𝐗𝐗𝐕𝐈𝐈𝐈 𝐖𝐚𝐬 𝐢𝐬𝐭 𝐋𝐢𝐞𝐛𝐞
...𝐨𝐡𝐧𝐞 𝐒𝐜𝐡𝐰𝐢𝐞𝐫𝐢𝐠𝐤𝐞𝐢𝐭𝐞𝐧
Ich hatte es wirklich versucht. Wie hätte ich es auch anders aushalten können? Seitdem mein Bewusstsein mich wieder erreicht hatte, saß ich alle zehn Minuten am Bettrand und tastete den kalten Boden mit meinen Füßen ab. Es fühlte sich gut und kühlend an, bis ich es wagte, aufzustehen. Mir fehlte die Kraft und schmerzhaft war mir bewusst geworden, was Knochen, ohne Muskeln sind. Nur Gestein, dass wie all die anderen Steine am Boden liegt.
Nach drei Tagen hatten sie mich aus dem Krankenhaus entlassen. Nun schob Theo mich im Rollstuhl, während Frieda meinen Rucksack vor sich her trug. Trotz der Umstände, strahlte ich über das ganze Gesicht. Es fiel mir sogar schwer, die tiefen Grübchen in meinen Wangen zu verbergen, egal wie sehr ich mich auch anstrengte.
Meine Freunde wollten mich fragen, was mich so glücklich machte. Das sah ich den rätselhaften Blicken, die sie heimlich austauschten genau an, doch sollten sie nur. Ich würde ihnen antworten, dass ich froh bin, endlich nicht mehr dieses sterile Zimmer sehen zu müssen und das auch noch im Urlaub.
In Wirklichkeit sah ich nur noch Milan vor mir, ob mit geöffneten Augen, oder unter verschlossenen Lidern. Er war so real wie nie, was mir meine unendliche Sehnsucht bewies. Ich stellte mir in jeder Sekunde vor wie es wäre wieder seine Arme um meinen Körper zu spüren und doch wusste ich, dass es Zuhause nur noch besser werden würde. Er war für mich schon längst ein Ort geworden, an dem ich mich komplett, geschätzt, geliebt und absolut sicher fühlte.
Zum Glück ließ sich mein Haus zu Fuß erreichen und Gott sei Dank handelte es sich um ein ebenerdiges Bungalow.
Nachdem Theo mich mühselig über die Schwelle schob, übernahm ich das Gefährt. Meine Finger krallten sich in die Reifen und ich raste durch den Flur.
"Ich will mich etwas erholen ", rief ich meinen Freunden noch über die Schulter zu, nur um in mein Zimmer zu flüchten.
Und da saß er, mein Engel höchst persönlich, so lebendig wie noch nie. Sobald unsere Augen sich trafen, erhob er sich und unter angehaltenem Atem lief er auf mich zu. Ich erschrak, als er auf seine Knie fiel und seinen Kopf in meinem Schoß vergrub. Milan zitterte am ganzen Körper, während ich es beinahe als egoistisch empfand, das größte Glück der Welt zu empfinden. Ganz zärtlich streichelte ich über seine weichen braunen Haare. Seine Arme links und rechts von mir, schmiegten sich so warm an meine Beine. Er schien so echt, dass ich nicht begriff, wieso nur ich ihn wahrnehmen konnte.
"Du bekommst immer mehr Farbe und Gewicht", stellte ich fest, indessen er seinen Oberkörper leicht anhob, um mich anzusehen. Er musterte mich voller Sorge. "Und du wirst immer blasser und leichter." Er streichelte mir meine unbändigen Haarsträhnen hinter die Ohren.
