(17) why the rain was necessary
May the flowers remind us,
why the rain was so necessary.
- Xan Oku
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- Hiraeth, jetzt -
Ich zog meine Kaputze über meine Haare und wich den vielen Menschen aus, wie vor dem plötzlichen, hart auf den Boden prasselndem Regen flüchteten. Mir war es relativ egal. Ich mochte den Regen, auch wenn dieser wirklich sehr überraschend gekommen war. Das einzige, was nicht nass werden durfte, war der Inhalt in meinem Rucksack.
Eine Frau rempelte mich an, sodass ich strauchelte und beinahe gegen einen blöden, sinnlos umherstehenden Pfahl gelaufen wäre. Die Frau sagte überhaupt nichts. Ja, tut mir auch leid, wunderschönen Tag noch.
Schließlich fand ich mich vor dem riesigen Gebäude wieder. Ich blieb mitten im Regen stehen. Die Straßen waren beinahe leer, alle Menschen wie weggefegt. Mein Blick fiel auf eine kleine, grüne, zärtliche Pflanze, welche sich zwischen dem Beton des Gehweges und der rauen Häuserwand ans Licht kämpfte. Irgendwas hielt mich davon ab, einzutreten.
Dann schoss etwas an mir vorbei. Erschrocken drehte ich mich um, nach allen Seiten, aber ich konnte nichts erkennen. Der Wind? Oder irgendwas, was vom Wind davon getragen wurde? Ein Tier? Eine erschrockene Katze? Was auch immer, es war jedenfalls nicht mehr in Sichtweite.
Schaudernd kramte ich den Schlüssel aus meiner Tasche hervor. Meine nasse Kleidung klebte mir unangenehm auf der Haut und ich freute mich darauf, mich gleich umziehen zu können. Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn.
Und dann kam wieder dieser Wind auf, der mich beinahe von den Füßen riss. Ruckartig drehte ich mich um, aber nichts anderes schien er getroffen zu haben. Selbst die Mülltonnen auf der anderen Straßenseite standen still. Stand ich irgendwie total ungünstig zwischen zwei Häuserspalten?
Was auch immer. Ich öffnete die gläserne Tür und ließ sie sogleich hinter mir zufallen. Mit klappernden Zähnen und fröstelndem Körper ging ich die Treppen hoch, schloss die Wohnungstür auf und war erleichtert, als ich schließlich mein Zimmer und gleich darauf die Dusche mit heißem Wasser betreten konnte.
Mein Plan stand fest. Ich würde mir von diesen zwei Pissern von Pflegeeltern nicht mein Leben zerstören lassen. Ganz gleich, ob ich mir dabei Probleme einhandeln könnte. Diese würden nicht schlimmer sein als das, was mir sonst bevorstehen würde.
Im meinem Zimmer zog ich mir frische Klamotten an und trocknete meine Haare mit einem Handtuch. Dann ging ich zu meinem Rucksack und zog die kleinen Überwachungskameras hervor, die ich heute besorgt hatte. Die würde ich in der Küche aufstellen, wenn es sein musste selbst in ihrem beschissenen Schlafzimmer. Ich würde den beiden hinterher spionieren und wenn sie noch einmal ein Wort über ihren Plan verlieren würden, oder wenn Thomas wirklich etwas anzünden sollte, dann wären sie am Arsch und ich wäre gerettet.
Wenn sie am Wochenende herkamen, dann würde ich wachsam sein. Mit mir legte man sich nicht an.
Etwas krachte gegen mein Fenster. Ich zuckte heftig zusammen und fuhr herum, konnte aber rein gar nichts entdecken. Was zur Hölle war denn heute für ein Wetter?
Ich legte die Kameras ab und ging zum Fenster, sah raus, konnte aber nichts entdecken. Ein Vogel vielleicht?
Die Regentropfen liefen über das Glas, als wäre überhaupt nichts passiert. Ich sah den nassen Tropfen hinterher, welche sich ein Wettrennen über dem glatten, durchsichtigen Material lieferten.
***
- Lanohiah, jetzt -
Erschrocken und atemlos starrte ich durch das Fenster, direkt in Hiras verwundertes Gesicht. Einen Moment schien die Zeit wie still zu stehen. Der Regen prasselte heftig auf mich herunter, während sich das Wesen zwischen meinen Händen hin und her wandte.
