◆3| U n k n o w n I d e n t i t y ◆

Nur das Unbekannte ängstigt den Menschen.

|Antoine de Saint-Exupéry|

Die Sekunden strichen dahin, langsam, still und qualvoll zugleich, während ich meine innere Welt aufrechtzuerhalten bestrebte. Wirr kollabierten mehrere Gedanken miteinander, sodass aus der zarten, feinen Schnur meiner Gedankengänge, ein dicker Knäuel entstand... Ein vermischter, ineinander gefädelter Knäuel, der sich in dieser Verstrickung verloren hatte und nicht mehr zu lösen war.

Nichtsdestotrotz stand ich nun da, inmitten all dieser Studenten, deren Blicke, wie scharfe Pfeile auf mich gerichtet waren und schussbereit darauf warteten sich in meine Haut einzubohren.
In die Haut einer Alington.
Einer Alington, deren Zukunft bereits mit ihren Nachnamen besiegelt worden war. Denn im Gegensatz zu all diesen anderen Studenten hier, wusste ich, wie meine Zukunft, wie mein Leben nach meinen Abschluss an der Universität auszusehen hatte. Ich würde genau wie mein Bruder auch ein Mitglied der berühmten Alington Kanzlei werden und damit außerdem, als erste Frau in die Fußstapfen meine Mutter treten.

Trotz dessen hatte ich dabei jedoch nie beabsichtigt, dies als einen Vorteil für mich anzusehen oder dies für meine Zwecke gegenüber jemand anderem auszuspielen. Papá war immer der Ansicht gewesen, dass ich den Namen Alington mit Stolz tragen sollte, obwohl sie unsere spanischen Wurzeln in erster Linie leider nicht repräsentierte. Dafür hingegen, hatte er eines Abends, erhobenen Hauptes von sich gegeben, dass dies für eine neue Ära unserer Familie stand.

Dies hatte ich immer respektiert und es auch so hingenommen. Dennoch hatte ich mir dabei selbst das Versprechen gegeben dies nicht an die große Glocke zu hängen und meinen Nachnamen, wenn nicht nötig, Preis zu geben. Denn jedes Mal, wenn jemand den Namen Alington hörte, geschah immer wieder dasselbe: Sie analysierten, bewerteten und kritisierten im nächsten Augenblick und dann nahmen die Vorurteile blitzschnell ihren Lauf an. Dass ich ein verwöhntes Mädchen wäre, dass ich mir diesen Platz an dieser Universität durch meinen Vater erkauft hätte...

Alle würden anfangen zu munkeln und einen Halt dieser gewaltigen Mundpropaganda würde niemand mehr bezwecken können. Denn wenn ein Damm bereits Risse vorwies und Wasser auf die andere Seite durchsickerte, dann würde es diesen Druck nicht aushalten können, sodass es letzten Endes sowieso vollkommen in sich zusammenfallen würde. Natürlich war ich mir aber auch im Klaren darüber gewesen, dass durch Liza, die ihren Stand mehr als deutlich zur Schau stellte, garantiert, der ein oder andere herausgefunden hatte, wer ich war oder aus welcher Familie ich kam. Doch mit dieser Aktion von gerade eben war nun auch der letzte hier Anwesende im Saal sich dessen schier bewusst.
Und dieser Misere ausgesetzt worden zu sein, hatte ich niemanden anderen, als diesem unbekannten Kerl zu verdanken, deren Haare nun leicht nach vorne fielen und sich somit ein Schleier über seine Augen legte, die, so schien es mir seine Belustigung zu verbergen bestrebten.

Sanjana, die just in dem Augenblick auf ihrem Sitz sitzend hoch auf mich empor blickte, holte mich wieder in die Realität zurück, als der Kugelschreiber in ihrer Hand auf den Boden auffiel und die endlose Stille durchbrach.

Korruption.

Ein weit verbreitetes überaus gefährliches und betrügerisches Wort. Eine Hässlichkeit, die das Leben vieler Menschen verseuchte, sie vergiftete. Wie konnte dieser Kerl vor mir behaupten, dass er wüsste wie es in dieser Branche zuging ? Hatte er etwa Eltern, die in diesem Bereich tätig waren ? Wurde er selbst mit solch einer Ungerechtigkeit konfrontiert oder hatte diese selbst einmal bei jemanden angewandt ? Warum gab er sich das Recht, mich belehren zu müssen, obwohl er nichts außer meinen Familiennamen kannte ? Natürlich war ich Vorurteile gewohnt, aber dies ging einen gewaltigen Schritt zu weit. Dies war nicht nur eine Erniedrigung meiner Persönlichkeit, weil ich beim Fallbeispiel ein falsches Urteil gefällt hatte. Nein, es war eine Erniedrigung, die sich wie eine Gewitterwolke über meine ganze Familie erhebte, indem er die Gedanken all dieser jungen Menschen in diesem Hörsaal mit seinen selbstgefälligen Blick und seinen überaus unmoralischen Worten infizierte.

Vorsichtig ließ ich von diesem Gedanken regelrecht erschlagen, unbemerkt meinen Blick durch die Gegend wandern, die nach nur mehreren ignorierenden Blickkontakten auf einem Augenpaar zu haften kamen, die mich im Gegensatz zu all den unscharfen Blicken, bemitleidend und deutlich klar betrachteten. Es waren die Augen von Jon.

Jon war von seinem Sitz leicht nach vorne gerutscht, sodass er seine angespannten muskulösen Arme, die in seinem engen dunklen Polohemd deutlich zutage kamen, an seinen Knien abstützte und mich geradewegs anblickte. Dabei lagen ihm, seine kastanienbraunen Haare wirr in allen Richtungen ab, was darauf hinwies, dass er mehr als nur einmal mit der Hand über diese durchgefahren sein musste. Als er sah, dass ich seinen Blick erwiderte, gab er ein bedauerndes Kopfschütteln von sich, ehe er mit den Lippen ein: 'Es tut mir so leid', formulierte, was mir wiederum, trotz dieser grotesken Situation, ein schwaches Lächeln entlockte. Denn obwohl er für diese Situation nichts konnte, fand ich sein Verhalten mehr als lobenswert, da es mir im Gegensatz zu all den anderen aufzeigte, dass er dem Gesagten kein Glauben schenkte und er meine Angst bemerkend mich nun mit seiner Haltung zu besänftigen intentionierte. Doch dieses Lächeln erstarb recht schnell, als meine Augen daraufhin völlig unkontrolliert einen Punkt ganz in seiner Nähe fixierten, welcher auf niemand anderen als auf Liza traf. Diese hatte ein entzücktes Lächeln aufgesetzt und hatte sich, die Arme ineinander an der Brust verschränkt, zufrieden nach hinten gelehnt, während ihre Augen immer noch die Rückansicht des Neuankömmlings in Anspruch nahmen. Dies verleitete mich ebenfalls dazu erneut in seine Richtung zu blicken.

Als ich dabei unmittelbar realisierte, dass er mir weiterhin unverändert entgegenblickte, konnte ich nicht anderes, als erneut durch diesen intensiven und einschüchternen Blick zu schlucken, ehe ich all meinen Mut zusammenfasste, den Schweiß in meiner Handfläche ignorierte und auf eine Antwort aufholte, bis dieses Tun von einer Person unterbrochen wurde, von der ich es am wenigsten hier im Raum erwartet hatte. Der mir gegenüber hatte dies anscheinend auch nicht hervor gesehen, denn zeitgleich wie ich, drehte er seinen Kopf nach vorne. Die nächsten Worte hatten, zum ersten Mal seit ich ihm begegnet war, so was Ähnliches wie sein Interesse geweckt.

