◆4| B l o o d y w o u n d s◆
Es gibt Menschen, die Worte nur zu dem Zweck benutzen um ihre Gedanken zu verstecken.
|Voltaire|
«Mist... oh Mist», stammelte ich, derweilen ich völlig aufgelöst auf die Tastaturen drückte, in der Hoffnung, dass der Rechner wieder angehen und der Strom zurückkehren würde. Doch es tat sich auch nach mehreren verzweifelten Versuchen nichts. Verschluckt von der Finsternis, spürte ich, wie die Panik unmittelbar in mir hervorkroch.
Gerade wollte ich einen erneuten Versuch darlegen, als ein ohrenbetäubendes Quietschen erklang, der hingegen daraufhin von der wütenden Stimme Raúls unterdrückt wurde.
«Scheiße verdammt, Amalia. Was hast du angestellt !»
«Ich... Ich...», stammelte ich absolut unbeholfen und ließ mich auf dem Sessel erschöpft zurücksinken, da ich gerade kaum die Kapazität dazu besaß sinnvolle Sätze zu bilden.
«Lass mich durch !», zischte dieser dicht an meinem Ohr und aus dem Augenwinkel bekam ich noch das Schattenspiel mit, wie er meinen Sessel leicht zur Seite schob und sich anschließend selbst über die Tastaturen und den Rechner hermachte. Angestrengt versuchte er einige, so nahm ich an, Codes oder Zahlenkombinationen einzugeben, die das System entschlüsseln, als auch das Programm wieder öffnen sollten. Doch als, ein wenig erfreuliches Aufknurren und ein verärgertes Fluchen im Anschluss darauf erfolgten, sackte ich nur noch tiefer in meinem Sitz zusammen und wünschte mich nichts Sehnlicheres, als dass der Boden sich auftun und ich vom Erdboden verschluckt werden würde. Doch das tat es zu meinem Leidwesen nicht und ich war unmittelbar zwischen diesem Sessel und dem wutentbrannten Kerl, der sich als mein Bruder erwies, gefangen.
«Was hast du angestellt ? Auf was hast du drauf geklickt, Amalia ?»
Äußerst unbeholfen, rieb ich meine Hände an meiner Hose ab und suchte innerlich nach einer brauchbaren Notlüge. Doch wie, als hätte er meine Gedanken gelesen, fügte er hinzu:
«Und wag es ja nicht mich als dumm zu verkaufen. Das System und die Stromanschlüsse stürzen nicht einfach so ab, das geht einfach nicht... Das...«
«Raúl ? Amalia ?»
Eine Gänsehaut breitete sich aus, als ich die raue Stimme aus unmittelbarer Nähe vernahm, die nach uns rief, sodass auch Raúls Ärger über mich verflog und ich regelrecht spürte, wie sich jede Muskel an seinem Körper zusammenzog und er sich anspannte. Hätten wir auch noch ausreichend Licht gehabt, hätte ich meine beiden Hände darauf verwettet, dass er kreidebleich anlaufen würde. Doch im Moment, da verharrten wir weiterhin in unserer Position, außerstande uns zu rühren.
«Raúl ? Amalia ? Wo seid ihr ? Geht es euch gut ?», schrie nun Elias ein weiteres Mal durch das ganze Haus und als wir infolgedessen in der Stille das leise Quietschen der ersten Treppenstufen wahrnehmen konnten, wurde uns unmittelbare Elias Ankunft angekündigt.
«Du sagst jetzt kein Wort», wies mich Raúl in einem flüsternden Ton zurecht, ehe auch schon ein Lichtstrahl in das Zimmer fiel, der direkt auf uns gerichtet wurde. Die Augen fest zusammengekniffen, hob ich die Hände vor mein Gesicht und schreckte wie ein Vampir, den die Sonnenstrahlen die Haut verbrannten, erschrocken zurück.
«Was macht ihr hier ?», ertönte nun die feste Stimme Elias' vor uns, was mir die Nackenhaare hoch empor trieb. Wie verstummt, blickte ich ihn geradeaus an, unfähig dabei, ihm einen plausiblen Grund zu nennen.
«Amalia wollte mir eine Folie über den Gutachtenstil zeigen, den einer ihrer Professoren online gestellt hat und den sie nicht ganz verstanden hatte. Ich wollte ihr gerade behilflich sein, da ist plötzlich der Rechner ausgegangen», antwortete zu meinem Glück Raúl, sich die Anspannung nicht anmerken lassen und weiterhin in einem sehr lockeren Ton, an meiner Stelle, sodass ich aus dem Augenwinkel aus bemerkte, wie sich die Falte auf dem feinen schönen Gesicht meines ältesten Bruders glättete.
«Ja, das ganze Stromsystem ist abgestürzt. Vater telefoniert gerade mit den Sicherheitsleuten, die dafür verantwortlich sind. Ihr könnt euch bestimmt denken, wie er nun drauf ist», sagte er und fuhr sich dabei nachdenklich durch seinen makellos rasierten Kinn.