Es war doppelt so groß wie eine Fledermaus, aber mit denselben Flügeln, haarig, mit zackigem Kopf und tiefschwarzen Augen. Zwischen meinem Griff fauchte es wie verrückt, weshalb ich noch ein bisschen mehr zudrückte. Was machte dieses Ding vor Hiras Fenster?
Als wir hier draußen gekämpft hatten, war es auch noch voll gegen die Fensterscheibe geknallt. Zornig erhitzen sich meine Hände. Das Wesen schrie. Die Details behielt ich lieber für mich.
Schließlich wischte ich mir die warmen Hände an der Hose ab und überlegte fieberhaft, wie ich das jetzt anstellen sollte. Einfach in ihr Zimmer reinspazieren ging ja wohl schlecht. Was sollte ich denn überhaupt sagen, ohne dass sie mich für einen Einbrecher oder einen Bekloppten hielt, der sich als Engel verkleidet hatte? Aber mir blieb nicht mehr viel Zeit.
Noch immer unsichtbar für die Menschen flog ich zur unteren Haustür, konzentrierte mich, legte meine Hand ans Schloss und fühlte in es hinein. Ich fokussierte mich. Dann spürte ich, wie das Schloss langsam knackte und die Tür sich von mir öffnen ließ.
Eilig flog ich die Treppen hoch und prüfte bei jedem Stockwerk ob Hira in der Nähe war, indem ich tief in mich hineinfühlte und auf den blauen Zauber in mir vertraute. Dann kam ich vor einer Tür an und war mir sicher, richtig zu sein. Auch hier öffnete ich das Schloss lautlos und ohne jegliche Beschädigung. Dann trat ich ein. Meine Schuhe hinterließen feuchte Spuren auf dem Fußboden.
Aus den Besuchen bei Hira wusste ich, wo ihr Zimmer liegen musste. Mit wirklich heftig klopfendem Herzen stand ich vor ihrer Tür. Noch immer nicht sichtbar für sie.
Okay, Lano, du bekommst jetzt keine kalten Füße, nur weil sie dich zum ersten Mal sehen wird. Bleib cool. Ruhig, locker und lässig, so wie du es immer bist. Es ist nur dein Schützling. Und du bist Lanohiah, der bewunderungswürdige Gott.
Ich zog meine Flügel zurück, was ich sonst auch nur tat, wenn es nötig war. Beängstigt spürte ich, wie sie sich verkleinerten und sich in meinem Rücken zurückzogen. Augenblicklich fühlte ich mich etwas schutzloser. Jetzt bloß nicht den Mut verlieren. Es ging hier nicht um mich, sondern alleine um Hira. Ich musste sie beschützen. Auch wenn ich mich ihr dafür zeigen müsste.
Lange hatte ich darüber nachgedacht, ob ich die Strafe dafür wirklich riskieren wollte. Aber man würde mich doch wohl verstehen. Es gab keine andere Möglichkeit, sie zu beschützen. Das hier war nicht wie der Fall bei Kaliel, wo ich nur verhindern müsste, dass Hira vergiftet wird.
Hira war ernsthaft in Gefahr. Gefahr nicht aus ihrer eigenen Reihe, nicht von der Rasse der Menschen, sondern von uns. Von uns magischen Wesen. Ich wusste nicht, was sie von ihr wollten. Aber sie waren auf der Suche nach ihr. Das wusste ich, das spürte ich. Wenn ich dies irgendjemandem erzählt hatte, hätte er mich für verrückt gehalten. Oder mir gesagt, dass ich sie anders beschützen sollte. Doch ohne mich ihr zu zeigen, ohne wirklich bei ihr zu sein, würde ich sie nicht schützen können.
Dann nahm ich den Zauber von mir. Den Zauber, den ich immer um mich hatte, selbst in der Akademie, selbst beim Schlafen, immer, genau wie jeder andere Engel, wie jedes andere magische Wesen. Es fühlte sich so seltsam und ungewohnt an. Ich fühlte mich nackt und schutzlos ohne den Zauber und ohne meine Flügel.
Unentschlossen, aber ohne eine Wahl hob ich meine Hand und schlug drei Mal sanft mit meinen Fingerknöcheln gegen das Holz ihrer Zimmertür.
Drei Sekunden herrschte vollkommene Stille. Dann hörte ich ein leises "Ja?", öffnete die Tür und trat ein.
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