Kapitel VI: Wiedersehen
Der Tag war gekommen. Heute sollten sie also ein weiteres Mal in die so verhasste Dimension der Akuheï reisen. Issei atmete hörbar aus. "Warum sollen wir das tun ? Das könnte genauso gut jeder andere Dämon übernehmen. Wollen die uns loswerden ?" Betroffen starrte er aus dem Fenster des Zuges und erinnerte sich an das letzte Treffen mit Kamī. Der Shinigami hatte ihm damals ein wirklich verlockendes Angebot gemacht. Und auch wenn Rias ihm viel bedeutete hatte er tatsächlich überlegt dieses anzunehmen. Das es mehr als unmoralisch gewesen wäre wusste er selber. Trotzdem hatte er Nächte lang davon geträumt wie er als König der Akuheï auf dem Thron saß, umzingelt von Schönheiten aus allen Dimensionen. Issei fing sich wieder. Es gab wichtigeres als sowas. "Natürlich ist das hier kein Selbstmordkommando. Allerdings besteht eine gewisse Lebensgefahr immer. Das solltest du ja kennen", Rias' Worte rissen ihn aus den Gedanken, "Diese Mission ist die wahrscheinlich wichtigste die wir jemals hatten. Wenn wir versagen besiegeln wir damit das Schicksal aller Dämonen. Und auch unser eigenes." Sie alle waren angespannt. Keiner von ihnen wusste wie sich Kamī in dem Jahr entwickelt hatte. Eins war jedoch sicher: Er war nicht mehr derselbe von dem sie sich so sang- und klanglos verabschiedet hatten. Aber wie hatte er sich verändert ? Würde er sich auf die Bedingungen einlassen ? Diese Verhandlungen könnten Tage dauern. Niemals würde er so lange mit dem Angriff auf Tokyo warten. Und dann würden nicht nur Millionen von Menschen, sondern auch Dämonen sterben. Das durfte einfach nicht passieren. Aber wie sollten sie ihn umstimmen ? Er hatte das Ruder in der Hand und konnte sie in jede beliebige Richtung lenken. Eins war jedem von ihnen klar. Dieser Auftrag war der gefährlichste den sie bislang hatten.
Issei lehnte sich zurück, dabei viel sein Blick auf Akeno. Sie saß etwas abseits von den anderen und betrachtete ein Stück Papier in ihrer Hand. Als merkte das Issei sie anstarrte ließ sie es schnell verschwinden.
"Ich darf euch wohl alle, und gerade dich Akeno, daran erinnern dass auch nur der kleinste Fauxpas für unser Ende sorgen könnte. Haltet euch also zurück wenn ihr Kami seht und vergesst nicht ihn mit Hoheit oder Majestät anzusprechen." Leise konnte man wiederwilliges murren hören, aber jeder war sich der Situation, der Gefahr bestens bewusst.
Wenige Stunden später war es soweit. Der Zug hielt und die Dämonen mit Rias an der Spitze machten sich auf in Richtung des Schlosses. Es hatte sich viel verändert. Aus der heruntergekommenen, zerstörten Stadt war eine bunte und blühende Metropole geworden. Wo früher noch Schmutz und Dreck im Überfluss war konnte man jetzt Blumen in den verschiedensten Formen und Farben angeordnet bewundern. Auch Bewohner und Atmosphäre hatten sich verändert. Es sah so aus als wären alle glücklich und zufrieden. Vor dem Bahnhof tummeltem sich keine Obdachlosen mehr und auch die Bettler und Verletzten lagen nicht meht in den Straßennieschen. Hatte das Kami getan ? War er dafür verantwortlich das diese Menschen jetzt ein zu Hause, essen und vielleicht sogar einen Beruf hatten ?
Sie gingen durch die Straßen und je näher sie dem Schloss kamen desto breiter wurden die Straßen. Die Häuser wurden größer und prunkvoller und die Verziehrungen reichlicher. Und dan sahen sie es. Wie aus der Asche neu erstanden. Die früher verwitterten und teilweise zerstörten Türme waren saniert worden und strahlten in einem dunklen Violett. Die goldenen Ornamente zwischendrin reflektierten die Sonne uns glänzten wie einzelne kleine Sonnen.
Fanfare ertönten. Ein langer Spalier von Dienern ebnete den Dämonen den Weg durch das Tor. Und am Ende stand er. Der König der Akuheī. Der Herrscher des Akuma-Imperiums. Eroberer der 4 Dämonenwelten. Der so verhasste Feind der Dämonen und der Einzige, an dem sie sich bislang die Zähne ausgebissen hatten.
Kami Ghidorah.
Augenblicklich stieg in jedem von ihnen dieses eiskalte und beklemmende Gefühl wieder auf, was sie schon bei seiner Ankunft vor einem Jahr gespürt hatten. Nur diesmal war es viel stärker. Kein Zweifel das sich Kamis Macht in dem Jahr mehr als verdreifacht hatte. Der gefährlichste Mann des Universums. Und er stand einfach nur da...und grinste sie breit an. Neben ihm stand eine, den Dämonen umbekannte Frau. Sie trug ein ähnliches Kleid wie es bereits Mikadzuki getan hatte, nur war sie um einiges schöner als die ehemalige Königin. Das konnte nur Kamis Frau sein. Ihr Gesicht kam dem Dämonen zwar bekannt vor, aber niemand konnte sich genau erinnern. Kami küsste sie kurz und schickte sie dann mit zwei Soldaten zusammen ins Schloss.
