die Mundwinkeln weit nach unten gezogen, fuhr sie sich über die angeschwollenen glasigen Augen, wobei ihr weißes Hemd von der schwarzen Mascara überdeckt wurde, die sich auf mehrere Regionen ihres Körpers und ihrer Kleidung angeheftet hatte.
Trotz, dass jeder Außenstehende dem jungen Mädchen ansehen würde, dass das Licht der Hoffnung in ihr ein für alle Mal erloschen war, ließ es den heimlichen Beobachter mit den pechschwarzen Augen unbeeindruckt. Sein Herz taute nicht auf, blieb knallhart.
Im Gegenteil sogar, seine Gesichtszüge wurden härter, fast unnatürlich kantig, sodass einzelne Adern an seiner Schläfe hervorragten.
«Aufhören... Hör auf zu weinen !», brachte er zähneknirschend zustande, was das Beben der vollen Unterlippe ihres Gegenübers maximierte.
Der Dunkelhaarige, der nun erkannte, dass sie ein weiteres Mal davor stand von einer dramatischen Welle bitterer Tränen überflutet zu werden, warf dem Bruder der Blondine einen Blick zu. Dieser jedoch blickte Gedanken verloren in sein Glas nieder, derweilen er in der anderen die Wodkaflasche fest in seinem Griff hielt.
Sein Blick besagte, dass er von seinen zielstrebig angesteuerten Weg in der letzten Sekunde abgekommen war. Eine kleine Unaufmerksamkeit hatte ihn in eine tief sitzende leere Verlorenheit gezogen, aus dem er nicht rauskommen konnte. Er weinte nicht, das konnte der große junge Mann, der den Alpha in der Gruppe repräsentierte selbst aus dieser Entfernung vom Klavier aus erkennen. Aber er wusste auch, dass die Stille in der sein Kollege sich hüllte, viel schlimmere Wunden mit sich tragen würde, als der impulsive Ausbruch seiner weiblichen Blutsverwandtin
Er seufzte, ließ seinen Nacken laut knacken und drehte sich endlich wieder zu den Beiden um, um einige Schritte in die Mitte des Raumes zu setzen. Das dunkle Oberteil, das er anlässlich dieses Abends zur Tarnung übergezogen hatte, krempelte er sich über die fein definierten Arme, ehe er mit einem aufmerksamen Blick wieder über die beiden verlorenen Gestalten hin und her blickte.
Er wollte gerade erneut bestimmt eingreifen und dem trostlosen Trauerspiel endlich ein Ende setzen, als das Mädchen starr auf einen Punkt am Boden gerichtet mit einer brüchigen Stimme zu krächzen begann:
«Das... ist Gerechtigkeit stimmt's? Wir haben es alle verdient. Auge um Auge, Zahn und Zahn.»
Der Schwarzhaarige aus der Dreiergruppe runzelte bei ihrer pessimistischen Aussage die Stirn.
«Was willst du damit sagen?», fragte er streng.
Nun richtete sie ihre Augen komplett auf ihn, sodass er die darin schwimmenden Tränen ausfindig machen konnte.
«Wir haben es verdient. Alles im Leben kommt irgendwann zurück...»
Plötzlich richtete sie den Blick auf den Jungen mit der Alkoholflasche in der Hand, der bei ihrer Aussage nun – so schien es nach seinem Blick zu beurteilen – wieder in der Realität angekommen war.
«Wir haben Henry Howord vor den Augen seines eigenen Sohnes getötet. Du selbst hast den entscheidenden Schuss abgegeben, Tian ! Wir haben das Blut in den Händen des Howord Jungen kleben sehen, als dieser geschockt und fassungslos auf das Blut seines Vaters niderblickte. Wir... Wir sind Mörder. Unser Vater wurde von unseresgleichen getötet...», flüsterte sie und vergrub, ihr vor Schmerz gekrümmtes Gesicht, in das Polster des Stuhles.
«Du kannst uns nicht mit ihnen vergleichen!», krachte seine harte Stimme urplötzlich gehen ihre undichten Mauern, sodass ihr Körper von einem unnachgiebigen Schütteln eingenommen wurde.