«Wobei... ich selbst werde ebenfalls nicht schlau daraus, wie das passieren konnte. Das darf eigentlich nicht sein.» Als ich durch die verschiedenen Dunkel-Hell Partien wahrnahm, wie Elias mit der Hand seinen Hemdkragen lockerte, traf mich das schlechte Gewissen mit voller Wucht. Er war ebenfalls aufgelöst und besorgt zugleich, was ich ihm nicht verübeln konnte. Schließlich waren Clara und Carlos Tag und Nacht hier im Haus und auch wenn Elias Nachtschichten machen musste, hatte er sich nie Sorgen darüber gemacht, dass etwas geschehen könnte, da diese Sicherheitssysteme einwandfrei waren. Sie waren nahezu perfekt, einer der besten.
Bei dieser Erkenntnis realisierte ich erst im ganzen Ausmaß, wie bizarr die Situation in Wirklichkeit eigentlich war. Das System war makellos. Wie konnte es also sein, dass es durch eine Nameneingabe abstürzten konnte ?
Mich in der Komplexität dieser Situation fast vollkommen verlierend, nahm ich erst Sekunden darauf, die Stimme von Clara, wahr, die so nahm ich an, unten von Treppenansatz aus, nach uns rief.
«Wir kommen !», antwortete Elias mit einer erhobenen Stimme, damit seine Frau uns hörte, anschließend er Raúl und mir bedeutete ihm zu folgen, was wir dann auch nebeneinander herlaufend und schweigend taten. Denn zu sehr nahm uns die Tatsache mit, dass wir Elias angelogen hatten. Zum ersten Mal in unserem Leben hatten wir den Menschen angelogen, der immer wieder zu uns gestanden hatte. Und diese Last zu tragen, war einfach nur miserabel.
Es dauerte Stunden. Stunden bis alles wieder in die Gänge gebracht und die Lichter all der verschiedenen Räumlichkeiten wieder angingen. Währenddessen Elias, als auch Vater Telefonate mit dem Vorstand des Sicherheitskonzerns geführt hatten, um die Situation zurechtbiegen, hatten Clara und ich, nachdem wir Carlos ins Bett gebracht hatten, uns an die Arbeit gemacht, alle im Haus auffindbaren Kerzen ins Wohnzimmer zu befördern und sie dort anzumachen. Während wir immer wieder durch die Räume liefen, warf ich bei meiner Rückkehr jedes Mal flüchtige Blicke Richtung Sofa, auf dem Raúl missgrimmig Platz genommen hatte und Delilah, dies nicht bemerkend, ihm etwas erzählte. Als hingegen, das Ganze etwas länger zu dauern schien, war auch letztlich Delilah, den Kopf auf Raúls Schoß gelegt, in einen tiefen Schlaf gefallen.
Kurz nach Mitternacht, als alles funktionierte und Clara zudem beruhigt war, dass die Elektrizität wieder vorhanden war, hatten sie und Elias, der Delilah trug, zum Auto gebracht, in dem ich von der Uni abgeholt wurde. Auch Papá folgte den beiden, sodass ich unauffällig meinen Weg in die andere Richtung zu Raúl lenkte, der sich mit einem kurzen Handzeichen verabschiedet zu seinem Porsche begeben hatte. Den ganzen Abend über war es seltsam still gewesen und hatte kaum mit mir gesprochen.
Bei ihm angekommen, als er gerade die Autoschlüssel reinstecken wollte, hielt ich ihn kurz am Oberarm fest, um ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. Meine Hände waren im Vergleich zu seinem Bizeps wie ein kleiner Flummiball, dachte ich mir, als ich seine Muskeln zu ertasten bekam.
«Raúl, jetzt sei doch bitte nicht sauer... Ich...»
«Nein, Amalia», sagte er und funkelte mich böse an, nachdem er sich aus meinem Griff entwand und sich zu mir umgedreht hatte. Ich schluckte hart, als ich den wütenden Ausdruck in seinem Gesicht ausfindig machen konnte.
«Ich weiß nicht, was du da getrieben hast, aber...»
«Es war nichts wichtiges !»
«Ach ja ? Amalia, ich, ich Raúl wurde aus meinem eigenen System gekickt. Ich... Gott, das darf doch nicht wahr sein. Das ist unmöglich», sagte er sich die Haare raufend, anschließend er gestresst aufschnaubte.
«Ich muss jetzt unbedingt jemanden vögeln.»
Empört keuchte ich auf und verdrehte dabei die Augen. Gerade als ich den Mund aufmachen wollte, stoppte er mich, indem er die Hand hob.
«Wag es ja nicht mich zu belehren. Wenn du willst, dass ich herausfinde wie das Ganze passiert ist, dann muss ich mich entspannen und ich kann mich nur entspannen, wenn ein Mädchen unter mir liegt.»
Ich spannte die Kiefer und erwiderte seinen kalten Augenkontakt mit einem ebenso scharfen Blick meinerseits. Raúl wusste, wie sehr ich es hasste, wenn er auf solch vulgäre Art sprach und dass er gerade bewusst maßlos übertrieben und solche hässlichen Worte ausgesprochen hatte, lag ganz allein daran, dass er mich provozieren wollte.
Ehe ich ihm überhaupt tadelnden Worte zusprechen konnte, hatte er sich auf dem Fahrersitz niedergelassen und war in Nullkommanichts mit einer unglaublichen Geschwindigkeit davon gebraust.