Mrs. Ionescu hatte währenddessen ihr Pult umrundet und war nun davor zum Stehen gekommen. Das enge eintönige Kleid, die durch die hohen Pumps und einer, durch seinen symmetrischen Schnitt, recht strickt wirkenden Jacke, übermannt wurde, verstärkte die taffe Haltung dieser überaus hübschen Rumänin, als diese sich mit der einen Hand den Musikknochen an ihrem Ellenbogen festhielt und die andere in einem 45 Grad Winkel ansetzte, sodass sie mit den Fingerspitzen an ihre Lippen kam, um mit einer aufgesetzten nachdenklichen Miene über ihre volle Unterlippe zu streichen.

Als sie mit einem scharfen Blick durch den Hörsaal sich dessen ganz sicher war, die ganze Aufmerksamkeit wieder auf sich gezogen zu haben, richtete sie sich gerade hin, legte den Kopf leicht schräg zur Seite, ohne dabei zu vergessen, den Unbekannten ins Visir zu nehmen und fuhr mit ihrem scharfsinnigen Blick seine ansehnliche Statur rauf und runter. Dabei ungeachtet dessen, ob es ihn nun störte oder nicht. Das war ihr völlig egal, was ihre zusammengezogenen Augenbrauen mehr als kenntlich machten.

«Sie !», sagte Mrs. Ionescu mit einem leichten Kopfnicken und deutete in die Richtung des Fremden.

«Aufstehen.»

Zunächst tat sich rein gar nichts. Nur der angehaltene Atem der Studenten und das wilde Herzklopfen meinerseits füllte die Atmosphäre mit einer angespannten vollgeladenen Aura. Der Fremde starrte sie an, machte aber in seiner ganz lässigen Sitzposition nicht den Eindruck, als würde er sich von ihr so schnell etwas vorschreiben lassen.

Als hingegen Mrs. Ionescu die Augenbrauen hob und ihn noch kritischer, als für möglich gehalten, anblickte, atmete dieser, fast schon einen genervten Eindruck übermittelnd, auf und vergrub die Hände vorne in seiner Hosentaschen.

«Hände raus», befahl sie ein weiteres Mal schnippisch und ich wusste auf Anhieb, dass Mrs. Ionescu und er so leicht keine Freunde werden würden. Denn er hatte sie gewaltig provoziert und sich zudem auch noch absolut unhöflich verhalten... Er hatte ihr genau die Eigenschaften vorgelegt, die Mrs. Ionescu bei ihren Studenten am wenigsten ausstehen konnte.

Als er auch dieser Aufforderung nachkam, kehrte kurz Stille ein, die vom Flüstern einzelner Studenten hie und da immerzu unterbrochen wurden. Mrs. Ionescu trat einige Schritte vor.

«Wie lautet Ihr Name ?»

«Vera

«Ihr voller Name !»

«Álvaro Vera

Mrs. Ionescu verschränkte die Arme vor der Brust, ehe sie wieder zu Sprechen anfing.

«Nun Mr. Vera wie ich annehme sind Sie das erste Mal in einer meiner Vorlesungen. Denn andernfalls müssten Sie, wie jeder andere Student hier auch, wissen, dass ich es nicht erdulde, wenn man sich ohne meine Erlaubnis selbst das Wort zuteilt. Wenn ich Sie nicht anspreche, haben Sie nicht den Mund aufzumachen. Wenn ich Sie keines Blickes würdige, dann werden Sie weiterhin in der Masse mitschwimmen und gehen nicht der Versuchung nach sich an die Oberfläche heranzutasten.»

Der Fremde, der, so wie er sagte Álvaro hieß, war ebenfalls nichts sichtlich zufrieden mit der Antwort von der Professorin gewesen. Denn auch er überkreuzte demonstrativ die Arme vor seiner Brust um seine Abneigung mehr als deutlich zutage zu legen.

«Ich hatte aber recht. Der alte Mann wäre zu Unrecht verurteilt worden.»

Mrs. Ionescu lächelte gepresst, ehe sie ihre Hände sinken ließ und erneut eine steinharte Miene aufsetzte.

«Das ist irrelevant, ganz gleich, ob sie nun recht haben oder nicht. Ihre Meinung ist unwichtig, solange ich Sie nicht offenkundig danach frage. Und noch unwichtiger ist es, ob Sie eine bessere Strategie darlegen, als manch Ihrer anderen Kommilitonen. Ich habe Sie nicht um Ihr Urteil gebeten. Und diese werden Sie auch des weiteren nie wieder, ohne dass ich Sie auffordere, kund geben, Mr. Vera. Abgesehen von ihrer Undiszipliniertheit, sagt mir ihre Frechheit noch weniger zu. Erstens haben Sie kein Recht dazu, andere zu unterbrechen und zweitens ist es Ihnen strengstens untersagt solche Andeutungen von sich zu geben, ganz gleich welche Position Sie dabei haben.»

Sie beendeten ihren Satz, lief dann anschließend zurück zu ihrem Pult, von da aus sie erneut zu ihm blickte und nochmal anfing zu sprechen.

«Wie gesagt, ihre Meinung ist nicht von belang, solange ich sie nicht für wichtig halte. Also zügeln sie sich, ansonsten werde ich Sie aus meinen Vorlesungen suspendieren müssen.»

In dem Moment setzte Mrs. Ionescu einen erneuten Anlauf zum Sorechen an, wurde dann aber schnellstmöglich unterbrochen, als eine Hörsaaltür von der Seite aus geöffnet und eine junge Dame, die höchstens 3-4 Jahre älter als ich, zudem hochgewachsen und unglaublich schlank war, den Hörsaal betrat und mit zügigen Schritten auf Mrs. Ionescu zuschritt.

Gerade wollte ich mich wieder auf meinen Platz hinsetzten, da die Vorlesung nun fortgesetzt werden würde, doch da fiel mein Blick erneut zu ihm und ich bemerkte, wie er inmitten seiner Bewegung inne hielt, als er das Szenario vorne am Podest mitbekam und daraufhin mit seinen Augen der jungen Dame auf Schritt und Tritt folgte.

Irritiert runzelte ich automatisch die Stirn, als ich sah, dass sich auch auf seiner Stirn kleine Falten gebildet hatten. Doch wie als hätte er meine Oberservierung bemerkt, warf er mir einen kurzen aber gleichzeitig kalten Blick zu und setzte sich. Peinlich berührt, dass er mein Starren bemerkt hatte, setzte ich mich mit glühenden Wangen ebenfalls hin. Sanjana, die neben mir saß, drückte meine Hand und wollte mir, so nahm ich aufgrund ihres Gesichtsausdrucks an, einige aufmunternde Worte schenken. Doch da wurde unsere Aufmerksamkeit wieder nach vorne gerichtet, als Mrs. Ionecsus weibliche Stimme durch den ganzen Saal hallte.

