(1) smile through all this bullshit

Theres gonna be some stuff you gonna see that's gonna make it hard to make you smile
in the future, but through whatever you see, through all the rain and all the pain
you gotta keep your sense of humour, you gotta be able to smile through all this bullshit.
- Tupac

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- Lanohiah, heute -

Ein ohrenbetäubendes Gebrüll hallte durch die Arena, so laut, dass die Wände zu wackeln und der Boden zu zittern schien. Dann war es still - vollkommen still.

Ich hörte nur meinen Atem, als ich einen Schritt nach vorne setzte und sich die schweren Eisentüren hinter mir schlossen.

All die Personen, die mich von außen durch die Glasscheiben beobachteten, könnten nun vielleicht glauben, dass ich Angst hätte.

Die Stille war vorüber. Laute und schwere Schritte brachten den Boden abermals zum Zittern. Die Bäume vor mir wurden gewaltsam zur Seite gebrochen.

Nein, ich hatte keine Angst.

Eine drei Meter große Gestalt trat in mein Blickfeld. Der gesamte Körper war übersäht mit dunkler, schuppenartiger Haut. Die Augen leuchteten rot, die gedrehten Hörner auf seinem Kopf waren wohl länger als meine Beine. Es öffnete den Mund und entblößte eine Reihe spitzer Reißzähne.

Nein, Angst war das wirklich nicht.

Ich würde es eher als Vorfreude bezeichnen.

Das Wesen stampfte immer weiter auf mich zu. Abwartend ließ ich es näher an mich herantreten.

Schnell senkte es den Kopf und rannte auf mich zu. Die spitzen Hörner, die mich wohl wirklich aufspießen könnten, kamen mir immer näher, doch mit einem Satz war ich bereits ausgewichen und das Ding rammte mit den Hörnern gegen die Eisentür.

Grübelnd stand ich daneben und betrachtete es, während es versuchte das Gleichgewicht wieder zu finden. Fast bekam ich Mitleid. Es war wirklich schnell gewesen, nur eben nicht schnell genug.

Ich warf einen Blick über meine Schulter und betrachtete meine Prüfer, die hinter der Glasscheibe standen und mich musterten. Das hier sollte meine finale Abschlussprüfung sein? Ich meine, ernsthaft?

Meine Gedanken kehrten zu meiner derzeitigen Situation und Umgebung zurück, als ich hörte, wie das Wesen abermals auf mich zurannte. Na gut, dann würde ich ihm ja schon den Kopf verdrehen.

Ich verlagerte mein Gewicht auf meine Füße und drückte mich mit einem kräftigen Stoß vom Boden ab.

Für den Bruchteil einer Sekunde befand ich mich einen Meter über dem Boden, während ich meine Flügel ausbreitete. Mit einem einzigen Flügelschlag hob ich endgültig vom Boden ab.

Nun auf Augenhöhe mit dem schuppenhaften Wesen vor mir konnte ich das Grinsen nicht mehr unterdrücken.

Plötzlich öffnete es den Mund und spuckte einen Feuerball aus, dem ich mit Mühe und dank meiner schnellen Reflexe ausweichen konnte.

Mein Grinsen verschwand ein wenig.

Feuerverletzungen hinterließen wirklich unschöne Brandzeichen auf den Flügeln. Brandzeichen, die mir vor Kurzem erst rausgewachsen waren.

Ich flog ein Stück zurück, dabei einem weiteren Feuerball ausweichend und konzentrierte mich, richtete meine gesamte Aufmerksamkeit auf mein Ziel.

Musste ich das hier wirklich mit meinen Fähigkeiten erledigen?

Ich sah mich nach einer Waffe um, einem Schwert wenigstens, aber ich entdeckte nichts als eine Fläche mit ein paar Bäumen und vereinzelten Mauerresten, hinter denen man Zuflucht suchen konnte.

Seufzend gab ich auf und wandte den Blick wieder nach vorne, während ich ein wenig an Höhe gewann. Blitzschnell schlug ich mit den Flügeln und raste dann im Sturzflug auf das Ding zu.

Es schlug mit den Klauen nach mir und ich musste erneut ausweichen. Nun schwang ich die Füße nach vorne und landelte damit im Gesicht des Ungetüms. Es brüllte auf, da ich erfolgreich den Augenbereich getroffen hatte.