«Henry Howord war schuldig! Ein schuldiger Mensch hat den Tod verdient. Das gilt nicht für deinen Vater. Du kannst die Situationen nicht miteinander vergleichen.»
Sie schüttelte niedergeschlagen den Kopf, die getrockneten Tränen legten eine Spur auf ihrer Wange.
«Und doch ist das Resultat dasselbe Iván. Die Bilder... Wir werden diese Bilder nie aus unseren Köpfen bekommen können. Die letzte Erinnerung an unseren Vater wird nicht darin bestehen, wie er munter und gesund aus dem Haus gegangen ist, um uns Brot zu kaufen. Es wird eine Erinnerung voller Blut und Kraftlosigkeit, voller Demütigung und Schmerz sein. Ich habe mich nie gefragt wie es dem Jungen nach dem Tod seines Vaters ergangen ist... aber er... Er muss die Hölle durchgemacht haben», gab sie erstarrt von sich, bis ihre Stimme zum Ende hin brach.
Der hart dreinblickende Mann, dem der Geduldsfaden allmählich riss, atmete von der Nase ein und aus. Voller Wut streifte er mit seinen Fingern durch seine Haare und zog währenddessen dezent an ihnen. Das weinende Mädchen ließ dich davon jedoch nicht beirren.
«Hast du nicht gesehen, wie er aussah ? Er hätte bis dahin seit zwei Jahren tot sein müssen. Haben sie ihn so lange dort unten gehalten und gefoltert ?»
«Ich gehe stark davon aus...», meldete sich nun ihr Bruder zu Wort. Seine Stimme klang erstaunlich fest, obwohl seine Augen tief verborgenen Schmerz kund gaben.
«Ich... Ich weiß einfach nicht weiter...Was, was soll uns das Ganze bringen, wenn wir dadurch keinen Schritt weiter gekommen sind ? Die Disk war hinter einem der Gemälde, aber wir sind trotzdem nicht schlauer, als vorher. Ich drehe durch verdammt nochmal !» Die Stimme des anfangs noch zart klingenden weiblichen Geschöpfs wurde zunehmend schriller, bis ein ohrenbetäubender Schmerzensschrei erklang.
Ihr Bruder, der sie mit leeren und müden Augen zugleich betrachtete, stellte mit nun eindeutig zittrigen Händen die Wodkaflasche mitsamt des halbvollen Glases unsanft auf den Tisch ab.
«Sie hat recht», sagte er, indem er seine von Muskeln ausgezeichneten breiten Arme an der Tischkante abstützte und tief aufseufzend zu dem immer noch still im Raum stehenden Mann emporblickte, der mit der Hälfte seines Gesichtes im Schatten verborgen lag und wahrhaftig wie ein Thronerbe der Hölle wirkte.
«Dein Vater hat uns eine Nachricht zukommen lassen, Iván. Er meinte, wenn wir die Disk hinter einen der Gemälde finden, dann würden wir auf der richtigen Spur sein. Wir waren Monate lang da dran und was haben wir davon ? Was haben wir davon ?» Aufbrausend werdend durch seine eigenen Worte schnappte der leicht Angetrunkene nach der Wodkaflasche neben ihm und schleuderte dies auf den Boden.
Das blonde junge Mädchen zuckte zusammen, überrascht und zugleich auch verängstigt von der Reaktion ihres Gegenübers. Sie war die Offenere von beiden, sie war diejenige, die sich gefühlsmäßig nie zurückhalten konnte, wobei er immer die Ruhe in Person ausstrahlte und nur in geeigneten Momenten einzugreifen wusste. Dass er im Moment jedoch dazu nicht mehr in der Lage war, war durch seine vorliegend dargelegte Tat mehr als deutlich.
Der Dunkelhaarige, der den beiden nun wieder den Rücken zukehrte und einen Blick ins Nebenzimmer auf die schlafende Person warf, schüttelte verneinend den Kopf.