Das junge Mädchen, die neben der Professorin zum stehen gekommen war, reichte ihr eine Mappe zu, blieb aber dennoch in ihrer Position weiterhin stehen, da die Professorin ganz wie es aussah noch nicht fertig mit ihr war.

«Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit Studenten. Ich möchte Ihnen Silvana vorstellen. Sie ist Computerspezialistin und zudem meine neue Assistentin für die kommenden Semester über. Gesprächsstunden, Kurseinträge, Klausuranmeldung werden von ihr gehandhabt. Für Sie bedeutet das, dass Ihr euch bitte demnächst bei Fragen, wenn sie nicht äußerst dringend sind, an Sie wendet anstatt an mich. Sie wird euch diesbezüglich zur Verfügung stehen. Außerdem wird euch Silvana in Bezug auf die Akten oder Wissenslücken in Autopsieberichten und bei neuen Mandatenaufträge sehr gerne durch ihr elektronisches Handgeschick behilflich sein. Haben Sie sonst noch weitere Fragen ?"

«Hätte nie gedacht, dass sie sich diesen Job antut. Dafür ist sie doch viel zu hübsch», flüsterte mir Sanjana entgegen, als sie sich von ihrer Lehne zu mir rüber bückte. Doch zu sehr war ich auf die blonde Schönheit vor uns fokussiert, die mich auf irgendeine unerklärliche Art stutzig machte. Denn es ließ mich bei ihren Anblick das Gefühl einfach nicht los, dass ich sie irgendwo Mal gesehen haben musste. So unbekannt kam sie mir nicht vor... Trotz lauter und vielfältiger Überlegungen kam ich aber trotzdem auf kein brauchbares Ziel.

Ich schüttelte verhemmt den Kopf und kritzelte in meinen Notizen, als die Vorlesung fortgesetzt wurde. Denn die Lust auf diese Stunde war mir heute regelrecht bis aus den letzten Nerv im ganzen Körper entzogen worden und ich wünschte mir nichts Sehnlicheres, als so schnell wie möglich meinen Weg nach Hause zu beschreiten. Fernweg von all diesen Blicken.

***

Als die Vorlesung, wie im Winde verflog und ich, während der Restzeit nicht mehr wirklich den Worten von Mrs. Ionescu gefolgt, sondern in meiner eigenen Gedankenwelt versunken war, atmete ich erleichtert aus, als Sanjana und ich den Campus überquerten und am Eingangstor ankamen.

Denn so schnell wie ich danach aus dem Hörsaal geflüchtet war, bevor ich von irgendwem blöd angeguckt, angesprochen oder in irgendeiner Weise belästigt werden konnte, überkam mich urplötzlich die Erleichterung, diesem Druck entflohen zu sein. Tief in meinen Inneren hingegen wusste ich, dass ich mich vor den Meinungen der anderen nicht für immer verstecken können würde. Außerdem war ich keineswegs ein Mädchen gewesen, die Angst vor den Meinungen von anderen hatte.

Es waren nicht die Meinungen, sprach meine innere Stimme auf mich ein. Es war eher sein Blick, vor dem ich mich zu entwinden versucht und der meinen eiligen Abgang zu verantworten hatte. Selbst der Gedanke daran kam mir immer wieder unsinnig und völlig absurd vor, doch wurde ich einfach dieses beklemmende Gefühl in meiner Brust nicht los, durch seinen Blick völlig entblößt dazustehen... Irgendetwas an der Art wie er mich anblickte, gab mir das Gefühl, als würde er in meine Seele, in meine tiefsten Gedanken blicken können.

An der frischen Luft angekommen, die zwar zur Anfangszeiten des Januars immer noch recht frostige Temperaturen vorwiesen, erfüllte mich mit einem Frieden, sodass ich mitten auf dem Weg zum Stehen kam, die Augen schloss und mein Gesicht gegen Himmel hoch empor richtete. Dabei interessierten mich gänzlich wenig, die klagenden Aufrufe hinter mir, die mich aufforderten weiterzulaufen, da ich ihnen mitten im Weg stand. Ich könnte den ganzen Tag so herumstehen und mir würde es nichts ausmachen, doch da tippte mir Sanjana mit dem Finger an meinen dunklen Mantel und ich richtete meinen Kopf wieder  geradewegs zu ihr. Sie deutete dabei zur Seite hinter mir.

«Sieh Mal, dein Chauffeur ist schon da.» Und mit diesen Worten ihrerseits, war meine Ruhe dahin. Gepresst, stieß ich die Luft aus meiner Lunge raus und drehte mich unwillig in die Richtung um, auf die Sie meine Aufmerksamkeit gelenkt hatte, nur um zu sehen, dass der Chauffeur meines Vaters schon an der Hintertür positioniert stand, um mir beim Entgegenlaufen, die Hintertür des Wagens zu öffnen.

Reg dich nicht auf, er macht auch nur seinen Job, versuchte ich mich mit diesen Worten zu besänftigen, anschließend ich mich, tief ausatmend, wieder Sanjana zuwandte.

«Sollen wir dich auf dem Weg zu Hause ablassen, wenn du magst?» Doch mit einer schnellen Kopfbewegung, die ihre dunklen glatten Haare nach vorne beförderten, verneinte sie demonstrativ, ehe sie mich anlächelte.

«Ich muss noch ein paar Einkäufe nach der Uni erledigen, die ich meiner Mutter versprochen habe, aber danke für das Angebot. Beim nächsten Mal lasse ich mir das bei solch einem heißen Schlitten nicht entgehen.»

Mit diesen Worten und einem anzüglichen Augenzwinkern verabschiedete sie sich von mir und lief auf die andere Straßenseite zu. Daraufhin blieb mir nun nichts anderes übrig, als ebenfalls, wenn auch unwillig, auf das Auto zuzugehen.

In dem Bestreben innerlich zur Ruhe zu kommen, umfasste ich die Bücher in meinen Händen fester und schulterte anschließend meine Tasche, damit sie nicht lästig hin und her baumeln und mich somit aus dem Konzept bringen würde. Am Ziel angekommen, lächelte ich dem Chauffeur freundlich zu, denn schließlich wollte ich nicht, dass er dachte, ich hätte etwas gegen ihn. Nein, die Quelle meiner heutigen passiven Haltung war ganz klar Papá, der mich in dieses Schlammasel gesteckt hatte und natürlich bei dem unbekannten Typen aus der Vorlesung, der seit jeher nicht mehr aus dem Kopf verschwinden wollte, schoss es mir durch den Kopf. Doch lösten sich diese Gedanken in Sekundenschnelle in Luft auf, als ich, die Hintertür durch den Chauffeur nun geöffnet, mich gerade auf dem Hintersitz nach vorne bückte und meine Bücher zur Seite legen wollte, damit anschließend ich Platz nehmen konnte. Ich stoppte jedoch mitten in meiner Vorhaben, als ich erkannte, dass auf diesem Platz bereits jemand saß.

Ich wandte schnell den Blick ab, ignorierte ihn und machte Anstalten mich zu erheben, als ich den Kopf zum Chauffeur an der Tür gerichtet, meinte:

«Der Wagen ist besetzt. Ich werde warten, bis Sie wieder alleine hier sind.»