Ich flog ein Stück höher und legte meine Hände auf seine Hörner.

Während ich die Hörner fest umklammerte sandten meine Handflächen eine so gewaltige Hitze aus, dass ich sie in meinem Gesicht spüren konnte. Das Wesen schrie und brüllte von Neuem. Die Hörner waren nun so heiß, dass sie in Flammen standen.

Eine Klaue schlug wieder nach mir, sodass ich loslassen musste. Das Wesen sah hoch zu mir, seine Augen hatten dieselbe Farbe wie das Feuer an seinen Hörnern, welche ich im übrigen möglichst weit von meinen Flügeln fernhielt.

Schnellstmöglich flog ich zurück, verlor an Höhe und landete sanft auf dem Boden, wobei das Wesen noch mit seinem brennenden Kopf beschäftigt war und mir kaum folgen konnte. Dann raste ich genau vorwärts, spürte schuppige Haut und riss dem Ding den Boden unter den Füßen weg.

Mit einem lauten Knall landete es auf der Erde. Ich konzentierte mich auf seine Arme, nagelte sie mit Gedankenkraft auf dem Boden fest und landete schmunzelnd auf seinem Oberkörper.

Mit lodernden Augen sah es mich an, öffnete den Mund und brüllte wieder ohrenbetäubend. Ich würde das Ding mit seinen eigenen Waffen schlagen. Die Flamme entzündete sich bereits in meiner Handfläche. Ich hob meine Hand an, bereit, der Sache ein Ende zu setzen -

"Lanohiah."

Ich horchte auf, senkte die Hand wieder und verstand erst da, dass die Stimme aus einem Lautsprecher kam.

"Lanohiah, Sie haben die Prüfung bestanden. Lassen Sie den anderen Prüflingen bitte auch noch etwas ab", bat die verstärkte Stimme, aus der ich keinerlei Gefühl heraushören konnte.

Ich sah über die Schulter und entdeckte Prüferin Sealiah hinter der Scheibe, die ein Mikrofon an den Mund hielt.

Seufzend sah ich zurück zum auf dem Boden liegenden Wesen und löschte das Feuer. Dann hob ich ab, flog zum anderen Ende der Arena und verließ sie durch den Ausgang, der bei der Bestätigung von Sealiah sichtbar geworden war.

Ich schloss die Tür hinter mir und fand mich in einem hell beleuchteten Raum wieder, der wie ein Wartezimmer aussah. Eine der Wände war komplett verglast.

Draußen entdeckte ich das Akademiegelände und einige Engel, die von einem Punkt zum anderen flogen. Nur wenige von ihnen standen auf dem Boden, gingen irgendwohin oder unterhielten sich.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Ihr warmer Schein brach durch eine dünne Wolkendecke und spendete dem leuchend grünen Gras ein wenig Sonnenlicht.

Ein paar Minuten stand ich noch dort und beobachtete das gewöhnliche Geschehen außerhalb, bis sich die Tür im hinteren Teil des Wartezimmers öffnete und ein mir unbekannter männlicher Engel heraustrat. "Treten Sie bitte ein, wir sind mit Ihrer Bewertung fertig."

Gelassen folgte ich ihm in den Raum und fand mich dort wieder, von wo ich eben beobachtet worden war. Die zahlreichen Stühle waren nun nicht mehr Richtung Glasscheibe gerichtet, sondern umrundeten einen sauberen, weißen Tisch. Ich blickte durch das Glas, sah zwischen die Bäume, konnte meinen vorherigen Gegner aber nirgendwo entdecken.

Als ich mich auf den einzig freien Stuhl setzte, zählte ich fünf weitere Engel im Raum. Vier von ihnen sahen auf irgendwelche Aufzeichnungen hinab. Sealiah, die Leiterin unserer Akademie, war die Einzige, die mich ansah.

"Nun gut, Lanohiah. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer erfolgreich bestandenen Abschlussprüfung. Wir haben uns beraten und haben uns auf die Punktzahl neunundneunzig geeinigt. Die bisher höchste erreichte Punktzahl, herzlichen Glückwunsch."