Auch Milan hatte den Zusammenhang erkannt. Je mehr er sich meinem Leben näherte, desto näher kam ich seinem Tod. "Ich muss gehen, Emiliana und du musst aus diesem Haus", flüsterte er gleichzeitig entschlossen und zerrissen. "Das ist mein Haus und das habe nur ich zu entscheiden!", gab ich etwas patzig zurück. Ich wollte nicht, dass der Mensch, dem ich mittlerweile am meisten vertraute, sich von mir distanzierte, nur weil er dachte, dass es so am besten wäre!
"Ich bin tot. Ich gehöre nicht hierher. Emiliana, ich werde einfach in meinen schönsten Erinnerungen weiterleben. Aber dein Leben besitzt die Macht die Zukunft zu verändern! Denk daran, dass du dir als Ärztin geschworen hast, Menschen zu helfen. Denk an deine Eltern, deine Freunde, diesen Dino, die dich alle unendlich lieben und brauchen." Er wurde erst lauter, dann wieder leiser. Wir wussten beide, dass auch er mich brauchte und ich ihn genauso. Nur das verschwieg er.
"Was ist Liebe, wenn sie keine Schwierigkeiten bewältigen kann?! Richtig, keine Liebe und Milan, ich habe mich in dich verliebt." Es kam aus dem Strudel an Emotionen aus mir heraus und ließ ihn erstarren.
Seine Finger an meinen Wangen verkrampften. Er meinte zwar immer, er würde nie mehr als das Streicheln einer Feder sein, aber ich zweifelte in diesem Moment mich jemals aus seinem Griff lösen zu können.
Mein Mund funktionierte wieder schneller als mein Gehirn und ich realisierte erst jetzt, dass ich soeben meine erste Liebeserklärung überhaupt verkündet hatte. Überwältigt von meinen eigenen Gefühlen stützte ich mich mit meinen Armen aus dem Rollstuhl, um das Bett anzusteuern. Ich fiel ohne Halt auf die Knie und anschließend auf alle Viere.
Milan versuchte mich zwar zu stützen, doch er verzweifelte an dem Versuch. "Siehst du, das meine ich. Ich werde dir nie helfen können. Wir werden niemals das Haus verlassen. Du wirst mich niemals heiraten, oder Kinder haben. Nichts Physisches. Das ist kein Leben für so eine junge Frau!" , fluchte er vor sich hin, während ich selbstständig auf das Bett krabbelte.
Er verstand es einfach nicht. Mich so schwach zu zeigen, wäre mir vor jeder anderen Person so peinlich gewesen, vor ihm aber nicht. Was brachte mir ein Mann, der mich auf die Beine hob, wenn ich einen hatte, vor dem ich fallen durfte, um selbstständig wieder aufzustehen?
Ich war doch noch nie eine kleine Prinzessin gewesen, die auf die Hilfe eines Mannes angewiesen war.
Erschöpft von dieser Diskussion, versank mein Kopf in dem Kissen. Ich kreiste mit meinen Zeigefingern über meinen Schläfen. Neben mir senkte sich die Matratze ein wenig. Ein kurzer Seitenblick verriet mir, dass Milan sich zu mir gelegt hatte und ebenfalls die Decke anstarrte.
"Erstens, vielleicht will ich ja gar nicht unbedingt heiraten, oder Kinder. Das sind sowieso voll die siebziger Ansichten. Sorry.
Und lass es uns positiv sehen, ich kann auf jede Party gehen, ohne, dass du was dagegen tun kannst und du wirst niemals zum gewalttätigen Partner mutieren!" Milan starrte mir nur ungläubig entgegen, bevor auch seine Mundwinkel zuckten. "Du bist einfach nur verrückt", stellte er fest, ohne es auch nur ein wenig böse zu meinen.
Ich nutzte die Gelegenheit, wandte mich zu ihm und kuschelte mich in sein weißes Shirt. Seine tiefen Atemzüge versetzten mich in Trance, die seine Finger, die über meiner Schulter kreisten, nur verstärkten. Mir fehlte nur sein Herzschlag, den ich mir so sehnlichst herbei wünschte.
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