Verwundert und irritiert zugleich blickte mich der Chauffeur an, doch das nahm ich nur am Rande wahr, denn ich war zu sehr damit beschäftigt meinen aufgesetzten Sturrkopf unterm Zaum zu halten, indem ich fest die Autotür mit dem Griff umschlang und gerade dabei war sie zuzuschlagen, bis ich von der Stimme, die aus dem Wagen erklang unterbrochen wurde.

«Mi pequeña...»

So nannte er mich immer. Immer, wenn er verstanden hatte, dass er zu hart mit mir umgegangen war und ich verfluchte mich auf Anhieb, als ich spürte wie mir die Tränen hochkamen und wie ich erneut erweichte. Ich beugte mich nicht runter, schloss aber auch nicht die Tür zu, sondern wartete darauf, dass er weiter sprach.

«Mach keine Anstalten und setzt dich ins Auto, por favor." Als seine Stimme sanftere Töne einnahm und er mich zudem ohne streng zu klingen gebeten hatte hinten neben ihm Platz zu nehmen, da schob ich meinen Ärger für einen Moment beiseite und legte meine Tasche und die Bücher in meiner Hand auf den mittleren Sitz zu ihm, anschließend ich mich ebenfalls hinsetzte, sodass im nächsten Augenblick die Tür hinter mir geschlossen wurde und der Chauffeur nur wenige Sekunden darauf wieder auf dem Fahrersitz sitzend den Motor startete und losfuhr.

Die Lippen fest aufeinandergespresst und das Kinn leicht angehoben, weigerte ich mich ihn anzublicken, trotz, dass ich seinen stechenden Blick auf mich spürte. Lediglich aus dem Augenwinkel erhaschte ich unbemerkt kleine kurze Blicke auf seine vornehme Statur und dem eleganten grauen Anzug, der den Geschäftsmann in ihn auch deutlich nach außen repräsentierte. Mit dem Körper zur Fensterseite gedreht, blickte ich nach draußen, dabei bemerkend, wie dunkle Wolken langsam wieder den Himmel bedeckten und den Regen ankündigten. Heute war durch und durch wirklich nicht mein Tag, dachte ich derweilen ich mich innerlich strickt dagegen wehrte, als Erstes den bedeutsamen Schritt zu wagen.

Als auch nach Sekunden diese unangenehme Stille anhielt, drehte ich meinen Kopf, standhaft bleibend nach vorne, sodass ich daraufhin mit dem Chauffeur den Blickkontakt im Innenspiegel herstellen und in einem auffordernden Ton von mir geben konnte:

«Wir holen Delilah von der Schule ab, da ich es ihr gestern versprochen habe. Bitte fahren Sie zu ihrer Schule und nebenbei können wir kurz Zuhause vorbeifahren um den Fahrgast herauszulassen, der womöglich dort halten möchte.»

Das ich mit dem Wort Fahrgast deutlich zu weit gegangen und auch etwas übertrieben hatte, war mir klar, aber Papá wusste, wie hartnäckig und beleidigt ich sein konnte, wenn man nicht mal annähernd versuchte auf mich zuzukommen. Außerdem wusste er ebenfalls, dass ich Ungerechtigkeit in keinster Weise erdulden konnte. Und da ich in diesem Fall eindeutig im Recht lag, würde ich die Sticheleien fortführen oder falls nötig einen weiten Bogen um ihn drum machen, um ihm nicht zu begegnen. Doch er war es ja gewesen, der meinen Weg gekreuzt hatte und nun mit mir so gesehen im selben Boot saß.

«Nein Jeffrey fahren Sie bitte ihren Weg fort. Ich werde Sie begleiten», sagte Papá nach vorne gerichtet, was mir ein erstaunter Blick und eine angehobene Augenbraue entlockte. Schnell wandte ich mich wieder zum Fenster und biss mir verärgert über meine offensichtlich dargelegte Verwunderung auf die Unterlippe.

«Du bist sauer auf mich...», vernahm ich seine Stimme hinter mir und mit einem unauffälligen Blick auf die Fensterscheibe, sah ich aus der Reflexion der Scheibe, Papás leuchtend grünen Augen auf mich einstechen. Mich davon nicht einschüchtern lassen, murrte ich auf und antwortete leicht gereizt:

«Nein. Wie könnte ich es denn wagen. Unter deinem Dach gelten ja bekanntlich deine Regeln», wiederholte ich seinen Wortlaut, den er mir vor einigen Tagen bei unserem kleinen Disput an den Kopf geworfen hatte, damit ich endlich aufhörte dagegen anzutreten und mich endlich seinen Worten fügte. So tat ich es auch, wobei der Grund nicht daran lag, dass ich seinen Worten recht gab, sondern weil sie mich dermaßen verletzt hatten, dass mir die Worte im Halse stecken geblieben waren.

Meinen Ärger und meine Andeutung bemerkend, seufzte er auf, derweilen  er sich nachdenklich die Hand an seinem Schenkel hoch und runter reiben ließ.

«Amalia...» Seine Stimme klang sanft, feinfühlig. Von dem hartnäckigen und strengen Mann von vor einigen Tagen war nichts mehr übrig geblieben.

«Du weißt, dass ich das nicht böse gemeint habe... Du weißt, dass ich es nicht mag euch gegenüber meine Stimme zu erheben.»

«Ach ja ?», zischte ich, als mein Kopf geradewegs nach seinem Gesagten zu ihm schoss und verschränkte dabei die Arme an der Brust, um ihm meine Abneigung demonstrativ darzulegen.

Er seufzte ein weiteres Mal auf.

«Ich habe mich in meinem Ton vergriffen und das tut mir leid. Die ganze Angelegenheit mit dem Einbruch hat mich wegen eurer Sicherheit panisch werden lassen. Ich bin schließlich euer Vater und eure Gesundheit uns Sicherheit ist meine höchste Priorität.» Als er sein altbekanntes charmantes Grinsen aufsetzte, ließ ich, erneut schwach werdend die Arme sinken und legte sie auf meine Knie. Unrecht hatte er ja nicht gehabt. Der Einbruch und zusätzlich die Nähe die dieser Einbrecher mir gegenüber gezeigt hatte, hatte insbesondere Papá angespannt gestimmt. Dennoch ließ dies neue Fragezeichen in mir aufkommen und ich spürte, wie meine Stirn sich in Falten legte, als ich nun mit einer ruhigeren Stimme zum Kooperieren ansetzte:

«Aber du verheimlichst und nichts oder Papá ? Gibt es diesbezüglich sonst noch etwas, was wir wissen sollten ?»

Ein ehrliches Lächeln zierte die Lippen meines gegenüber, als er den Kopf leicht hin und her schüttelte.

«Es gibt nichts vorüber du dir deinen schönen Kopf zerbrechen müsstest, mi pequeña. Du kennst doch deinen Vater, er hat alles immer unter Kontrolle. Trotz dessen wäre es mir weiterhin lieber, wenn ein Chauffeur dich überallhin begleiten würde. Es tut mir leid, aber darauf muss ich im Moment bestehen, Amalia. Sonst werde ich keine Ruhe finden und auch in der Kanzlei, während meiner Arbeit werde ich mir Sorgen um dich machen müssen.»

Widerwillig nickte ich und brachte dabei ein zierliches Lächeln zustande, anschließend ich seine Hand drückte, um ihm damit zu verdeutlichen, dass nun alles wieder zwischen uns gut war. Er war mein Vater, meine Familie... er machte sich nur um unser aller Wohlergehen sorgen, sonst hätte er sich nie so besitzergreifend und barsch uns gegenüber benommen. So waren Väter nun mal.