Sealiah lächelte, wobei das Lächeln ihre Augen aber nicht erreichte. Das helle Augenpaar lag auf den meinen, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. Trotz, oder vielleicht gerade wegen ihrem schon etwas höherem Alter, strahlte sie eine solche Autorität aus, dass es schwer fiel, den Blick nicht zu senken.

"Laut meinen und den Aufzeichnungen der anderen Beobachter haben Sie alle Kriterien erfüllt. Angriffe aus Luft und Boden, Ausweichmanöver, Anwendung körperlicher und geistiger Fähigkeiten. In den richtigen Momenten wurde Körperkontakt aufgebaut oder Abstand gehalten. Währenddessen haben Sie auf Ihren eigenen Schutz geachtet und haben die Prüfung unbeschadet überstanden."

"Wunderbar", kommentierte ich mit halbwegs fröhlichem Ton.

Sealiah blätterte nun durch ein paar Blätter, welche in eine Mappe eingeheftet waren. "In der Prüfung bezüglich des Schutzes eines Schützlings haben Sie einundert Punkte erzielt. Bei den schriftlichen Prüfungen zu unseren wissenschaftlichen Prüfungsfächern haben Sie durchschnittlich sechsundneunzig Punkte erzielt. Beim Hinzurechnen der neunundneunzig Punkte dieser Prüfung schließen Sie die Ausbildung mit etwa achtundneunzig Komma drei von hundert möglichen Punkten ab."

Sealiah stand auf. Ich tat es ihr nach und schüttelte die Hand, welche sie mir entgegenhielt. "Hiermit sind Sie erfolgreicher Absolvent der höchstzubietenden Schutzengelausbildung. Herzlichen Glückwunsch."

"Vielen Dank", erwiderte ich, machte aber noch nicht Anstalten, diesen Raum zu verlassen. "Eine letzte Frage, wenn ich bitten darf", sagte ich mit höflichem Ton.

"Ja?", erwiderte die Leiterin mit hochgezogener Augenbraue.

"Neunundneunzig Punkte. Was hätte zu den hundert gefehlt?", erkundigte ich mich schmunzelnd.

Sealiahs Augenbraue sank wieder. Sie blickte mich nun ein wenig genervt an. "Nun gut, alle Höflichkeit mal beiseite, Lanohiah. Das vorhin war eine ernst zu nehmende Prüfung. Kein Freizeitspaß. Ich hab dir einen Punkt für dein ewig nervendes, überhebliches Grinsen abgezogen."

***

- Lanohiah, Zwei Jahre und achtundzwanzig Tage zuvor -

"Lanohiah, richtig? Nun, ich bin Sealiah, Beweger aller Dinge, die Leiterin dieser Einrichtung und heiße Sie herzlich Willkommen an der Akademie Angelus of heroic qualities and protection. Sie können sich absoult sicher sein, dass Sie hier gut aufgehoben sind. Wie Sie wohl bereits wissen, sind wir die Akademie mit den durchschnittlich erfolgreichsten und qualifiziertesten Engeln dieser Erde. Die Abschlussprüfungen hier sind alles andere als einfach, aber Ihre Aufnahmeprüfungen haben Sie immerhin überdurchschnittlich erfolgreich absolviert. So wie ich Ihre vorherigen Noten ihrer alten Akademie sehe werden Sie wohl auch hier auf keine allzu großen Probleme stoßen. Nun ist das einzige was ich noch erwarte die Einhaltung der Regeln dieser Akademie, welche Sie sicher bereits gelesen haben..? Sehr gut, davon bin ich ausgegangen. Bei weiteren Fragen stehe ich und Ihr künftiges Lehrpersonal selbstverständlich zu Ihrer Verfügung. Nun gut. Hier ist Ihr Zimmerschlüssel, das Zimmer befindet sich im westlichen Sektor, im dritten Stockwerk... Oh, entschuldigung, einen Moment bitte... Es scheint einen Notfall zu geben, Sie müssen mich bitte entschuldigen. Ich gehe davon aus, Sie finden Ihr Zimmer? Fantastisch, Ihr Zimmergenosse wird Ihnen sicher alle weiteren Fragen beantworten. Nun dann, bis demnächst und nochmal herzlich Willkommen an dieser Akademie!"

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