«Das stimmt nicht. Es hat uns so einiges gebracht... Im Moment seid ihr jedoch geblendet von euren intensiven Gefühlen, um das wahrnehmen zu können. Ich weiß nicht, was es mit dem Tattoo auf sich hat, aber anscheinend lag mit diesem Tattoo viel mehr auf dem Spiel als zuvor angenommen. Denn das Wissen über diese Information hat sie dazu verleitet euren Vater, ohne mit der Wimper zu zucken zu ermorden und meinen unschuldigen Vater eines Verbreche zu beschuldigen, um ihn anschließend in eine Zelle zu sperren, wo er sein ganzes Leben lang verrotten wird. Dieses Tattoo ist der Schlüssel zu einer verborgenen Welt, in die unsere Väter es gewagt haben einen Fuß zu setzen.»
Nun setzte er einige Schritte weg von den beiden und lief wie angezogen vom Licht des Nebenzimmers langsam und mit festen Schritten auf die Tür zu.
«Die Familie Alington hat etwas zu verbergen und wie ich das aus den neu gewonnenen Erkenntnissen beurteilen kann, sind nicht nur sie in diese Sache mit hinein verwickelt. Es ist wie eine Pokerrunde. Je höher sie setzen desto höher ist auch der Verlust. Der Ruin der Alingtons würde auch das Ende vieler anderer wichtiger Leute bedeuten, die im Untergrund mit ihnen agiert haben.»
Die anderen beiden, die dem Kampf ihres inneren herrschenden Chaoses ausgesetzt waren, verstummten jäh und konzentrierten sich auf die gesagten Worte.
Der athletische Große, der im Scherbenhaufen stand, den er selbst erzeugt hatte, trat einige Schritte zurück und sprach nun einer deutlich festeren und ausgeglicheneren Stimme bemüht:
«Ja... stellt sich nur die Frage, wer diese Personen sind. Wir haben gar keine Hinweise, Iván.»
Ein boshaftes Lachen erklang.
«Tian mach die Augen auf ! Wir haben einen Anhaltspunkt. Es ist Pablo Gonzalez. Es ist nicht zu übersehen, dass er mit den Alingtons gearbeitet hat. Wenn wir mehr über das Geheimnis erfahren wollen, in dessen Wissen euer Vater mit dem eigenen Blut bezahlen musste, dann wird unsere erste Anlaufstelle Pablo Gonzalez sein.»
Stille wiegte die Atmosphäre in einem eigenen Schlafgesang, derweilen alle drei nach den Worten schnappten die mit seiner Aussage unmittelbar wie elektronische Magnete in der Luft hingen.
Der Dunkelhaarige neigte seinen Kopf zur Seite, sodass er die Silhouette seiner Komplizen zumindest aus dem Augenwinkel wahrnehmen konnte.
«Tian. Ich möchte, dass du dich darüber erkundigst, wo genau Gonzalez sich im Moment aufhält.
Silvana, wie zuvor erwähnt bist du für die falschen Pässe zuständig. Ich werde mich mit Massimilliano in Verbindung setzen. Wenn wir unauffällig durch die Grenze kommen wollen benötigen wir einen Privatjet. Wir kehren nach Hause zurück», sagte er und anstatt, dass sich seine Worte mit Wehmut füllten, wirkte sein Gesagtes, wie harte Brocken, die einen Felsen hinunterstürzten und aufeinander krachten.
«Ach und außerdem Silvana... Ich möchte vier falsche Identitäten und nicht drei. Sie wird mitkommen.
Damit keine Aufmerksamkeit erregt wird, wirst du erst zwei Wochen später zu uns stoßen. Bis dahin verhalte dich unauffällig und gehe ganz normal deinem Job in der Uni nach.»
Geschockt über die Information, die das Mädchen erhielt, öffnete sie den Mund. Doch wie als hätte er dies erahnt, drehte er den Kopf nun wieder nah vorne und setzte die letzten Schritte zügig in Richtung Tür, ehe er in den anderen Raum verschwand.