Er drehte sich um und sah ihnen mitten in die grimmigen Gesichter. "Nun zu euch, ich hoffe ihr hattet eine angenehme Anreise." Diese Stimme brannte sich augenblicklich in Akenos Kopf. Die Stimme die sie so hasste, aber auch so liebte. Doch nicht nur in Akeno kamen schreckliche Erinnerungen beim Klang dieser Stimme auf. Auch Rias wurde mit Schrecken zurück in jene Nacht gerissen, in welcher sie einst Kamis Geheimnis lüftete. "Quatsch nicht dumm rum Kami. Wir sind nicht zum Spaß hier.", entgegnete sie verbissen. Kami grinste nur. "Naw, wie schade. Gerade von dir Rias, hatte ich eigentlich mehr Freude an unserem Wiedersehen erwartet. Soll ich dich nochmal in das Zimmer führen ?" Issei wollte losrennen, wollte Kami denselben Schmerz zufügen den sie alle spüren mussten, doch Rias hielt ihn zurück. "Groar ! Was denkst du dir eigentlich du widerwärtiger Mistkerl !" "Nicht Issei. Wir sollten ihn nicht provozieren." Kami kam auf Issei zu. "Ahja, Hyoudou. Sieh mal an Rias, du hast sogar dein Schoßhündchen mitgebracht." Er beugte sich nah an sein Ohr. "Ich hab dich kämpfen sehen, Hyoudou. Bei der Versammlung. Mein Angebot, mein Schüler zu werden steht noch, überlegs dir. Es wäre schade wenn ein Krieger wie du einer bist so sinnlos sterben müsste." Kami streckte Issei die Hand entgegen. Doch Issei spuckte nur in diese. Angeekelt zog Kami sie weg. "Huhm, na schön. Du kannst es dir ja nochmal überlegen. Würdet ihr bitte die Freundlichkeit erweisen mir zu folgen. Dann zeige ich euch eure Gemächer." Issei sah ihn verwirrt an. "Wieso du, wo ist Sherazai ?" Kami grinste. "Nun, Sherazai ist meine Frau." Bei diesen Worten zuckte Akeno zusammen. War das sein Ernst ? Sherazai ? Die Dienerin war jetzt seine Frau ? Langsam kochte Wut in ihr auf. Das war ihr Platz. Sie sollte jetzt eigentlich seine Königin sein. Sie war vielleicht die zweite nach Mikadzuki gewesen, aber immer noch vor Sherazai. Sie wollte irgendetwas tun. Wollte ihn schlagen, ihm wehtun, zumindest etwas sagen um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Doch alles was Akeno tun konnte war Luft zu holen. Würde sie jetzt handeln, dann hinge die gesamte Mission am seidenen Faden. So schluckte sie ihren Frust herunter und schloss sich den anderen in Richtung des jetzt noch pompöseren und prunkvolleren Schlosses an.
In der Eingangshalle wurden sie von Mägden und Butlern empfangen, welche sie freundlich anlächelten. Ein paar Kinder hüpften fröhlich um sie herum und warfen mit violetten Blüten um sich. Es war nichts mehr von der tristen, beklemmenden und düsteren Atmosphäre übrig, welche sie damals verlassen hatten. Wenn das ebenfalls die Zukunft für ihre Dimension sein sollte dann- "Eine perfekte inszenierung.", flüsterte Rias plötzlich, "lasst euch von all der Heiterkeit nicht blenden. Sie wollen uns die Kapitulation nur schmackhaft machen." "Aber Chefin, es sieht hier alles so bunt und so fröhlich aus. Meinst du nicht auch, dass eine Herrschaft unter Kami nicht vielleicht von Vorteil wäre ?"
Rias funkelte Issei böse an. "Eine Herrschaft von Kami würde die völlige Loslösung von all deinen Rechten bedeuten. Auch wenn es hier noch so toll aussieht, diese Menschen leben ihr Leben nur so wie Kami es ihnen vorschreibt. Sie haben kein eigenes. Willst du deins hierfür opfern ?" Issei schüttelte den Kopf und sah betreten zu Boden. Kami wollte das er sein Nachfolger wurde. Das hatte er nun schon mehrmals erwähnt. Nur warum, das war ihm bislang noch nicht klar.
Kami führte sie durch die unterschiedlichsten Gänge und Sääle, die sie schon beim letzten Mal gesehen hatten. Dabei quasselte er ununterbrochen von den unzähligen Erweiterungen und Renovierungen welche das Schloss seit ihrer letzten Begegnung durchlebt hatte. Einige Zeit später kamen sie an einen Gang. Dort blieb Kami stehen. "So, da wären wir. Hier sind eure Gemächer.", er grinste böse. "Für euch, Hyoudou und Rias hab ich eine besondere Überraschung." Er führte sie zum Ende des Gangs, wo sie vor einer besonders prunkvollen Tür standen. Kami öffnete sie und Rias zuckte zusammen. Es war DAS Zimmer. Kamis altes Zimmer. Das, in welchem sie die schlimmste Nacht ihres Lebens erlebt hatte. Es war genauso hergerichtet wie damals. Sogar die Weingläser waren halb gefüllt. Einzig die schlafende Mikadzuki fehlte auf der eleganten Schlafcouch. "Nur das beste für euch, meine teuerste.", flüsterte Kami verschwörerisch, dann wandte er sich an alle: "Ich erwarte euch gegen sieben im Speisesaal. Einen angenehmen Aufenthalt."
Mit diesen Worten drehte er sich um und spazierte leise kichernd aus dem Korridor. Unterwegs traf er auf einen der Diener. "Verlief alles zu ihrer Zufriedenheit, mein Gebieter ?", fragte er ehrfurchtig. Kami nickte. "Kihihi...ihr habt ganze Arbeit geleistet."
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