***
«Und dann musst du nur noch 3 Teelöffel Essig hinzufügen. Macht zwar nicht jeder, aber ich garantiere dir, dass du danach regelrecht das Bedürfnis bekommst, alles zu verspeisen», schwärmte Sanjana über eines ihrer neuesten Gerichtskreationen, die sie am vorherigen Tag ausprobiert hatte. Trotz Sanjanas fast schon zu dürr wirkender Körperfigur, war einer der größten Leidenschaften dieser Anfang 20-Jährigen immer schon das Kochen gewesen. In den vielen Malen, als ich bei Sanjana zu Besuch war, hatten mir ihre Eltern von Anbeginn an das Fotoalbum von ihrer Kindheit gezeigt, wo sie schon als 3-Jähriges kleines Kind den Küchenlöffel strahlend in der Hand hielt und die Küche hatte in einem Chaos münden lassen. Durch diesen Misserfolg und dem tadelnden Blicken ihrer Mutter sich nicht abschrecken lassen, hatte sie immer wieder Neues ausprobiert, sodass sie irgendwann wirklich unglaublich gut in diesem Gebiet wurde. Wenn Sanjana über ihre Lieblingsbeschäftigung sprach, dann war sie glücklich. Die Linie, die sich bei ihrem Lächeln auf ihren schmalen Lippen bildete, ließ sie wie ein Kleinkind erscheinen. Das gefiel mir so sehr an dieser Situation, sie lachen zu sehen, aber war ich auch im Laufe der Jahre, zugegeben, doch ein kleiner Fan von Sanjanas Kochkünsten geworden, sodass ich ihr gerne mit Interesse zuhörte. Heute hingehen schien ich weit weg von diesem immerzu mitschwingenden Beifall zu sein, denn immer wieder nagte mein Gewissen an mir und ich musste an den grimmigen Gesichtsausdruck von Raúl denken, der mich nicht in Ruhe lassen wollte. Ich wusste nicht, ob er gestern Nacht nochmal nach Hause gekommen war oder sich wirklich darum gekümmert hatte wieder zur Entspannung und Ruhe zu kommen. Jedenfalls war heute Morgen, ganz zur Missgunst von Papá, Raúls Sitzplatz beim gemeinsamen Frühstück frei geblieben.
Gerade steuerten wir erneut denselben Hörsaal, wie gestern, an, da wir auf zwei aufeinanderfolgenden Tagen eine Vorlesung bei Mrs. Ionescu hatten, als ich dabei bemerkte, wie Sanjana stehen geblieben war.
«Hast du was gesagt ?», fragte ich völlig perplex und folgte ihrem Beispiel, was sie ihre Stirn kräuseln ließ.
«Ich habe dich gefragt, ob du mir zuhörst ? Ist etwas vorgefallen ? Du bist seit heute Morgen so ungewöhnlich still", fragte sie mich mit skeptisch betrachtendem Blick und heute ausnahmsweise verfluchte ich es, dass mich Sanjana, wie ein offenes Buch lesen konnte. Sie war einer der wenigen, die es je schaffte und die ohne, dass ich etwas sagen musste, schnell über meinen Gemütszustand informiert war.
Ich öffnete den Mund und hatte eine Ausrede parat, doch schien es mir im nachhinein nicht richtig, dies gegen meine beste Freundin zu verwenden, sodass ich nachdenklich und das Gesicht verzogen den Mund wieder schloss.
In dem Augenblick, wo ich das Gefühl hatte, dass Sanjana etwas hinzufügen wollte, hielt sie inne und ich sah, dass sich der ärgerliche, fast schon klagende Blick in ihr, sich zu einem erstaunten Ausdruck wandelte. Diesen Umschwung keiner plausiblen Begründung zuordnen können, holte ich gerade aus um etwas zu sagen, bis ich von meinem Vorhaben unterbrochen wurde, als mich jemand hinten am Rücken antippte. Mich leicht nach hinten drehend, bemerkte ich nur wenige Meter weg Jon vor mir stehen, der die Hände in die Hosentasche vergraben hatte und mich freundlich anlächelte.
«Oh hey Jon», sagte ich, mich nun komplett zu ihm gewandt.
«Hey...» Er kratzte sich nervös am Hinterkopf.
«Hast du kurz einen Moment ?»
«Eh Amalia, ich kläre für uns schon Mal in den vorderen Reihen Sitzplätze, ok ?», sagte Sanjana plötzlich und mit einem Blick in ihre Richtung, wusste ich, dass sie sich nur schwer zurückhielt keinen frechen Kommentar abzulassen. Diesen vielsagenden Blick von ihr kannte ich nur allzu gut.
«Lass mich nicht allzu lange warten», sagte sie und wackelte, in einem günstigen Moment, als Jon den Blick durch die Umgebung schweifen ließ, die Augenbrauen. Ach Sanjana manchmal könnte ich dich töten.
Doch ehe ich ihr einen kritischen Blick zuwerfen konnte, wandte sie sich an Jon und winkte ihm zum Abschied lächelnd zu.
«Bye bye Jon, man sieht sich.»
«Ciao Sanjana», sagte dieser sichtlich erleichtert darüber, dass sie dies nicht persönlich genommen hatte und wandte sich dann mir zu.
Ich hingegen wollte nach dieser Geste erst recht Sanjana einen Kopf kürzer sehen, aber dazu blieb mir nicht die Gelegenheit, denn sie verschwand nach einigen Schritten schnell hinter der Hörsaaltür und ich blieb mit Jon alleine.
«Wie geht es dir nach der Sache gestern ?»
Verwundert hob ich die Augenbrauen in die Höhe.
