leichter Regen
Ein ganz normaler, verregneter Mittwoch. Die Laterne in meiner Hand flackerte ungesund und drohte zu erlöschen, was wenig verwunderlich war, da die Regentropfen gnadenlos auf sie herab prasselten, und dabei nicht nur das Helle Wachs, welches sie verschlang, gegen die Glasscheibe katapultierten, sondern auch viel zu nahe an den -für sie überlebenswichtigen- Docht einschlugen. Ich selbst war von Kopf bis Fuß durchnässt und meine Glieder waren taub von der Kälte, welche sich über das Waldstück gelegt hatte. Triefend und bibbernd huschte ich gebückt an Sträuchern und Wurzeln eines von mir selbst getretenen Fad entlang, welchen ich als kleiner Zwerg entdeckt hatte, wo meine Nasenspitze noch nicht einmal bis über die Türklinge ragte. Schützend eine Hand vor die Augen haltend, um wenigstens etwas zwischen dem schüttenden Wasser zu erkennen, kämpfte ich mich weiter durch das Unterholz. Schob Äste bei Seite und tauchte unter massiverem Geäst hindurch. Dabei sah ich nicht viel mehr, als meine eigene Hand, die brannte durch all die kleinen Schrammen, welche Drohnen zurück ließen. Einer der Äste schnallte mit einer solchen Geschwindigkeit zurück zu mir, dass er eine Schramme, welche sogleich begann unangenehm zu brennen, hinterließ. Doch auch das hielt mich nicht davon ab meinen Wag fort zu setzen. Seit einigen Tagen -genauer, seit ich es das erste mal geschafft hatte meine Magie zu kontrollieren und Funken aus meinem Zauberstarb schießen zu lassen- hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht diese Fähigkeiten zu trainieren, denn auch wenn ich mit dem Wissen aufgewachsen war, dass Magie existierte, so wusste ich doch nahe zu gar nichts über sie. Als diese Zauber wirkten einfach ohne mich und es hatte sich niemals jemand die mühe gegeben sie mir zu erklären oder gar bei zu bringen. Bis vor einigen Tage hatte ich nicht einmal meine eigene Magie verstehen können, ob wohl sie ein angeborener Teil von mir war, der mich aus machte. Daher begann ich zu trainieren, um endlich die Welt um mich herum zu verstehen. In wenigen Tagen hatte ich es geschafft gleich mehre Zauber zu vollbringen, nachdem ich parva flammae Problem los beherrscht hatte war es mir möglich gewesen erst einen Zettel und später sogar einen Stück Todholz schweben zu lassen. Wie auch bei parva flammae waren die Worte einfach aus mir heraus gesprudelt und ich musste sie mir nur merken und wiederholen, schon hatte ich einen weiteren Zauber erlernt. Es tat unglaublich gut zu sehen, zu was ich fähig war. Dabei konnte ich nicht wissen, ob es normal war, dass junge Zauberer solche Wunder bewirkten, aber ich kam mir wie ein Superheld vor, wenn ich einen Zauber wirkte. Von meinem Lernerfolg wussten nur ich und die Natur um mich herum. Es war nicht so, als würde ich mit niemandem darüber reden wollen, aber es war grund auf niemand da um darüber zu sprechen. Mein Vater lebte, wie ich, in seiner eigenen Welt und merke weder meine An- noch Abwesenheit und Mira fand ich bereits seit einigen Tagen nicht mehr, weswegen ich vollkommen auf mich allein gestellt war. Ein kleiner Hase hatte eines Abends auf der anderen Seite der Lichtung gesessen und zu mir gesehen, ich hatte versucht auf ihn zu zugehen, doch sobald ich einen kleinen Schritt auf ihn zutat floh er blitzschnell in den schützenden Wald. Ich konnte nicht abstreiten, dass diese Einsamkeit an mir nagte, auch wenn ich sie nach all den Jahren kennen sollte, aber trotzdem schmerzte es selbst in den Tieren des Waldes keinen Halt finden zu können. Selbst bei diesem Wetter konnte ich es mir nicht nehmen lassen weiter zu über -wofür wusste ich dabei selbst nicht wirklich. Es gab mir ein Gefühl von Kontrolle und irgendwie auch von Gemeinschaft. Die Magie war wie abertausende mikroskopisch kleine Wesen, die mir mit ihrer Präsens Wärme und Zuneigung entgegen brachten. Vielleicht lag es an all den Zauberern, die es auf diese Welt gab, mit welchen ich mich in diesen Momenten verbunden fühlte oder es lag daran, dass Magie etwas so unendlich Altes war, dass ich ihre Macht als Gemeinschaft sah.
Wo ich, als ich endlich das Loch im Blätterdacht erahnen konnte, noch dachte er wäre alles wie die Tage zuvor, da wurde ich beim Betreten der Lichtung eines besseren belehrt. Doch da war es bereits zu spät um zu bereuen, dass ich mich auf den Weg aus der Warmen Stube hin zu diesem Platz gemacht hatte. Vor mir stand eine Gestallt, eben so begossen wie ich, die eine unglaubliche Präsens ausstrahlte. In einen purpurroten Umhang gekleidet, stand sie trotz des erschlagenden Regens aufrecht da, die spitze Kapuze des Gewands tief über das Gesicht gezogen. Der Stoff sah robust aus und doch wunderte es mich, wie das Wasser an ihm abzuprallen schien, als wäre es ein übergroßes Seerosenblatt. Einzig die Stiefel des Trägers ragten darunter hervor, wie ich auf die Entfernung von wenigen Metern, welche ich zu der Person hatte, erahnen konnte. Der Regen machte es nahe zu unmöglich mehr zu erahnen, auch wenn die Person langsam auf mich zu trat So hatte ich mir ein September Wetter nicht vorgestellt. Wie angewurzelt Verhalte ich in meiner lauernden Position, dabei schien ich schon lange nicht mehr unbemerkt geblieben zu sein. Mit zwei großen Schritten befand die zierliche, verhangene Gestallt vor mir. Vollkommen eingeschüchtert verharrte ich, spürte plötzlich einen unendlichen Sog, der mich ergriff. Wie in einem riesigen Wirbelsturm gefangen drehte sich die Welt um mich, bis dass ich einerlei Formen oder Farben von einander trennen konnte. Fest spürte ich den Druck der fremden Hand an meinem Jackenärmel, als Übelkeit meinen Hals impor kroch. Es schnürte mir den Weg zum Atmen ab. Lies mich langsam den Fokus verlieren und dunkle Punkte vor meinen Augen Funken sprühen. Keuchend und nach Luft ringend begann die Welt um mich herum langsam wieder zum Stehen zu kommen, doch es war nicht der selbe Ort, an dem die Gestallt mir aufgelauert hatte.
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