//Chapter two// Engel
"Das ist also das letzte an das du dich erinnerst?" fragte mich Pippa.
Ich nickte und trank einen Schluck aus dem Gebräu welches sich in meinem Becher befand. Es schmeckte süßlich und breitete sich warm in meiner Brust aus.
"Also bist du nicht von der anderen Seite?" fragte Maike zögerlich
"Nein! Hast du doch gerade gehört!" fuhr Kalem sie an.
"Aber wenn sie nicht von hier ist und auch nicht von der anderen Seite, von wo ist sie dann?"
Pippa stand schwerfällig auf und nahm uns die Becher aus der Hand.
"Ich denke das war genug für heute. Bringt sie in die Gästehütte. Dort kann sie ersteinmal bleiben."
Maike und Kalem nickten und schoben mich aus dem Zelt. Wir liefen einen schmalen Weg zwischen den Lehmhütten hindurch.
"Sagt mal...was ist diese "andere Seite"?"
"Pssst! Eigentlich dürfen wir garnicht darüber reden!" zischte Maike.
"Wieso?"
"Es ist so eine Art verbotenes Thema bei uns."
"Und warum?"
"Das musst du noch nicht wissen." sagte Kalem ernst und bog um eine Ecke.
Wir standen vor einer Hütte welche zum verwechseln ähnlich so aussah wie die anderen.
"Das wird für deinen Aufenthalt hier deine Hütte sein. Zum Abendessen werden wir dich holen. Zieh das weiße Kleid an was dort liegt."
"Wir sehen uns!"
Und dann waren die beiden verschwunden. Vorsichtig betrat ich das Haus.
Es war relativ dunkel. Nur durch zwei Fenster fiel etwas Sonnenlich von der bereits untergehenden Sonne hinein. Durch ein paar Strohhalmen im Dach malte die Sonne kleine Punkte auf den Boden. Auf der einen Seite stand ein Bett mit einer Matratze ebenfalls aus Stroh. Daneben stand ein Holzschrank. Ich öffnete ihn. Darin hang nur ein weißes Gewand wie das von Kalem und Maike.
Ich zog es an und betrachtete mich von oben. Sah garnicht so schlecht aus.
Vorsichtig lugte ich aus der Hütte. Der Pfad auf dem wir gekommen waren schlängelte sich zwischen weiteren Hütten hindurch und bog dann nach links ab. Ich entschied mich in die Richtung zu gehen von wo wir gekommen waren. Doch schon bei der ersten Anzweigung blieb ich ratlos stehen. Ich ging meinem Gefühl nach und bog nach rechts ab.
War der Weg wirklich so lang gewesen? Oder hatte ich mich einfach nur hoffnungslos verlaufen? Ich lief seit gefühlten Stunden durch das Dorf welches man fast schon als Kleinstadt bezeichnen konnte. Irgendwann fand ich mich auf einem großen Platz wieder. In seiner Mitte stand ein Brunnen. Aus den Mäulern von zwei riesigen Fischen sprudelte Wasser und lief in das Becken. Am Rand des Platzes standen wieder Hütten, nur waren sie größer als die anderen. Es waren vier. Die eine war weiß gestrichen und die Tür gold bemalt. Die zweite war rot und wies ein schwarzes Dach auf. Das nächste Häuschen war grasgrün angemalt und Bienen zogen ihre Runden darauf. Und das vierte und letzte war blau mit weißen Wolken. Zwischen ihnen zweigten Pfade ab und verschwanden im Gras.
Von einem dieser Pfad kam nun Pippa. Sie watschelte mit einem Gehstock und in gebückter Haltung auf den Platz und schien mich nicht zu bemerken. Ich lief zu ihr und rief mehrmals ihren Namen. Erst als ich sie fast erreicht hatte, sah sie auf und blickte mich an.
"Guten Abend mein Kind. Willst du auch zum Abendessen?"
"Ähm...ja...ehrlich gesagt habe ich mich verlaufen und-"
"Das ist kein Problem. Komm einfach mit mir."
Eigentlich wollte ich die alte Dame nach dieser "anderen Seite" fragen aber die Aussage von Maike dass es ein verbotenes Thema war ließ mich schweigen.