«Also haben wir uns wieder versöhnt ?», fragte er und nun machte sich endlich wieder das Lächeln auf seinem Gesicht bereit, welches nur sehr selten zustande kam, ihn aber dennoch charismatisch und auch jünger wirken ließ.

Eifrig, wie ein kleines Kind, nickte ich und hob meinen kleinen Finger an.

«Ja, kleiner Fingerschwur», sagte ich und hakte nach diesem Satz meinen kleinen Finger an seinen, was ihm ein leises Lachen entlockte. Dieser Schwur war schon immer etwas zwischen mir und Papá gewesen. Er hatte mit jedem Kind immer etwas zu verbinden gehabt und bei mir war er dieser Akt, der nach kleinen unbedeutenden Auseinandersetzungen zwischen uns zustande gekommen und sich zu einer Tradition entwickelt hatte. Mamá und meine anderen beiden Brüder hatte dieser Anblick immer amüsiert Schmunzeln lassen und seit jeher verwendeten wir ihn auch gelegentlich, wenn solch eine Situation zustande kam. War der kleine Fingerschwur vollführt, dann konnten er und ich mit reinem Gewissen aufatmen, da dies unsere Versöhnung ein für alle Mal besiegelte.

Nachdem die restliche Fahrt friedevoll verlief und ich Papá über einige Fälle in der Uni und den Methodiken erzählte, die uns die verschiedenen Professoren zu Herzen gelegt hatten, ohne dabei den Fall von heute mit dem Fremden anzuschneiden, waren wir auch schon an der Privatschule von Delilah angekommen, die beim Anblick von ihm, als wir bis zum Schellen auf sie gewartet hatten, regelrecht freudestrahlend in seine Arme gelaufen war, da sie damit keineswegs mit gerechnet hatte. Sie hatte sich sehr gefreut und hatte die ganze Fahrt über davon berichtet, wie gut sie im Englischunterricht war und nun sogar das Einmal eins einwandfrei beherrschte. Ich musste Grinsen, als ich sie dabei beobachtete und war Papá wirklich dankbar dafür, dass er sich die Zeit für uns genommen hatte, um sich damit indirekt bei mir, aber auch bei Delilah für das auslassen seines Stresses, zu entschuldigen. Denn trotz, dass wir zumeist als Familie an einem Tisch zusammen aßen, war dies manchmal die einzige Gelegenheit, wo wir ihn zu Gesicht bekamen, da er immerzu mit der Kanzlei und seinen Fällen beschäftigt war, sodass er sich mit Elias in deinem Büro zurückzog und sie sich Stunden lang mit über die Vorgehensweise unterhielten, die sie im Prozess vor dem Gericht in Erwägung ziehen würden.

Im Anschluss gab Papá, dem Chauffeur die Anweisung uns zu Elias zu fahren, da wir heute zum Abendessen bei ihm eingeladen waren. Zeitgleich mit unserer Ankunft stieg auch schon Raúl aus seinem neu gekauften Porsche vor der Haustür aus und nahm mit uns die Treppen zur Haustür des Einfamilienhauses vom Elias, wo er mit Clara und meinem Neffen Carlos das friedliche und pressefreie Familienleben genießen konnte.

Da Elias darauf bestanden hatte, dass kein Kindermädchen eingestellt werden sollte, hatte Clara ihren Beruf als Architektin für eine geraume Zeit nach Zuhause verfrachtet um für den kleinen Carlos als Mama zur Verfügung zu stehen. Auch Elias blühte jedes Mal regelrecht beim Anblick des kleinen in seinem Armen auf. Das Kind hatte beiden gutgetan.

Derweilen sich also Papá mit Delilah ins Wohnzimmer, zu dem kleinen begab und Raúl auf seinem Handy hinterhertrockelte, folgte ich Clara, die uns nett begrüßt hatte in die Küche um ihr bei den Gerichten behiflich zu sein. Trotz, dass sie im Augenblick zu Hause blieb und den Job als Supermana auf sich nahm, war die Geschäftsfrau in Clara bei jeder ihrer Bewegungen und ihrer Haltung anzusehen. Mit ihrer Größe von 1,75 cm, die noch weiter zunahmen, wenn sie einer ihrer liebsten Louboutins bei den verschiedenen Events getrug, aber diese aufgrund des Kindes zumindest nicht mehr zuhause anhatte und der schlanken Taille, den blonden fließenden Haaren, die sie wie die Ballerina aus der Nussknacker wirken ließ, war sie schon immer, als einer der attraktivsten Frauen in jeder Feier durchgegangen. Da sie aber schon in einem sehr frühen Alter mit ihrer Jugendliebe, meinem Bruder, zusammengekommen war, hatten viele einflussreiche Männer sie nur vom Weitem und im Stillen anschmachten können. Clara war schon immer eine Naturschönheit gewesen und das Mutter sein hatte diesem Image keineswegs geschadet.

Während sie mit Leichtigkeit in der Suppe rührte, vermischte ich den Salat auf dem daneben platzierten Tisch.

«Und ?», durchbrach sie die Stille, indem sie mit der einen Hand den Topflöffel hielt mit der sie die heiße Brühe umrührte und die andere an ihre Hüfte stemmte und sich anschließend mit einem freundlichen Lächeln zu mir zu wenden.

«Wie läuft es in der Uni ?»

«Ach ganz gut. Die Aufgaben häufen sich Mal wieder, aber es ist machbar», gab ich kund, derweilen ich weiterhin konzentriert, den Salat ausgiebig vermischte.

«Und dein Liebesleben ?», erklang ihre Stimme nun leicht gedämpft, aber doch mit einem Hauch von Neugierde. Mitten in meiner Bewegung stoppte ich, runzelte die Stirn und drehte mich zu ihr um, den fragenden Blick dabei durch meine leicht aufgerissenen Augen mehr als deutlich dargestellt.

«Was meinst du damit ?»

Ein Klirren auf der Kochinsel war zu hören, als Clara mit einem Schnauben und einem ungeduldigen aber dennoch nicht ernst zu nehmenden Seufzen, den Löffel auf die Anrichte niederließ und sich komplett mir widmete. Dabei überkreuzte sie die Arme demonstrativ vor der Brust und hob eine Augenbraue in die Höhe.

«Komm schon, gibt es denn keinen netten Kerl in deinem Leben über den du mir erzählen möchtest und den du vielleicht auf die Spendengala in zwei Wochen, als Begleitung mitnehmen möchtest ? Du weißt doch, ich bin eine super Zuhörerin und dein Bruder erfährt rein gar nichts von mir, versprochen», gab sie mit einem spielerischen Zwinkern kund, was mir ein Kopfschütteln und Lachen zugleich entlockte, mich aber gleichermaßen kurz innehalten ließ. Aus einem mir unerklärlichen Grund fiel mir plötzlich der unbekannte Kerl ein, der mich mit einem kalten Blick angeschaut hatte, doch dann besann ich mich eines besseren und entschied mich es nicht zu erzählen. Ich wusste zwar, dass ich Clara vertrauen konnte. Sie war mir neben einer Schwägerin immer eine gute Freundin und Zuhörerin gewesen, aber trotz dessen hielt mich innerlich etwas auf. Denn über einen Jungen zu sprechen, der womöglich etwas gegen mich hatte, wäre taktisch ganz und gar nicht klug von mir gewesen, da sie dies definitiv an Elias weiterleiten und er dann wiederum den beschützerischen Bruder rauslassen würde. Nein. Dies war keine gute Idee. Also schüttelte ich verneinend den Kopf.