«Du bist der Erste, der mich danach fragt...», flüsterte ich und meinte es damit auch so. Selbst Sanjana war zu sehr in ihren Erzählungen versunken gewesen, weshalb sie glatt vergessen hatte mich darauf anzusprechen.
«Ich kenne das ja selbst, wie es ist in einer ansehnlichen Familie aufzuwachsen. Unsere Väter sind enge Geschäftspartner Amalia und ich weiß, dass dein Vater nicht so ein Mensch ist.»
Ich lächelte Jon dankend an und ließ die feinen attraktiven Gesichtszüge des Sunnyboys auf mich einwirken. Jon war durch und durch ein sehr beeindruckender und äußerst beliebter Junggeselle in unserer Stadt. Als Captain der Footballmannschaft unserer alten High School hatte er immerzu die Herzen der jungen Frauen höher schlagen lassen. Ich erinnerte mich auch vage an eine Zeit, wo selbst Sanjana nicht aus dem Schwärmen über ihn rauskam und unterdrückte mir dabei ein lautes Lachen.
Und doch war es nie Jons Erscheinungsbild gewesen, der mein Herz erwärmen ließ. Es war seine Feinfühligkeit, seine Bodenständigkeit, trotz dass er mit Lizas Leuten abhing. Er war nicht wie sie, von außen hin wirkte er so, aber niemals würde er einer von ihnen werden und diese Sichtweise bestätigte er mir, wie auch jetzt wieder von alleine.
Imponiert davon, dass er mir sagte, dass ich mir keine Gedanken machen müsste, nahm zumindest dies etwas von meiner Anspannung weg, die aufgrund all der bizarren Ereignisse in den letzten Tagen hintereinander zustande gekommen waren.
«Das ist sehr aufmunternd solche Worte von einer ehrlichen Person, wie dir zu hören. Ich danke dir vielmals, du bist wirklich ein wahrer Freund.»
Als anschließend daraufhin eine kurze Stille eintrat, wechselte Jon das Thema:
«Wie sieht es eigentlich mit den Vorbereitungen für die Gala aus ? Kommt ihr zurecht oder kann ich euch da behilflich sein ?»
Ich schüttelte verneinend den Kopf.
«Nein, danke. Papá hat schon alles mit der Cateringfirma abgeklärt und die Leitung übernimmt, wie du weißt Clara, die Frau meines Bruders, da sie nun wegen dem Kleinen noch in Mutterschutz ist und großartig nichts weiteres zu tun hat.»
Jon lächelte entzückt, wobei sich die eine Seite seiner Mundwinkel langsam hob und dann die andere. Ich musste unwirklich lächeln, da es etwas war, was Jon seit seiner Kindheit eigen hatte und ihm dies auch wirklich stand.
«Der kleine Carlos ist wirklich süß.»
«Ja, das ist er», sagte ich und musste dabei an sein süßes herzhaftes Lachen denken, als Raúl ihn immer wieder gekitzelt hatte. Trotz, dass Raúl Kindern nicht wirklich sympathisch entgegenwirkte, außer Delilah, hatte er es doch irgendwie geschafft dem kleinen Carlos das kleine Herz im Ansturm zu stehlen, sodass dieser immerzu erfreut aufsprang, wenn er seinen Onkel das Zimmer betreten sah.
Derweilen ich in den schönen Erinnerungen welkte, nahm ich eine leichte Kopfbewegung seitens Jon wahr, der auf seine Armbanduhr geblickt hatte, anschließend er wieder seinen Blick auf mein Gesicht richtete.
«Die Vorlesung beginnt gleich. Ich denke, wir sollten in den Hörsaal bevor wir von Mrs. Ionescu raus gescheucht werden.»
Zustimmend nickte ich und trat den Weg mit ihm zum Hörsaal an, der sich nur wenige Meter vor uns erstreckte. Mit dem ersten Schritt, den wir fast zeitgleich über die Schwelle der großen Holztür machten, durchbrach Jon neben mir das anhaltende Schweigen, welches seit jeher geherrscht hatte.
«Ich weiß, du hast womöglich viel zu tun, schließlich müssen wir einiges für dieses Semester noch machen, aber falls du Mal Lust hast könnten wir was zusammen unternehmen. Mit den anderen zusammen, meine ich.»
Obwohl ich wusste, dass es unhöflich war, hatte ich ihm nur mit haben Ohr zugehört, denn sobald wir den Raum betreten hatten, hatte sich, die zuvor gelindert geglaubte Anspannung wieder auf mich gelegt, sodass meine Augen automatisch, ob ich nun wollte oder nicht, sich über die Schulter von Jon, der zu mir geblickt hatte, nach vorne auf die Sitze gerichtet hatten. Um genauer zu sein, auf den Platz gestern, wo dieser mysteriöse Kerl gesessen hatte. Ich spürte, wie mein Herz einen kleinen Aussetzer machte, als ich erneut seine Statur, an derselben Stelle, fast schon unberührt thronen sah. Er hatte wie auch gestern, dieselbe lockere Haltung angenommen, sich hingesetzt, die Hände in die Taschen seines dunklen Trenchcoats vergraben, während er nach vorne starrte. Dabei ignorierte er die unzähligen Gespräche in seiner Umgebung und blendete die vielen faszinierenden Blicke der Studentinnen aus, die auf ihn gerichtet waren. Er war vollkommen in seiner eigenen Welt untergetaucht. Ein Außenseiter oder doch der Thronbesitzer ? verinnerlichte ich mir dieser Frage, während ich die Augen zu Schlitzen verzogen. Wie, als hätte er meinen Blick und meine Gedanken über ihn wahrgenommen, bemerkte ich eine kurze Regung seinerseits. Dezent mit dem Kopf leicht über die Schulter blickend, fanden sich unsere Blicke, wie zwei aufeinander zugeschossene Magnete.