"Was liegt dir auf dem Herzen?" fragte die Frau schließlich.
Ich überlegte kurz ob ich die Wahrheit sagen sollte aber entschied mich schnell.
"Ich habe Maike und Kalem gefragt was es mit dieser anderen Seite auf sich hat aber sie wollten mir nicht antworten."
"Nimm es ihnen nicht übel. Sie dürfen darüber nicht sprechen."
"Und warum?"
Pippa seufzte.
"Es ist kompliziert."
"Ist nicht schlimm! Ich will es wissen!"
"Nagut. Also.... Das ganze begann vor etwas zweitausend Jahren. Wir sind keine normalen Menschen musst du wissen. Wir sind Engel."
☆Flashback☆
Ein kleines Mädchen lief lachend einem Ball hinterher und wollte ihn aufheben als jemand auf ihn trat und ihn so kaputt machte. Das Mädchen sah auf. Über ihr baute sich ein großer Mann auf. Er trug eine Rüstung und grinste sie böse an. Weinend lief die Kleine zu ihrer Mutter zurück.
Eine ältere Frau trat aus einer großen Hütte am Rand des großen Platzes. Sie ging auf den Mann zu.
"Was wollen Sie hier General?" fragte sie.
"Miranda. Wie lange kennen wir uns nun schon?" fragte der Mann. "Wieso Siezen wir uns denn noch."
"Sagen Sie schon!" fauchte die Frau.
Der Mann hob beschwichtigend die Arme. Dann griff er in seine Tasche und zog ein zusammengerolltes Papier hervor. Er überreichte es Miranda.
Sie nahm es entgegen und rollte es auf.
"Das kann nicht Ihr ernst sein."
"Doch."
"Aber soetwas gab es zuletzt vor 30 Jahrtausenden. Wir sind seit über 2 000 000 Jahren befreundet."
"Ich mache die Regeln nicht."
Aus den anderen drei großen Hütten traten ebenfalls Personen. Zwei Männer und eine weitere Frau.
"Dann ist es wohl so."
Miranda drehte sich zu dem Dorf um und hob die Arme.
"Die Teufel erklären uns den Krieg!"
☆Flashback ende☆
"Einfach so? Ohne Grund oder wie?"
"Ja. Miranda war meine Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-......Ur-Ur-Ur-.... Naja egal aber sie ist eine meiner Vorfahren musst du wissen. Sie und die anderen Großen starben in den Krieg. Seitdem gibt es niemanden mehr, der in den großen Hütten lebt."
Mein Blick glitt über die Häuser.
"Das war genug für heute. Lass uns was essen gehen."
Sie ging weiter und ich folgte ihr nachdenklich. Kurze Zeit später standen wir vor einer Hütte in die mich die alte Frau hinein führte. Ein meterlanger Tisch stand gedeckt in der Mitte des Raumes. Unzählige Stühle standen darum. Maike und Kalem kamen zu uns.
"Schön dass ihr da seid. Setzt euch!" sagte Maike und zeigte mir wo ich mich hinsetzen konnte.
Die anderen Engel die hier waren musterten mich und tuschelten. Ich kam mir unerwünscht vor und zog meinen Kopf ein. Immermehr Leute in weißen Gewändern versammelten sich. Nach einiger Zeit gab es einen Gong und alle setzten sich.
Pippa stand am Kopfende des Tisches und wartete bis es still war.
"Liebe Engel!! Bitte begrüßt mit mir das Mädchen welches uns heute besucht. Nehmt sie zu euch auf. Keine Angst, sie ist nicht von der anderen Seite. Aber ich möchte euch ja garnicht lange auf die Folter spannen. Guten Appetit."
Als hätte es einen Startschuss gegeben, begannen die Leute sich die Teller vollzuladen. Es gab alles mögliche. Käse, Wurst, Nudeln, eine Art Pizza, Pasteten, unzählige Suppen, Brot und noch mehr.
Es wurde viel gelacht und Späße gemacht. Die Stimmung war sehr fröhlich. Erst als die Nacht sich schon finster über das Dorf gelegt hatte und die ersten Sterne am Himmel zu sehen waren, ließ ich mich in mein Bett fallen und schlief sofort ein.
Fortsetzung folgt
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