«Nicht jeder hat soviel Glück wie du, seine Collageliebe zu heiraten, Clara. Es gibt viele junge Leute, nie noch vergebens auf die große wahre Liebe warten und so wie du mich kennst, konzentriere ich mich erst einmal auf mein Studium.»

Ich bemerkte, dass Clara gerade zum Protest den Mund öffnete, doch da hörte ich Fußschritte gefolgt von einem wirren Brabbeln, was Clara und mich dazu veranlasste, den Kopf zu diesem Störenfried zu drehen, nur um in dem Moment den kleinen Carlos krabbelnd und hinter ihn gefolgt Delilah, zu sehen, die ihn fasziniert betrachtete. Sie liebte es mit Carlos zu spielen, obwohl dieser sie die meiste Zeit über ratlos anblickte oder einfach laut zu Lachen anfing, wenn Delilah ihm ihre Puppen vorstellte.

«Ohh Nein Nein Nein nicht auf den kalten Fliesen», sprach Clara hektisch aus und eilte zu Carlos, den sie dann auf den Arm nahm, anschließend sie ihm einen Kuss auf die Wange drückte. Dann drehte sie sich zu Delilah um und streckte auch ihr die Hand aus.

«Komm süße, wir gehen jetzt Essen.»

Delilah ergriff erfreut darüber, dass sie nicht ausgeschlossen wurde Claras Hand und setzte zum Gehen an, doch da drehte sich Clara noch einmal zu mir um.

«Schaffst du es den Salat und das Gericht auf das Tablett zu stellen. Ich würde es ja servieren, aber wie du siehst, fängt Carlos wieder an unruhig zu werden», sagte sie und versuchte ihre Haare aus Carlos Griff zu befreien, der diese als neue Spielbeschäftigung wahrgenommen hatte.

«Keine Sorge, ich mache das schon. Ist alles kein Problem, geh ruhig», sagte ich mit einer beschwingten Handbewegung und machte mich, ihre Anweisungen befolgend, an die Arbeit.

Als der bereits gedeckte Tisch, mit dem Salat und den Gerichten in der Mitte vervollständigt wurde, setzte sich Papá, als Familienoberhaupt an das Tischende. Neben ihm nahm dann Elias Platz, der sich mit ihm über einer der Klienten zu unterhalten schien. Raúl, den ich beim Betreten des Wohnzimmers auf den Sofa sitzen sah, setzte sich sich neben Elias und Clara war damit beschäftigt Carlos in den Kindersitz zu setzten, anschließend sie und Delilah von beiden Seiten Platz neben dem kleinen Kerl nahmen, dessen anfängliche Euphorie dahinschwand, als er nun gezwungenermaßen auf den Stuhl verfrachtet wurde. Während alle aßen und sich zu unterhielten schienen, nutzte ich diesen Moment aus um mir meine Familie näher ins Visier zu nehmen und ich konnte mich nicht zurückhalten, als sich unmittelbar darauf ein Lächeln auf meinem Gesicht breit machte, derweilen ich weiterhin das Treiben vor mir betrachtete.

Sie waren es... meine Familie. Meine zusammenhaltende kunterbunte Familie. Mein Herz füllte sich mit solch einer Wärme, dass es zu platzen drohte und mein Glück kaum fassen, war ich in diesem Moment erneut mehr als dankbar dafür in solch einer Familie aufgewachsen worden zu sein. Einer Familie, die strahlte, die glücklich war. Doch tauchten urplötzlich Gewitterwolken über dieses makellose Bild meiner Familie auf, als mir stechend schwarze Augen wieder in Erinnerung gerufen wurden, gefolgt von den Worten, die ich unmittelbar mit diesen Augen assoziierte. Was hatte ich ihm getan, dass er so gemein zu zu mir war ? Wie konnte er er wagen so über diese Menschen zu sprechen, die sich nichts hatten zu Schulden kommen lassen ? Ich war so sehr in Gedanken vertieft, dass ich erst Sekunden darauf den auf mich gerichteten Blick spürte und als ich den Kopf anhob, sah ich dass Raúl geradewegs in meine Richtung blickte.

Das war so typisch, schoss es mir durch den Kopf. Und als ich den spöttisch fragenden Blick in seinen Augen aufglimmern sah, hätte ich am liebsten die Augen verdreht. Er wusste, dass mich etwas bedrückte. Denn trotz, dass er manchmal völlig neben der Spur war, war doch er der aufmerksamste Fuchs in unserer Familie. Und je mehr ich seinem Blick standhielt, desto mehr erhellten sich meine Gedanken, denn mir kam urplötzlich eine Idee auf. Ich blickte unauffällig nach links und rechts zum Tisch, als in dem Moment Carlos lautes Aufweinen die Atmosphäre umhüllte, sodass Delilah als auch Clara sich sofort dem Kleinen zuwandten. Papá und Elias hingegen ließen sich davon nicht abbringen, sondern sprachen angeregt, sich beide vollkommen in ihrem Element befindend, einfach weiter.

Ich bekam nur noch am Rande mit, wie Papá erneut seine geschäftliche Stimme aufsetzte und auf Elias einsprach:

«Nein. Dir ist wohl selber klar, dass sie das nicht dürfen. Ein Geständnis unter Folterandrohung darf nicht im Gericht verwendet werden, da dies unter rechtswidrigen Umständen zustande kam.»

Langsam drehte ich meinen Kopf wieder nach vorne und schluckte hart, da ich mir deutlich im Klaren darüber war, dass das was ich jetzt vorhatte mehr als verrückt war.

Mit einer leichten Kopfbewegung bedeutete ich zu Raúl, dass er mir auf den Flur folgen sollte, ehe ich vom Tisch aufstand und mich bei Clara für das Essen bedankte, die aber nur mit halben Ohr zuhörte, da nun Carlos immer lauter weinte. Anschließend begab ich mich dann in den großen Flur, wo ich ungeduldig auf Raúl wartete, der nur wenige Sekunden darauf ebenfalls am Türrahmen erschien und, mich erblickend, auf mich zukam.

Als er vor mir zum Halt kam, steckte er sich die Hände lässig in die Hosentasche und lehnte sich dann unbeeindruckt an die Wand, ehe er mit einem Kopfnicken auf mich deutete.

«Was gibt's ?», fragte er monoton, was mich auf die Unterlippe beißen ließ. Verdammt er kannte mich einfach zu gut.

«Wie kommst du darauf, dass es etwas geben würde ?»

Als er seinen Kopf in meine Richtung neigte, machte sich ein Ausdruck in seinen Zügen bereit, der soviel wie ist das dein Ernst zu bedeuten hatte.

«Amalia... Du weißt, dass sich in der vierten Klasse herausgestellt hat, dass ich hochbegabt bin, oder ? Denkst du also wirklich mir entgeht so ein Detail ?»

Ich seufzte auf. Natürlich nicht, dachte ich und schnappte dabei hörbar nach Luft, als ich meinte:

«Ich brauche deine Hilfe.»

