Kapitel 6
Gleich Morgen werde ich mich auf den Weg machen. Luyen werde ich selbstverständlich mitnehmen.
Auch wenn es schmerzhaft sein wird.
Er soll seinen Großvater gebührend und vernünftig verabschieden können.
Dafür werde ich auf jeden Fall sorgen.
Nach einer Weile lasse ich den armen Jungen wieder los.
,,Komm, ich bring dich in das vorbereitete Zimmer. Du musst dich noch erholen. Wir gehen morgen auf eine Reise. Und du bist mein Wegweiser. Mein kleiner Navigator."
Auch mein Lächeln muntert ihn im Moment nicht auf.
Das wäre auch zu früh. Ich weiß.
,,Ich will bei Opa bleiben."
Diese Hilflosigkeit, während Luyen sich weinend an den kalten Körper seines Großvaters klammert.
Trauer bei Kindern tut mir am meisten weh.
,,Dann hol ich uns wenigstens Kissen und Decken. Ich werde mit dir hier bleiben. Versprochen."
Keiner muss da alleine durch. Und das sollte man den Trauernden auch zeigen.
,,Hanamori! Ich brauche Decken und Kissen!"
Mein Lieblings-Hyuga beeilt sich und bringt mir die gewünschten Sachen.
,,Kann ich noch etwas für euch tun? Ein Kakao vielleicht?"
Luyen schüttelt den Kopf. Er hat Hanamori nicht einmal angesehen.
Ich lege die Kissen auf den Boden und nehme die Decken an mich.
,,Bleibst du diese Nacht in Bereitschaft? Das wäre ganz gut." Seine hellen Augen sehen entschlossen aus. ,,Selbstverständlich. Ich halte mich für alle Notfälle bereit. Soll ich noch einer weiteren Person Bescheid geben?"
Für einen Moment denke ich da tatsächlich drüber nach.
,,Gib Sana noch Bescheid. Einer von euch bleibt beim Hauseingang, der andere bleibt hier vor dem Zimmer. Ich habe schon den halben Tag lang so ein ungutes Gefühl. Ich will rechtzeitig Bescheid wissen, wenn euch etwas komisch vorkommt. Dann kann ich zumindest noch reagieren."
Mir zwei Hyugas als Wachposten sollte ich mich ein wenig sicherer fühlen.
Luyen hat sich auf ein Kissen fallen lassen und sitzt neben seinem Großvater. Seine Hand hat er noch immer nicht losgelassen.
Die Tränen laufen aber zum Glück nicht mehr so doll.
Ich warte noch einen Moment, bis ich mich neben ihm niederlasse.
Behutsam lege ich eine der Decken über Luyens Beine.
Er zittert.
Gerade als ich noch eine Decke für ihn holen möchte, greift er nach meinem Ärmel.
,,Kita?" Seine Stimme weint, auch wenn seine Augen es nicht mehr tun.
,,Was ist denn?"
Er schaut mich an. Ich habe noch nie so traurige Augen gesehen.
,,Geht es Opa jetzt besser?"
Liebevoll streiche ich ihm durchs kastanienbraune Haar.
,,Es geht ihm wieder gut. Er hat nun keine Schmerzen mehr."
Mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen klettert er auf meinen Schoß und kuschelt sich an mich.
,,Das ist schön."
Und schon ist Luyen auch eingeschlafen.
,,Morgen sieht die Welt schon anders aus, mein Kind."
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