Eine Gänsehaut übermannte mich, als die dunklen Augen kurzzeitig auf mir lagen und trotz, dass seine dichten Haare, die nach vorne fielen, einen leichten Schatten über die harten Konturen seiner Gesichtszüge warfen, gab es dennoch etwas an ihm, was mich daran hinderte wegzuschauen. Er war dunkel und doch so spannend geheimnisvoll.
Die Augen hielten an mir, observierten, durchschlängelten unangenehm langsam meine Statur auf und ab, ehe sie sich an Jons Seitenprofil verfestigten und die Augen noch enger zusammengezogen, sodass man fast nur das dunkle Funkeln sah, wanderten sie zwischen mir und ihm hin und her.
Regungslos und völlig hypnotisiert hörte ich das laute Schlagen meines Herzens gegen meine Brust hämmern.
«Amalia ?»
Ich blinzelte. Einmal, zweimal, ehe ich mich mit einem ratlosen, aber zugleich auch entschuldigenden Blick meinem gegenüber wandte.
«Entschuldige Jon. Ich... gerne können wir das Mal machen.»
Doch wie es aussah, war dieser bereits meinem Blick gefolgt, welcher jedoch, wie ich danach realisierte, nicht an ihm stehen blieb, sondern an Liza, die just in dem Augenblick ihre knallrote Guccitasche demonstrativ auf die Sitze stellte, sodass auch jeder dies zu sehen bekam, anschließend ihr Blick auf uns haftete. Mit zusammengezogen Augenbrauen blickte sie in unsere Richtung.
«Wenn du dir wegen Liza Sorgen machst, dann kann ich dich beruhigen. Sie muss nicht mit dabei sein, wenn du nicht willst. Ich weiß, dass sie anstrengend sein kann, aber eigentlich ist sie ein guter Mensch, wenn man sie näher kennenlernt.»
Dennoch mochte sie mich nicht, dachte ich innerlich, doch nickte ich Jon kapitulierend zu. Nur weil Liza sich sehr unreif benahm und ich mich nicht sonderlich gut mit ihr verstand, sollte Jon die Konsequenzen dafür nicht tragen müssen. Das wäre ihm gegenüber nicht fair. Er musste schon seine Gründe haben, weshalb er mit ihr befreundet war und das würde ich auch respektieren.
Um ihm jedoch dies nochmal deutlich darzulegen, wollte ich auf eine Erläuterung ausholen, bis wir das laute Zuschlagen der Hörsaaltüren mitbekamen, infolgedessen dann auch erneut das Geklacker von Mrs. Ionescus Absätzen, ihre Ankunft bestätigten.
Mit einem flüchtigen Abschied begab ich mich schnell nach vorne auf meinem Platz, den mir Sanjana frei gehalten hatte und als ich sie schon breit mir entgegenlächeln sah, konnte ich mir selbst ein Grinsen nicht verkneifen.
«Blick mich bloß nicht so an», sagte ich, mich neben sie setzend und meine Handtasche neben mich stellend, anschließend ich Mrs. Ionescu verfolgte, die eine Power Point Präsentation vorne am Podest öffnete.
«Hey, ich habe doch nichts gesagt !», sagte sie gespielt beleidigt und hob die Hände abwehrend vor die Brust.
Ich warf ihr einen vielsagenden Seitenblick zu.
«Aber wenn wir schon mal dabei sind: Na, was wollte unser Hübschling eigentlich von dir ? Ein Date ?»
Ich verdrehte die Augen, konnte aber nicht verhindern, dass mir die Röte ins Gesicht schoss.
«Sanjana !»
«Mhh nun sag schon.» Sie stupste mich mit dem Ellenbogen an der Seite an, zeitgleich Mrs. Ionescus Stimme den Saal erfüllte.
«Schau jetzt nach vorne.»
«Alles klar. Die kleinen roten Äpfelchen in deinem Gesicht sprechen bereits Bände», sagte sie amüsiert und ich fragte mich automatisch, wie rot meine Wangen wohl waren. Oder war das wieder eine von vielen Taktiken Sanjanas um mir Worte aus dem Mund zu entlocken ?
Eine innere Stimme sagte mir, dass wohl beides der Fall war.
***
Das Erscheinen des Quellenverzeichnisses auf der letzten Folie verkündete der Schluss dieser Vorlesung. Mein Blick schoss kurz auf den leeren Platz neben mir und ich dachte bedrückt an die letzte halbe Stunde zurück, als Sanjana eine Nachricht von ihrer Mutter bekam und daraufhin aufgebracht den Hörsaal verlassen hatte. Kurz hatte sie mir noch zugeflüstert, dass sie mir eine Nachricht schreiben würde, doch trotz, dass erst eine halbe Stunde vergangen war, machte ich mir Gedanken darum, was passiert sein mochte.
