kapitel 10

Nachts lag ich wach in meinem Bett. Basti übte in unserem Badezimmer seinen Text, immer wieder und wieder. Was er sagte, verstand ich nicht, aber ich hörte seine Stimme. Er verhaspelte sich öfters mal, dann hörte ich immer Schläge. Nicht auf das Waschbecken oder so, sondern Schläge auf sich selber. Mir war bewusst, er würde erst schlafen gehen, wenn er diese Zeilen fließend kann. Er wird morgen alles andere als ausgeschlafen sein. Und so kam es auch, kaum klingelte der Wecker murrte Basti schon und vergrub sich wieder im Bett. Ich war so nett und half ihm beim Aufstehen, in dem ich seine Zudecke klaute. "Kev, bitte" Mit Hundeblick schaute er in meine Augen, doch ich blieb standhaft und schüttelte den Kopf. "Du bist so anstrengend" Gespielt wütend verschrenkte er die Arme, ich grinste ihn spottend an und streckte die Zunge raus. Schlussendlich stand er dann doch auf, wobei seine Knochen knackten. "Ich fühl mich wie ein alter Opa" Er verzerrte sein schmerzgeziertes Gesicht. 'So siehst du auch aus', wollte ich eigentlich daraufhin antworten, doch ich hielt mich zurück.

Nachdem wir uns beide umgezogen haben verfolgten wir wieder die gleiche Routine wie gestern. Als wir zu Stegi und Tim an den Tisch kamen, fing Stegi sofort an zu reden. "Basti, du musst was vorlesen heute, oder?" Er nickte nur. "Ohh, tut mir echt leid. Ich würde es dir gerne abnehmen, aber dann wir Frau Müller sauer auf uns beide" "Danke", antwortete mein Sitznachbar, bevor er wieder Löcher in die Luft starrte. Warscheinlich ging er die ganze Zeit seinen Text durch, ob er ihn noch auswendig konnte. Mein Frühstück verschlang ich im Handumdrehen. Stegi und Tim unterhielten sich wieder wie ein Wasserfall. Ab und zu klingte sich Basti sogar mit ein, versuchte wohl sich etwas abzulenken.

Dann war es auch schon so weit, in den ersten beiden Stunden war Gottesdienst. Zu Beginn wurde der ganz normale Ablauf verfolgt, dann sprach der Pfarrer: "Ich bitte nun den Schüler, der die Fürbitten vorbereitet hat, nach vorne zu treten" Damit erhob sich Basti neben mir, seinen Zettel hielt er in seinen zittrigen Händen. Alles war still, nur die Schritte hallten durch die große Kriche. Vorne angekommen machte der Pfarrer vor dem Mikro platz, damit Basti sich dort hinstellen kann. Er fing an. "L..lieber Go..ott" Oh nein, er stotterte. Sofort ging leises gelächter durch die Reihen. Dann aber fing er sich, atmetete ein mal stark ein und wieder aus. "Lieber Gott, wir bitten dich, beschütze die Kinder, die in Armut leben, die nicht so viel haben wie wir. Wir bitten dich, erhöre uns" "Wir bitten dich, erhöre uns", kam es von der Menge. Nach fünf Fürbitten verlies er wieder den Altar und nahm neben mir platz. "Das hast du super gemacht" "Ja, wirklich, wir sind stolz", begrüßten Stegi und Tim ihn sofort. Eifrig nickte ich und lächelte ihn an. Verlegen musterte er den Boden vor sich. "Danke"

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