(31) she didn't need to be saved
She didn't need to be saved.
She needed to be found and appreciated, for exactly who she was.
- j., iron word
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- Hiraeth, jetzt -
Ich war hellwach.
Keine Ahnung was zur Hölle mit mir los war, aber ich war total nervös, als ich Lanos Bizeps in meinem Nacken und seine Brust an meiner Schulter spürte.
Irritiert hielt ich mich zwanghaft davon ab, zu ihm nach oben zu sehen. Somit drehte ich meinen Kopf zur Seite, obwohl mein Nacken schon ganz steif war und schmerzte.
So flogen wir Stunden durch die wirklich kühle Nacht, bis irgendwann hohe Berge in unser Sichtfeld traten. Wenige Minuten später erkannte ich hinter den mächtigen Hügeln ein Tal und in der Dunkelheit schwach die Umrisse eines riesigen, schlossartigen Gebäudes auf dem höchsten der Berge.
Lano wurde langsamer. An Lanos Atem, sowie seinen sich schnell versteifenden und anspannenden Muskeln bemerkte ich, dass er wachsamer und alarmierter wurde. Er machte einen großen Bogen um den hohen Berg mit dem Gebäude und verlor gleichzeitig an Höhe.
Langsam flog er auf den unteren Teil des Berges zu, auf einen kleinen Wald neben einigen Felsen. Dort kam er auf dem Boden auf und ließ mich sanft aus seinen Armen gleiten. Nach zwei Sekunden hatte ich dann festen Stand. Das war wie eine stundenlange, aber relativ ruhige Achterbahnfahrt gewesen.
Lano streckte seine Arme nach vorne aus und knackte danach mit seinen Fingerknöcheln. "Also gut, ich muss Rochel Bescheid sagen. Danach komme ich sofort wieder zu dir. Wenn irgendwas ist, dann spüre ich es und bin sofort bei dir." Er öffnete den Rucksack auf seinem Rücken und drückte mir einen metallischen Gegenstand in lederner Scheide entgegen. Es war größer als ein Messer, aber kleiner als ein Schwert.
"Alles klar", flüsterte ich, weil Lanos Stimme auch ziemlich leise war. Es war nicht mehr stockdunkel, sondern ein ganz kleines bisschen heller geworden. Trotzdem sah ich in sein von dem dämmrigen Licht bedecktes Gesicht, nur die funkelnden Augen traten sichtlich hervor.
"Okay." Lano drehte sich um, ging zwei Schritte, blieb dann abrupt stehen und sah über die Schulter zu mir. Wenn er noch etwas hatte sagen wollen, dann hatte er wohl seine Meinung doch noch geändert. Sein Kopf drehte sich wieder zurück und in fast derselben Sekunde stieß er vom Boden ab und flog Richtung Spitze des Berges, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte.
Mit stark klopfendem Herzen zog ich das Messer-Schwert aus der Scheide, hielt es vor meine Brust, lehnte mich an die Felsenwand und starrte in die Dunkelheit.
Ich hatte keine Angst vor der Nacht. Bisher hatte ich sie immer genossen. Ich fand, dass vieles im Dunkeln schöner war. Manchmal fühlte ich mich sogar sicherer in der Dunkelheit. Aber seit ein paar Tagen hatte sich meine gesamte Welt auf den Kopf gestellt. Ich wollte nicht wissen, was mich hier in der Nähe erwarten könnte. Was mich sehen könnte, während ich ahnungslos hier herumstand.
Langsam wurde mir ziemlich kalt. Obwohl es oben in der Luft, auch noch bei dem Wind, viel kälter war, war Lano irgendwie trotzdem relativ warm gewesen.
Zitternd stand ich dort und zog meine verbleibenden Habseligkeiten näher zu mir, als würden sie mich irgendwie beschützen können. Frische Luft fegte durch die dunklen Nadelbäume und Laubbäume vor mir und erzeugte das raschelnde, Gänsehaut verursachende Geräusch von Wind in Baumblättern.
Meine Gedanken drifteten ab, ich fragte mich, wie es ab nun an weitergehen würde. Warum verfolgten diese magischen Wesen mich? Wann würde es aufhören? Wann würde ich in mein altes Leben zurückkehren?
Ich war wirklich ein komischer Mensch. Trotz der Tatsache, dass ich wohl in Lebensgefahr war, verspürte ich nicht den Drang, wieder zurückzukehren. Klar, ich vermisse Liam, Caro und Miles schon ein bisschen. Aber das konnte ja nicht alles sein.
Ich passte einfach nicht an diesen Ort.
Aber vielleicht passte ich auch einfach nirgendwo hin.