Eine Sekunde verging und auch mehrere weitere folgten, während mich Raúl perplex betrachtete und kein einziges Wort herausbrachte, bis seine Mundzüge zuckten, die sein aufkommendes Gelächter zu dämpfen bestrebten.

«Du fragst mich ? Mich ? Sag Mal Amalia geht es dir heute gut ? Mich fragt man nicht um Hilfe und das weißt du klipp und klar. Papá und Elias sind da deutlich vertrauenswürdiger. Außerdem wendest du dich doch sonst auch immer an die beiden, also warum...»

Raúl stoppte inmitten seines Satzes. Auf einmal schoss sein Kopf direkt wieder zu mir rüber, als er mir einen ungläubigen Blick zuwarf und paar Mal mit dem Wimpern klimperte.

«Moment Mal... du willst etwas Verbotenes tun, habe ich recht ?»

Ertappt und zugleich völlig beschämt blickte ich zu Boden, da es mir diese Eingeständnis mehr als unangenehm erschien. Und die erstaunte Haltung von Raúl, die ich nur zu selten von ihm zu sehen bekam, unterstrich ein weiteres Mal meine Theorie, dass mein Vorhaben vollkommen irrsinnig war.

«Du musst mir versprechen es niemanden zu sagen und du wirst nicht weiter nachbohren, wenn ich dich darum bitte, verstanden ? Entweder lautet deine Antwort ja oder nein.»

Nun hatte ich Raúls Interesse vollkommen geweckt. Denn mit zusammengekniffenen Augen und die Arme vor der Brust verschränkt, wurde sein Blick durch jeder weitere verstrichene Sekunde immer ratloser.

«Ist klar. Nun spuck schon aus. Um was geht es hierbei ?»

Ich biss mir ein erneutes Mal auf die Unterlippe, spürte die Hitze aufkommen, die sich durch die kleinen Schweißperlen in meinem Handinneren bemerkbar machten. Ich musste endlich mit der Sprache rausrücken, ob ich nun wollte oder nicht.

«Ich möchte, dass du dich in den Hauptrechner der Univerity of Oxford reinhackst.»

Unmittelbar erdrückte mich die Stille, die daraufhin entstand, mich erwürgte, mich in den Wahnsinn trieb, ehe ich ein Zischen in meiner Nähe ausmachen konnte.

«Bist du verrückt ? Ist dir klar, was du da gerade von mir verlangst ? Wenn sie herausfinden sollten, dass ich das war, dann fliege ich in meinen letzten Semestern von der Universität, Amalia!», gab Raúl nun aufgebracht von sich und ich wusste unmittelbar aus dieser Reaktion heraus, dass ich einen Schritt zu weit gegangen war. Wenn selbst der lockerste, nicht aufzuhaltende und sich in jede erdenklichen Schwierigkeiten immerzu bringende Kerl vor mir, dies für eine schlechte Idee hielt, dann war es das höchste Gebot einen Rückzieher zu vollführen.

Und doch gab es einen Teil in mir, der die Zähne zusammenbiss und diesen Weg weiterhin gehen wollte. Denn ich wusste zu gut, wenn ich etwas über diesen Álvaro herausfinden wollte, dann würden mir nur die persönlichen Unidaten dabei behilflich sein können. Andernfalls würde ich mehr und mehr verrückt werden durch die Last der großen Fragezeichen, die meine Kehle zuschnürten und in mir ein komisches Gefühl auslösten, sobald ich meine Familie immer beisammen beobachten würde. Ich wollte nicht, dass ich einen fremden distanzierten Blick zu ihnen hatte... Ich wollte mich nicht von ihnen abwenden.

«Ach komm schon...», sagte ich gespielt beschwingt, wobei ich nicht verhindern konnte, dass meine Stimme einige Oktaven in die Höhe schoss.

«Das ist ein Kinderspiel für dich und das wissen wir beide. Die werden dich ganz bestimmt nicht entdecken können», gab ich so selbstsicher ich konnte von mir und blickte ihn herausfordernd an.

Raúl war intelligent. Nach Untersuchungen zufolge, die seit der 4 Klasse mit ihm gemacht wurden, wurde bewiesen, dass er hochintelligent und zudem mit einem IQ ausgestattet war, welcher den brillantesten Köpfen der Welt Konkurrenz machen würde. Seit jeher war es oft vorgekommen, dass er Klassen überspringen durfte, da er schlicht und weg unterfordert war und auch wenn er sich sehr oft wie ein Idiot benahm und so tat, als würde ihn nichts außer die teuersten Autos und Frauen in Minikleidern interessieren, versteckte sich doch ein leidenschaftlicher Denker hinter seiner vorgelegten Fassade, die er ab und zu Mal zur Geltung brachte. Und auch wenn er es nicht zugab, hatte ich ihn des Öfteren bei solchen Angelegenheiten wie beim Hacken entwischt, sodass ich auch wusste, wie übervorsichtig er in diesem Gebiet agierte. Er würde es schaffen, das wussten er und ich gleichermaßen. Stellte sich nun aber die Frage, ob er es tun würde.

Einige Sekunden, als er mir fest und völlig kalt ins Gesicht geblickt hatte, ließ ich bewusst meinen Blick erweichen, was ihn dazu brachte aufschnaubend seine Arme an beiden Seiten herunter baumeln zu lassen.

«Nun schau mich nicht mit diesem süßen unschuldigen Blick an, Amalia.»

Um den eins zuzusetzen intensivierte ich den Blick, sodass er letztlich gezwungenermaßen sagte:

«Na schön, du Hexe. Folge mir.»

Die Hände begeistert aneinanderreibend, tat ich wie mir geheißen und folgte ihm die Treppen hoch in das nächste Stockwerk.

«Du wirst nur ein sehr begrenztes Zeitfenster haben. Sei wachsam und schnell.»

«Alles klar», antwortete ich, als wir auch schon das Büro von Elias betraten, zu dem wir gelegentlich Zugang hatten, falls wir Mal an den Rechner mussten oder einen ruhigen Ort zum Lernen brauchten.

Eingetreten, wies mich Raúl darauf hin, dass ich die Tür halb schließen und mich davor stellen sollte um den kompletten Flur im Augenwinkel behalten und ihn dementsprechend warnen zu können, falls jemand diese Etage passieren und auf uns zukommen sollte.

Murmelnd und mit einem verärgerten leisen Aufmüpfen, setzte er sich an den schicken großen Ledersessel, der hinter dem schweren, eleganten Marmortisch aufgestellt war, anschließend er sich setzte und den Laptop hochfahren ließ.

Als die nächsten 10 Minuten in der Stille dahinflogen und nur das Tippen seiner Finger auf die Tastaturen zu hören war, wurde mir doch etwas hibbelig zumute, dass sich unten die anderen Familienmitflieder fragen könnten, wo wir abgeblieben waren.

Meine einzige Hoffnung in diesem Moment war Carlos, der, wie ich nun hoffte, weiterhin für großes Aufsehen sorgen würde, sodass niemand den Gedanken daran verschwenden konnte, wohin wir denn urplötzlich verschwunden waren.

«Wofür brauchst du das eigentlich ?», hörte ich Raúls Stimme plötzlich hinter mir und als ich zu ihm anblickte, sah ich, seine Finger, die schnell und effizient über die Tastaturen schwebten, derweilen er konzentriert auf den Bildschirm starrte.

