Kapitel XVII: Die schwarze Seite
Rias erwachte mitten in der Nacht. Sie hatte einen seltsamen Alptraum gehabt. Issei neben ihr schlummerte friedlich vor sich hin und schnarchte leise. Rias stand auf. Irgendwas hatte sich verändert, seit sie schlafen gegangen war. Etwas oder jemand neues war hier. Die Macht, welche von Kasai ausging hatte sich ungeheuer vervielfältigt. Was war nur los oder passiert ? Was oder wer auch immer es war, war unfassbar zornig. Und unfassbar böse. Leise und nur im Nachthemd schlich sie über den weichen Zimmerteppich hin zur Tür. Sie öffnete die Tür und schlich sich in den Gemeinschaftsraum. Keine Wachen. Seltsam. Sie brauchte ein bisschen bis sie den Weg zum königlichen Schlafzimmer gefunden hatte. Auch hier waren keine Wachen. Nicht mal Sherazai war zu sehen. Jetzt wurde die ganze Sache äußerst mysteriös. Rias öffnete die Tür zum königlichen Schlafzimmer. Es war riesig. Ins Auge fiel natürlich das gewaltige Bett, welches unbenutzt schien. Tatsächlich lagen Kasai und Mikadzuki auf dem großen Sofa und schliefen. Besser gesagt schlief nur Mikadzuki. Kasai lag hellwach neben ihr und streichelte sanft ihren Rücken. Rias machte einen Schritt vorwärts und trat auf den Schwanz einer Katze, die aufgeregt fauchend davon zischte. Kasai setzte sich auf. Ob er sie bemerkt hatte ? Sein Blick wanderte durch den Raum. Schnell verschwand Rias durch eine offene Tür in einen großen Kleiderschrank. Sie hörte die beiden reden. "Was ist den los Kami ?", fragte Mikadzuki schwach. Hatte sie Kasai gerade Kami genannt ? Er hieß doch Kasai. Oder etwa nicht ? War das auch eines der ungelösten Mysterien um seine Person ? Angespannt atmete Rias leise und in kurzen Zügen ein und aus. Was wenn er sie bemerken würde ? Nein daran durfte sie gar nicht denken. "Es ist alles okay Mika. Ich dachte nur ich hätte was gehört. Ich geh mal kurz raus Luft schnappen, okay ?" Sie kuschelte sich wieder ein. "Tu was du nicht lassen kannst, Darling." Er küsste sie auf die Wange und verließ den Raum dann durch eine Tür. Rias atmete erleichtert aus. Aber was war mit ihm los. Er war auf einmal so verändert. Noch vor wenigen Stunden hatte er um Akeno geweint und jetzt schlief er schon mit Mikadzuki als wäre sie seine einzige große Liebe gewesen. Rias wollte den Schrank verlassen und zurück zu ihrem Issei gehen, doch sie blieb wie angewurzelt stehen. Ihre Beine warem an Teppich festgefroren. Sie war gefangen. Eine Falle ! Von hinten legte sich eine Hand auf ihren Mund und Kami flüsterte ihr ins Ohr: "Wenn du schreist, bringe ich dich und jeden deiner Freunde um. Oder du tust nichts und wir haben ein bisschen Spaß zusammen. So wird niemand zu Schaden kommen. Außer dir vielleicht. Ich gebe dir eine Minute zum überlegen." Dies war nicht mehr der liebenswerte und schüchternde Kasai den sie kennengelernt hatten. Es war ein diabolisches Monster. "Dreißig." Jetzt war sie dran mit dem Spiel der Akuheï. Er hatte sie in eine perfekt aufgstellte Falle gelockt und sie hatte ihm auch noch alle Informationen der richtigen Anwendung des Spieles gegeben. Kasai oder Kami, er wusste bereits für was sie sich entscheiden würde. Sie zog sachte seine Hand von ihrem Mund. "Ist schon gut. Ich gehöre ganz dir." Kami grinste diabolisch. "Wusst ich's doch. Durch und durch Rias Gremory. Dafür werde ich dir auch jede Frage beantworten die du mir dananch stellen wirst." "War-", begann Rias, doch Kami legte ihr erneut die Hand auf den Mund. "Ah ah aah. Ich sagte danach." Er schob ihr Nachthemd höher und presste sich enger an sie. Rias hatte das Gefühl sie würde explodieren. Sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken und fragte sich, wie lange das Ganze gehen würde. Leise stöhnte sie in Kamis Hand. Sie hätte nie gedacht dass dieser schüchternde Junge mal zu einer solchen Bestie werden könnte. Sie hatte ihm schon immer misstraut, aber so eine Wendung hatte sie nicht erwartet.