Vom hellen Zimmerlicht ließ dieser sich nicht blenden. Seine Augen suchten die Gestalt nur einer Person und als er die Tinte auf ihrem halb entblößten Rücken ausfindig machen konnte, trat er mit steinharter Miene näher an das Bett und blieb genau vor ihr stehen. Er warf einen dunklen, düsteren Schatten über das schlafende junge Mädchen, deren weichen Gesichtszüge und Unbekümmertheit im Schlaf stärker denn je hervorstach. Er ballte die Hände zu Fäusten, seine Gesichtszüge spannten sich an, doch sein nach unten gerichteter Blick wanderte nicht ihren Körper entlang, sondern haftete wahrlich nur an ihren kindlichen Zügen.
In diesem Augenblick hörte er Schritte hinter sich und er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer hereinspaziert war. Die schweren und in großen Abständen aufkommenden Schuhe machten kenntlich, dass es sich um Männerschritte handeln musste. Auch er lief um das Bett herum. Jedoch stellte er sich seinem Freund gegenüber direkt auf die andere Seite des Bettes. Sein Blick lag dabei konzentriert auf ihm, seine Arme waren verschränkt.
«Warum soll sie mit Iván ? Warum möchtest du sie bei dir haben ?»
Besagter hob gefährlich langsam den Kopf und funkelte seinem Gegenüber böse an.
«Hast du nicht richtig zugehört ? Sie und das Tattoo bilden eine Einheit. Sofern ich nicht genau weiß, was das zu bedeuten hat, werde ich sie nicht gehen lassen.»
«Hattest du es denn vor Iván ?»
Mit skeptischem und fragend Blick, blickte er den jungen Mann an, der so nah an dem schlafenden Mädchen stand, dass es so wirkte, als würde seine Präsenz sie noch weiter in ein tiefes schwarzes Loch ziehen.
«Was meinst du damit ?»
«Wenn das Tattoo nicht wäre, hättest du dich an die Abmachung gehalten und sie gehen lassen ?
Es folgte eine viel zu lange, viel zu unangenehme Stille. Der junge Mann mit den pechschwarzen Augen richtete seinen Blick erneut auf die Gesichtspartien des weiblichen Geschöpfs.
Sein Freund, der dies aus unmittelbarer Nähe betrachtete, wurde plötzlich unbehaglich zumute. Es kam ihm so vor, als hätte er sich unwirsch in einen intimen Moment hineingezwängt, der nicht für seine Augen bestimmt gewesen war.
«Die Art wie du sie ansiehst Iván... Das gefällt mir nicht.»
Mit dem Aussprechen dieser Worte machte sich erstmals nach Stunden voller Eiseskälte ein Glitzern in den dunklen Augen desjenigen bereit, dem die Worte galten.
«Ach ja, mein Freund und warum nicht ?»
«Weil es ein Blick ist, den ich zu gut kenne. Du willst sie brechen habe ich recht ? Du willst sie ein für alle Mal mit dem Fluch, der in deiner dunklen Seele haftet, verhexen.»
«Sie schläft», antwortete dieser nur knapp und ging auf die Aussage seines Partners nicht ein.
«Und solange sie schläft ist sie in Sicherheit, solange kann sie sich in den tröstenden Bildern ihrer Träume verschanzen. Aber wenn sie wach ist... oh ja, wenn sie wach ist, werde ich sie persönlich in meine Hölle einführen Tian. Und glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich jede Sekunde davon genießen werde, wenn ihr Körper und ihre Seele durch das Feuer der Hölle in eine Masse von Asche zerfällt. Jeden Augenblick, von Sekunde zu Sekunde werde ich es hinauszögern. Denn was bringt mir alleine die Hölle, wenn ich keinen geeigneten Spielkameraden habe ?»
Hallo meine Lieben,
Ich wollte mich für eure lieben Kommentare bedanken und mich entschuldigen, dass ich nicht alle Kommentare beantworten konnte. Selbes gilt auch für Privatnachrichten. Ich werde über einige Wochen hinweg nur online kommen um Kapitel hochzuladen, also seid mir bitte nicht böse, wenn meine Antworten viel später erfolgen ❤
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