«Wir hatten abgemacht, dass du mir keine Fragen diesbezüglich stellen wirst.»

Ein Grinsen huschte über Raúls Züge, anschließend er den Kopf doch zu mir anhob.

«Will meine feine anständige Schwester also nun doch auf die dunkle Seite überwechseln und sich schonmal die Klausuraufgaben für die kommenden Semsterklausuren beschaffen?», fragte er, was mich hörbar empört nach Luft schnappen ließ.

«Rede keinen Unsinn Raúl. So etwas würde ich niemals tun. Es ist nichts allzu Ernstes. Jetzt mach bitte weiter", bestand ich mit Nachdruck darauf, was er nur noch mit einem Schulterzucken quittierte, im Anschluss erneut dasselbe Tippen auf die Tastaturen zu hören war.

Daraufhin vergingen erneut einige Minuten, bis Raúl mit einem leisen Pfiff meine Aufmerksamkeit für sich beanspruchte.

«Ist erledigt. Ich bin drin.»

Erfreut über diese Neuigkeit ließ ich meinen Blick von der Tür ab und lief den Pult entlang zu ihm, nur um dann vor dem Rechner wirklich die offiziellen Zugangsdaten der Univerity of Oxford vor Augen zu haben.

«Ich gebe es nur ungern zu, aber du bist ein Genie», sagte ich freudestrahlend, was Raúl ein arrogantes höhnisches Lächeln ins Gesicht zauberte.

«Also dann. Erledige, was du zu erledigen hast», sagte er und bot mir den Stuhl an von dem er sich bei meinen Schritten erhoben hatte. Als ich mich zufrieden auf diesem niederließ und einige Sekunden lang auf den Bildschirm starrte, hatte ich mir eigentlich dabei erhofft, dass sich Raúl währenddessen zurückziehen würde, doch das tat er nicht. Er lehnte sich lässig an meinen Stuhl an und wartete gebannt auf mein Vorgehen.

Ich hob meinen Kopf seitlich hoch und schaute ihn fragend an.

«Gibt es noch etwas ?»

Irritiert blickte er mich an, ehe seine Augen sich vergrößerten und er verstand worauf ich hinaus wollte.

«Na gut. Ich gehe ja schon vor die Tür, aber beeil dich. Und wenn ich an die Tür klopfe, dann sei dir darüber im klaren, dass das ein Warnsignal meinerseits ist, dass du schnell das Programm schießen solltest, bevor jemand den Raum betritt.»

Ich nickte ihm zu und wartete darauf, dass er endlich den Raum überquert und die Tür hinter sich geschlossen hatte, was er aufgrund meines aufdringlichen und zugleich auffordernden Blickes kurz darauf auch tat.

Schnell blickte ich mich um und versuchte mich auf der angegebenen Seite mit dem Logo unserer Universität zu orientieren, bis ich endlich das fand, wonach ich verzweifelt gesucht hatte. Auf dem dargelegten Verzeichnis in der linken Ecke des Bildschirms klickte ich auf mein zurzeit gemachtes Semester an, sodass in nur wenigen Sekunden eine Liste von Namen vieler mir meiner unbekannten Kommilitonen und Kommilitoninnen zu sehen bekam.

Augenblicklich biss ich mir nervös auf die Unterlippe. Er besuchte dieselbe Vorlesungen wie ich, was aber dennoch nicht heißen musste, dass er im selben Semester wie ich war. Angst überkam mich, weil ich befürchtete, dass mir die Zeit nicht dazu reichen würde ihn unter all diesen Namen zu finden, falls er da überhaupt zu finden war, doch als mir urplötzlich etwas brauchbares ins Auge stach, erhellte sich meine Miene und hoffnungsvoll murmelte ich vor mich hin:

«Das ist es», ehe ich auf die gefundene Suchanfrage klickte, in die man den Namen eingeben konnte.

Hastig tippte ich seinen Namen ein, was aber auf meiner Stirn für die Bildung von Falten verantwortlich war, denn es war nur eine Aussage angegeben.

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Äußerst komisch, dachte ich mir und schloss für einen kurzen Moment nochmal die Augen und dachte nach. Wie hieß er gleich nochmal ? Álvaro. Álvaro...

«Vera !»

Nachdem ich mich an seinen kompletten Namen erinnert hatte,
tippte ich nun diesen ein und wartete gebannt auf die Enthüllung während die Seite am Laden waren.

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1) I. Álvaro Vera.

Abrupt bewegten sich meine Augenbrauen in die Höhe, als ich verstand, warum das Eintippen von dem Namen Álvaro nicht gereicht hatte. Es war sein Zweitname gewesen.
Mit einem mir unbekannten Herzklopfen bewegte ich den Zeiger auf den Namen, anschließend ich gepresst Luft schnappte und kurz davor war auf den Namen zu klicken.

Was war es aber, dass mich davon abhielt ? Warum wurde mir bei den Gedanken daran in seine Privatsphäre einzugreifen, mulmig zumute ? Was steckte nur hinter diesem Fremden, dass mich stutzig stimmte ?

Ich verfrachtete diese Gedanken ganz weit hinten in die Ecken meines Bewusstseins und versprach mir selbst auf diese Fragen einzugehen, sobald ich jetzt gleich näheres über ihn herausgefunden hatte. Mit diesen Worten bestärkt, drückte ich mit dem Zeiger letztlich doch auf den Namen und wartete. Ich wartete erwartungsvoll und die Augen fest auf den Bildschirm gerichtet, doch es geschah zu meiner Verwunderung rein gar nichts. Die 5 Sekunden verging, die 6 Sekunden verging...

Gerade wollte ich erneut auf den Namen drauf klicken, als plötzlich der ganze Bildschirm schwarz aufleuchtete und nur eine weiße Zeile in der Mitte angezeigt wurde. Erschrocken schreckte ich zurück.

Achtung: Dateien zu diesem Studenten verschlüsselt !

Stirnrunzelnd wollte ich einen erneuten Versuch starten, indem ich auf die Seite davor zurückklickte. Doch da erhellte sich der Bildschrim, wie als wäre ein Blitz eingetroffen, erneut für einen kurzen Augenblick lang, sodass ich den nun in der Mitte veränderten Satz noch lesen konnte. Denn an Stelle dieser war nur noch ein Wort angegeben, der mich noch ratloser stimmte als für möglich gehalten.

Error

Ehe ich überhaupt daraufhin blinzeln konnte, ertönte ein kleiner Klick und es würde dunkel um mich herum. Komplett dunkel. Der Server war abgestürzt. Doch das war nicht Mal ansatzweise der Grund, weshalb ich, die Hand auf meiner Brust, wie eine Zikade zurückschreckte.

Denn das Geräusch war nicht durch das Abstürzen des Rechners verursacht worden. Es war die Glühlampe über mir, die knackte. Und als die absolute Finsternis und eine erschreckende Stille sich über mich legte, da realisierte ich urplötzlich, dass der Strom ausgefallen war.

Genau das war der Punkt, der mich wahnsinnig stimmte. Der Gedanken, dass nur mit einem Klick, auf einen Namenklick das ganze System eingestürzt war. Wegen seines Namens.

I. Álvaro Vera

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