Leise, ruhig atmend, aufmerksam den Geräuschen des Waldes lauschend, wartete ich. Minutenlang. Bis ich den Drang verspürte mich hinzuhocken und gegen die Felsenwand zu lehnen. Doch irgendwie traute ich mich das nicht.
Und ein paar Minuten später war ich unglaublich froh darüber.
Ich hörte ein Knacksen. Mein Herz durchzog ein erschrockener Stich, mein Atem stockte. Ich machte absolut kein Geräusch, als ich meine Waffe vor mich hielt, regungslos dastand und nach vorne in den Wald starrte.
Obwohl mein Atem sich beschleunigen wollte versuchte ich, ruhig und möglichst still zu bleiben.
Leider brachte das absolut garnichts.
Etwas schoss aus der Dunkelheit hervor und stürmte auf mich zu. Meinem Kopf blieb keine Zeit mehr, um nachzudenken. Mein Körper übernahm instinktiv die Kontrolle.
Ich rammte meine Waffe nach vorne, traf irgendwas, woraufhin ein Heulen oder Aufkreischen ertönte. Es ging alles so schnell. Es war alles so dunkel. Ich sah kaum etwas, während ich die Klinge vor mir schwang.
Der Geruch nach Eisen. Blut. Das Wesen wich zurück, aber gleichzeitig griff mich ein weiteres von der Seite aus an. Erschrocken ruhig äußerlich, erschrocken panisch innerlich, wehrte ich mich, trat nach dem Angreifer, schnitt mit der Klinge durch die Luft vor mir, bis ich es traf und durch Fleisch zog.
Als irgendwas zu Boden ging, sprang das andere Wesen geradewegs auf mich zu und drückte mich gegen die Felsenwand. Ich starrte in ein von der Dunkelheit größtenteils bedecktes, unebenes Gesicht mit glühend grünen Augen. Mit einem kleinen Aufquieken bemerkte ich, dass das Wesen meine Arme festhielt und gegen die Felsen drückte, obwohl es halb so groß wie ich war.
Nun überkam mich die Panik auch äußerlich. Unkontrolliert stemmte ich dagegen, versuchte meine Waffe irgendwie einzusetzen. Es war ein Kampf, bei dem es um pure Kraft ging.
Verzweifelt keuchte ich auf, als mir das Wesen mit dem Gesicht näher kam. Gott, was war das für ein Ding? Es stand nicht mal auf dem Boden, es klebte irgendwie an mir. Wie ekelha... Moment, es stand nicht auf dem Boden!
Ohne weiter zu überlegen machte ich das, womit man wohl am wenigsten gerechnet hätte: Ich ließ mich kraftvoll nach unten rutschen. Tatsächlich, das Wesen konnte ich nicht mehr an mir festhalten. Unsere Körper prallten aufeinander. Ich verstand nicht, was da gerade geschah. Ich wusste nur, dass ich meine freie Hand dazu benutzte, meine Klinge endlich in das nächstbeste Körperteil dieses Wesens zu rammen.
Ich zog die Klinge wieder raus. Schwer atmend presste ich meinen Rücken gegen die Felswand, während das Wesen mit qualvoll klingenden Geräuschen zu Boden ging.
Heftig zitternd hielt ich meine Waffe vor mich und erschrak schon wieder heftig, als noch etwas anderes in mein Sichtfeld trat. Als sich etwas in mein Sichtfeld hinein teleportierte.
"Hira!", rief Lano aus und wollte auf mich zugehen, stolperte aber über einen am Boden liegenden Körper. Alarmiert sah er sich um, danach blickte er wieder zu mir.
"Also, das hast du doch ziemlich gut hinbekommen", sagte er und ich meinte, ein Grinsen in seiner Stimme hören zu können.
Wie zur Bestätigung seiner Worte riss ich ein Blatt von einem Baum und wischte damit die schleimige Flüssigkeit von der Klinge ab, um sie wieder in die Scheide stecken zu können.
Das Adrenalin verschwand langsam wieder aus meinem Körper und ließ Erschöpfung zurück. Dabei konnte ich mir garnicht vorstellen, wie müde und erschöpft Lano erst sein musste.
"Komm", meinte der Engel, woraufhin ich mir meinen Rucksack nahm und auf ihn zutrat.
"Ich konnte leider nicht früher kommen, entschuldige. Aber vielleicht sollte ich mich auch bald mal damit abfinden, dass du für einen Menschen garnicht so wehrlos bist", lächelte Lano, während wir losflogen.
Müde lächelte ich zurück, während Lano um den Berg herumflog und sich von hinten im Schutze der Dunkelheit dem riesigen Gebäude näherte.
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