Als die Studenten ihre Sachen einpackten und einige bereits die Treppen zum Ausgang hochgingen, folgte ich ihnen, meine Tasche geschultert und meine Jacke in der Hand haltend. Mit einem kurzzeitigen Gedankenblitz entschied ich mich hingegen dazu Sanjana wenigstens eine SMS auf dem Weg zu schicken, bevor ich gleich in die nächste rechtsgeschichtliche Vorlesung gehen müsste.
Den Blick starr auf das Display meines Handys gerichtet, tippte ich also eine Nachricht auf unseren Chat ein.
Hey schreib mir, sobald du kannst, ob alles in Ordnung ist. Ich mache mir Sorgen.
Xx Amalia
Gerade wollte ich mein Handy wieder in meine Hosentasche reinstecken, als mir meine Jacke aus der Hand glitt und zu Boden fiel. Genervt und verärgert zugleich ließ ich einen kleinen Fluch raus, ehe ich mich bückte und mich danach seitlich aufrichtete, sodass ich im Augenwinkel sah, dass ich jemanden den Weg versperrt hatte. Als ich mit einem Blick auch mitbekam, wem genau ich den Weg versperrt hatte, da taumelte ich völlig unkontrolliert einige Schritte zurück, zu spät hingegen merkend, dass dabei mein Gleichgewicht ins Schwanken geriet.
Erschrocken schnappte ich nach Luft, da ich jeden Moment einen Schmerzensschrei raus bringen würde, so nahm ich an, doch im letzten Moment wurde ich fest am Oberarm gepackt und ehe ich mich versah, trafen meine Arme auf eine harte Brust ein. Völlig benebelt von seinem intensiv hypnotisierenden und zugleich sinnlichen Männerduft, blinzelte ich einige Mal, ehe ich mit dem Blick langsam nach oben fuhr und erneut, heute zum zweiten Mal die Dunkelheit dieser finsteren Augen in mich aufnahm. Schnurstracks entzog ich meine Hände von seiner Brust und er ließ ebenfalls meine Hand frei, ehe er seine Hände wieder in seiner Jackentasche verschwinden ließ und er mich unverwandt emotionslos anblickte.
«Können Sie nicht aufpassen ?»
Ich blickte ihn verdutzt an. Eigentlich wollte ich mich bei ihm bedanken, aber der spöttische, niederschmetternde Unterton von gestern, kam auch jetzt wieder zutage.
«Wie bitte ?», fragte ich, derweilen die restlichen Studenten an uns vorbei gingen und den Saal verließen, bis nur noch wir übrig blieben.
«Anscheinend sind Sie auch noch begriffsstutzig.»
Ich riss die Augen auf. Unglaublich.
«Und Sie sind anscheinend ein sehr unhöflicher Mensch», gab ich nun ebenfalls pampig von mir, was ihn erstaunt die Augenbrauen hochziehen ließ. So wie es aussah, war er nicht davon ausgegangen, dass ich in die Offensive gehen würde, denn es blieb einige Sekunden still zwischen uns, bis er in demselben unfreundlichen Ton sagte:
«Warum ziehen Sie überhaupt solche Schuhe an, wenn sie sowieso nicht drauf laufen können und sich am nächstbesten Treppengeländer das Genick brechen.»
Was für ein Problem hatte dieser Kerl nur ? fragte ich immer noch in meiner Ratlosigkeit schwimmend und blickte bei seinen Worten unmittelbar zu meinen hochhackigen Stiefeln. Das konnte doch echt nicht wahr sein. In was für einem falschen Film war ich hier gerade gelandet ? Aufmüpfig verschränkte ich die Arme vor der Brust, ehe ich ein provokantes süßes Lächeln aufsetzte.
«Na dann können Sie sich ja glücklich schätzen keine Frau zu sein. Und außerdem, lassen sie das Mal meine Sorge sein. Vielen Dank für ihr Interesse an der Sterbequote in diesem Jahr, Mr. Vera.»
Auch auf seinem Gesicht hatte sich ein Lächeln gebildet, welcher vor Arroganz triefte. Ich spürte, wie ich innerlich kochte.
«Gerne Miss... ?» Zynisch fragend blickte er mich an, was bei mir automatisch meine eine Augenbraue in die Höhe schießen ließ.
«Das wundert mich jetzt, dass Sie sich nicht an meinen Namen erinnern. Wo Sie es doch waren, der letztes Mal viel über mich und meine Familie zu berichten hatte.»
Erneut verschränkte ich die Arme ineinander. Ein besserwisserischer Ausdruck machte sich in seinen Zügen breit und wenn er gesessen hätte und nicht gerade am Stehen gewesen wäre, dann war ich mir sicher, hätte er sich amüsiert von diesem Spektakel nach hinten gelehnt.
«Ich merke mir nur das, was mir wichtig erscheint. Und außerdem, war ich ihrerseits aus ebenfalls von einer Antwort ausgegangen. Doch Sie haben er vorgezogen zu Schweigen, obwohl Sie ein Fach studieren, wo Redekünste, als auch Wortspiele angesagt sind. Das hätte ich von Ihnen nicht erwartet. Man spricht in hohen Tönen über Sie.»
Ich zog die Augenbrauen wieder zusammen. Abgesehen, dass er mich indirekt für einen unwichtigen Menschen abstempelte, hatte er nun auch noch meinen Erfolg mehr oder weniger für meinen angestrebten Beruf angezweifelt, was sehr an mir nagte. Doch ein Lächeln aufsetzend überbrückte ich den kleinen Stich im meiner Brust gekonnt.