***
Stunden später. Rias konnte kaum noch stehen. Sie schleppte sich zurück zum Gemeinschaftsraum, wo sie in einen der Sessel fiel. Kami hatte ihr natürlich nicht ihre Fragen beantwortet. Nachdem sie fertig waren meinte er nur er wäre zu müde und alles weitere würde er morgen klären. Tränen rannen Rias' Gesicht herunter. Sie hatte gehofft ihre Unschuld an Issei zu verlieren. Nie hatte sie so etwas im Erwägung gezogen. Doch Kami würde auch jeden von ihnen umbringen, wenn sie es irgendwem erzählen würde. Und jetzt lag sie da. Die starke Rias Gremory. Getäuscht, Überlistet und benutzt. Kami brach sie alle. Erst Akeno, jetzt sie. Er hatte seine wahre Form wiederentdeckt. Der rücksichtlose, egoistische Shinigami. Es kam ihr so vor, als wäre eine schwarze, bislang verdeckte Seite von Kami plötzlich wiedererwacht. Vielleicht war das von Anfang an sein Plan gewesen. Die Dämonen auf hinterhältigste Weise psychisch zu foltern. Doch was hatte er dann mit Issei, Koneko und dem Rest vor ? Gar nicht auszumalen, was passieren würde, wenn er den ganzen Okkultismus Club brechen würde. Immer wieder gingen Rias diese Gedanken durch den Kopf. Wie war aus dem alten Kasai, der skrupellose Kani geworden ? Noch lange dachte Rias darüber nach, bis sie schließlich einschlief.
***
Kami stand mal wieder auf dem Balkon und starrte nachdenklich sein Weinglas an. Er hatte seine Erinnerung wieder. Er war König. Er würde die Akuheï wieder zu der Stärke führen, die sie vor 5 Jahren bereits innehatten. Und er würde die lästigen Dämonen bald los sein. Ein Wunder, dass sie noch nicht abgezogen waren. Scheinbar hatten sie noch eine Rechnung mit ihm offen. Obwohl es mehr als rosige Aussichten auf die nächsten Jahre waren, fühlte Kami eine ungeheure Leere in seinem Herzen. Und dann ließ er sein Glas fallen. Es zersprang klirrend am Boden. Kami kam alles wieder in den Sinn. Er zog seine Hose an und verließ den Raum. Mit schnellen Schritten ging er durch die Flure. Durch die Eingangshalle und durch weit verzweigte Kellerräume bis er ihn erreichte. Den Kerker. Die feuchte Luft wirkte bedrückend und die dunklen Wände schienen immer näher zu kommen. Mit einem Handzeichen bedeutete er den Wachen die Tür zu öffnen. "Bleibt draußen. Ist ne' Privatangelegenheit." Sie nickten und öffneten die Tür. Kami trat ein. Der Zellenblock für besonders gefährliche Personen war fast leer. Er sah 2, 3 müde Gesichter und dann erblickte er ihn. In der hintersten Zelle hing er. An ein Holzgestell angekettet. Lucar. Langsam ging Kami auf ihn zu. Lucar hob den Kopf. "Ich wusste es. Ich hab immer gewusst du kommst eines Tages zurück, Bruder." Kami starrte auf den Boden. "Ich habe dich zurückgelassen. Nur dank mir bist du all die Jahre in dieser beschissenen Position gewesen. Verzeih mir Bruder." Lucar lachte müde. "Nein. Es gibt nichts was ich dir verzeihen müsste. Ich habe mich für das große Ganze geopfert. Es war wichtig dass du überlebst." Kami öffnete die Zelle. "Ich hatte dich vergessen. Ich hätte es fühlen müssen." "Oh, du hast es gefühlt. Ich habe dich schließlich auch gespürt. 5 Jahre wartete ich auf ein Lebenszeichen deinerseits. Und dann. Diese Kraft. Ich wusste Gygons Plan war aufgegangen. Wir waren ein unendlich großes Risiko eingegangen. Du hättest in der Leere verbleiben können. Du hättest sterben können oder dich vielleicht gar komplett von deiner Kraft abwenden können." Langsam verstand Kami. Gygon hatte damals bewusst die Dämonen angegriffen um seine Kraft zu erwecken. "Aber ich habe Gygon getötet. Als ich noch von Sinnen war. Er ist zu Staub zerfallen." Wieder lachte Lucar. "Glaubst du wirklich ein so großartiges Genie wie Gygon lässt sich einfach so töten ? Er ist unerkannt ins Exil gegangen. Das was du getötet hast war nur ein Ebenbild, welches er erschaffen hat um dir unter die Arme zu greifen." Kami löste Lucars Handschellen und dieser fiel ihm kraftlos in die Arme. "Du bist auch nicht mehr das, was du mal warst Bruder.", sagte Kami. Lucar lächelte müde. Kami stützte ihn und sie verließen den Kerker. "Wo ist Mikadzuki ?", fragte Lucar. Kami schaute ihn fragend an. "Sie ist im Schloss, wieso ?" Tränen rannen Lucar die Wangen hinunter. "Ich werde diese Schlampe umbringen !"
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