«Ich habe das Gefühl, dass Sie zu schnell ihre Schlüsse ziehen. Man sollte nicht immer das glauben, was man zu hören scheint. Sie studieren doch dieses Fach ebenso wie ich. Also müssten Sie wissen, dass Sie sich selbst eine Meinung zu bilden und sich von anderen abzugrenzen haben um aus der Masse herauszustechen.»
Tja. Nun hieß es eins zu eins.
Nach meinen Sätzen breitete sich das spöttische Grinsen auf seinem Gesicht aus, doch erreichte dies seine Augen nicht. Sie waren immer noch undurchdringbar.
«Außerdem, antworte ich nur auf das, was mir wichtig erscheint», wiederholte ich seinen eigenen Wortlaut um ihm diese nun selbst entgegenzuhalten.
«Ich möchte kein Rechtsanwalt werden, also muss ich mir nicht die Mühe machen um aus der Masse herauszustechen», sagte er und es klang, als würde er nebenbei mit seinem selbstgefälligen Blick sagen wollen: Ich falle auch schon so auf.
«Und warum studieren Sie das, wenn Sie dies nicht bestreben ? Warum sollte man sonst dieses Fach studieren, wenn man sich nicht für die Gerechtigkeit einsetzten möchte.»
Er lachte leise und schüttelte den Kopf vor sich hin, wie als würde er sich über einen prächtigen Witz amüsieren. Nur lag in diesem Fall das Problem darin, dass meine Frage absolut ernst gemeint war.
«Denken Sie wirklich, dass es in diesem Job um Gerechtigkeit geht ? Dass Sie nach ihrem zweiten Staatsexamen hier herausspazieren, eine maßgeschneiderte, samtweiche glänzende Robe tragen und vor dem Richter stehen können, in dem Glauben für Gerechtigkeit zu sorgen ?»
Was sollte das ? Was fiel ihm ein...
Meine Antwort lautete ein klares 'Ja'. Ich wollte Menschen helfen, ihnen mit Gerechtigkeit den richtigen Weg weisen, ihnen aus der Not die Hand reichen. Ich war dazu bestimmt und an diesen Glauben hielt ich immer fest. Ich würde meine Gedanken aber für mich behalten. Einem selbstverliebten unverschämten Kerl wie ihm würde ich meine Sichtweise in Bezug auf die Welt keineswegs näherbringen, also entschied ich mich eher eine Gegenfrage zu stellen.
«Denken Sie etwa nicht da dran ?»
«Sie haben auf meine Frage nicht geantwortet.»
«Und Sie urteilen immer noch über Menschen, die Sie nicht kennen.»
«Ich kenne diese Menschen, aber ich werde nie einer von ihnen werden», sagte er und in dem Moment fragte ich mich, ob er damit die Personen, die diesen Beruf ausübten, meinte oder aber die Menschen aus meiner Schicht. Das verwirrte mich, aber ich wurde das Gefühl nicht los, als würde er absichtlich eine kleine Wissenslücke offen lassen damit ich nachfragen würde. Doch das tat ich nicht, sondern ich erwiderte seinen Blick weiterhin standhaft.
«Sie sind äußerst unverschämt.»
Er lächelte, ehe er sich mit der Hand durch die Haare fuhr.
«Und Sie leben in der Vorstellung einer gerechten Welt, die nicht existiert.»
Gerade holte ich tief Luft, um gegen ihn anzukämpfen und um ihm zu sagen, dass ich diesen kleinen Disput für beendet erklärte, bis mein Blick an seiner Jackentasche hängen blieb, in der er seine Hand reingelegt hatte, die nun aber leicht raus hing. Ich klappte den Mund zu, starrte ungläubig aus seine Hand runter.
Denn um seine Hand waren Verbandsstreifen umher geschlungen, was hingegen nicht das einzige war, was meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war der rote Fleck, der sich mitten in seiner Handfläche, mitten auf dem Verband breit gemacht hatte. Ohne, dass ich mich aufhalten konnte, griff ich nach seiner Hand.
«Sie sind verletzt. Sie bluten und...», fing ich an, als ich mit den Fingern langsam über die Wunde fahren wollte, doch schnell entzog er seine Hand aus meiner. Seine Stimmung hatte sich urplötzlich von emotionslos auf zornig umgewandelt, worauf ich mir keinen Reim draus machen konnte.
«Lassen Sie...», zischte er, was mich kurz zusammenzucken ließ.
«Ich...Ich wollte ihnen nur helfen. Wenn die Wunde Bakterien aufnimmt, dann kann sich das entzünden.»
«Die Nähte sind anscheinend geplatzt, als ich sie wegen ihrer Ungeschicklichkeit aufgefangen habe. Sie sind kein Arzt. Ich brauche keine Hilfe von Ihnen», antwortete er schroff, was mich nun ebenfalls wütend stimmte, sodass ich nicht bei mir halten könnte, als ich meinte:
«Ich arbeite ehrenamtlich. Ich kenne mich damit aus.»
Erneut ein spöttische Gelächter, ehe er sprach:
«Und ? Wollen sie jetzt einen Applaus für ihr außerordentliches Engagement ?»
Was zum...
Perplex und vollkommen aus dem Konzept gerissen, starrte ich ihn nur noch an. Ich war sprachlos und irritiert. Ganz gleich was ich auch sagte oder machte, er drehte mich alles im Munde um. Dabei wanderte mein Blick immer noch auf seine blutende Wunde und in der Nähe nahm ich auch die verschiedenen Blutergüsse und Schnittverletzungen wahr, sodass die Haut insbesondere an den Knöcheln aufgeplatzt und total mitgenommen aussah. Erschrocken stellte ich fest, dass dies auch für seine andere Hand galt, beide waren in einem miserablen Zustand, wie als hätte er stundenlang auf einen harten Gegenstand eingeschlagen.
«Sie haben recht. Nichts an ihnen spricht für diesen Job. Das sind nicht die Hände eines Anwalts, eines Staatsanwalts oder eines Richters.»
Ich wusste, dass auch nun ich arrogant und abschätzig klang, aber dass ein Kerl, den ich nicht kannte so sehr auf mir rumhackte, trotz, dass ich ihm helfen wollte, hatte bei mir alle Leitungen durchbrennen lassen.
«War mir ein Vergnügen Sie kennengelernt zu haben, Mr. Vera. Ich wünsche Ihnen...»
Doch weiter kam ich nicht, denn plötzlich erklang eine weitere Stimme, die den Raum erfüllte und den Kopf zur Seite hebend, sah ich Raúl an der Hörsaaltür stehen, anschließend er eintrat und auf mich zukam. Was hatte er hier zu suchen ? Während mich diese Frage beschäftigte, bekam ich gar nicht mit, dass sich mein Diskussionspartner zu mir begeben und den Abstand zwischen uns überbrückt hatte, bis er sich von hinten dicht an mein Ohr bückte und mir zuraunte:
«Auch für mich war es ein Vergnügen Bekanntschaft mit Ihnen gemacht zu haben, Miss Amalia Alington», im Anschluss er dicht an mir vorbei, die Treppen hoch stieg und Raúl keines Blickes würdigte, als dieser die Treppen neben ihm runter lief und ihm hinterher blickte, bis er aus der Tür verschwunden war.
Raúl zeigte mit dem Daumen nach hinten.
«Wer war das ?», fragte er und kam vor mir zu Halt.
«Ach der... Das ist nur ein Student. Ist jetzt auch unwichtig. Ist denn was Raúl ?», fragte ich sichtlich skeptisch. Denn erstens war er einige Semester über mir, sodass es nur selten vorkam, dass wir uns, seit er jetzt für seine letzten Semester kurz vorm Endspurt von der Harvard nach Oxford gewechselt hatte, auf dem Campus begegneten und zweitens sprach er wieder mit mir, obwohl er gestern den ganzen Abend über wütend auf mich gewesen war und es den Eindruck übermittelt hatte, als würde das auch länger anhalten.
«Ja... Ich habe dich gesucht. Wir müssen reden», sagte er was mich aufhorchen ließ.
«Ok. Um was geht es...»
«Ich habe...», plötzlich stoppte Raúl mitten in seinem Sagen, als sein Blick über meine Schulter huschte. Ich folgte diesem und sah nun das blonde junge Mädchen, die uns Mrs. Ionescu gestern, als ihre Computerfachspezialistin vorgestellt hatte, vor uns die nun anscheinend die PowerPoint Präsentation von Mrs. Ionescu schloss, so schnell, wie sie mit den Fingern über die Tastaturen flitzte. Komisch, ich hatte kaum mitbekommen, dass sie den Raum betreten hatte.
«Und wer ist das ?», fragte Raúl sichtlich interessiert, als sein Blick sie lüstern abcheckte. Sie gefiel ihm. Ich verdrehte die Augen, als ich von seinem Blick aus erkannte, was in seinen Gedanken ablief.
«Sie heißt Silvana. Mrs. Ionescu hat sie uns gestern vorgestellt und...»
«Und warum kenne ich sie nicht ?», unterbrach er mich, was mich genervt Aufseufzen ließ.
«Raúl ich bitte dich ! Kannst du mir jetzt sagen, was genau du hier zu suchen hast ?»
Der verspielte Ausdruck in Raúls jungen Gesichtszügen verschwand, die durch eine gewisse Ernsthaftigkeit ersetzt wurden, als er mir mit den eisblauen Augen tief und fest in die Augen blickte.
«Ich habe recht behalten, jemand hat sich während meines Vorgangs gestern Abend in meinem Account eingeschleust. Nach tieferen Eintragungen habe ich eine IP- Adresse ausfindig machen können...»
«Und ?»
Raúl schluckte harte und wandte den Blick ab.
«Das Signal kam von der Uni Amalia. Jemand von hier wusste, dass wir uns in ihr System eingehackt haben. Und das merkwürdige daran ist, dass sie es bewusst zugelassen haben.»
Einen wunderschönen guten Abend allerseits 😊
Ich melde mich kurz, weil ich mich bei euch bedanken wollte🙈 Durch eure Unterstützung hat diese Geschichte den 2 Platz bei den Wattpad Oscars 2017 gewonnen, wir sind heute zum ersten Mal auf Platz 4 in der Kategorie Mystery/Thriller und bald haben wir die 20K geknackt 😍😄🎉 Ich danke euch und hoffe, dass ihr euch noch etwas gedulden könnt bis es mit der Spannung beginnt 😁
Fühlt euch gedrückt ❤
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top